Klima-Spezialist der NASA: Sie wollen mich zum Schweigen bringen
Karl Weiss - In einer Anzahl von Interviews in den letzten Tagen hat der oberste Klimaexperte der NASA (US-Weltraum-Behörde) die Bush-Regierung angeklagt, ihn zum Schweigen bringen zu wollen, weil die hinter Bush stehenden Industrie-Interessen mit der Wahrheit über die weltweiten Klimaänderungen durch den Ausstoß an Treibhaus-Gasen nicht leben wollen und können.
Der Wissenschaftler, James E. Hansen, 63, war für viele Jahre der Chef des Goddard Instituts für Weltraumstudien der NASA. Er ist Physiker und seit 1967 bei der NASA. Er ist einer der renommiertesten Forscher über Computermodelle, die Klima Veränderungen aufgrund des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen versuchen zu simulieren. Er gilt als der Top-Klimaexperte der USA.
Von NASA Offizieren gemassregelt
Nach seinen Angaben wurde er nach einem kürzlich öffentlichen Auftreten gemaßregelt, bei dem er die Notwendigkeit der drastischen und sofortigen Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen anmahnte, um katastrophale Auswirkungen der weltweiten durchschnittlichen Erwärmung zu verhindern.
Offiziere im NASA-Hauptquartier sollen, so sagt er, angewiesen worden sein, in Zukunft jeden seiner Artikel, alle seine Interviews und andere Veröffentlichungen von ihm zu überprüfen, bevor sie an die Öffentlichkeit kommen.
Für die Behörde nahm ein gewisser Mr. Acosta Stellung. Nach seinen Angaben handelt es sich nicht um eien Maulkorb für Dr. Hansen, sondern um eine seit vielen Jahren bestehende Regel in öffentlichen Institutionen der USA. Regierungs-Wissenschaftler dürften frei wissenschaftliche Erkenntnisse in der Öffentlichkeit diskutieren, wenn es aber daran ginge, politische Konsequenzen daraus zu ziehen, so müssten sie dies den Politikern überlassen. Außerdem sei die NASA angewiesen, alle ihre öffentlichen Stellungnahmen zu koordinieren. Damit bestätigte er allerdings, was Dr. Hansen moniert hatte.
Dr. Hansen sagte in einem Interview, dass diese Regeln, die Wissenschaftler daran hindern, die notwendigen Maßnahmen zu benennen, die sich aus ihren Forschungen ergeben, bereits in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Öffentlichkeit nicht korrekt informiert wurde. „Es gibt mächtige Interessen, die in diesem Punkt verhindern wollen, daß ein Finger in die offenen Wunde gelegt wird." sagte er sinngemäß. Er erklärte, er werde sich nicht an die Restriktionen halten.
Seit 1988 ist Dr. Hansen einer der wichtigsten Warner vor ungebremstem Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, das unweigerlich bei der Verbrennung von Kohle und Öl freigesetzt wird. Er hat unter anderem auch herausgefunden, dass die in gleichem Maße ansteigende Erzeugung von Feinstaub ebenfalls wesentlich zum Treibhauseffekt und damit zur Erderwärmung und den damit einhergehenden Klima Veränderungen beiträgt. Das Weisse Haus hatte versucht, diese Erkenntnis gegen die über Kohlendioxid auszuspielen und Maßnahmen gegen Feinstaub angekündigt, um von der Frage der Verbrennung fossiler Rohstoffe abzulenken. Tatsächlich gibt es aber überhaupt keine Verringerung der Feinstaub-Erzeugung.
Seit Anfang Dezember war Dr. Hansen mehrfach an die Öffentlichkeit getreten mit Alarmrufen, dass nun unmittelbare und drastische Maßnahmen zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes unternommen werden müssten. Er warnte davor, dass die Erde ein „anderer Planet" werden würde, wenn dies nicht durchgesetzt würde. Im gleichen Zeitraum habe man gezielt und mehrfach versucht, ihn in dieser Sache zum Schweigen zu bringen, sagte er nun.
Sein unmittelbarer Vorgesetzter, ein Dr. Einaudi, bestätigte, dass wiederholt das Einhalten jener Regeln gefordert worden sei. Er persönlich halte diese aber nicht unbedingt für angebracht.
