Neues Medikament zur Prophylaxe gegen Infektion mit dem HI-Virus
Dr. Alexander von Paleske ---- 23.12. 2024 --
Der 1. Dezember war Welt-AIDS Tag, der in Deutschland kaum noch zur Kenntnis genommen wird. Die HIV/AIDS-Krankheit hat mit der Einführung antiretroviraler Medikamente (ARV’s) ihren Schrecken verloren: Infizierte können nun mit einer Lebenserwartung wie Nichtinfizierte rechnen, wo zuvor spätestens 10 Jahre nach der Infektion das tödliche Endstadium AIDS (full blown AIDS) erreicht war.
Nicht besiegt
Besiegt ist die HIV-Krankheit trotzdem nicht: Lebenslang müssen die ARV’s eingenommen werden, welche die Virusvermehrung unterdrücken, jedoch den Patienten nicht heilen. Bei einem Absetzen der Medikamente kommt es erneut zur Virusvermehrung und damit zum Fortschreiten in Richtung AIDS – und es gibt weiter Neuinfektionen.
In Zahlen:
- Im Jahre 2023 bekamen weltweit 31 Millionen Infzierte ARV’s, und 3,5 Millionen Nichtinfizierte nahmen eine medikamentöse Prophylaxe gegen die HIV-Infektion ein.
- Im gleichen Jahr infizierten sich weltweit 1,3 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus, mehr als dreimal so viele wie ursprünglich als Ziel angepeilt.
- Rund 630.000 Personen erlagen im gleichen Jahr der Erkrankung,
wie die UN-Unterorganisation UNAIDS 2024 berichtete..
- Osteuropa, Zentralasien, der Mittlere Osten und Nordafrika verzeichnen eine deutliche Zunahme der HIV-Infektionen
- die Zahl der Neuinfektionen bei Frauen in der Altersgruppe von 15-24 ist nach wie vor besonders hoch in bestimmten Teilen von Afrika.
Auch in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es Neuinfektionen – wenngleich auf wesentlich niedrigerem Level: Das Robert Koch Institut in Berlin meldete für 2023 insgesamt 2.200 Neudiagnosen mit dem HI-Virus in Deutschland.
Die Gesamtzahl der bekannten Infektionen liegt damit in Deutschland bei rund 96.700.
PrEP is best
Das beste Mittel zur Verhütung einer Infektion ist die Expositionsprophylaxe (Pre exposure prophylaxis, PrEP), entweder durch Kondome, oder durch die Einnahme des ARV Emtricitabin (FTC) und Tenofovirdisoproxil (TDF).
Die ARV’s müssen täglich eingenommen werden, nur hilfsweise Tage vor und nach einem geplanten sexuellen Kontakt. Die PrEP ist allerdings dann keine Garantie gegen eine Infektion mehr, wenn sie nicht regelmássig, eingenommen wird, darin liegt die crux, und das ist der Grund, warum die Expositionsprophylaxe eben doch immer wieder mal scheitert.
Ziel verfehlt, aber Durchbruch
In 2025 sollte das Ziel sein, dass 21,2 Millionen Personen eine Preexpositionsprophylaxe PrEP mit ARV einnehmen. Jedoch: dieses Ziel kann und wird bei weitem nicht erreicht werden.
Nun gibt es einen Durchbruch, der zu einer drastischen Verringerung der Neuinfektionen führen könnte: mit einem von der hochinnovativen US-Firma Gilead entwickelten ARV-Medikament Lenacapavir, das als Depot gespritzt werden kann.
Die Injektion muss alle 6 Monate wiederholt werden. Das Medikament ist zur Zeit zugelassen zur Therapie von multiresistenten HIV-Infektionen.
Nicht nur zur Behandlung
Wie effektiv Lenacapavir nicht nur in der Behandlung der HIV-Infektion, sondern in der Verhinderung einer Neuinfektion ist, das zeigte sich in einer in Südafrika und Uganda durchgeführten Phase 3 Studie (Purpose 1), an der 5000 HIV-negative Frauen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren teilnahmen.
