Guantanamo Bay - auch Ausflugsziel für Schmuggler ?
World Content News - Neue Recherchen des investigativen Journalisten Daniel Hopsicker über die Drahtzieher des Kokainschmuggels im Zusammenhang mit der Gulfstream N987SA, die im September mit 3,7 Tonnen Kokain in Yukatan abstürzte, führen nicht nur zu alten Bekannten in diesem Business, plötzlich stellt sich die bisher eigentlich abwegige Frage: Ist die Festung Guantanamo auch ein sicherer Hort für den Drogenumschlag?
Wir erinnern uns: Der Kokain-Transporter N987SA war unter seinem früheren Besitzer S/A Holdings auch drei mal auf den für Zivilflugzeugen normalerweise gesperrten Flughafen von Guantanamo Bay (ICAO-Code: MUGM) gelandet. Gefangene waren wohl nicht an Bord, die Maschine startete jeweils von den USA aus zum Gefängnisstützpunkt (von Washington-Dulles bzw. Oxford, CT).
Abgestürzte N987SA: Mal Kokain, mal Guantanamo
Hopsicker will nun herausbekommen haben, woher die zwei Millionen Dollar stammen, mit denen die letzten Besitzer über die Blitzverkäufe (30.08.07, 14.09.07) das Flugzeug via Barzahlung (!) erworben haben. Eine nicht näher benannte Quelle aus dem Umfeld der Flugsicherungsbehörde soll ihm bestätigt haben, dass nach den Aussagen von Greg Smith (neben Clyde O'Connor einer der beiden Unternehmer der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Firma Execstar Aviation) ein gewisser Don Whittington aus Fort Lauderdale der Geldgeber gewesen war. Der nebenbei auch noch noch die Erlaubnis für Landungen auf Guantanamo besass.
Dieser Don Whittington ist nicht nur ein rechtskräftig verurteilter Drogenschmuggler und Geldwäscher, er war auch Geschäftspartner des Multimillionärs Wally Hilliard, an dessen Flugschule Huffman Aviation der mutmaßliche Attentäter des 11. September, Mohamed Atta, das Fliegen lernte. Hilliard selbst wiederum wurde im Juli 2000 beim Schmuggel von 43 Pfund Heroin in Orlando erwischt, verurteilt wurde er deswegen aber nicht. Coole Zustände.
Wally's Schmuggel- Learjet N351WB (Seriennr. 35-355, akt: N721EC, Foto) hatte ihm acht Monate zuvor wiederum Whittington via World Jet Inc verkauft. Die ursprüngliche Herkunft dieses Jets ist unklar, in der unvollständigen Historie der Besitzer taucht erstmals eine Gulfstream Aviation Enterprises Inc (Firmeninhaber: DALE L. Whittington) auf.
Wie es das Schicksal so will: Die Whittingtons verfügten in den 80er Jahren zudem über einen privaten Learjet 23 mit der Seriennummer 23-009, von dem sie sich trennen mussten (einige Quellen sprechen davon, er wurde ihnen geklaut). Hopsicker weist nach, dass dieses Flugzeug in die Hände des 1986 ermordeten Drogenschmugglerkönigs Barry Seal geriet.
1963: Porter Goss & Barry Seal (3. von links, The CIA, the Mob & America’s Secret History
Seal wiederum verkaufte den Jet offiziell kurz vor seinem gewaltsamen Tod unter der Registriernummer N13SN (akt: N23BY, Foto) an den nach Hopsickers Meinung bisherigen eigentlichen Besitzer: die Firma Intercontinental Holding Company, die von der CIA in den 60er Jahren auf Grand Cayman aufgebaut wurde. Deren Gründer war der bereits 1976 verstorbene Paul Helliwell, nach dem Zweiten Weltkrieg Chef der OSS (Vorläuferorganisation der CIA) in Europa und Haupt-Finanzier der Schweinebucht-Invasion auf Kuba.
Aber damit nicht genug - aus den Aufzeichnungen der FAA geht hervor: Nicht nur der aufgeflogene Kokaintransporter N987SA - auch zwei Firmen von Whittington, World Jet Inc. und World Jet of Delaware haben mit diversen Flugzeugen zwischen 2004 und 2006 gleich mehrmals Guantanamo Bay angesteuert. Und der Schmuggler Wally Hilliard mit der N35NK (ein weiterer Learjet, registriert auf Plane I Leasing Co., stand u.a. in Europa mit dem Folgebesitzer Aircraft Guaranty und dem dänischen Operator Nordic Aviation unter CIA-Verdacht) durfte auch mal landen. So viele Kokain-Cookies auf einem kleinen gut bewachten Teller - ist das noch Zufall?
