Band ins Herz, Geld in die Tasche, Tod mit eingespeist
Dr. Alexander von Paleske ---- 4.5. 2025
Es ist ein riesengrosser Medizinskandal in der Schweiz: Ärzte, die freudig ein Band im Herzen kranker Patienten befestigten, das, statt Verbesserung der Pumpleistung des Herzens, zum Herztod führen konnte und offenbar bei nicht wenigen Patienten auch führte. Auch in Deutschland kam das Cardioband zum Einsatz.
Was es bewirken sollte
Dieses Band sollte durch eine Verengung die Trikuspidalklappe wieder schliessfähig machen. Also die Herzklappe, die den venösen Zustrom zur rechten Herzkammer reguliert, und dafür sorgt, dass beim Zusammenziehen des Herzens, also der Herzkontraktion, das Blut in die Lunge befördert wird, und nicht zurück dahin, wo es herkam: nämlich in den grossen Kreislauf. So wird die Belastung des Herzens reduziert, was insbesondere Patienten mit Herzinsuffizienz hilft, deren Trikuspidalklappen bei der Kontraktion des Herzens nicht mehr richtig schliessen weil das Herz erweitert, „ausgelatscht“ ist. Das Cardioband konnte minimalinvasiv eingesetzt werden, also ohne Öffnung des Brustkorbs.
Tierversuche zeigten Probleme auf
Dass das Cardioband zum Problem werden könnte, hatten schon die ab Beginn der Zehnerjahre angestellten Tierversuche gezeigt: Die Schrauben lockerten und lösten sich in 1/3 der Fälle.
Kaum überraschend
Kein Wunder: Die Schrauben, mit denen das Cardioband befestigt wird, wurden einfach in den Herzmuskel reingedreht. Das klappt z.B. bei Schittmachern, die aber nicht unter dieser Zugspannung stehen, wie das Cardioband..So kam, was kommen musste: die Schrauben lockerten sich, das Cardioband löste sich und dann bestand Lebensgefahr für Patienten.
FDA verweigert Zulassung
Und weil sich das im Tierversuch bereits zeigte, verweigerte die US-Zulassungsbehörde FDA in den USA die Cardioband-Zulassung.
In Deutschland zertifizierte aber 2015 die DEKRA, eine Prüfgesellschaft wie der TÜV, die schwerpunktmässig Kraftfahrzeuge und technische Anlagen überprüft, das Cardioband, und so wurde es europaweit zugelassen.
Erst 2024 zogen die deutschen Aufseher die Zulassung dann wieder zurück – nach einer Anfrage der „Welt am Sonntag“.
Dank der europäischen Zertifizierung war es den Besitzern der Patente möglich, reich zu werden. Sie verkauften die Rechte am Cardioband 2017 an Edwards Lifesciences nicht für ein paar lumpige, sondern 750 Millionen US-Dollar - cash to carry.
Und weil sich das Herzbändchen bei vielen Patienten offenbar nicht dauerhaft befestigen liess, entpuppte sich diese medizinische Wundertüte im Laufe der Zeit als Mogelpackung.
Money for nothing
Zwar bekamen die Rechte-Verkäufer nicht die volle Summe von 700 Millionen, sondern „nur“ etwas mehr als die Hälfte, aber das war immer noch reichlich, denn mittlerweile hatte die Firma Edwards Absatzschwierigkeiten wegen der aufgetretenen Problme.
Nach der Euphorie - auch Deutsche Kardiologen feierten und implantierten diese neue Wundertechnik - kam die Ernüchterung, und für eine unbekannte Zahl von Patienten – auch in Deutschland – der Tod. Angeblich soll dieses „Wunderbändchen“ aber immer noch vereinzelt in Deutschland verwendet werden schreibt die WELT am SONNTAG.