Am 15. Dezember hatte Dr. Hansen die Erkenntnis publik gemacht, dass das Jahr 2005 nach allen vorliegenden Messungen das wärmste Jahr seit Beginn von Wetterbeobachtungen auf der Erde war. Danach seien mehrfach Anrufe von NASA-Offizieren gekommen, dass er mit schwerwiegenden Konsequenzen („dire consequences") rechnen müsste, wenn er weiterhin solche Stellungnahmen in der Öffentlichkeit abgäbe.
Jene Offiziere hätten nicht selbst angerufen, sondern hätten ihre Botschaften über die Öffentlichkeits-Stelle der NASA weitergeben lassen. Die dortigen Beamten bestätigten auf Anfrage, dass sie diese Aussage an Dr. Hansen weitergegeben hätten.
Verschiedene Interviews, die mit ihm vorgesehen waren, wurden von der NASA abgesagt, sagte Dr. Hansen. Einer der Offiziere, die dafür verantwortlich sind, ist ein gewisser Mr. Deutsch, der erst kürzlich als Verbindungsoffizier Öffentlichkeitsarbeit in der NASA vom Weissen Haus eingesetzt worden war.
Frau Mc Carthy, eine Verantwortliche des Goddard-Instituts für Öffentlichkeitsarbeit, hat notiert, was jener Herr Deutsch zu ihr gesagt hatte bezüglich der Absage eines Interviews, das das „National Public Radio" mit Dr. Hansen führen wollte. Dieses (öffentliche) Radio sei eine der liberalsten Radiostationen des Landes, bemängelte er und gab als seine Aufgabe an, dass er den Präsidenten (Bush) „gut aussehen lassen müsse".
Frau McCarthy sagte, man habe ihr durch die Blume gesagt, Dr. Hansen sei illoyal.
Nun sind wir also so weit, dass die Politiker die Wahrheit nicht loyal finden - kein Wunder, da sie doch in ständigem Kampf mit ihr liegen - so wie damals der Papst, als er von Galileo Galilei verlangte, seine Erkenntnisse zu verleugnen und zu bestätigen, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Dazu hat es die Aufklärung gegeben, die bürgerliche Revolution, die Erklärung der Menschenrechte, dass wir uns nun im 16. Jahrhundert wieder finden. Wissenschaft ist ab sofort nicht mehr das Suchen nach Wahrheit, sondern nach Loyalität mit Politkern. Der Verwesungsgestank dieses System reicht bereits zum Himmel.
Der Wissenschaftler, James E. Hansen, 63, war für viele Jahre der Chef des Goddard Instituts für Weltraumstudien der NASA. Er ist Physiker und seit 1967 bei der NASA. Er ist einer der renommiertesten Forscher über Computermodelle, die Klima Veränderungen aufgrund des weltweiten Ausstoßes von Treibhausgasen versuchen zu simulieren. Er gilt als der Top-Klimaexperte der USA.
Von NASA Offizieren gemassregelt
Nach seinen Angaben wurde er nach einem kürzlich öffentlichen Auftreten gemaßregelt, bei dem er die Notwendigkeit der drastischen und sofortigen Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen anmahnte, um katastrophale Auswirkungen der weltweiten durchschnittlichen Erwärmung zu verhindern.
Offiziere im NASA-Hauptquartier sollen, so sagt er, angewiesen worden sein, in Zukunft jeden seiner Artikel, alle seine Interviews und andere Veröffentlichungen von ihm zu überprüfen, bevor sie an die Öffentlichkeit kommen.
Für die Behörde nahm ein gewisser Mr. Acosta Stellung. Nach seinen Angaben handelt es sich nicht um eien Maulkorb für Dr. Hansen, sondern um eine seit vielen Jahren bestehende Regel in öffentlichen Institutionen der USA. Regierungs-Wissenschaftler dürften frei wissenschaftliche Erkenntnisse in der Öffentlichkeit diskutieren, wenn es aber daran ginge, politische Konsequenzen daraus zu ziehen, so müssten sie dies den Politikern überlassen. Außerdem sei die NASA angewiesen, alle ihre öffentlichen Stellungnahmen zu koordinieren. Damit bestätigte er allerdings, was Dr. Hansen moniert hatte.
Dr. Hansen sagte in einem Interview, dass diese Regeln, die Wissenschaftler daran hindern, die notwendigen Maßnahmen zu benennen, die sich aus ihren Forschungen ergeben, bereits in der Vergangenheit dazu geführt haben, dass die Öffentlichkeit nicht korrekt informiert wurde. „Es gibt mächtige Interessen, die in diesem Punkt verhindern wollen, daß ein Finger in die offenen Wunde gelegt wird." sagte er sinngemäß. Er erklärte, er werde sich nicht an die Restriktionen halten.
