Genießen Sie ihr Leben im P-Express!
Michael Schulze von Glaßer – Im Herbst wird der Bundestag über die Zukunft der deutschen Bahn entscheiden. Die Frage, über die Politiker im Bundestag im Moment diskutieren, ist jedoch nicht die, ob die Bahn privatisiert werden soll, sondern wie der Ausverkauf der Bahn stattfinden soll. Der Privatisierungs-Express (P-Express) wartet auf sein Startsignal.
Der einmalige Verkaufspreis der Bahn soll bei etwa 10 Milliarden Euro liegen. Ein Witz, da der Wert der Bahn auf etwa 100 Milliarden Euro geschätzt wird. Zudem soll die privatisierte Bahn immer noch mit jährlich 12 Milliarden Euro subventioniert werden. Ein Traum für Investoren, der schon im Herbst realisiert werden könnte. Im Klartext hieße das, die Steuerzahler müssten den Gewinn der Investoren bezahlen und ernteten dafür Nachteile. Nur profitable Bahnstrecken könnten von Investoren weiterhin unterhalten werden, auf unprofitable Bahnstrecken in wenig frequentierten Randbereichen der Republik müssten sie verzichten.
Im Web kursierende Satire. Autor unbekannt.
Verantwortlich für den Ausverkauf der Bahn ist Hartmut Mehdorn. Seit Beginn seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Bahn AG trieb er die Fahrpreise in die Höhe. 5300 Kilometer des Schienennetzes ließ er zwischen 1994 und 2005 stilllegen, 550 Bahnhöfe sowie Tausende Schalter schließen. 110.000 Arbeitsplätze wurden damit vernichtet.
Mehdorn macht keinen Hehl aus seiner Absicht die Bahn zu privatisieren. Eine erste Zerschlagung des Unternehmens gab es jedoch schon 1998. Unter dem Dach der Holding DB AG wurden fünf Aktiengesellschaften gebildet: Netz AG (Trassen), AG Station & Services (Bahnhöfe), Reise & Touristik (Fernverkehr), DB Regio (Nahverkehr) und DB Cargo (Güterverkehr; später in Railion benannt). 100 Prozent der Aktien sind gegenwärtig noch in staatlichem Besitzt. Mit der Aufspaltung machten sich die Teile, die einst zur Bundesbahn gehörten, untereinander Konkurrenz und die Betriebskosten in den einzelnen Bereichen schossen in die Höhe.
„Genießen Sie das Leben in vollen Zügen!“
Als einmal am Heiligabend ein Zug wegen Frostschäden auf einer Strecke stehen blieb, wurde dieser Slogan für die Menschen in jenem Zug zur bitteren Realität. Angeblich fährt der Zug immer, doch wann er tatsächlich ankommt, das erfährt der Bahnkunde durchweg zu spät. Wie es um die Zuverlässigkeit der Bahn bestellt ist, weiß inzwischen wohl jeder.
Beispiele aus anderen Ländern, in denen die Bahn schon privatisiert wurde, lassen nichts Gutes für eine deutsche Börsenbahn ahnen:
- Nachdem 1989 die Bahnstrecken in Argentinien, dem angeblichen Musterstaat des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, privatisiert wurden, gibt es heute nur noch wenige Bahnstrecken in dem riesigen Land. Über 90 Prozent des Streckennetzes wurden stillgelegt, weil sie zu unrentabel für Investoren waren. Für Städte und Dörfer, die von der Eisenbahnverbindung abhängig waren, kam dies einem Todesurteil gleich.
Bahnstrecken in Argentinien: Links vor der Privatisierung 1989, rechts 2001 nach dem Verkauf der ehemals staatlichen argentinischen Eisenbahnlinien. Illustration: faceworks.tv
- Weil die Bahntrassen in England in einem miserablen Zustand sind, sah sich die britische Eisenbahnbehörde gezwungen, der Betreiberfirma „Connex“ die Lizenzen für einige Strecken zu entziehen. Züge, die in England pünktlich sind, gibt es nur noch in den Kriminalgeschichten von Agatha Christy. Verspätungen wegen technischer Störungen sind in England längst normal geworden. Hinzu kommt: Ein einheitliches Fahrkartensystem gibt es bei der privatisierten englischen Bahn nicht. Tragisch: Bei Zugunglücken in Großbritannien starben in den vergangenen zwölf Jahren 116 Menschen.