In einer Publikation im Deutschen Ärzteblatt im Jahre 2024 mit dem Titel „Diagnostik und Therapie der Trikuspidalklappeninsuffizienz“ wird dieses Cardioband schon gar nicht mehr erwähnt,
Anatomie eines Skandals
Das Schweizer Drama begann im Jahre 2013: Chef der Herzklinik am Universitätsspital Zürich von 2009 bis 2014 - auch er soll angeblich von dem Millionenverkauf an Edwards profitiert haben - war Professor Volkmar Falk, heute Chef der Herzklinik der Charité in Berlin. Der holte den Kardiologen Francesco Maisano als leitenden Oberarzt nach Zürich obwohl der nach Informationen des Finanz- Investigativmagazins Inside Paradeplatz weder Dissertation noch Habilitation vorweisen konnte, aber er brachte das Cardioband mit,
Das sollte offenbar ein „Riesending“ werden, und das wurde es auch – eine Zeitlang jedenfalls – bis es zu einem Riesenskandal wurde, nachdem die Journalistin der WELT am SONNTAG, Elke Bodderas, alles 2024 aufdeckte, und vor zwei Wochen noch einmal nachlegte „Lose Schrauben in der Herzkammer“.
Volkmar Falk war 2014 an die Charité berufen worden, auf Falk folgte sein Leitender Oberarzt Francesco Maisano, der nach Falks Weggang die Züricher Herzklinik bis 2020 leitete, und schliesslich gegangen wurde.Unter seiner Ägide schossen die Todeszahlen intraoperativ und postoperativ in die Höhe:
„Unter ACBP-Chirurgie (Bypasschirurgie) als eine der vielen Therapie- und Operationsarten lag die Sterberate in der Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich 10 bis 15 Mal höher, als in vergleichbaren Kliniken in der Schweiz oder in Deutschland“,
steht in dem Bericht einer Kommission welche die Zustände unter Maisano untersuchte.
Von den hohen Todeszahlen wusste die Öffentlichkeit dank eines Tages-Anzeiger-Berichts allerdings bereits 2018, als die Zeitung von einer hohen Mortalität in der Herzchirurgie von 6.5 Prozent schrieb, aber es geschah nichts.
Katastrophale Zustände
Die Zustände an dieser Universitätsklinik beschrieb der Nachfolger Maisanos, Prof. Paul Vogt, in einem Strafprozess vor dem Züricher Kantonsgericht so:
- 150 Patienten seien von 2016 bis 2020 unter fragwürdigen Umständen ums Leben gekommen.
- es seien unerprobte Herz-Produkte an Kranken ausprobiert worden
- es habe ein „unethisches und kriminelles Verhalten“ geherrscht.
Noch Fragen
Gleichwohl stellen sich noch Fragen:
- Hätte die Zulassung angesichts der Ergebnisse der Tierversuche – wie in den USA – nicht von Anfang an verweigert werden müssen?
- Welche Mit-Verantwortung trägt der Chef der Herzchirurgie der Charité, Prof. Falk, der Maisano an das Universitätsspital Zürich holte?
- Inwieweit hat Falk an dem Verkauf der Rechte an Edwards mitverdient?
- Ob und wie lange hat er das Cardioband empfohlen und eingesetzt?
- Welchen Einfluss hatte die Firma Edwards auf Studien mit dem Cardioband genommen?
Weitere Aufklärung
Es steht noch weitere Aufklärung an, um die bemüht sich seit mehr als einem halben Jahr der ehemalige Bundesrichter der Schweiz, Niklaus Oberholzer. Aber nach einem halben Jahr hatte der noch nicht einmal die wichtigsten Zeugen angehört, darunter den Arzt und Whistleblower, André Plass, der immer wieder bei der Spitalsdirektion vorstellig wurde, um sich über die dortigen unhaltbaren Zustände, und insbesondere über die Komplikationen nach Implantation des Cardiobandes zu beschweren, wie die Zeitung Beobachter moniert.
Dass die Klinikleitung daraufhin Plass zeitweilig vom OP-Tisch verbannte ist das nur allzu bekannte Vorgehen gegen Whistleblower, da machte auch das Universitätsspital keine Ausnahme.
