Uranmunition: Weltweit im Einsatz
Michael Schulze von Glaßer – BBC-online berichtete Ende April von einer erhöhten Krankheitsrate bei Kindern in Afghanistan. Die signifikante Zunahme von Frühgeburten und Missbildungen führen afghanische Ärzte auf den Einsatz von Depleted Uranium (DU) Munition in Granaten und anderen militärischen Geschossen zurück. Die wahrscheinlichen Verursacher – vornehmlich die US-Armee und die anderen am Hindukusch stationierten Armeen – und die befreundete afghanische Regierung, weisen den Vorwurf zurück. Dabei scheinen die Fakten eindeutig.
Was ist Uranmunition?
DU-Munition besteht zu einem Teil aus dem hochgiftigen Schwermetall Uran, das radioaktiv ist. Schon die Nationalsozialisten versuchten sich im Bau von Uran-Munition. Der Vorteil: die hohe Dichte des Urans zerschlägt die meisten Panzerungen. So wird Uran ausnahmslos in der Spitze von Panzer- und Bunkerbrechender Munition eingesetzt. Verwendeten die Nationalsozialisten allerdings noch Natururan in ihrer Munition – die es übrigens nie zu voller Reife schaffte – wird in heutiger DU-Munition abgereichertes Uran verwendet, was auch der Namensgeber der Munition ist. Abgereichertes Uran – so genanntes Uranhexafluorid (UF6) oder Depleted Uranium (DU) - ist ein Abfallprodukt aus der Urananreicherung, die nötig ist um Uran in Atombomben und Kraftwerken spalten zu können.
Den Stoff gibt es im Überfluss und wird auch in Deutschland – in der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau – hergestellt bzw. geht als Abfallprodukt aus der Anreicherung hervor. Uranhexafluorid ist nur leicht strahlend jedoch hochgiftig. Kommt der Stoff mit (Luft-) Feuchtigkeit in Berührung reagiert er zu stark ätzender Flusssäure.
Ein paar Tropfen auf die Haut oder durch einatmen (Flusssäure kann sich gasförmig ausbreiten) genügen zum sicheren Tod. Die schnelle chemische Reaktion des gefährlichen Stoffes ist der Grund dafür, dass UF6 in Munition mit weniger heiklen Metallen ummantelt wird und erst beim Aufprall auf ein Ziel an die Oberfläche kommt und sich entfaltet. Der Grund für die militärische Verwendung liegt allein in der hohen Dichte – die Radioaktivität ist höchstens ein abschreckender Nebeneffekt.
Die Dichte ist auch der Grund, für die zivile Nutzung des abgereicherten Urans, beispielsweise als Ausgleichgewicht in Flugzeugen, in Segelschiffen oder als Ballast in Ölbohrinseln. Nach der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam bei der 1992 eine Boeing 747 in einen Wohnblock stürzte und die Umwelt (auch wegen der chemischen Fracht des Frachtflugzeugs) kontaminierte, wurde der Umgang mit dem Stoff jedoch sensibler – Boeing baut seitdem kein abgereichertes Uran mehr in seine Flugzeuge ein. Besonders die nach dem Absturz herbeigeeilten Rettungskräfte leiden heute an Krankheiten deren Symptome auf das Uranhexafluorid im Heck der verunglückten Maschine hinweisen.
Im militärischen Bereich wird die Munition als 20, 25 oder 30mm Geschosse von Bodenkampfflugzeugen wie der US-Amerikanischen „A-10 Thunderbolt“ und dem britischen Senkrechtstarter „Harrier“ verwendet. Kampfpanzer wie der von den USA im Irak verwendete „M1 Abrams“ verwenden 105, 120 oder 125mm Granaten. Weitere Kampfpanzer die DU-Munition verschießen sind der britische „Challenger“, der französische „Leclerc“.
Das US-Amerikanische Bodenkampfflugzeug A-10 Thunderbolt beim Aufmunitionieren mit DU-Geschossen.
Auch die gepanzerten Truppentransportern „Bradley“ und „LAV-25“ der US-Armee feuern mit DU-Geschossen. Außerdem sollen Südkorea, Japan, Russland und weitere Länder DU-Munition verwenden.
