The Times (3): "Hinweis vereitelte Untersuchung eines Atom-Spionage-Ringes"
World Content News - Die britische Sunday Times hat heute einen weiteren Artikel in ihrer Serie über das kriminelle Netzwerk von türkischen und israelischen Spionen veröffentlicht, welche laut Sibel Edmonds einen US-Offiziellen bestachen, um an nukleare Geheimnisse zu kommen, die anschließend auf dem Schwarzmarkt weiterverkauft wurden.
Im Mittelpunkt steht diesmal die Warnung eines hohen Beamten aus dem State Department an die türkischen Maulwürfe, dass es sich bei einer Firma, mit der die Spione Kontakt aufnehmen wollten, statt um ein Energieberatungsunternehmen in Wahrheit um eine verdeckte CIA-Firma handelte, die den Auslands-Agenten dicht auf den Fersen war. Das FBI hatte ebenfalls eine Counter-Intelligence Operation am Laufen und beobachtete türkische Diplomaten vom American Turkish Council (ATC), die in Kontakt mit israelischen Institutionen waren und Maulwürfe in sensible militärische Anlagen einschleusten.
Der Name der Firma war Brewster Jennings, der Hinweis aus dem Außenministerium an die Türken, die unter dem Vorwand in die USA eingereist waren, sie wollten alternative Energiequellen erforschen, soll 2001 erfolgt sein. Brewster Jennings & Associates geriet zwei Jahre später als CIA-Firma in den Fokus der Öffentlichkeit, als die ehemalige Agentin Valerie Plame 2003 durch die Denunziation von Regierungsbeamten aus dem Weißen Haus publikumswirksam enttarnt wurde.
Zitat Sibel Edmonds: “He [the State Department official] found out about the arrangement . . . and he contacted one of the foreign targets and said . . . you need to stay away from Brewster Jennings because they are a cover for the government. “The target . . . immediately followed up by calling several people to warn them about Brewster Jennings. "
Sibel Edmonds: No Voice - No Title
Valerie Plame ist die Ehefrau des ehemaligen amerikanischen Diplomaten Joseph Wilson IV und eine Mitarbeiterin der CIA. Wilson reiste kurz vor der amerikanischen Irak-Invasion 2003 im Auftrag der US-Regierung in den afrikanischen Staat Niger, um Hinweisen auf den Kauf von Uran durch den Irak nachzugehen. Nach seinen Aussagen ergab die Reise, dass der Verdacht völlig unbegründet war und vermutlich auf gefälschten Dokumenten beruhte, was später von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) bestätigt wurde. Wilson berichtete diese Ergebnisse der US-Regierung. Die Bush-Regierung verwendete die angeblichen Uran-Käufe jedoch weiterhin als einen der politischen Hauptgründe für einen Krieg gegen den Irak.
In der Folge publizierte der Ex-Diplomat einen kritischen Artikel über seine Erkenntnisse in der New York Times. Es ist erwiesen, dass Personen aus dem Umfeld der Bush-Regierung später Informationen über die Geheimdiensttätigkeit seiner Ehefrau an verschiedene wichtige US-Medien gaben, darunter die Washington Post. Dies wird allgemein als eine Art Racheakt interpretiert. (Quelle: Wikipedia)
Wie in den vorangegangen Times-Artikeln wird auch diesmal der Name des US-Offiziellen nicht erwähnt, der die Auslandsspione vor dem eigenen Geheimdienst gewarnt hat, es darf aber als sicher gelten, dass es sich hierbei um die ehemalige Nr. 3 des Außenministeriums, Marc Grossman, handelt, der für seinen Hinweis vom ATC 15.000 Dollar erhalten haben soll.
Grossman hatte zu dieser Zeit, also zwischen Sommer und Herbst 2001, eine Reihe von Gesprächen mit einem ehemaligen Leiter des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Mahmoud Ahmad, der 1989 den pakistanischen Diktator Pervez Musharraf an die Macht putschte. Die Zeitung "Karachi News" schreibt am Vorabend des 11. September 2001:
ISI Chief Lt-Gen Mahmood's week-long presence in Washington has triggered speculation about the agenda of his mysterious meetings at the Pentagon and National Security Council. Officially, State Department sources say he is on a routine visit in return to CIA Director George Tenet's earlier visit to Islamabad. Official sources confirm that he met Tenet this week.