Es ist ein riesengrosser Medizinskandal in der Schweiz: Ärzte, die freudig ein Band im Herzen kranker Patienten befestigten, das, statt Verbesserung der Pumpleistung des Herzens, zum Herztod führen konnte und offenbar bei nicht wenigen Patienten auch führte. Auch in Deutschland kam das Cardioband zum Einsatz.
Was es bewirken sollte
Dieses Band sollte durch eine Verengung die Trikuspidalklappe wieder schliessfähig machen. Also die Herzklappe, die den venösen Zustrom zur rechten Herzkammer reguliert, und dafür sorgt, dass beim Zusammenziehen des Herzens, also der Herzkontraktion, das Blut in die Lunge befördert wird, und nicht zurück dahin, wo es herkam: nämlich in den grossen Kreislauf. So wird die Belastung des Herzens reduziert, was insbesondere Patienten mit Herzinsuffizienz hilft, deren Trikuspidalklappen bei der Kontraktion des Herzens nicht mehr richtig schliessen weil das Herz erweitert, „ausgelatscht“ ist. Das Cardioband konnte minimalinvasiv eingesetzt werden, also ohne Öffnung des Brustkorbs.
Tierversuche zeigten Probleme auf
Dass das Cardioband zum Problem werden könnte, hatten schon die ab Beginn der Zehnerjahre angestellten Tierversuche gezeigt: Die Schrauben lockerten und lösten sich in 1/3 der Fälle.
Kaum überraschend
Kein Wunder: Die Schrauben, mit denen das Cardioband befestigt wird, wurden einfach in den Herzmuskel reingedreht. Das klappt z.B. bei Schittmachern, die aber nicht unter dieser Zugspannung stehen, wie das Cardioband..So kam, was kommen musste: die Schrauben lockerten sich, das Cardioband löste sich und dann bestand Lebensgefahr für Patienten.
FDA verweigert Zulassung
Und weil sich das im Tierversuch bereits zeigte, verweigerte die US-Zulassungsbehörde FDA in den USA die Cardioband-Zulassung.
In Deutschland zertifizierte aber 2015 die DEKRA, eine Prüfgesellschaft wie der TÜV, die schwerpunktmässig Kraftfahrzeuge und technische Anlagen überprüft, das Cardioband, und so wurde es europaweit zugelassen.
Erst 2024 zogen die deutschen Aufseher die Zulassung dann wieder zurück – nach einer Anfrage der „Welt am Sonntag“.
Dank der europäischen Zertifizierung war es den Besitzern der Patente möglich, reich zu werden. Sie verkauften die Rechte am Cardioband 2017 an Edwards Lifesciences nicht für ein paar lumpige, sondern 750 Millionen US-Dollar - cash to carry.
Und weil sich das Herzbändchen bei vielen Patienten offenbar nicht dauerhaft befestigen liess, entpuppte sich diese medizinische Wundertüte im Laufe der Zeit als Mogelpackung.
Money for nothing
Zwar bekamen die Rechte-Verkäufer nicht die volle Summe von 700 Millionen, sondern „nur“ etwas mehr als die Hälfte, aber das war immer noch reichlich, denn mittlerweile hatte die Firma Edwards Absatzschwierigkeiten wegen der aufgetretenen Problme.
Nach der Euphorie - auch Deutsche Kardiologen feierten und implantierten diese neue Wundertechnik - kam die Ernüchterung, und für eine unbekannte Zahl von Patienten – auch in Deutschland – der Tod. Angeblich soll dieses „Wunderbändchen“ aber immer noch vereinzelt in Deutschland verwendet werden schreibt die WELT am SONNTAG.