Die N500ND (World Jet Of Delaware Inc) landete ebenfalls auf Guantanamo, hier sind leider momentan keine Flugdaten verfügbar. Die sieht nämlich nach einem Unfall auf der Karibikinsel Dominica derzeit so aus:
11.08.2007: Whittingtons N500ND rutscht auf Dominica über die Landebahn hinaus
Die US-Abflugsorte bezüglich Guantanamo lassen jedoch nicht den Schluss zu, dass mit den Flugzeugen Gefangene transportiert wurden. Aber was war es dann? Logistische Transporte für das Verteidigungsministerium? Wohl nicht - es lassen sich keine derartigen Verträge finden, die nach US-Recht veröffentlicht werden müssen. CIA-Hilfsdienste? Möglich. Aber inzwischen scheinen auch Zusammenhänge mit Drogentransporten denkbar. Es gibt nämlich noch mehr Guantanamo-Lander, die in diesem Dunstkreis unterwegs waren.
Guantanamo-Landungen N507EB (JRW Aviation):
JRW Aviation. N507EB (Beech B300), damaliger Besitzer: James R. Wikert. Dieser taucht auch in der Flugzeughistorie der beiden DC-9 auf, die im April 2006 in den 5,5 t schweren Kokainfund auf dem mexikanischen Flughafen Ciudad del Carmen verwickelt waren:
N900SA - JRW war Operator unter HW Aviation, unmittelbar bevor sie zu SkyWay/Royal Sons wechselte (Quelle: hier, Firmenzusammenhänge: hier)
N911SY - Wikert war Eigentümer von 1987-89 (registriert auf N120NE danach ging das Flugzeug unmittelbar für kurze Zeit an die Stiftung ALG Aeroleasing SA in der Schweiz, bis 1999 eine Geldwaschanlage des "Frachtunternehmers" und Waffenschmugglers Farhad Azima, der im Juli 1986 mit einer Boeing 707 (N345FA) im Auftrag der CIA 23 t Missiles in den Iran geliefert haben soll (Quelle). Und wenn wir schon mal beim Lüften sind - Hopsicker weiß noch:
Based at the Clearwater-St. Petersburg International Airport, both “Cocaine One,” and its twin, a second DC9 (N120NE) were being used by an operation which includes the former head of the CIA proprietary airline used to ferry TOW missiles to the Ayatollah Khomeini’s regime in Iran, as part of the Iran Contra Scandal. (Artikel)
Ist damit zumindest ein Teil der Flugzeuge identifiziert, die Khomeni im Krieg gegen den Irak wiederholt mit Raketen versorgten? Es ergibt sich eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Berichte zutreffend sein könnten.
Die Boeing 707 war von 1978 bis 2005 durchgängig in den Händen Azimas, die N120NE von 1989-1995 (nach Wikert). Beide Maschinen weisen in ihrer Flugzeughistorie (allerdings 3 Jahre nach den Teheran-Flügen) die Schweizer ALG Aeroleasing SA aus (was den Autoren wohl kaum bekannt gewesen sein dürfte), deren Anzahl an operierenden Flugzeugen ist wiederum überschaubar. Neben der Boeing 707 und der DC-9 (vorübergehend umregistriert auf HB-IFA) waren offenbar nur noch drei weitere Flieger im Einsatz: eine weitere DC-9 (HB-IEF), ein Learjet 36 (HB-VFD) sowie eine Falcon 900B (HB-IAC).
Dass die Schweiz eine zentrale Rolle in der Iran-Contra-Affäre spielte, belegt auch der Untersuchungsbericht von Lawrence E. Walsh, ehemaliger Richter und stellvertretender Justizminister unter Dwight D. Eisenhower über die Vorgänge um den in der Schweiz ansässigen Finanzier Willard I. Zucker:
"Upon leaving the Air Force, Secord went into business with Hakim, co-founding in 1983 Stanford Technology Trading Group International (STTGI). Using a complex web of secret Swiss bank accounts and shell corporations managed by Willard Zucker at Compagnie de Services Fiduciaires (CSF) in Geneva, they built a lucrative Enterprise from covert-operations business assigned to them by Lt. Col. Oliver L. North. ...