He also held long parleys with unspecified officials at the White House and the Pentagon. But the most important meeting was with Mark Grossman, US Under Secretary of State for Political Affairs. US sources would not furnish any details beyond saying that the two discussed 'matters of mutual interests.'
What those matters could be is a matter of pure conjecture. One can safely guess that the discussions must have centred around Afghanistan, relations with India and China, disarmament of civilian outfits, country's nuclear and missiles programme and, of course, Osama Bin Laden. (Quelle)
Nebenbei: In dem obigen Artikel aus Pakistan geht es an diesem Tag übrigens auch um das Attentat auf den Führer der afghanischen Nordallianz, Ahmad Shah Massoud, der wenige Tage später an dessen Folgen stirbt. Neben den Anschlägen vom 11. September ist es nicht zuletzt sein Tod, der das Tor für den Afghanistankrieg öffnet.
Warum sind nun die Gespräche von Mahmoud Ahmad mit Grossman möglicherweise von hoher Relevanz? Zum einen weist die frühere FBI-Dolmetscherin Sibel Edmonds, die den Proliferationsskandal ins Rollen brachte, darauf hin, dass auf pakistanischer Seite General Mahmoud Ahmad für die Spionageoperation zuständig war und die sensiblen Nuklear-Informationen offenbar an Abdul Qadeer Khan weitergab, den "Vater der islamischen Atombombe", der wiederum Atomwaffentechnik auch an Libyen, Iran und Nordkorea verkaufte.
Zum anderen geriet bald nach dem 9/11, am 10.11.2001 ein (unveröffentlichter!) Artikel der "Indian Times" in Umlauf, worin der Vorwurf laut wurde, Mahmoud Ahmad hätte den späteren angeblichen Mörder des US-Journalisten Daniel Pearl, namens Ahmed Omar Saeed Sheikh beauftragt, an einen der Attentäter des 11. September, Mohamed Atta, auf zwei Konten in Florida insgesamt 100.000 Dollar zu überweisen (= inadäquater Link, dafür mit um so mehr Pfeffer!).
"Zufälligerweise" war zwei Tage vor Bekanntwerden des Artikels (zeitgleich mit dem Beginn der US-Invasion in Afghanistan) General Ahmad seines Postens erhoben worden. Zum Zeitpunkt der Anschläge am 11. September hatte er laut "Washington Post" mit dem damaligen CIA-Director Porter Goss noch seelenruhig bei einem Arbeitsfrühstück zusammen gesessen.
On the morning of Sept. 11, Goss and Graham were having breakfast with a Pakistani general named Mahmud Ahmed -- the soon-to-be-sacked head of Pakistan's intelligence service. Ahmed ran a spy agency notoriously close to Osama bin Laden and the Taliban. A Goss aide handed a note to his boss. Goss read it and handed it to Graham. Soon they would evacuate the Capitol, but not before Goss, the designated speaker pro tempore, symbolically opened the House for one minute. (Quelle)
Doch zurück zur Times-Serie, die sich erst einmal die ersten Fäden im Proliferationsskandal vorknöpft, mehr noch als über die Details staunt man über das Stillschweigen der westlichen Presse. Das altehrwürdige Blatt, nicht gerade für schlecht recherchierte Shoot-Out-Artikel bekannt, hat auch nach der dritten Folge keinerlei Echo im Blätterwald ausgelöst. Wie kommt's?
Noch scheint zu viel Spekulation in diesem gewichtigen Cover-Up herumzuspuken - trotzdem, bei anderen Gelegenheiten ist man doch sonst auch nicht so zimperlich. Aber so lange die großen Nachrichtenagenturen auf stur schalten, lässt man halt lieber die Finger davon.
Man darf jedenfalls gespannt sein:
Let Sibel Edmonds speak !