Fahrkartenchaos, Unzuverlässigkeit und Qualitätsmängel: Das sind Leiden, die deutsche Bahnkunden leider längst kennen. Doch nach der Privatisierung der Bahn AG könnte der Ärger richtig losgehen.
Historisch: Folgen von Bahn-Privatisierungen?
Das Gegenbeispiel: Eine Bahn im öffentlichen Eigentum kann jedoch auch modern, pünktlich und bürgernah sein – wie die Schweizer Bahn beweist. In der Schweiz fahren die Menschen pro Kopf doppelt soviel Bahn als in Deutschland. Die Bahn kommt mit dem niedrigsten Zuschuss in ganz Europa aus – und das bei der alpinen Geographie. Trotz der enormen Höhenunterschiede und den häufigen Minusgraden sucht die Schweizer Einsenbahn im punkto Pünktlichkeit ihres gleichen.
Fazit
Argentinien und England vermitteln, was uns erwartet wenn in Deutschland die Bahn privatisiert wird. Neben Qualitätsmängeln wird es weitere Nachteile geben: Teurere Fahrkarten, ungünstigere Verbindungen und miserablen Service. Jedoch die Schweiz zeigt, wie es auch ohne Privatisierung möglich ist eine beliebte und moderne Bahn zu unterhalten, die zudem noch eine hohe Qualität aufweist.
In Deutschland muss die Bahn weiter in der Hand des Staates bleiben. Es darf nicht zu einem Ausverkauf der Bahn kommen. Der Schienenverkehr muss wieder attraktiver gemacht werden, und dies ohne profitgierige Investoren. Regionalbahnen müssen stärker subventioniert und die Fahrkarten für Regionalbahnen billiger werden. Das Gros der Kosten muss auf den Fernverkehr abgewälzt werden. Stoppt den Ausverkauf der Bahn!
Bahn fuer alle
Der einmalige Verkaufspreis der Bahn soll bei etwa 10 Milliarden Euro liegen. Ein Witz, da der Wert der Bahn auf etwa 100 Milliarden Euro geschätzt wird. Zudem soll die privatisierte Bahn immer noch mit jährlich 12 Milliarden Euro subventioniert werden. Ein Traum für Investoren, der schon im Herbst realisiert werden könnte. Im Klartext hieße das, die Steuerzahler müssten den Gewinn der Investoren bezahlen und ernteten dafür Nachteile. Nur profitable Bahnstrecken könnten von Investoren weiterhin unterhalten werden, auf unprofitable Bahnstrecken in wenig frequentierten Randbereichen der Republik müssten sie verzichten.
Im Web kursierende Satire. Autor unbekannt.
Verantwortlich für den Ausverkauf der Bahn ist Hartmut Mehdorn. Seit Beginn seiner Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender der Bahn AG trieb er die Fahrpreise in die Höhe. 5300 Kilometer des Schienennetzes ließ er zwischen 1994 und 2005 stilllegen, 550 Bahnhöfe sowie Tausende Schalter schließen. 110.000 Arbeitsplätze wurden damit vernichtet.
Mehdorn macht keinen Hehl aus seiner Absicht die Bahn zu privatisieren. Eine erste Zerschlagung des Unternehmens gab es jedoch schon 1998. Unter dem Dach der Holding DB AG wurden fünf Aktiengesellschaften gebildet: Netz AG (Trassen), AG Station & Services (Bahnhöfe), Reise & Touristik (Fernverkehr), DB Regio (Nahverkehr) und DB Cargo (Güterverkehr; später in Railion benannt). 100 Prozent der Aktien sind gegenwärtig noch in staatlichem Besitzt. Mit der Aufspaltung machten sich die Teile, die einst zur Bundesbahn gehörten, untereinander Konkurrenz und die Betriebskosten in den einzelnen Bereichen schossen in die Höhe.
