Podcast-Absteige oder: Nichts wissen und trotzdem "sabbeln"
Dr. Alexander von Paleske --7.12. 2025 --
Es ist zur Zeit ein Aufmacher: "Lagerfeuer-Spezialist" Thomas Gottschalk hat Krebs, und bevor die Diagnose bekannt war, da hatte er Auftritte hingelegt, die man eher als wenig gelungen bezeichnen muss.
Für einen Entertainer wie ihn schien das der Absturz, und sofort meldeten sich Leute gefragt und ungefragt zu Wort, um sich an diesem Herrn abzuarbeiten – im negativen Sinn versteht sich.
Man muss kein Arzt sein, um zu erkennen, dass mit Gottschalk irgend etwas nicht stimmte. Aber Nachdenken und Abwarten gehört nicht zu diesem Genre: Raushauen ist angesagt. Mit an vorderster Front zwei Entertainer die zu einer Gruppe gehören, die sich Tokyo Hotel nennen. Einer davon hat auch noch das Glück mit einer Dame verheiratet zu sein, die nicht nur eine Teenie-Show moderiert, sondern ebenfalls in kurzer Abfolge irgendwelchen belanglosen Kram, sei es aus dem Bett oder von sonstwo glaubt mitteilen zu müssen.
Mehr im Laden
Dass Gottschalk weit mehr im Laden hatte, als er ins Schaufenster stellte, und möglicherweise die Kaulitzer samt Anhang je im Laden haben werden, das zeigt seine Rede am 04.06.2005 zum 85. Geburtstag des Literatur Papstes Reich-Ranicki, die er nach der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in der Paulskirche hielt, und die ungekürzt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt wurde.
Diagnose: Krebs
Die Diagnose Krebs wurde bereits im Juni gestellt, der Tumor chirurgisch entfernt. Die histologischen Schnitte zeigten aber wohl, dass der Tumor nicht im Gesunden operiert worden war, die Tumorränder im Präparat also nicht frei von Tumor waren. Keine Überraschung: bei dem Tumor handelt es sich um ein Sarkom, einen Weichteiltumor, mit dem Namen Epitheloides Angiosarkom. Harnleiter und Teile der Blase mussten entfernt werden. In einer zweiten Operation musste noch einmal gründlich nachreseziert werden.
Schlechte Prognose
Der Tumor ist ausserordentlich aggressiv und metastasiert rasch, meistens in die Lunge. Die Prognose kann nur als schlecht bezeichnet werden. Die Lebenserwartung der meisten Patienten liegt unbehandelt bei etwa einem Jahr. Zur Behandlung kommen Chemotherapie und ggf. Immuntherapie zum Einsatz, das bringt in der überwiegenden Mehrzahl einige Monate mehr an Lebenszeit, aber bei eingeschränkter Lebensqualität.
Weiter auf der Bühne
Eine deartige Diagnose ist ein Schock, und die schlechte Prognose ein zweiter. Dass Gottschalk trotzdem noch auf der Bühne stand – Hochachtung, zumal er offenbar unter erheblichen Schmerzen litt, und diese mit starken Schmerzmitteln, darunter Opiaten, bekämpfte.
Dass er den Abtritt von der Bühne selbst bestimmen wollte, ist verständlich, dass er nicht einfach das Handtuch warf, verdient Respekt. Ich habe in meiner Zeit als Krebsarzt nicht sehr viele Patienten erlebt, die mit ihrer Krebserkrankung so umgegangen sind.
Dass die Kaulitzer und einige andere sich, soweit mir bekannt, nicht entschuldigt haben, gehört leider in das Bild einer Gesellschaft, in der Empathie zur Mangelware wird, hingegen nicht aber das „Raushauen“ irrgendwelchem Krimskrams auf irgendwelchen Plattformen oder Podcasts.
Der Verfasser ist Rechtsanwalt,Internist und Onkologe
Es ist zur Zeit ein Aufmacher: "Lagerfeuer-Spezialist" Thomas Gottschalk hat Krebs, und bevor die Diagnose bekannt war, da hatte er Auftritte hingelegt, die man eher als wenig gelungen bezeichnen muss.
Für einen Entertainer wie ihn schien das der Absturz, und sofort meldeten sich Leute gefragt und ungefragt zu Wort, um sich an diesem Herrn abzuarbeiten – im negativen Sinn versteht sich.
Man muss kein Arzt sein, um zu erkennen, dass mit Gottschalk irgend etwas nicht stimmte. Aber Nachdenken und Abwarten gehört nicht zu diesem Genre: Raushauen ist angesagt. Mit an vorderster Front zwei Entertainer die zu einer Gruppe gehören, die sich Tokyo Hotel nennen. Einer davon hat auch noch das Glück mit einer Dame verheiratet zu sein, die nicht nur eine Teenie-Show moderiert, sondern ebenfalls in kurzer Abfolge irgendwelchen belanglosen Kram, sei es aus dem Bett oder von sonstwo glaubt mitteilen zu müssen.
Mehr im Laden
Dass Gottschalk weit mehr im Laden hatte, als er ins Schaufenster stellte, und möglicherweise die Kaulitzer samt Anhang je im Laden haben werden, das zeigt seine Rede am 04.06.2005 zum 85. Geburtstag des Literatur Papstes Reich-Ranicki, die er nach der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker in der Paulskirche hielt, und die ungekürzt in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung abgedruckt wurde.
Diagnose: Krebs
Die Diagnose Krebs wurde bereits im Juni gestellt, der Tumor chirurgisch entfernt. Die histologischen Schnitte zeigten aber wohl, dass der Tumor nicht im Gesunden operiert worden war, die Tumorränder im Präparat also nicht frei von Tumor waren. Keine Überraschung: bei dem Tumor handelt es sich um ein Sarkom, einen Weichteiltumor, mit dem Namen Epitheloides Angiosarkom. Harnleiter und Teile der Blase mussten entfernt werden. In einer zweiten Operation musste noch einmal gründlich nachreseziert werden.
Schlechte Prognose
Der Tumor ist ausserordentlich aggressiv und metastasiert rasch, meistens in die Lunge. Die Prognose kann nur als schlecht bezeichnet werden. Die Lebenserwartung der meisten Patienten liegt unbehandelt bei etwa einem Jahr. Zur Behandlung kommen Chemotherapie und ggf. Immuntherapie zum Einsatz, das bringt in der überwiegenden Mehrzahl einige Monate mehr an Lebenszeit, aber bei eingeschränkter Lebensqualität.
Weiter auf der Bühne
Eine deartige Diagnose ist ein Schock, und die schlechte Prognose ein zweiter. Dass Gottschalk trotzdem noch auf der Bühne stand – Hochachtung, zumal er offenbar unter erheblichen Schmerzen litt, und diese mit starken Schmerzmitteln, darunter Opiaten, bekämpfte.
Dass er den Abtritt von der Bühne selbst bestimmen wollte, ist verständlich, dass er nicht einfach das Handtuch warf, verdient Respekt. Ich habe in meiner Zeit als Krebsarzt nicht sehr viele Patienten erlebt, die mit ihrer Krebserkrankung so umgegangen sind.
Dass die Kaulitzer und einige andere sich, soweit mir bekannt, nicht entschuldigt haben, gehört leider in das Bild einer Gesellschaft, in der Empathie zur Mangelware wird, hingegen nicht aber das „Raushauen“ irrgendwelchem Krimskrams auf irgendwelchen Plattformen oder Podcasts.
Der Verfasser ist Rechtsanwalt,Internist und Onkologe
onlinedienst - 7. Dez, 20:27 Article 69x read





















