Jäger der vitalen Organe
Malte Olschewski - Hinter dem Glitzer der Modernisierung Chinas verbirgt sich ein dunkles Geheimnis. Zwei Entwicklungen hängen zusammen und führen zu einem begründeten Verdacht: Verhaftete Anhänger der Sekte Falun Gong werden mit oder ohne Prozess nur deswegen exekutiert, um frische Organe zu gewinnen, die dann gut zahlenden Ausländern eingesetzt werden. Die UNO will nun den Sonderermittler Manfred Nowak nach Peking entsenden.
Der kanadische Politiker David Kilgour und der Menschenrechtsaktivist David Matas haben nach längeren Recherchen in einer Studie (http://organharvestinvestigation.net) festgestellt, dass die Transplantationschirurgie in China genau dann einen plötzlichen Aufschwung genommen hat, als um 1999 die brutale Verfolgung gegen die Anhänger der eher harmlosen Sekte einsetzte. Bei Anfrage in einer im Internet werbenden Kliniken erfährt man die Preise: 30 000 Euro für eine neue Niere. Eine Leber kostet 70 000 und ein Herz rund 140 00 Euro. Die Kliniken rühmen die „Frische“ ihrer Organe. Mandarin sprechende Mitarbeiter Kilgours gaben sich in Anrufen als potentielle Kunden aus. Und bei allen Gesprächen versprach der jeweilige Klinikchef, er habe frische und passende Organe auf Lager, sodass der Interessent nur mit einer Wartezeit von wenigen Tagen zu rechnen habe.
Der Pekinger Vizegesundheitsminister Huang Jiehfu hatte im Dezember 2006 erklärt, dass die Mehrheit der transplantierten Organe hingerichteten Verbrechern entnommen worden seien. Dass verurteilte und exekutierte Personen richtiggehend „ausgeschlachtet“ werden, war schon vorher bekannt. Die Todeskandidaten werden meist mit umgehängten Schildern zu einem abgelegen Platz gefahren. Dort müssen sie niederknien. Dann tritt ein Soldat von hinten an sie heran. Er ist darauf spezialisiert, den Schuss in den Hinterkopf so abzufeuern, dass die weiter verwertbaren Augen nicht verletzt werden.
Die Kanadier äussern nun den Verdacht, dass viele Hinrichtungen nur deswegen geschehen, weil ausländische Kranke bereit sind, viel Geld für ein neues Organ zu zahlen. Neben den regulär Exekutierten sollen auch Häftlinge ohne Urteil nur mit dem Zweck der Organgewinnung hingerichtet werden. Das führt weiter zu dem Verdacht, dass viele Gefangene der Falun Gong-Sekte nur so lange am Leben erhalten werden, bis ein geeigneter Kunde auftaucht. Dann können Prozess, Urteil, Exekution und Organentnahme in nur einem Tag geschehen. Es können aber auch Sektenmitglieder in einen Hinterhof geführt werden und ohne Prozess erschossen werden.
Eine gewaltige Lücke
Über die gerichtlich verfügten Hinrichtungen in China werden keine Statistiken veröffentlicht. Schätzungen reichen von 1000 bis zu 10 000 Exekutionen pro Jahr. Etwa 30 000 Transplantationen sind in den Jahren von 1994 bis 1999 durchgeführt worden, worauf sich ihre Zahl in den nächsten fünf Jahren auf 90 000 erhöht hat. Hier klafft selbst bei Annahme von 10 000 Exekutionen pro Jahr und von 90 000 Transplantationen in fünf Jahren eine gewaltige Lücke. Aussagen geflüchteter Sektenmitglieder, wonach in abgelegen Gebieten wie etwa in Sujiatun KZ-artige Lager zur massenweisen Organentnahme unterhalten werden, erhalten neue Glaubwürdigkeit.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die meisten Verpflanzungen in Militärkrankenhäusern und von Ärzten in Uniform durchgeführt werden. Viele Familien, die ihre in Haft gestorbenen Angehörigen noch einmal sehen durften, haben an den Leichen grössere, frisch vernähte Schnittwunden gesehen. Die Tranplantationen für ausländische Kunden werden unter höchster Geheimhaltung durchgeführt. Weder der Name des Spenders noch die Umstände seines Todes werden bekannt gegeben. Dem Empfänger wird lediglich versichert, dass das transplantierte Organ „frisch“ und der Spender nicht älter als 40 Jahre sei.
