World Health Summit in Berlin: viel heisse Luft - ohne Bedeutung für die Lösung der globalen Gesundheitsprobleme

Dr. Alexander von Paleske ---- 19.10. 2013 ------ Zum 5. Mal findet ab morgen in Berlin eine Veranstaltung statt, vom ehemaligen Chef der Berliner Charite, Detlev Ganten, ins Leben gerufen, die sich in kolossaler Anmassung und grandioser Selbstüberschätzung „World Health Summit“ (Weltgesundheits-Gipfel) nennt. (Details siehe hier)

"Spuk" mit 1000 Teilnehmern
Mehrfach haben wir diesen „Spuk“, auf dem rund 1000 Vertreter aus Wissenschaft, Pharmaindustrie, Politik und „Zivilgesellschaft“ aufkreuzen, einer harten Kritik unterzogen: zuletzt, als nun auch - analog dem Weltwirtschaftsgipfel (World Economic Forum) in Davos - regionale Zusatzveranstaltungen stattfinden, die erste in Singapur.

Unerträgliche Nähe
Die unerträgliche Nähe zur Politik dokumentiert sich diesmal schon darin, dass die Veranstaltung im Auswärtigen Amt am Werderschen Markt stattfindet, und Angela Merkel Dauerschirmfrau der Veranstaltung ist.

Dabei ist es gerade die Politik, die wegen ihrer globalen Entwicklungshilfe- und damit auch Gesundheitspolitik an den Pranger gehört.

Aber nicht nur bezüglich der Entwicklungshilfepolitik, sondern auch wegen der Sparauflagen gegenüber Griechenland, gerade hinsichtlich der katastrophalen Auswirkungen im dortigen Gesundheitswesen, wo viele essentielle Medikamente nicht mehr erhältlich sind, und in den öffentlichen Krankenhäusern es selbst an dem Allernotwendigsten fehlt.

Mehr noch: Deutschland leistet keinerlei nennenswerte finanzielle Unterstützung für die globalen Impfaktionen der GAVI (Globale Allianz für Impfstoffe und Immunisierung), anders als z.B. Grossbritannien und Frankreich.

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An GAVI gemachte Länderzusagen für die nächsten vier Jahre - Deutschland nicht mit dabei


Die deutsche Entwicklungshilfe-Politik ist unter dem bisherigen Minister Dirk Niebel dem Primat der Deutschen Exportoffensive untergeordnet worden, besser wohl: verkommen..

Fehlentwicklungen kein Thema
Dass über diese offensichtlichen Fehlentwicklungen, und ihre Auswirkungen, keine Diskussionsveranstaltungen stattfinden, versteht sich von selbst.

Mehr noch:
Die gegenwärtigen grossen globalen Probleme im Gesundheitswesen, insbesondere die alarmierende Resistenzzunahme der Erreger von

- vielen bakteriellen Erkrankungen

- Tuberkulose

- Malaria

werden bestenfalls gestreift.

Nur zu den ersten beiden Problemkreisen gibt es überhaupt Veranstaltungen, an denen bestenfalls die Probleme angerissen werden – zutreffend eher als „Laberrunden“ zu bezeichnen – mehr nicht.

Spielen keine Rolle
Wie diesen grossen Problemem zu Leibe zu rücken ist, z. B. mit der

- Abschaffung der Antibiotikaverfütterung in der Massentierhalung, was nur die Abschaffung der Massentierhaltung selbst bedeuten kann

- gesteigerten Hygiene

- rechtzeitigen Erkennung und Behandlung der Tuberkulose, insbesondere auch der medikamenten-resistenten Tuberkulose

- Entwicklung neuer Medikamente gegen Malaria, Tuberkulose etc. und deren Finanzierung

spielt keine der Dringlichkeit entsprechende Rolle.

Gefälschte Medikamente - kein Thema
Ebenfalls ein wichtiges Thema globaler Gesundheit, das selbstverständlich keine Rolle auf diesem Gipfel spielt: Gefälschte Medikamente, meistens ohne Wirkstoffe.


Rund 10- 15% aller weltweit verkauften Medikamente - in einigen Dritte Welt Ländern sind es bereits bis zu 30% - sind mittlerweile Fälschungen.

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Gefälschte Medikamente im Wert von schätzungsweise 75 Milliarden US-Dollar pro Jahr - Screenshots: Dr. v. Paleske



Die „Schlafmützen“ bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben erst jetzt sich dieses Themas angenommen, der Summit natürlich überhaupt nicht.

Big Data
Stattdessen zentrales Thema: Big Data.
Detlev Ganten, in einem Interview mit der Berliner Morgenpost, beschäftigte sich ausschliesslich mit „Big Data“.

Nach der Entschlüsselung des menschlichen Erbguts soll nun festgestellt werden, welches Erbgut mit welchen Erkrankungen korreliert.

In Deutschland sollen 200.000 Menschen daraufhin langzeitmässig beobachtet werden. Insbesondere die Versicherungswirtschaft dürfte einer der Haupt-Nutzniesser sein.

Globalgesundheitlich gesehen sind derartige Untersuchungen völlig bedeutungslos.

Aber das gleiche galt schon für das Thema "Weltraummedizin" beim 1. Summit.

Dieser Gipfel ein von Steuergeldern mitfinanziertes Ärgernis, mehr nicht.

Die Medien tun sicherlich gut daran, ihn, wie schon in denen letzten beiden Jahren, weitgehend zu ignorieren.


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onlinedienst - 19. Okt, 17:22 Article 2747x read
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