Israel stand im Verdacht im Libanon-Krieg 2006 Uranmunition in Artilleriegranaten verwendet zu haben, was sich jedoch später als falsch herausstellte. Israel besitzt zwar DU-Munition, diese soll bisher aber nicht in der Artillerie eingesetzt worden sein – der Einsatz wäre auch nicht erforderlich, da Artilleriegranaten in den meisten Fällen gegen nicht gepanzerte Ziele gerichtet werden und die Hisbollah im Libanon auch keine Panzer besitzt. Beim Aufprall von Urangeschossen auf ein Ziel reicht allein die kinetische Energie um die Panzerung zu durchbrechen – ein Sprengsatz in den Geschossen selber ist nicht mehr nötig.
Doch abgereichertes Uran wird nicht nur zum Angriff verwendet. Die Entwicklung und Produktion von DU-Munition wurde im Kalten Krieg von beiden Kontrahenten vorangetrieben. In den Köpfen der Militärs spielten große Panzerschlachten in der Grenzregion – also auch auf deutschem Boden – eine große Rolle. Da jedoch bald sowohl die NATO-Staaten als auch die Staaten des Warschauer-Pakts DU-Munition besaßen ging die Entwicklung noch weiter. Panzer wie der „M1 Abrams“ verschießen nicht nur abgereichertes Uran, sondern sind selbst damit gepanzert. Wie ein Sandwich ist das giftige Uranhexafluorid zwischen ungiftigen Metallen in den Außenwänden des Kampfpanzers verbaut – diese Technik kommt bei vielen modernen Kampfpanzern zum Einsatz. Auch hier ist die Dichte des Schwermetalls der Grund.
DU-Munition im weltweiten Einsatz
Sowohl in Bosnien, als auch im Kosovo kam DU-Munition nachweislich zum Einsatz. Rund 2.900 Kilogramm Uranhexafluorid sollen 1994/1995 in Bosnien verschossen worden sein, wobei der Focus um die Stadt Sarajevo lag. Im Kosovo-Krieg wurden 1999 laut NATO 8.401 Kilogramm DU in Munition verschossen. Treffen die DU-Geschosse auf ein Ziel zerbersten sie in einer Staubwolke, die sich in der Umgebung ausbreitet und sich auf den Boden legt. Die Kontaminierten Balkan-Gebiete werden wegen hoher Räumungskosten meist nicht gesäubert und bleiben verseucht.
Chemiker prüfen die atomare Kontamination rund um einen Panzer.
Die hohen Räumungskosten machen aber auch der US-Army zu schaffen. In einem der größten militärischen Übungsplätze der USA, dem Jefferson Proving Ground im Bundesstaat Indiana, wurden zwischen 1983 und 1994 rund 100.000 Kilogramm DU-Munition verschossen. Die geschätzten Räumungskosten des verseuchten Areals belaufen sich auf einige Milliarden Dollar.
Die USA verschossen ihre Munition jedoch nicht nur auf dem Balkan und im eigenen Land, sondern auch im Irak. Schon im zweiten Golfkrieg 1990/1991 verwendeten die US-Streitkräfte DU-Munition mit schlimmen Folgen für die Menschen der Region und für die US-Panzerbesatzungen. Um die Flugbahn von Panzergranaten zu stabilisieren werden diese im Kanonenrohr durch Korkenzieherähnliche Rillen in Rotation versetzt. Die dabei entstehende Reibung und die Wirkung des Abschusses sollen einen Teil der DU-Munition beim Abschuss pulverisieren. Der entstandene Staub umhüllt den Panzer und wird direkt von den Soldaten eingeatmet. Die Krankheit der Golfkriegsveteranen ist als „Golfkriegssyndrom“ bekannt.
Die US-Regierung dementiert allerdings einen Zusammenhang zwischen DU-Munition und den erkrankten US-Soldaten. Laut US-Veteranen-Vereinigung sind mittlerweile 11.000 Golfkriegsveteranen an den Spätfolgen des Kriegseinsatzes gestorben. Hunderttausende leiden an dem Syndrom. Das eingeatmete Uran wird vom Körper schnell wieder ausgeschieden bescheinigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Doch setzt sich fast immer ein kleiner Rest Uran in den Lungen fest und verweilt dort schwach strahlend. Erst nach Jahrelanger Bestrahlung aus dem innern des Körpers treten die Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gliederschmerzen und in schweren Fällen Krampfanfälle zum Vorschein. Krebs ist die wohl schlimmste Folge der dauerhaften Strahlung aus dem Inneren des eigenen Körpers.