Die Sekte Falun Gong wird von den Behörden als eine “böse und politische Organisation“ eingeschätzt. Sie soll in ihrer Blütezeit in den Neunziger Jahren mit 70 Millionen Menschen mehr Mitglieder als die kommunistische Partei gehabt haben. Am 10.6.1999 gab der damalige Staats- und Parteichef Yang Tse Minh den Befehl zu ihrer gnadenloser Unterdrückung. Seitdem verfolgt das nach diesem Datum benannte „Büro 610“ die Sekte. Dahinter steht eine traditionelle Angst der Regierungen vor Volksreligionen, die früher oder später politische Forderungen stellen. Hinzu kommt, dass die Erinnerung an Vergangenes im chinesischen Bewußtsein noch lange verwurzelt bleibt.
Die Roten Turbane
Daher wurde die Falun Gong-Bewegung auch sofort mit den Gelben Turbanen, mit dem Roten Turbanen, dem Taiping- Aufstand und mit der Boxer-Revolution verglichen. Die „Gelben Turbane“ führten als eine religiöse Sekte Ende des 2. Jahrhunderts einen Bauernaufstand an. Man proklamierte gemeinsames Besitztum an allen Gütern und verehrte mit Huanglao einen neuen Gott. Die „Roten Turbane“ hatten mit ihrem Aufstand zwischen 1352 und 1365 die Mongolenherrschaft gestürzt und der Ming-Dynastie an die Macht gebracht. Der Taiping-Aufstand von 1851 bis 1864 wurde von einem zum Christentum konvertierten Mystiker angeführt und gilt mit 30 Millionen Toten als blutigster Bürgerkrieg der Weltgeschichte.
Der Boxeraufstand des Jahres 1900 richtete sich mit religiösen Argumenten gegen den gewachsenen Einfluss der europäischen Mächte. Indes ist Falun Gong weit davon entfernt, das chinesische Systen auch nur annähernd zu erschüttern. Die von „Meister Li“ proklamierte Lehre baut auf den alten Qigong-Übungen auf und sucht in der Meditation Harmonie zwischen Körper und Geist zu erzeugen. Das Symbol der mittlerweile weltweit tätigen Sekte ist ein fünffaches Hakenkreuz.
Der Verdacht gegen den Pekinger Transplantations-Boom ist in letzter Zeit mehrmals durch chinesische Ärzte erhärtet worden, die ins Ausland geflüchtet sind. So etwa war Hong Yuan in einem Krankenhaus in Shenyang tätig. Für die gegen Peking arbeitende Zeitung „Neue Epoche“ berichtete er von schaurigen Praktiken. Den Häftlingen werde Blut abgenommen, um sie künftigen Bedürfnissen anzupassen. Entsprechen ihre Werte denen des Kunden, so werden sie zur Exekution geführt. Der Häftling wird bei der Hinrichtung nur schwer verletzt, doch er stirbt nicht, da durch den Hirntod die „Frische“ der Organe leiden könnte. Er wird in die Klinik gebracht, wo ihm noch lebend die begehrten Organe entnommen werden. Der Spender stirbt, worauf sein Körper verbrannt wird. Die Angehörigen erhalten nur mehr seine Asche.