Das Medikament Lenacapavir verhinderte bei allen Teilnehmerinnen eine Infektion, während es in einer Kontrollgruppe mit herkömmlicher täglicher PrEP es immer wieder zu Infektionen wegen unregelmässiger Einnahme kam.
In einer weiteren Studie (Purpose2) mit männlichen Teilnehmern (Cis-Männern, Trans-Männern und Trans Frauen) zeigte sich ebenfalls ein nahezu 100%iger Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus.
Prohibitive Kosten
Das Medikament Lenacapavir, Handelsname Sunlenca, kostet zur Zeit 41.000 Dollar pro Jahr, also 21.000 pro Injection. Damit ist das Medikament unerschwinglich, sowohl zur Behandlung wie auch zur Prophylaxe für die am stärksten betroffenen Länder - fast ausschliesslich Dritte-Welt-Länder.
Drastische Preisreduktion versprochen
Die Herstellerfirma Gilead hat nun versprochen, das Medikament in einigen Low- Income Ländern in Lizenz zu einem Preis von etwa 40 US-Dollar pro Jahr herstellen zu lassen.
Das bedeutet jedoch immer noch: rund 23% der Neuinfektionen finden in Ländern statt, die nicht von dem Deal profitieren.
Mehr noch: In Deutschland würden die Krankenkassen bzw. der Staat nach einer Zulassung zunächst kaum bereit sein, die Kosten für bestimmte Risiko-Gruppen wie Sex-Arbeiterinnen/Sex-Arbeiter zu übernehmen.
Es wird deshalb darauf ankommen, durchzusetzen, das Medikament für alle Personen, die sich schützen sollten bzw. möchten, verfügbar zu machen.
Fazit
Nachdem bisher alle Versuche gescheitert sind, einen voll wirksamen Impfstoff gegen die HIV-Infektion zu entwickeln, offeriert das Medikament Lenacapavir eine erste realistische Möglichkeit einer langfristigen Ausrottung der Immunschwächekrankheit HIV-AIDS
Der 1. Dezember war Welt-AIDS Tag, der in Deutschland kaum noch zur Kenntnis genommen wird. Die HIV/AIDS-Krankheit hat mit der Einführung antiretroviraler Medikamente (ARV’s) ihren Schrecken verloren: Infizierte können nun mit einer Lebenserwartung wie Nichtinfizierte rechnen, wo zuvor spätestens 10 Jahre nach der Infektion das tödliche Endstadium AIDS (full blown AIDS) erreicht war.
Nicht besiegt
Besiegt ist die HIV-Krankheit trotzdem nicht: Lebenslang müssen die ARV’s eingenommen werden, welche die Virusvermehrung unterdrücken, jedoch den Patienten nicht heilen. Bei einem Absetzen der Medikamente kommt es erneut zur Virusvermehrung und damit zum Fortschreiten in Richtung AIDS – und es gibt weiter Neuinfektionen.
In Zahlen:
- Im Jahre 2023 bekamen weltweit 31 Millionen Infzierte ARV’s, und 3,5 Millionen Nichtinfizierte nahmen eine medikamentöse Prophylaxe gegen die HIV-Infektion ein.
- Im gleichen Jahr infizierten sich weltweit 1,3 Millionen Menschen neu mit dem HI-Virus, mehr als dreimal so viele wie ursprünglich als Ziel angepeilt.
- Rund 630.000 Personen erlagen im gleichen Jahr der Erkrankung,
wie die UN-Unterorganisation UNAIDS 2024 berichtete..
- Osteuropa, Zentralasien, der Mittlere Osten und Nordafrika verzeichnen eine deutliche Zunahme der HIV-Infektionen
- die Zahl der Neuinfektionen bei Frauen in der Altersgruppe von 15-24 ist nach wie vor besonders hoch in bestimmten Teilen von Afrika.
Auch in Deutschland
Auch in Deutschland gibt es Neuinfektionen – wenngleich auf wesentlich niedrigerem Level: Das Robert Koch Institut in Berlin meldete für 2023 insgesamt 2.200 Neudiagnosen mit dem HI-Virus in Deutschland.