Der Staub beim Schuss und der Staub beim Aufschlag von DU-Munition ist es, der in vielen (ehemaligen) Kriegsregionen eine erhöhte Krebsrate nach sich zieht - wie nun auch in Afghanistan. Ärzte gaben den Afghanen den Rat aus den am stärksten versuchten Gebieten – beispielsweise dem Tora-Bora-Gebirge – umzusiedeln. Die Region stand 2001 unter starkem Beschuss mit DU-Munition, weil die US-Armee seinerzeit Osama Bin Laden in unterirdischen Bunkern in dem Gebirge vermuteten.
Dilemma um die gefährliche Munition
DU-Munition ist ein Dilemma für die Menschheit – und besonders für Antimilitaristen. Die Uranmunition fällt nämlich weder unter die Kategorie „atomarer“ noch unter „chemische“ Waffen. Ein Verbot, eine Ächtung oder eine Kontrolle durch internationale Institutionen wie die IAEO ist wegen der nicht eindeutigen Kategorisierbarkeit von DU-Munition unmöglich. Die Uranmunition sollte aber eher in die Kategorie von Landminen als in die von Atombomben einsortiert werden.
Auch in Deutschland wird US-Amerikanische DU-Munition gelagert. Eine schwerwiegendere Verbundenheit für Deutschland besteht jedoch mit Russland. Tausende Tonnen abgereichertes Uran wurden seit den 1990er Jahren von der Gronauer Urananreicherungsanlage nach Sibirien gebracht.
Ein Lager mit rostigen Uranhexafluorid Behältern in Sibirien – potenzielle DU-Munition.© Google Earth
Die umstrittenen deutschen Atommüllexporte verschaffen Russland einen Haufen potentieller DU-Munition. Dass deutscher Atommüll in russischen Panzergranaten verwendet wird kann nicht ausgeschlossen werden.
Weitere Informationen:
Die niederländische Nicht-Regierungs-Organisation LAKA beschäftigt sich ausführlich mit DU-Munition: www.laka.org
Weitere Artikel zum Thema:
Verunglückte Gefahrgutzüge – Uranzug wieder unterwegs
Neuer Uranmülltransport verstrahlt die Umwelt
Geheime Fracht für Russland
Urantransporte - mit Sicherheit unsicher
Bombige Urananreicherungsanlage in Gronau
11'000 Tote - Soldaten wurden durch abgereichertes Uran verstrahlt
Was ist Uranmunition?
DU-Munition besteht zu einem Teil aus dem hochgiftigen Schwermetall Uran, das radioaktiv ist. Schon die Nationalsozialisten versuchten sich im Bau von Uran-Munition. Der Vorteil: die hohe Dichte des Urans zerschlägt die meisten Panzerungen. So wird Uran ausnahmslos in der Spitze von Panzer- und Bunkerbrechender Munition eingesetzt. Verwendeten die Nationalsozialisten allerdings noch Natururan in ihrer Munition – die es übrigens nie zu voller Reife schaffte – wird in heutiger DU-Munition abgereichertes Uran verwendet, was auch der Namensgeber der Munition ist. Abgereichertes Uran – so genanntes Uranhexafluorid (UF6) oder Depleted Uranium (DU) - ist ein Abfallprodukt aus der Urananreicherung, die nötig ist um Uran in Atombomben und Kraftwerken spalten zu können.
Den Stoff gibt es im Überfluss und wird auch in Deutschland – in der einzigen deutschen Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau – hergestellt bzw. geht als Abfallprodukt aus der Anreicherung hervor. Uranhexafluorid ist nur leicht strahlend jedoch hochgiftig. Kommt der Stoff mit (Luft-) Feuchtigkeit in Berührung reagiert er zu stark ätzender Flusssäure.
Ein paar Tropfen auf die Haut oder durch einatmen (Flusssäure kann sich gasförmig ausbreiten) genügen zum sicheren Tod. Die schnelle chemische Reaktion des gefährlichen Stoffes ist der Grund dafür, dass UF6 in Munition mit weniger heiklen Metallen ummantelt wird und erst beim Aufprall auf ein Ziel an die Oberfläche kommt und sich entfaltet. Der Grund für die militärische Verwendung liegt allein in der hohen Dichte – die Radioaktivität ist höchstens ein abschreckender Nebeneffekt.