... More than $47.6 million flowed from the Iran and contra operations into the Swiss Enterprise accounts. The receiving accounts were: Energy Resources International, S.A. ($11.3 million); Lake Resources Inc. ($31.5 million); and Hyde Park Square Corporation ($4.8 million)." (Quelle)
Übrigens: Seit Februar 2007 hat die DC-9 wieder ihre alte Nummer N120NE aufgelegt. Eigentümer: Aircraft Guaranty, Operator: unbekannt, FAA-Flightrecords: gesperrt.
Aircraft Guaranty und Nordic Aviation: Dass die CIA andererseits bei einer ihrer Entführungen u.a. sogar mit dem ukrainischen Schmuggler Victor Bout - Spitzname: "Händler des Todes" - zusammengearbeitet hat, zeigt eindrucksvoll der Bericht: Tracking the plane to nowhere über die Entführung von Khalid Mehmood Rashid. Er wurde im November 2005 mit einer Gulfstream II, Registriernummer A6-PHY verschleppt. Unmittelbar zuvor war er von den südafrikanischen Behörden an Vertreter der pakistanischen Regierung übergeben worden.
"The command of the CIA’s aviation operations was concealed in the UAE under the name of “Phoenix Aviation” with Bout nominee Alexy Yanshuk, a known mafia boss in command. The stories say that the US government was paying Yanshuk expenses in excess of one million dollar per month to set-up the operation."
(Quelle: Bout, Bush and the CIA-terrorist )
Phoenix Aviation wurde inzwischen aufgelöst und heißt nun AVE.com. Aircraft Guaranty ist hauptsächlich ein Trust, bei dem Nicht-US-Bürger eine N-Registrierung ihres Flugzeugs erhalten können, dies wird aber auch von der CIA genutzt. Nordic Aviation hat ihren Sitz in Billund, Dänemark und wiederum eine US-Zweigstelle in St. Petersburg-Clearwater, wo auch die N120NE zuletzt im Juli dieses Jahres gesehen worden sein soll.
Zum Schluss dieses Roundabout sei noch bemerkt: Damit ist nicht bewiesen, dass es auf Guantanamo zuweilen auch schneit, vielmehr zeigt sich die Quicklebendigkeit und Vielseitigkeit dieses Netzwerkes aus Mafia und Geheimdiensten, was wiederum die Vermutung nahelegt, dass die CIA auch in Europa nicht nur in Sachen Anti-Terror-Kampf und Spionageabwehr unterwegs ist.
In Kürze auf diesem Blog:
Weitere mutmaßliche Drogenflüge der N987SA in Mexiko
Clyde O'Connor bewaffnet auf der Flucht vor CIA und Behörden
Die Chernoy-Kislin-Mafia: IOC-, BAWAG- und Mobiltel-Skandale.
Quellen:
Pilot of Crashed Drug Flight: "Don's $2 Million Bought the Plane"
(madcowprod.com, 17.10.2007)
The coke jet mystery: The latest developments
(cannonfire.blogspot.com, 18.10.2007)
The Crimes of Mena (oraclesyndicate.twoday.net, 18.10.2006)
Das Old Boys Netzwerk (oraclesyndicate.twoday.net, 26.04.2006)
Die Old Boys Dirigenten von Genf
(oraclesyndicate.twoday.net, 27.04.2006)
Uwe Barschel zwischen Ehrenwort, Waffenhändlern und der Stasi
(Berliner Morgenpost, 30.09.2007)
Viktor Bout, Afrikas “Merchant of Death”
(oraclesyndicate.twoday.net, 03.07.2007)
N987SA-Chronik:
Guantanamo-Flieger stürzt mit 4 Tonnen Kokain an Bord in den Dschungel Yukatans (25.09.07)
N987SA: Neue Spuren im Dschungel von Drogen und CIA (11.10.2007)
Gelandet: Guantanamo-Flieger sind identifiziert (02.02.2006)
Wir erinnern uns: Der Kokain-Transporter N987SA war unter seinem früheren Besitzer S/A Holdings auch drei mal auf den für Zivilflugzeugen normalerweise gesperrten Flughafen von Guantanamo Bay (ICAO-Code: MUGM) gelandet. Gefangene waren wohl nicht an Bord, die Maschine startete jeweils von den USA aus zum Gefängnisstützpunkt (von Washington-Dulles bzw. Oxford, CT).