Der kanadische Politiker David Kilgour und der Menschenrechtsaktivist David Matas haben nach längeren Recherchen in einer Studie (http://organharvestinvestigation.net) festgestellt, dass die Transplantationschirurgie in China genau dann einen plötzlichen Aufschwung genommen hat, als um 1999 die brutale Verfolgung gegen die Anhänger der eher harmlosen Sekte einsetzte. Bei Anfrage in einer im Internet werbenden Kliniken erfährt man die Preise: 30 000 Euro für eine neue Niere. Eine Leber kostet 70 000 und ein Herz rund 140 00 Euro. Die Kliniken rühmen die „Frische“ ihrer Organe. Mandarin sprechende Mitarbeiter Kilgours gaben sich in Anrufen als potentielle Kunden aus. Und bei allen Gesprächen versprach der jeweilige Klinikchef, er habe frische und passende Organe auf Lager, sodass der Interessent nur mit einer Wartezeit von wenigen Tagen zu rechnen habe.
Der Pekinger Vizegesundheitsminister Huang Jiehfu hatte im Dezember 2006 erklärt, dass die Mehrheit der transplantierten Organe hingerichteten Verbrechern entnommen worden seien. Dass verurteilte und exekutierte Personen richtiggehend „ausgeschlachtet“ werden, war schon vorher bekannt. Die Todeskandidaten werden meist mit umgehängten Schildern zu einem abgelegen Platz gefahren. Dort müssen sie niederknien. Dann tritt ein Soldat von hinten an sie heran. Er ist darauf spezialisiert, den Schuss in den Hinterkopf so abzufeuern, dass die weiter verwertbaren Augen nicht verletzt werden.
Die Kanadier äussern nun den Verdacht, dass viele Hinrichtungen nur deswegen geschehen, weil ausländische Kranke bereit sind, viel Geld für ein neues Organ zu zahlen. Neben den regulär Exekutierten sollen auch Häftlinge ohne Urteil nur mit dem Zweck der Organgewinnung hingerichtet werden. Das führt weiter zu dem Verdacht, dass viele Gefangene der Falun Gong-Sekte nur so lange am Leben erhalten werden, bis ein geeigneter Kunde auftaucht. Dann können Prozess, Urteil, Exekution und Organentnahme in nur einem Tag geschehen. Es können aber auch Sektenmitglieder in einen Hinterhof geführt werden und ohne Prozess erschossen werden.
Eine gewaltige Lücke
Über die gerichtlich verfügten Hinrichtungen in China werden keine Statistiken veröffentlicht. Schätzungen reichen von 1000 bis zu 10 000 Exekutionen pro Jahr. Etwa 30 000 Transplantationen sind in den Jahren von 1994 bis 1999 durchgeführt worden, worauf sich ihre Zahl in den nächsten fünf Jahren auf 90 000 erhöht hat. Hier klafft selbst bei Annahme von 10 000 Exekutionen pro Jahr und von 90 000 Transplantationen in fünf Jahren eine gewaltige Lücke. Aussagen geflüchteter Sektenmitglieder, wonach in abgelegen Gebieten wie etwa in Sujiatun KZ-artige Lager zur massenweisen Organentnahme unterhalten werden, erhalten neue Glaubwürdigkeit.
Hinzu kommt die Tatsache, dass die meisten Verpflanzungen in Militärkrankenhäusern und von Ärzten in Uniform durchgeführt werden. Viele Familien, die ihre in Haft gestorbenen Angehörigen noch einmal sehen durften, haben an den Leichen grössere, frisch vernähte Schnittwunden gesehen. Die Tranplantationen für ausländische Kunden werden unter höchster Geheimhaltung durchgeführt. Weder der Name des Spenders noch die Umstände seines Todes werden bekannt gegeben. Dem Empfänger wird lediglich versichert, dass das transplantierte Organ „frisch“ und der Spender nicht älter als 40 Jahre sei.