Zum Times-Artikel:
Tip-off thwarted nuclear spy ring probe (Sunday Times, 27.01.2008)
Vorherige Folgen:
For sale: West’s deadly nuclear secrets
(timesonline.co.uk, 06.01.2008)
FBI denies file exposing nuclear secrets theft
(timesonline.co.uk, 20.01.2008)
Mehr zum Thema auf World.Content.News
Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
Im Mittelpunkt steht diesmal die Warnung eines hohen Beamten aus dem State Department an die türkischen Maulwürfe, dass es sich bei einer Firma, mit der die Spione Kontakt aufnehmen wollten, statt um ein Energieberatungsunternehmen in Wahrheit um eine verdeckte CIA-Firma handelte, die den Auslands-Agenten dicht auf den Fersen war. Das FBI hatte ebenfalls eine Counter-Intelligence Operation am Laufen und beobachtete türkische Diplomaten vom American Turkish Council (ATC), die in Kontakt mit israelischen Institutionen waren und Maulwürfe in sensible militärische Anlagen einschleusten.
Der Name der Firma war Brewster Jennings, der Hinweis aus dem Außenministerium an die Türken, die unter dem Vorwand in die USA eingereist waren, sie wollten alternative Energiequellen erforschen, soll 2001 erfolgt sein. Brewster Jennings & Associates geriet zwei Jahre später als CIA-Firma in den Fokus der Öffentlichkeit, als die ehemalige Agentin Valerie Plame 2003 durch die Denunziation von Regierungsbeamten aus dem Weißen Haus publikumswirksam enttarnt wurde.
Zitat Sibel Edmonds: “He [the State Department official] found out about the arrangement . . . and he contacted one of the foreign targets and said . . . you need to stay away from Brewster Jennings because they are a cover for the government. “The target . . . immediately followed up by calling several people to warn them about Brewster Jennings. "
Sibel Edmonds: No Voice - No Title
Valerie Plame ist die Ehefrau des ehemaligen amerikanischen Diplomaten Joseph Wilson IV und eine Mitarbeiterin der CIA. Wilson reiste kurz vor der amerikanischen Irak-Invasion 2003 im Auftrag der US-Regierung in den afrikanischen Staat Niger, um Hinweisen auf den Kauf von Uran durch den Irak nachzugehen. Nach seinen Aussagen ergab die Reise, dass der Verdacht völlig unbegründet war und vermutlich auf gefälschten Dokumenten beruhte, was später von der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO) bestätigt wurde. Wilson berichtete diese Ergebnisse der US-Regierung. Die Bush-Regierung verwendete die angeblichen Uran-Käufe jedoch weiterhin als einen der politischen Hauptgründe für einen Krieg gegen den Irak.
In der Folge publizierte der Ex-Diplomat einen kritischen Artikel über seine Erkenntnisse in der New York Times. Es ist erwiesen, dass Personen aus dem Umfeld der Bush-Regierung später Informationen über die Geheimdiensttätigkeit seiner Ehefrau an verschiedene wichtige US-Medien gaben, darunter die Washington Post. Dies wird allgemein als eine Art Racheakt interpretiert. (Quelle: Wikipedia)
Wie in den vorangegangen Times-Artikeln wird auch diesmal der Name des US-Offiziellen nicht erwähnt, der die Auslandsspione vor dem eigenen Geheimdienst gewarnt hat, es darf aber als sicher gelten, dass es sich hierbei um die ehemalige Nr. 3 des Außenministeriums, Marc Grossman, handelt, der für seinen Hinweis vom ATC 15.000 Dollar erhalten haben soll.
Grossman hatte zu dieser Zeit, also zwischen Sommer und Herbst 2001, eine Reihe von Gesprächen mit einem ehemaligen Leiter des pakistanischen Geheimdienstes ISI, Mahmoud Ahmad, der 1989 den pakistanischen Diktator Pervez Musharraf an die Macht putschte. Die Zeitung "Karachi News" schreibt am Vorabend des 11. September 2001:
ISI Chief Lt-Gen Mahmood's week-long presence in Washington has triggered speculation about the agenda of his mysterious meetings at the Pentagon and National Security Council. Officially, State Department sources say he is on a routine visit in return to CIA Director George Tenet's earlier visit to Islamabad. Official sources confirm that he met Tenet this week.
He also held long parleys with unspecified officials at the White House and the Pentagon. But the most important meeting was with Mark Grossman, US Under Secretary of State for Political Affairs. US sources would not furnish any details beyond saying that the two discussed 'matters of mutual interests.'