Die Dichte ist auch der Grund, für die zivile Nutzung des abgereicherten Urans, beispielsweise als Ausgleichgewicht in Flugzeugen, in Segelschiffen oder als Ballast in Ölbohrinseln. Nach der Flugzeugkatastrophe von Amsterdam bei der 1992 eine Boeing 747 in einen Wohnblock stürzte und die Umwelt (auch wegen der chemischen Fracht des Frachtflugzeugs) kontaminierte, wurde der Umgang mit dem Stoff jedoch sensibler – Boeing baut seitdem kein abgereichertes Uran mehr in seine Flugzeuge ein. Besonders die nach dem Absturz herbeigeeilten Rettungskräfte leiden heute an Krankheiten deren Symptome auf das Uranhexafluorid im Heck der verunglückten Maschine hinweisen.
Im militärischen Bereich wird die Munition als 20, 25 oder 30mm Geschosse von Bodenkampfflugzeugen wie der US-Amerikanischen „A-10 Thunderbolt“ und dem britischen Senkrechtstarter „Harrier“ verwendet. Kampfpanzer wie der von den USA im Irak verwendete „M1 Abrams“ verwenden 105, 120 oder 125mm Granaten. Weitere Kampfpanzer die DU-Munition verschießen sind der britische „Challenger“, der französische „Leclerc“.
Das US-Amerikanische Bodenkampfflugzeug A-10 Thunderbolt beim Aufmunitionieren mit DU-Geschossen.
Auch die gepanzerten Truppentransportern „Bradley“ und „LAV-25“ der US-Armee feuern mit DU-Geschossen. Außerdem sollen Südkorea, Japan, Russland und weitere Länder DU-Munition verwenden.
Israel stand im Verdacht im Libanon-Krieg 2006 Uranmunition in Artilleriegranaten verwendet zu haben, was sich jedoch später als falsch herausstellte. Israel besitzt zwar DU-Munition, diese soll bisher aber nicht in der Artillerie eingesetzt worden sein – der Einsatz wäre auch nicht erforderlich, da Artilleriegranaten in den meisten Fällen gegen nicht gepanzerte Ziele gerichtet werden und die Hisbollah im Libanon auch keine Panzer besitzt. Beim Aufprall von Urangeschossen auf ein Ziel reicht allein die kinetische Energie um die Panzerung zu durchbrechen – ein Sprengsatz in den Geschossen selber ist nicht mehr nötig.
Doch abgereichertes Uran wird nicht nur zum Angriff verwendet. Die Entwicklung und Produktion von DU-Munition wurde im Kalten Krieg von beiden Kontrahenten vorangetrieben. In den Köpfen der Militärs spielten große Panzerschlachten in der Grenzregion – also auch auf deutschem Boden – eine große Rolle. Da jedoch bald sowohl die NATO-Staaten als auch die Staaten des Warschauer-Pakts DU-Munition besaßen ging die Entwicklung noch weiter. Panzer wie der „M1 Abrams“ verschießen nicht nur abgereichertes Uran, sondern sind selbst damit gepanzert. Wie ein Sandwich ist das giftige Uranhexafluorid zwischen ungiftigen Metallen in den Außenwänden des Kampfpanzers verbaut – diese Technik kommt bei vielen modernen Kampfpanzern zum Einsatz. Auch hier ist die Dichte des Schwermetalls der Grund.
DU-Munition im weltweiten Einsatz
Sowohl in Bosnien, als auch im Kosovo kam DU-Munition nachweislich zum Einsatz. Rund 2.900 Kilogramm Uranhexafluorid sollen 1994/1995 in Bosnien verschossen worden sein, wobei der Focus um die Stadt Sarajevo lag. Im Kosovo-Krieg wurden 1999 laut NATO 8.401 Kilogramm DU in Munition verschossen. Treffen die DU-Geschosse auf ein Ziel zerbersten sie in einer Staubwolke, die sich in der Umgebung ausbreitet und sich auf den Boden legt. Die Kontaminierten Balkan-Gebiete werden wegen hoher Räumungskosten meist nicht gesäubert und bleiben verseucht.
Chemiker prüfen die atomare Kontamination rund um einen Panzer.
Die hohen Räumungskosten machen aber auch der US-Army zu schaffen. In einem der größten militärischen Übungsplätze der USA, dem Jefferson Proving Ground im Bundesstaat Indiana, wurden zwischen 1983 und 1994 rund 100.000 Kilogramm DU-Munition verschossen. Die geschätzten Räumungskosten des verseuchten Areals belaufen sich auf einige Milliarden Dollar.