Abgestürzte N987SA: Mal Kokain, mal Guantanamo
Hopsicker will nun herausbekommen haben, woher die zwei Millionen Dollar stammen, mit denen die letzten Besitzer über die Blitzverkäufe (30.08.07, 14.09.07) das Flugzeug via Barzahlung (!) erworben haben. Eine nicht näher benannte Quelle aus dem Umfeld der Flugsicherungsbehörde soll ihm bestätigt haben, dass nach den Aussagen von Greg Smith (neben Clyde O'Connor einer der beiden Unternehmer der in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Firma Execstar Aviation) ein gewisser Don Whittington aus Fort Lauderdale der Geldgeber gewesen war. Der nebenbei auch noch noch die Erlaubnis für Landungen auf Guantanamo besass.
Dieser Don Whittington ist nicht nur ein rechtskräftig verurteilter Drogenschmuggler und Geldwäscher, er war auch Geschäftspartner des Multimillionärs Wally Hilliard, an dessen Flugschule Huffman Aviation der mutmaßliche Attentäter des 11. September, Mohamed Atta, das Fliegen lernte. Hilliard selbst wiederum wurde im Juli 2000 beim Schmuggel von 43 Pfund Heroin in Orlando erwischt, verurteilt wurde er deswegen aber nicht. Coole Zustände.
Wally's Schmuggel- Learjet N351WB (Seriennr. 35-355, akt: N721EC, Foto) hatte ihm acht Monate zuvor wiederum Whittington via World Jet Inc verkauft. Die ursprüngliche Herkunft dieses Jets ist unklar, in der unvollständigen Historie der Besitzer taucht erstmals eine Gulfstream Aviation Enterprises Inc (Firmeninhaber: DALE L. Whittington) auf.
Wie es das Schicksal so will: Die Whittingtons verfügten in den 80er Jahren zudem über einen privaten Learjet 23 mit der Seriennummer 23-009, von dem sie sich trennen mussten (einige Quellen sprechen davon, er wurde ihnen geklaut). Hopsicker weist nach, dass dieses Flugzeug in die Hände des 1986 ermordeten Drogenschmugglerkönigs Barry Seal geriet.
1963: Porter Goss & Barry Seal (3. von links, The CIA, the Mob & America’s Secret History
Seal wiederum verkaufte den Jet offiziell kurz vor seinem gewaltsamen Tod unter der Registriernummer N13SN (akt: N23BY, Foto) an den nach Hopsickers Meinung bisherigen eigentlichen Besitzer: die Firma Intercontinental Holding Company, die von der CIA in den 60er Jahren auf Grand Cayman aufgebaut wurde. Deren Gründer war der bereits 1976 verstorbene Paul Helliwell, nach dem Zweiten Weltkrieg Chef der OSS (Vorläuferorganisation der CIA) in Europa und Haupt-Finanzier der Schweinebucht-Invasion auf Kuba.
Aber damit nicht genug - aus den Aufzeichnungen der FAA geht hervor: Nicht nur der aufgeflogene Kokaintransporter N987SA - auch zwei Firmen von Whittington, World Jet Inc. und World Jet of Delaware haben mit diversen Flugzeugen zwischen 2004 und 2006 gleich mehrmals Guantanamo Bay angesteuert. Und der Schmuggler Wally Hilliard mit der N35NK (ein weiterer Learjet, registriert auf Plane I Leasing Co., stand u.a. in Europa mit dem Folgebesitzer Aircraft Guaranty und dem dänischen Operator Nordic Aviation unter CIA-Verdacht) durfte auch mal landen. So viele Kokain-Cookies auf einem kleinen gut bewachten Teller - ist das noch Zufall?
30.05.2003 | N987SA | S/A Hold. | Oxford, CT | Guantanamo |
12.04.2004 | N987SA | S/A Hold. | Washington | Guantanamo |
29.04.2004 | N35NK | Plane I | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
20.01.2005 | N987SA | S/A Hold. | Washington | Guantanamo |
28.02.2005 | N229WJ | WJoD | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
04.03.2005 | N229WJ | WJoD | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
05.09.2005 | N252WJ | World Jet | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
03.04.2006 | N200LJ | WJoD | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
21.07.2006 | N200LJ | WJoD | Ft. Lauderd. Ex | Guantanamo |
Die N500ND (World Jet Of Delaware Inc) landete ebenfalls auf Guantanamo, hier sind leider momentan keine Flugdaten verfügbar. Die sieht nämlich nach einem Unfall auf der Karibikinsel Dominica derzeit so aus:
11.08.2007: Whittingtons N500ND rutscht auf Dominica über die Landebahn hinaus
Die US-Abflugsorte bezüglich Guantanamo lassen jedoch nicht den Schluss zu, dass mit den Flugzeugen Gefangene transportiert wurden. Aber was war es dann? Logistische Transporte für das Verteidigungsministerium? Wohl nicht - es lassen sich keine derartigen Verträge finden, die nach US-Recht veröffentlicht werden müssen. CIA-Hilfsdienste? Möglich. Aber inzwischen scheinen auch Zusammenhänge mit Drogentransporten denkbar. Es gibt nämlich noch mehr Guantanamo-Lander, die in diesem Dunstkreis unterwegs waren.