„Genießen Sie das Leben in vollen Zügen!“
Als einmal am Heiligabend ein Zug wegen Frostschäden auf einer Strecke stehen blieb, wurde dieser Slogan für die Menschen in jenem Zug zur bitteren Realität. Angeblich fährt der Zug immer, doch wann er tatsächlich ankommt, das erfährt der Bahnkunde durchweg zu spät. Wie es um die Zuverlässigkeit der Bahn bestellt ist, weiß inzwischen wohl jeder.
Beispiele aus anderen Ländern, in denen die Bahn schon privatisiert wurde, lassen nichts Gutes für eine deutsche Börsenbahn ahnen:
- Nachdem 1989 die Bahnstrecken in Argentinien, dem angeblichen Musterstaat des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank, privatisiert wurden, gibt es heute nur noch wenige Bahnstrecken in dem riesigen Land. Über 90 Prozent des Streckennetzes wurden stillgelegt, weil sie zu unrentabel für Investoren waren. Für Städte und Dörfer, die von der Eisenbahnverbindung abhängig waren, kam dies einem Todesurteil gleich.
Bahnstrecken in Argentinien: Links vor der Privatisierung 1989, rechts 2001 nach dem Verkauf der ehemals staatlichen argentinischen Eisenbahnlinien. Illustration: faceworks.tv
- Weil die Bahntrassen in England in einem miserablen Zustand sind, sah sich die britische Eisenbahnbehörde gezwungen, der Betreiberfirma „Connex“ die Lizenzen für einige Strecken zu entziehen. Züge, die in England pünktlich sind, gibt es nur noch in den Kriminalgeschichten von Agatha Christy. Verspätungen wegen technischer Störungen sind in England längst normal geworden. Hinzu kommt: Ein einheitliches Fahrkartensystem gibt es bei der privatisierten englischen Bahn nicht. Tragisch: Bei Zugunglücken in Großbritannien starben in den vergangenen zwölf Jahren 116 Menschen.
Fahrkartenchaos, Unzuverlässigkeit und Qualitätsmängel: Das sind Leiden, die deutsche Bahnkunden leider längst kennen. Doch nach der Privatisierung der Bahn AG könnte der Ärger richtig losgehen.
Historisch: Folgen von Bahn-Privatisierungen?
Das Gegenbeispiel: Eine Bahn im öffentlichen Eigentum kann jedoch auch modern, pünktlich und bürgernah sein – wie die Schweizer Bahn beweist. In der Schweiz fahren die Menschen pro Kopf doppelt soviel Bahn als in Deutschland. Die Bahn kommt mit dem niedrigsten Zuschuss in ganz Europa aus – und das bei der alpinen Geographie. Trotz der enormen Höhenunterschiede und den häufigen Minusgraden sucht die Schweizer Einsenbahn im punkto Pünktlichkeit ihres gleichen.
Fazit
Argentinien und England vermitteln, was uns erwartet wenn in Deutschland die Bahn privatisiert wird. Neben Qualitätsmängeln wird es weitere Nachteile geben: Teurere Fahrkarten, ungünstigere Verbindungen und miserablen Service. Jedoch die Schweiz zeigt, wie es auch ohne Privatisierung möglich ist eine beliebte und moderne Bahn zu unterhalten, die zudem noch eine hohe Qualität aufweist.
In Deutschland muss die Bahn weiter in der Hand des Staates bleiben. Es darf nicht zu einem Ausverkauf der Bahn kommen. Der Schienenverkehr muss wieder attraktiver gemacht werden, und dies ohne profitgierige Investoren. Regionalbahnen müssen stärker subventioniert und die Fahrkarten für Regionalbahnen billiger werden. Das Gros der Kosten muss auf den Fernverkehr abgewälzt werden. Stoppt den Ausverkauf der Bahn!
Bahn fuer alle
sfux - 17. Jul, 09:10 Article 2821x read