Die USA verschossen ihre Munition jedoch nicht nur auf dem Balkan und im eigenen Land, sondern auch im Irak. Schon im zweiten Golfkrieg 1990/1991 verwendeten die US-Streitkräfte DU-Munition mit schlimmen Folgen für die Menschen der Region und für die US-Panzerbesatzungen. Um die Flugbahn von Panzergranaten zu stabilisieren werden diese im Kanonenrohr durch Korkenzieherähnliche Rillen in Rotation versetzt. Die dabei entstehende Reibung und die Wirkung des Abschusses sollen einen Teil der DU-Munition beim Abschuss pulverisieren. Der entstandene Staub umhüllt den Panzer und wird direkt von den Soldaten eingeatmet. Die Krankheit der Golfkriegsveteranen ist als „Golfkriegssyndrom“ bekannt.
Die US-Regierung dementiert allerdings einen Zusammenhang zwischen DU-Munition und den erkrankten US-Soldaten. Laut US-Veteranen-Vereinigung sind mittlerweile 11.000 Golfkriegsveteranen an den Spätfolgen des Kriegseinsatzes gestorben. Hunderttausende leiden an dem Syndrom. Das eingeatmete Uran wird vom Körper schnell wieder ausgeschieden bescheinigt die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Doch setzt sich fast immer ein kleiner Rest Uran in den Lungen fest und verweilt dort schwach strahlend. Erst nach Jahrelanger Bestrahlung aus dem innern des Körpers treten die Symptome wie Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Gliederschmerzen und in schweren Fällen Krampfanfälle zum Vorschein. Krebs ist die wohl schlimmste Folge der dauerhaften Strahlung aus dem Inneren des eigenen Körpers.
Der Staub beim Schuss und der Staub beim Aufschlag von DU-Munition ist es, der in vielen (ehemaligen) Kriegsregionen eine erhöhte Krebsrate nach sich zieht - wie nun auch in Afghanistan. Ärzte gaben den Afghanen den Rat aus den am stärksten versuchten Gebieten – beispielsweise dem Tora-Bora-Gebirge – umzusiedeln. Die Region stand 2001 unter starkem Beschuss mit DU-Munition, weil die US-Armee seinerzeit Osama Bin Laden in unterirdischen Bunkern in dem Gebirge vermuteten.
Dilemma um die gefährliche Munition
DU-Munition ist ein Dilemma für die Menschheit – und besonders für Antimilitaristen. Die Uranmunition fällt nämlich weder unter die Kategorie „atomarer“ noch unter „chemische“ Waffen. Ein Verbot, eine Ächtung oder eine Kontrolle durch internationale Institutionen wie die IAEO ist wegen der nicht eindeutigen Kategorisierbarkeit von DU-Munition unmöglich. Die Uranmunition sollte aber eher in die Kategorie von Landminen als in die von Atombomben einsortiert werden.
Auch in Deutschland wird US-Amerikanische DU-Munition gelagert. Eine schwerwiegendere Verbundenheit für Deutschland besteht jedoch mit Russland. Tausende Tonnen abgereichertes Uran wurden seit den 1990er Jahren von der Gronauer Urananreicherungsanlage nach Sibirien gebracht.
Ein Lager mit rostigen Uranhexafluorid Behältern in Sibirien – potenzielle DU-Munition.© Google Earth
Die umstrittenen deutschen Atommüllexporte verschaffen Russland einen Haufen potentieller DU-Munition. Dass deutscher Atommüll in russischen Panzergranaten verwendet wird kann nicht ausgeschlossen werden.
Weitere Informationen:
Die niederländische Nicht-Regierungs-Organisation LAKA beschäftigt sich ausführlich mit DU-Munition: www.laka.org
Weitere Artikel zum Thema:
Verunglückte Gefahrgutzüge – Uranzug wieder unterwegs
Neuer Uranmülltransport verstrahlt die Umwelt
Geheime Fracht für Russland
Urantransporte - mit Sicherheit unsicher
Bombige Urananreicherungsanlage in Gronau
11'000 Tote - Soldaten wurden durch abgereichertes Uran verstrahlt
sfux - 9. Mai, 20:21 Article 10334x read
Chemische Waffe
Raimund Kamm, Augsburg