Guantanamo-Landungen N507EB (JRW Aviation):
31.01.2003 | N507EB | Fort Lauderdale, FL | Guantanamo |
03.08.2003 | N507EB | Fort Lauderdale, FL | Guantanamo |
06.04.2004 | N507EB | Sanford, FL | Guantanamo |
01.10.2004 | N507EB | Fort Lauderdale, FL | Guantanamo |
01.03.2005 | N507EB | Fort Lauderdale, FL | Guantanamo |
23.07.2005 | N507EB | Fort Lauderdale, FL | Guantanamo |
JRW Aviation. N507EB (Beech B300), damaliger Besitzer: James R. Wikert. Dieser taucht auch in der Flugzeughistorie der beiden DC-9 auf, die im April 2006 in den 5,5 t schweren Kokainfund auf dem mexikanischen Flughafen Ciudad del Carmen verwickelt waren:
N900SA - JRW war Operator unter HW Aviation, unmittelbar bevor sie zu SkyWay/Royal Sons wechselte (Quelle: hier, Firmenzusammenhänge: hier)
N911SY - Wikert war Eigentümer von 1987-89 (registriert auf N120NE danach ging das Flugzeug unmittelbar für kurze Zeit an die Stiftung ALG Aeroleasing SA in der Schweiz, bis 1999 eine Geldwaschanlage des "Frachtunternehmers" und Waffenschmugglers Farhad Azima, der im Juli 1986 mit einer Boeing 707 (N345FA) im Auftrag der CIA 23 t Missiles in den Iran geliefert haben soll (Quelle). Und wenn wir schon mal beim Lüften sind - Hopsicker weiß noch:
Based at the Clearwater-St. Petersburg International Airport, both “Cocaine One,” and its twin, a second DC9 (N120NE) were being used by an operation which includes the former head of the CIA proprietary airline used to ferry TOW missiles to the Ayatollah Khomeini’s regime in Iran, as part of the Iran Contra Scandal. (Artikel)
Ist damit zumindest ein Teil der Flugzeuge identifiziert, die Khomeni im Krieg gegen den Irak wiederholt mit Raketen versorgten? Es ergibt sich eine relativ hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Berichte zutreffend sein könnten.
Die Boeing 707 war von 1978 bis 2005 durchgängig in den Händen Azimas, die N120NE von 1989-1995 (nach Wikert). Beide Maschinen weisen in ihrer Flugzeughistorie (allerdings 3 Jahre nach den Teheran-Flügen) die Schweizer ALG Aeroleasing SA aus (was den Autoren wohl kaum bekannt gewesen sein dürfte), deren Anzahl an operierenden Flugzeugen ist wiederum überschaubar. Neben der Boeing 707 und der DC-9 (vorübergehend umregistriert auf HB-IFA) waren offenbar nur noch drei weitere Flieger im Einsatz: eine weitere DC-9 (HB-IEF), ein Learjet 36 (HB-VFD) sowie eine Falcon 900B (HB-IAC).
Dass die Schweiz eine zentrale Rolle in der Iran-Contra-Affäre spielte, belegt auch der Untersuchungsbericht von Lawrence E. Walsh, ehemaliger Richter und stellvertretender Justizminister unter Dwight D. Eisenhower über die Vorgänge um den in der Schweiz ansässigen Finanzier Willard I. Zucker:
"Upon leaving the Air Force, Secord went into business with Hakim, co-founding in 1983 Stanford Technology Trading Group International (STTGI). Using a complex web of secret Swiss bank accounts and shell corporations managed by Willard Zucker at Compagnie de Services Fiduciaires (CSF) in Geneva, they built a lucrative Enterprise from covert-operations business assigned to them by Lt. Col. Oliver L. North. ...