Die Sekte Falun Gong wird von den Behörden als eine “böse und politische Organisation“ eingeschätzt. Sie soll in ihrer Blütezeit in den Neunziger Jahren mit 70 Millionen Menschen mehr Mitglieder als die kommunistische Partei gehabt haben. Am 10.6.1999 gab der damalige Staats- und Parteichef Yang Tse Minh den Befehl zu ihrer gnadenloser Unterdrückung. Seitdem verfolgt das nach diesem Datum benannte „Büro 610“ die Sekte. Dahinter steht eine traditionelle Angst der Regierungen vor Volksreligionen, die früher oder später politische Forderungen stellen. Hinzu kommt, dass die Erinnerung an Vergangenes im chinesischen Bewußtsein noch lange verwurzelt bleibt.
Die Roten Turbane
Daher wurde die Falun Gong-Bewegung auch sofort mit den Gelben Turbanen, mit dem Roten Turbanen, dem Taiping- Aufstand und mit der Boxer-Revolution verglichen. Die „Gelben Turbane“ führten als eine religiöse Sekte Ende des 2. Jahrhunderts einen Bauernaufstand an. Man proklamierte gemeinsames Besitztum an allen Gütern und verehrte mit Huanglao einen neuen Gott. Die „Roten Turbane“ hatten mit ihrem Aufstand zwischen 1352 und 1365 die Mongolenherrschaft gestürzt und der Ming-Dynastie an die Macht gebracht. Der Taiping-Aufstand von 1851 bis 1864 wurde von einem zum Christentum konvertierten Mystiker angeführt und gilt mit 30 Millionen Toten als blutigster Bürgerkrieg der Weltgeschichte.
Der Boxeraufstand des Jahres 1900 richtete sich mit religiösen Argumenten gegen den gewachsenen Einfluss der europäischen Mächte. Indes ist Falun Gong weit davon entfernt, das chinesische Systen auch nur annähernd zu erschüttern. Die von „Meister Li“ proklamierte Lehre baut auf den alten Qigong-Übungen auf und sucht in der Meditation Harmonie zwischen Körper und Geist zu erzeugen. Das Symbol der mittlerweile weltweit tätigen Sekte ist ein fünffaches Hakenkreuz.
Der Verdacht gegen den Pekinger Transplantations-Boom ist in letzter Zeit mehrmals durch chinesische Ärzte erhärtet worden, die ins Ausland geflüchtet sind. So etwa war Hong Yuan in einem Krankenhaus in Shenyang tätig. Für die gegen Peking arbeitende Zeitung „Neue Epoche“ berichtete er von schaurigen Praktiken. Den Häftlingen werde Blut abgenommen, um sie künftigen Bedürfnissen anzupassen. Entsprechen ihre Werte denen des Kunden, so werden sie zur Exekution geführt. Der Häftling wird bei der Hinrichtung nur schwer verletzt, doch er stirbt nicht, da durch den Hirntod die „Frische“ der Organe leiden könnte. Er wird in die Klinik gebracht, wo ihm noch lebend die begehrten Organe entnommen werden. Der Spender stirbt, worauf sein Körper verbrannt wird. Die Angehörigen erhalten nur mehr seine Asche.
sfux - 17. Mär, 08:30 Article 4002x read
Jäger der vitalen Organe
Hugo-Eckener-Str. 9
70184 Stuttgart
krickl@web.de
Sehr geehrter Herr Olschewski,
in Ihrem Bericht werden die wichtigsten und aktuellsten Informationen über den illegalen Organhandel in China angesprochen. Ich finde Ihren Bericht sehr ausführlich und sehr gut recherchiert.
In Ihrem Artikel bezeichnen Sie Falun Gong einmal als Sekte und ein anderes mal als Bewegung. Das Wort „Sekte“ in den Medien hat manche Leser verhindert, beim Beenden der Verfolgung von Falun Gong in China zu helfen, obwohl die Journalisten mit Sicherheit diese Absicht nicht haben. Falun Gong als Sekte zu bezeichnen finde ich aus folgenden Gründen nicht zutreffend:
1. Falun Gong entspricht nicht der Vorstellung über Sekte in der Umgangsprache.
a. Kein Geld wird kassiert.