In einer Publikation im Deutschen Ärzteblatt im Jahre 2024 mit dem Titel „Diagnostik und Therapie der Trikuspidalklappeninsuffizienz“ wird dieses Cardioband schon gar nicht mehr erwähnt,
Anatomie eines Skandals
Das Schweizer Drama begann im Jahre 2013: Chef der Herzklinik am Universitätsspital Zürich von 2009 bis 2014 - auch er soll angeblich von dem Millionenverkauf an Edwards profitiert haben - war Professor Volkmar Falk, heute Chef der Herzklinik der Charité in Berlin. Der holte den Kardiologen Francesco Maisano als leitenden Oberarzt nach Zürich obwohl der nach Informationen des Finanz- Investigativmagazins Inside Paradeplatz weder Dissertation noch Habilitation vorweisen konnte, aber er brachte das Cardioband mit,
Das sollte offenbar ein „Riesending“ werden, und das wurde es auch – eine Zeitlang jedenfalls – bis es zu einem Riesenskandal wurde, nachdem die Journalistin der WELT am SONNTAG, Elke Bodderas, alles 2024 aufdeckte, und vor zwei Wochen noch einmal nachlegte „Lose Schrauben in der Herzkammer“.
Volkmar Falk war 2014 an die Charité berufen worden, auf Falk folgte sein Leitender Oberarzt Francesco Maisano, der nach Falks Weggang die Züricher Herzklinik bis 2020 leitete, und schliesslich gegangen wurde.Unter seiner Ägide schossen die Todeszahlen intraoperativ und postoperativ in die Höhe:
„Unter ACBP-Chirurgie (Bypasschirurgie) als eine der vielen Therapie- und Operationsarten lag die Sterberate in der Herzchirurgie des Universitätsspitals Zürich 10 bis 15 Mal höher, als in vergleichbaren Kliniken in der Schweiz oder in Deutschland“,
steht in dem Bericht einer Kommission welche die Zustände unter Maisano untersuchte.
Von den hohen Todeszahlen wusste die Öffentlichkeit dank eines Tages-Anzeiger-Berichts allerdings bereits 2018, als die Zeitung von einer hohen Mortalität in der Herzchirurgie von 6.5 Prozent schrieb, aber es geschah nichts.
Katastrophale Zustände
Die Zustände an dieser Universitätsklinik beschrieb der Nachfolger Maisanos, Prof. Paul Vogt, in einem Strafprozess vor dem Züricher Kantonsgericht so:
- 150 Patienten seien von 2016 bis 2020 unter fragwürdigen Umständen ums Leben gekommen.
- es seien unerprobte Herz-Produkte an Kranken ausprobiert worden
- es habe ein „unethisches und kriminelles Verhalten“ geherrscht.
Noch Fragen
Gleichwohl stellen sich noch Fragen:
- Hätte die Zulassung angesichts der Ergebnisse der Tierversuche – wie in den USA – nicht von Anfang an verweigert werden müssen?
- Welche Mit-Verantwortung trägt der Chef der Herzchirurgie der Charité, Prof. Falk, der Maisano an das Universitätsspital Zürich holte?
- Inwieweit hat Falk an dem Verkauf der Rechte an Edwards mitverdient?
- Ob und wie lange hat er das Cardioband empfohlen und eingesetzt?
- Welchen Einfluss hatte die Firma Edwards auf Studien mit dem Cardioband genommen?
Weitere Aufklärung
Es steht noch weitere Aufklärung an, um die bemüht sich seit mehr als einem halben Jahr der ehemalige Bundesrichter der Schweiz, Niklaus Oberholzer. Aber nach einem halben Jahr hatte der noch nicht einmal die wichtigsten Zeugen angehört, darunter den Arzt und Whistleblower, André Plass, der immer wieder bei der Spitalsdirektion vorstellig wurde, um sich über die dortigen unhaltbaren Zustände, und insbesondere über die Komplikationen nach Implantation des Cardiobandes zu beschweren, wie die Zeitung Beobachter moniert.
Dass die Klinikleitung daraufhin Plass zeitweilig vom OP-Tisch verbannte ist das nur allzu bekannte Vorgehen gegen Whistleblower, da machte auch das Universitätsspital keine Ausnahme.
onlinedienst - 4. Mai, 07:51 Article 68x read