Sparmassnahmen schicken Europas Gesundheitswesen auf die Krankenstation

Dr. Alexander von Paleske ---- 27.7. 2012 ----
Die Sparmassnahmen im Zuge der der Euro- Krise haben zu drastischen Einsparungen im Gesundheitswesen der besonders von der Euro-Krise betroffenen Länder geführt.

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Notaufnahme .....auch für das Gesundheitswesen
Screenshot: Dr. v. Paleske

Über den Versuch der Zerschlagung des nationalen Gesundheitsdiensts (NHS) in Grossbritannien, das zwar nicht dem Euro eingeführt, aber der EU angehört, hatten wir bereits mehrfach berichtet, ebenso über die katastrophale Lage des Gesundheitswesens in Griechenland, das am schwersten unter den Sparmassnahmen leidet.

Heute wollen wir die „Tour Tristesse“ fortsetzen, und über die Lage in Portugal und Spanien berichten.

Die Lage in Portugal
In Portugal gibt es einen nationalen Gesundheitsdienst erst seit 1979, also vier Jahre nach Beseitigung des Faschistenregimes durch die „Nelkenrevolution“.

Zuvor, unter Salazar und dann Caetano gab es zwar Geld für den Kampf gegen die Befreiungskriege in den portugiesischen Kolonien in Afrika, aber keine breite Krankenversorgung.

Die von Portugal jetzt seitens der Kreditgeber verlangten Kürzungen der öffentlichen Ausgaben führten im Gesundheitsbereich bisher zur Streichung von 720 Millionen Euro.
Übrig blieben insgesamt 7,9 Milliarden Euro
, die natürlich nicht ausreichen: Es bleibt ein Defizit von 200 Millionen. Aber nicht nur das:

- Mittlerweile haben sich aber die Verbindlichkeiten der Krankenhäuser gegenüber dem Lieferanten von Medizinprodukten auf 3 Milliarden Euro angehäuft, also die Hälfte des gesamten Gesundheitsbudgets.

- Die Firma Roche mittlerweile die Lieferung von Medikamenten und Medizinprodukten an 23 portugiesische Krankenhäuser eingestellt (LANCET 9.6. 2012 Vol 379)

Schon seit Januar 2012
Begonnen hatten die Kürzungen bereits im Januar 2012:

- Benutzergebühren in der Basisversorgung sprangen pro Besuch von 2.25 auf 5 Euro, während die Notfallbehandlung von 3.80 auf 10 Euro anstieg. 15% der Bevölkerung sind nicht bei einem Arzt registriert und müssen deshalb die Notfallbehandlung in Anspruch nehmen. Die Massnahme trifft also vor allem die Armen.

- Ausserdem soll die Kostenbeteiligung bei Arzneien eingeführt werden. Für Rentner, die auf Medikamente angewiesen sind, und mit einer schmalen Rente sich gerade über Wasser halten, bedeutet dies oftmals die Wahl zwischen Essen oder Arzneien.

- Überstunden für Ärzte werden nicht mehr bezahlt


Mittlerweile haben die Ärzte Protestdemonstrationen veranstaltet,

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Protestdemonstration in Portugal

während IWF und Geberländer sich befriedigt über die Sparmassnahmen äusserten.

In Spanien nicht besser
In Spanien sieht es keineswegs besser aus:

Ende Juni waren in dem Land fast 5,7 Millionen Menschen ohne Arbeit, das ist ein Anteil von 24,63 Prozent, wie die Statistikbehörde mitteilte. Ende März hatte der Anteil noch leicht darunter bei 24,44 Prozent gelegen.

Die spanische Regierung reduzierte das Budget um 27 Milliarden Euro. Das Gesundheitswesen ist bereits – ähnlich Portugal – hoch verschuldet: Mit 13 Milliarden Euro. Statt die Schulden auszugleichen wurde das Budget um 13,5 Prozent gekürzt..

Bespiel Ferieninsel Mallorca
Bis Ende des Jahres wird das staatliche Gesundheitswesen auf der Ferieninsel 1,3 Milliarden Euro ausgeben, aber nur 1,1 Milliarden Euro sind budgetiert und das trotz

- Kürzung von Gehältern

- Entlassung von Krankenhauspersonal

- Schliessung von zwei Krankenhäusern

Mallorca kein Einzelfall
Dank der Budgetkürzungen kommt es landesweit zu erheblichen Zahlungsverspätungen - wenn überhaupt gezahlt wird – und die betragen für Laboratorien bis zu 18 Monaten, die der Zuliefererunternehmen bis 15 Monaten.

Die Firma Roche hat mittlerweile die Lieferung von Medikamenten und Medizinprodukten an 12 Krankenhäuser eingestellt. Weitere dürften folgen

Wie in Portugal wird die Selbstbeteiligung der Patienten an den Arzneikosten erhöht:

- Beschäftigte mit einem Arbeitseinkommen von über 18.000 Euro im Jahr, also monatlich rund 1500 Euro müssen die Hälfte selbst zahlen.

- Auch Rentner müssen 40% zahlen.

Folgen der Sparmassnahmen
Die Folge der genannten Sparmassnahmen sind :

- längere Wartezeiten, insgesamt stieg die Wartezeit um 17,2 Prozent

.- fehlende Medikamente.

Für Operationen stieg die Wartezeit im Durchschnitt von 67 Tagen auf 73 Tage, und 10% der Patienten warten mittlerweile bereits 6 Monate und mehr.

Tendenz: weiter ansteigend.

Noch nicht das Ende
Und das dürfte noch nicht das Ende sein, denn nachdem die spanischen Banken vor dem Bankrott gerettet wurden, ist nun der Staat selbst dran, und mit weiteren Zahlungen werden weitere Sparauflagen kommen.

Natürlich wurden landesweit auch die Gehäter gekürzt, ebenso das Arbeitslosengeld, letzteres gleich um 50%.
Vergangene Woche gab‘s ein neues Sparpaket in Höhe von 65 Milliarden Euro, und wieder wurde im Gesundheitsbereich gekürzt.

Es dürfte wohl nicht das letzte Sparpaket gewesen sein.
Und mit der Sorge um die Gesundheitsversorgung dürfte die Europafreude und die Freundschaft mit Deutschland eher im Sinken begriffen sein.

Wie hiess es doch einst:

Die Sonne scheint bei Tag und Nacht, Eviva Espana.
Der Himmel weiß, wie sie das macht, Eviva Espana.


Für die Arbeitslosen und die von den Sparmassnahmen Betroffenen hat sie längst zu scheinen aufgehört – nicht nur in Spanien. Der Himmel weiss warum.......


Zum Gesundheitswesen in Grossbritannien
link Die Regierung betreibt die Abschaffung des nationalen Gesundheitsdienstes (NHS)
link Gesundheitsreform in Großbritannien – oder: Weil Du reich bist sollst Du länger leben
linkGrossbritannien: Die Zukunft(slosigkeit) im Gesundheitswesen hat schon begonnen


Zu Griechenland
link Berichte aus Griechenland, die keine Schlagzeilen mehr machen
linkGriechenland: Aus der Ausweglosigkeit in den Freitod – kein Einzelfall
onlinedienst - 27. Jul, 21:15 Article 3964x read
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Petra (Gast) - 1. Aug, 12:49

tja

Ich verstehe diese ganze Jammerei nicht. Die Staaten haben alle über ihre Verhältnisse gelebt, irgendwann musste die Blase doch platzen und das passiert gerade jetzt.

Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

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