What those matters could be is a matter of pure conjecture. One can safely guess that the discussions must have centred around Afghanistan, relations with India and China, disarmament of civilian outfits, country's nuclear and missiles programme and, of course, Osama Bin Laden. (Quelle)
Nebenbei: In dem obigen Artikel aus Pakistan geht es an diesem Tag übrigens auch um das Attentat auf den Führer der afghanischen Nordallianz, Ahmad Shah Massoud, der wenige Tage später an dessen Folgen stirbt. Neben den Anschlägen vom 11. September ist es nicht zuletzt sein Tod, der das Tor für den Afghanistankrieg öffnet.
Warum sind nun die Gespräche von Mahmoud Ahmad mit Grossman möglicherweise von hoher Relevanz? Zum einen weist die frühere FBI-Dolmetscherin Sibel Edmonds, die den Proliferationsskandal ins Rollen brachte, darauf hin, dass auf pakistanischer Seite General Mahmoud Ahmad für die Spionageoperation zuständig war und die sensiblen Nuklear-Informationen offenbar an Abdul Qadeer Khan weitergab, den "Vater der islamischen Atombombe", der wiederum Atomwaffentechnik auch an Libyen, Iran und Nordkorea verkaufte.
Zum anderen geriet bald nach dem 9/11, am 10.11.2001 ein (unveröffentlichter!) Artikel der "Indian Times" in Umlauf, worin der Vorwurf laut wurde, Mahmoud Ahmad hätte den späteren angeblichen Mörder des US-Journalisten Daniel Pearl, namens Ahmed Omar Saeed Sheikh beauftragt, an einen der Attentäter des 11. September, Mohamed Atta, auf zwei Konten in Florida insgesamt 100.000 Dollar zu überweisen (= inadäquater Link, dafür mit um so mehr Pfeffer!).
"Zufälligerweise" war zwei Tage vor Bekanntwerden des Artikels (zeitgleich mit dem Beginn der US-Invasion in Afghanistan) General Ahmad seines Postens erhoben worden. Zum Zeitpunkt der Anschläge am 11. September hatte er laut "Washington Post" mit dem damaligen CIA-Director Porter Goss noch seelenruhig bei einem Arbeitsfrühstück zusammen gesessen.
On the morning of Sept. 11, Goss and Graham were having breakfast with a Pakistani general named Mahmud Ahmed -- the soon-to-be-sacked head of Pakistan's intelligence service. Ahmed ran a spy agency notoriously close to Osama bin Laden and the Taliban. A Goss aide handed a note to his boss. Goss read it and handed it to Graham. Soon they would evacuate the Capitol, but not before Goss, the designated speaker pro tempore, symbolically opened the House for one minute. (Quelle)
Doch zurück zur Times-Serie, die sich erst einmal die ersten Fäden im Proliferationsskandal vorknöpft, mehr noch als über die Details staunt man über das Stillschweigen der westlichen Presse. Das altehrwürdige Blatt, nicht gerade für schlecht recherchierte Shoot-Out-Artikel bekannt, hat auch nach der dritten Folge keinerlei Echo im Blätterwald ausgelöst. Wie kommt's?
Noch scheint zu viel Spekulation in diesem gewichtigen Cover-Up herumzuspuken - trotzdem, bei anderen Gelegenheiten ist man doch sonst auch nicht so zimperlich. Aber so lange die großen Nachrichtenagenturen auf stur schalten, lässt man halt lieber die Finger davon.
Man darf jedenfalls gespannt sein:
- Nach der wievielten Folge sich die Medien die Freiheit nehmen und wenigstens formell darüber informieren
- Wie lange die Times ohne politischen Druck ihre Serie überhaupt noch fortsetzen darf
- Uuups - und natürlich, was sonst noch so alles ans Tageslicht kommt
Let Sibel Edmonds speak !
Zum Times-Artikel:
Tip-off thwarted nuclear spy ring probe (Sunday Times, 27.01.2008)
Vorherige Folgen:
For sale: West’s deadly nuclear secrets
(timesonline.co.uk, 06.01.2008)
FBI denies file exposing nuclear secrets theft
(timesonline.co.uk, 20.01.2008)
Mehr zum Thema auf World.Content.News
Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
softlabhennef - 28. Jan, 11:57 Article 6360x read