... More than $47.6 million flowed from the Iran and contra operations into the Swiss Enterprise accounts. The receiving accounts were: Energy Resources International, S.A. ($11.3 million); Lake Resources Inc. ($31.5 million); and Hyde Park Square Corporation ($4.8 million)." (Quelle)
Übrigens: Seit Februar 2007 hat die DC-9 wieder ihre alte Nummer N120NE aufgelegt. Eigentümer: Aircraft Guaranty, Operator: unbekannt, FAA-Flightrecords: gesperrt.
Aircraft Guaranty und Nordic Aviation: Dass die CIA andererseits bei einer ihrer Entführungen u.a. sogar mit dem ukrainischen Schmuggler Victor Bout - Spitzname: "Händler des Todes" - zusammengearbeitet hat, zeigt eindrucksvoll der Bericht: Tracking the plane to nowhere über die Entführung von Khalid Mehmood Rashid. Er wurde im November 2005 mit einer Gulfstream II, Registriernummer A6-PHY verschleppt. Unmittelbar zuvor war er von den südafrikanischen Behörden an Vertreter der pakistanischen Regierung übergeben worden.
N512SD | OAI Air LLC | rgd 10.06.99 |
Provident Bank | rgd 14.09.04 | |
Aircraft Guaranty | rgd 15.01.05, plit by Nordic Aviation Capital ApS, Denmark | |
A6-PHY | Phoenix Aviation | 25.04.2005 |
N666SA | Aircraft Guaranty | rgd 28.12.06, plit by SG Air Leasing Ltd, Singapore |
"The command of the CIA’s aviation operations was concealed in the UAE under the name of “Phoenix Aviation” with Bout nominee Alexy Yanshuk, a known mafia boss in command. The stories say that the US government was paying Yanshuk expenses in excess of one million dollar per month to set-up the operation."
(Quelle: Bout, Bush and the CIA-terrorist )
Phoenix Aviation wurde inzwischen aufgelöst und heißt nun AVE.com. Aircraft Guaranty ist hauptsächlich ein Trust, bei dem Nicht-US-Bürger eine N-Registrierung ihres Flugzeugs erhalten können, dies wird aber auch von der CIA genutzt. Nordic Aviation hat ihren Sitz in Billund, Dänemark und wiederum eine US-Zweigstelle in St. Petersburg-Clearwater, wo auch die N120NE zuletzt im Juli dieses Jahres gesehen worden sein soll.
Zum Schluss dieses Roundabout sei noch bemerkt: Damit ist nicht bewiesen, dass es auf Guantanamo zuweilen auch schneit, vielmehr zeigt sich die Quicklebendigkeit und Vielseitigkeit dieses Netzwerkes aus Mafia und Geheimdiensten, was wiederum die Vermutung nahelegt, dass die CIA auch in Europa nicht nur in Sachen Anti-Terror-Kampf und Spionageabwehr unterwegs ist.
In Kürze auf diesem Blog:
Weitere mutmaßliche Drogenflüge der N987SA in Mexiko
Clyde O'Connor bewaffnet auf der Flucht vor CIA und Behörden
Die Chernoy-Kislin-Mafia: IOC-, BAWAG- und Mobiltel-Skandale.
Quellen:
Pilot of Crashed Drug Flight: "Don's $2 Million Bought the Plane"
(madcowprod.com, 17.10.2007)
The coke jet mystery: The latest developments
(cannonfire.blogspot.com, 18.10.2007)
The Crimes of Mena (oraclesyndicate.twoday.net, 18.10.2006)
Das Old Boys Netzwerk (oraclesyndicate.twoday.net, 26.04.2006)
Die Old Boys Dirigenten von Genf
(oraclesyndicate.twoday.net, 27.04.2006)
Uwe Barschel zwischen Ehrenwort, Waffenhändlern und der Stasi
(Berliner Morgenpost, 30.09.2007)
Viktor Bout, Afrikas “Merchant of Death”
(oraclesyndicate.twoday.net, 03.07.2007)
N987SA-Chronik:
Guantanamo-Flieger stürzt mit 4 Tonnen Kokain an Bord in den Dschungel Yukatans (25.09.07)
N987SA: Neue Spuren im Dschungel von Drogen und CIA (11.10.2007)
Gelandet: Guantanamo-Flieger sind identifiziert (02.02.2006)
sfux - 29. Okt, 08:00 Article 5578x read