Seit 1988 ist Dr. Hansen einer der wichtigsten Warner vor ungebremstem Ausstoß von Treibhausgasen, vor allem Kohlendioxid, das unweigerlich bei der Verbrennung von Kohle und Öl freigesetzt wird. Er hat unter anderem auch herausgefunden, dass die in gleichem Maße ansteigende Erzeugung von Feinstaub ebenfalls wesentlich zum Treibhauseffekt und damit zur Erderwärmung und den damit einhergehenden Klima Veränderungen beiträgt. Das Weisse Haus hatte versucht, diese Erkenntnis gegen die über Kohlendioxid auszuspielen und Maßnahmen gegen Feinstaub angekündigt, um von der Frage der Verbrennung fossiler Rohstoffe abzulenken. Tatsächlich gibt es aber überhaupt keine Verringerung der Feinstaub-Erzeugung.
Seit Anfang Dezember war Dr. Hansen mehrfach an die Öffentlichkeit getreten mit Alarmrufen, dass nun unmittelbare und drastische Maßnahmen zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes unternommen werden müssten. Er warnte davor, dass die Erde ein „anderer Planet" werden würde, wenn dies nicht durchgesetzt würde. Im gleichen Zeitraum habe man gezielt und mehrfach versucht, ihn in dieser Sache zum Schweigen zu bringen, sagte er nun.
Sein unmittelbarer Vorgesetzter, ein Dr. Einaudi, bestätigte, dass wiederholt das Einhalten jener Regeln gefordert worden sei. Er persönlich halte diese aber nicht unbedingt für angebracht.
Am 15. Dezember hatte Dr. Hansen die Erkenntnis publik gemacht, dass das Jahr 2005 nach allen vorliegenden Messungen das wärmste Jahr seit Beginn von Wetterbeobachtungen auf der Erde war. Danach seien mehrfach Anrufe von NASA-Offizieren gekommen, dass er mit schwerwiegenden Konsequenzen („dire consequences") rechnen müsste, wenn er weiterhin solche Stellungnahmen in der Öffentlichkeit abgäbe.
Jene Offiziere hätten nicht selbst angerufen, sondern hätten ihre Botschaften über die Öffentlichkeits-Stelle der NASA weitergeben lassen. Die dortigen Beamten bestätigten auf Anfrage, dass sie diese Aussage an Dr. Hansen weitergegeben hätten.
Verschiedene Interviews, die mit ihm vorgesehen waren, wurden von der NASA abgesagt, sagte Dr. Hansen. Einer der Offiziere, die dafür verantwortlich sind, ist ein gewisser Mr. Deutsch, der erst kürzlich als Verbindungsoffizier Öffentlichkeitsarbeit in der NASA vom Weissen Haus eingesetzt worden war.
Frau Mc Carthy, eine Verantwortliche des Goddard-Instituts für Öffentlichkeitsarbeit, hat notiert, was jener Herr Deutsch zu ihr gesagt hatte bezüglich der Absage eines Interviews, das das „National Public Radio" mit Dr. Hansen führen wollte. Dieses (öffentliche) Radio sei eine der liberalsten Radiostationen des Landes, bemängelte er und gab als seine Aufgabe an, dass er den Präsidenten (Bush) „gut aussehen lassen müsse".
Frau McCarthy sagte, man habe ihr durch die Blume gesagt, Dr. Hansen sei illoyal.
Nun sind wir also so weit, dass die Politiker die Wahrheit nicht loyal finden - kein Wunder, da sie doch in ständigem Kampf mit ihr liegen - so wie damals der Papst, als er von Galileo Galilei verlangte, seine Erkenntnisse zu verleugnen und zu bestätigen, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Dazu hat es die Aufklärung gegeben, die bürgerliche Revolution, die Erklärung der Menschenrechte, dass wir uns nun im 16. Jahrhundert wieder finden. Wissenschaft ist ab sofort nicht mehr das Suchen nach Wahrheit, sondern nach Loyalität mit Politkern. Der Verwesungsgestank dieses System reicht bereits zum Himmel.
sfux - 15. Feb, 08:36 Article 3552x read