Die Gesamtzahl der bekannten Infektionen liegt damit in Deutschland bei rund 96.700.
PrEP is best
Das beste Mittel zur Verhütung einer Infektion ist die Expositionsprophylaxe (Pre exposure prophylaxis, PrEP), entweder durch Kondome, oder durch die Einnahme des ARV Emtricitabin (FTC) und Tenofovirdisoproxil (TDF).
Die ARV’s müssen täglich eingenommen werden, nur hilfsweise Tage vor und nach einem geplanten sexuellen Kontakt. Die PrEP ist allerdings dann keine Garantie gegen eine Infektion mehr, wenn sie nicht regelmássig, eingenommen wird, darin liegt die crux, und das ist der Grund, warum die Expositionsprophylaxe eben doch immer wieder mal scheitert.
Ziel verfehlt, aber Durchbruch
In 2025 sollte das Ziel sein, dass 21,2 Millionen Personen eine Preexpositionsprophylaxe PrEP mit ARV einnehmen. Jedoch: dieses Ziel kann und wird bei weitem nicht erreicht werden.
Nun gibt es einen Durchbruch, der zu einer drastischen Verringerung der Neuinfektionen führen könnte: mit einem von der hochinnovativen US-Firma Gilead entwickelten ARV-Medikament Lenacapavir, das als Depot gespritzt werden kann.
Die Injektion muss alle 6 Monate wiederholt werden. Das Medikament ist zur Zeit zugelassen zur Therapie von multiresistenten HIV-Infektionen.
Nicht nur zur Behandlung
Wie effektiv Lenacapavir nicht nur in der Behandlung der HIV-Infektion, sondern in der Verhinderung einer Neuinfektion ist, das zeigte sich in einer in Südafrika und Uganda durchgeführten Phase 3 Studie (Purpose 1), an der 5000 HIV-negative Frauen in der Altersgruppe von 16 bis 25 Jahren teilnahmen.
Das Medikament Lenacapavir verhinderte bei allen Teilnehmerinnen eine Infektion, während es in einer Kontrollgruppe mit herkömmlicher täglicher PrEP es immer wieder zu Infektionen wegen unregelmässiger Einnahme kam.
In einer weiteren Studie (Purpose2) mit männlichen Teilnehmern (Cis-Männern, Trans-Männern und Trans Frauen) zeigte sich ebenfalls ein nahezu 100%iger Schutz vor einer Infektion mit dem HI-Virus.
Prohibitive Kosten
Das Medikament Lenacapavir, Handelsname Sunlenca, kostet zur Zeit 41.000 Dollar pro Jahr, also 21.000 pro Injection. Damit ist das Medikament unerschwinglich, sowohl zur Behandlung wie auch zur Prophylaxe für die am stärksten betroffenen Länder - fast ausschliesslich Dritte-Welt-Länder.
Drastische Preisreduktion versprochen
Die Herstellerfirma Gilead hat nun versprochen, das Medikament in einigen Low- Income Ländern in Lizenz zu einem Preis von etwa 40 US-Dollar pro Jahr herstellen zu lassen.
Das bedeutet jedoch immer noch: rund 23% der Neuinfektionen finden in Ländern statt, die nicht von dem Deal profitieren.
Mehr noch: In Deutschland würden die Krankenkassen bzw. der Staat nach einer Zulassung zunächst kaum bereit sein, die Kosten für bestimmte Risiko-Gruppen wie Sex-Arbeiterinnen/Sex-Arbeiter zu übernehmen.
Es wird deshalb darauf ankommen, durchzusetzen, das Medikament für alle Personen, die sich schützen sollten bzw. möchten, verfügbar zu machen.
Fazit
Nachdem bisher alle Versuche gescheitert sind, einen voll wirksamen Impfstoff gegen die HIV-Infektion zu entwickeln, offeriert das Medikament Lenacapavir eine erste realistische Möglichkeit einer langfristigen Ausrottung der Immunschwächekrankheit HIV-AIDS
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