Die Falun Gong Übungen kann man kostenlos lernen. Es gibt keinen Mitgliedsbeitrag. Die Bücher kann man auch vom Internet kostenlos herunterladen.
Die Flyer über die Verfolgung von Falun Gong, die wir seit 1999 verteilt haben, haben wir aus der eigenen Tasche bezahlt. Das haben wir aus eigener Initiative gemacht.
Falun Gong nimmt auch keine Spenden an. Bei den Aktionen für die Errettung der Waisenkinder der verfolgten Falun Gong Praktizierenden in China werden Spenden angenommen. Aber nicht durch den Deutschen Falun Dafa e.V., sondern durch andere Menschenrechtsorganisationen.
b. Keine strenge Organisation.
Bei Falun Gong gibt es keine Mitgliedschaft und auch keine Namensliste. Wenn man Falun Gong praktizieren will, kann man jeder Zeit anfangen und ggf. auch aufhören.
Das ist ein Merkmal aller buddhistischen Schulen. Denn alle buddhistischen Schulen reden von Schicksalsverbindungen. Nur wenn die Schicksalsverbindung da ist, wird man es praktizieren. Man kann nichts erzwingen. Deshalb ist es auch bei Falun Gong sehr locker mit dem Anfangen und Aufhören mit dem Praktizieren.
In Deutschland gibt es einen Deutschen Falun Dafa Verein. Dieser Verein wurde gegründet, hauptsächlich um Räumlichkeit für Falun Gong Aktivitäten zu besorgen. Ein Verein kann z.B. leichter mit einer Menschenrechtsorganisation oder einer anderen Institution zusammen eine Ausstellung über die Verfolgung von Falun Gong veranstalten. Der Verein ist auch ein Ansprechpartner, wenn jemand Falun Gong lernen will oder um sich über die Verfolgung von Falun Gong näher zu informieren.
c. Keine strenge Hierarchie.
Die Beziehung zwischen dem Lehrer von Falun Gong, Herrn Li Hongzhi, und seinen Schülern ist der Beziehung zwischen dem Lehrer und Schülern in der Schule ähnlich. Der Lehrer kann etwas besser als die Schüler und bringt ihnen was bei. Die Schüler respektieren den Lehrer (mindestens in China wird der Respekt der Schüler gegenüber den Lehrern allgemein betont und hat eine lange Tradition.)
Der Lehrer erzählt nur die Grundsätze, was die Schüler machen, ist ihre eigene Sache. Das wird auch in Zhuan Falun mehrmals betont.
Alle Schüler sind gleichgestellt, ungeachtet aus welcher Sozialschicht man stammt, oder ob man eine Kontaktperson einer Falun Gong Übungsgruppe ist. Alle sind „Praktizierende“, die sich nach Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Nachsicht richten, den Prinzipien von Falun Gong.
d. Kein Ausschluss anderer Religionen oder Glaubensrichtungen.
In vielen Stellen in seinen Schriften hat Herr Li Hongzhi betont, dass andere Kultivierungswege wie Buddhismus, Christentum oder Taoismus aufrichtige Wege sind.
In China und anderen asiatischen Ländern gab und gibt es Mönche und Nonnen, die Falun Gong praktizieren und weiter im Tempel bleiben. Auch Christen in Deutschland, wenn sie Falun Gong praktizieren, werden nicht von Falun Gong aufgefordert, aus der Kirche auszutreten.
2. Falun Gong entspricht nicht dem Begriff für das Wort Sekte im Wörterbuch: „eine Gruppe von Personen mit dem gleichen Glauben, die sich von einer großen Religion getrennt hat.“
Falun Gong gehört nicht zum Buddhismus und ist eine für sich allein stehende Glaubensrichtung. Für Deutsche ist der Unterschied zwischen „buddhistischen System“ und „Buddhismus“ wohl schwierig zu erkennen. Im „buddhistischen System“ gibt es, so wie Schakyamuni, der Gründer des Buddhismus sagte, 84.000 Schulen. Im Buddhismus nur etwa 10. Der Buddhismus stellt nur einen winzigen Teil des buddhistischen Systems dar.
Viele Schulen im buddhistischen System, die gar nichts mit Buddhismus zu tun haben, werden „buddhistische Schulen“ genannt, Falun Gong ist eine von ihnen.
Deshalb ist es richtig zu sagen, Falun Gong ist eine buddhistische Kultivierungsschule/Meditationspraxis. Aber es ist nicht richtig zu sagen, Falun Gong ist ein Abtrennung/Sekte des Buddhismus.
Wieso wurde Falun Gong das Wort Sekte zugeordnet?
Um die Verfolgung von Falun Gong zu rechtfertigen hat die Kommunistische Partei Chinas 1999 eine Hetzkampagne gegen Falun Gong in China gestartet, wobei Falun Gong als Sekte bezeichnet wurde. Viele Medien außerhalb China haben dieses Wort übernommen, weil sie nicht wussten was Falun Gong ist.
Dazu kommt noch der kulturelle Unterschied zwischen fernöstlichen und europäischen Kulturen. Man darf nicht vergessen, dass das Christentum, das vor mehr als 100 Jahren nach China eingeführt wurde, auch für eine längere Zeit als Sekte bezeichnet wurde, nur weil manche immer dachten, dass irgendwas Schlimmes hinter etwas Fremdem stecken muss. Falun Gong, als eine fernöstliche Meditationsbewegung ist den meisten Europäern sehr fremd. Man tendiert zu denken, dass dahinter was steckt.
Was ist die Auswirkung dieses Wortes in Deutschland auf Falun Gong Praktizierende?
Die Auswirkung dieses Wortes Sekte ist auch in Deutschland nicht so ganz harmlos.
Frau Edith Körper aus Heidelberg, Erzieherin in einem kath. Kindergarten und Alleinverdiener einer 6-köpfigen Familie, musste vor ihrem obersten Arbeitgeber überzeugend argumentieren, dass Falun Gong keine Sekte ist. In einem konfessionellen Kindergarten führt es nämlich, laut Arbeitsvertrag, zu einer fristlosen Kündigung, wenn der Beweis dafür erbracht werden kann, dass man ein Sektenmitglied ist. Diese brisante Situation ergab sich nur, weil in den örtlichen Medien von der Falun Gong Sekte geschrieben wurde und durch ihre Menschenrechtsarbeit bekannt war, dass Frau Körper selbst Falun Gong praktiziert.
Bei Infoständen über die Verfolgung von Falun Gong waren die Menschen anfangs oft nicht gewillt zuzuhören, weil in den Zeitungen Falun Gong immer wieder mit dem Wort Sekte in Verbindung gebracht wurde. Die Menschen glauben was in den Zeitungen steht, also unser Appell an Sie: gehen Sie bitte verantwortungsbewusst mit diesem Wort in Zusammenhang mit Falun Gong um. Wir bitten um ihre Mithilfe diese grausame Verfolgung zu beenden !
Wie soll Falun Gong bezeichnet werden, so dass der Begriff möglichst zutrifft und die deutschen Leser ihn verstehen können.
Der Begriff „Kultivierungsschule“ werden die wenigsten Deutschen verstehen, deshalb finde ich „buddhistische Meditationsschule“ oder „buddhistische Meditationsbewegung“ besser.
Ich hoffe, dass ich Ihnen aus meiner Sicht helfen konnte, Falun Gong ein bisschen tiefer zu verstehen.
Ich würde mich freuen, wenn ich von Ihnen erfahren könnte, warum Sie Falun Gong als Sekte bezeichnet haben.
Mit freundlichen Grüßen
Walther Krickl