6000 Angestellte zum Urlaub in Frankreich eingeladen - ein Hintergrundbericht
Dr. Alexander von Paleske ----- 12.5. 2015 --- Vielen deutschen Medien war es eine Nachricht wert: Li Jin Yuan , Chef der chinesischen Firma Tiens, die in Deutschland unter dem Namen Tianshi GmbH auftritt, macht mit der Hälfte seiner Belegschaft, 6000 an der Zahl, Urlaub in Frankreich, in Paris und an der Côte d'Azur – Urlaub von allerfeinsten:
- 130 Hotels der Oberklasse in Paris gebucht
- Exklusive Tour des Louvre
- Einen Expresszug vom Typ TGV gechartert und nach Nizza gereist
- 146 Busse an der Côte d'Azur zu Rundfahrten angeheuuert
Summa Summarum kostet dieser Massenausflug den „Goldjungen aus Tianjin“, wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ diesen umtriebigen Herrn nannte, die Kleinigkeit zwischen 20 und 30 Millionen Euro.
Der SPIEGEL titelte
Betriebsausflug der Superlative: Chinesische Firma lädt 6000 Mitarbeiter nach Europa ein
Donnerwetter, diese Grosszügigkeit möchte man denken.
Anlass für die Reise war das 20-jährige Bestehen des Konzerns. Tiens-Chef Li Jin Yuan ließ sich während des Trips wie ein Staatsführer bejubeln. Website der Firma hier
Li Jin Yuan - Ein chinesischer Milliardär in Paris -----reich mit Kräutern, obskuren Diagnostika / Therapeutika und Multi Level Marketing
Keine Hintergrund-Info
Allerdings vergassen die Medien vor lauter Begeisterung über diese Firma und ihre Grosszügigkeit ein wenig hinter die Kulissen dieses Unternehmens zu schauen, das wollen wir nachholen – nicht zum ersten Mal.
Eine MLM-Geschichte
Der Konzern Tiens wurde 1995 von Li Jinyuan gegründet, ab dem Frühjahr 1998 ging es in die grosse weite Welt.
Beginnend mit dem Export von chinesischen Heilmitteln, Kalziumtabletten und Kaffeepulver. Heute umfass das Sortiment eigens hergestellte Lebensmittel, Heilmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika.
Die Produkte gelangen über weltweit rund 9 bis 12 Millionen Direktverkäufer zu den Endverbrauchern. 16 Millionen Kunden in 190 Ländern beliefert die Firma, davon 60.000 in Deutschland.
Rund 10.000 Mitarbeiter sind bei Tiens fest angestellt – die meisten davon in China, und die hatten jetzt das Vergnügen einer Europareise.
35 %, besitzen einen Masterabschluss – hochqulifiziert also.
Das nicht so neue Firmenkonzept: MLM
Das MLM Konzept Tiens ist von US -Firmen wie Amway und Herbalife abgekupfert und nennt sich Multi Level Marketing.
Es ist eine Verkaufsform, bei der offenbar Wenige - sehr Wenige - sehr viel verdienen, und umgekehrt Viele sich enorm abrackern und wenig, bzw. gar nichts verdienen.
Die Direktverkäufer kaufen die Waren, vertreiben sie und werben weitere Direktverkäufer.
In früheren Artikel über dieses Verkaufskonzept schrieben wir bereits, wie wenig es bei dieser Verkaufsform für die hart arbeitenden Direktverkäufer zu verdienen gibt:
Viel für wenige - wenig für Viele
In einem Gerichtsverfahren in Großbritannien wurde vorgetragen, und unter Beweis gestellt, dass dort nur 90 von 33.000 Direktverkäufern und Distributoren der weltweit größten MLM-Firma Amway ein Einkommen erzielten, das nicht nur die Kosten deckt, sondern als einträgliches Geschäft bezeichnet werden konnte. Das sind weniger als 1%.
Ein unermüdlicher Streiter gegen Verkäufer-Rekrutierungs MLM’s, Robert L. Fitzpatrick, bestätigt offenbar diese Zahlen
Sein Verdikt über MLM sieht zusammengefasst so aus:
- Die Rekrutierung von Netzwerkern in diesen Firmen ähnele offenbar einem Pyramiden-Schema
- 99% der Netzwerker verdienten netto weniger als 10 US Dollar pro Woche
- Die Totalverluste der „Fußsoldaten“ beziffert er auf
rund 5 Billionen US Dollar pro Jahr
- 84% der Kommissionsgelder gingen an 1% der Netzwerker
- 60% aller Netzwerker seien neu rekrutiert was auf einen hohen „Turnover“ schließen ließe
- 60-90% der Netzwerker gäben früher oder später auf
China will nicht abseits stehen
Nun gibt es bereits zwei Firmen aus China, die ebenfalls Geschmack an dieser Form der Geldvermehrung gefunden haben und zwar vornehmlich außerhalb Chinas, insbesondere in Asien und Afrika.
Auch bei diesen Firmen kann nichts anderes gelten, was prinzipiell für alle MLM Firmen gilt: neue Verkäufer müssen gefunden werden, und nur wenige verdienen sehr viel, der Rest verdient gar nichts oder sehr wenig.
Bei den chinesischen Firmen handelt es sich neben der Tiens-Group um die Tasly Group.,
Motto der Tiens:
„Together we share".
Wie diese Verteilung in der Praxis aussieht, darüber lässt sich die Firma verständlicherweise nicht aus.
Tiens-Laden in Bulawayo/Simbabwe ...Hokuspokus im Angebot. Fotos: Dr. v. Paleske
Beide Firmen produzieren Gesundheitsprodukte, also traditionelle chinesische Medizin, die über Direktverkäufer möglichst viele Gesundheitsbedürftige in Afrika und Asien geliefert werden sollen .
Wer es bis ganz oben auf der MLM Stufenleiter schafft, dem winken dann eben auch Reisen.
Tiens ist mittlerweile in 13 afrikanischen Ländern unterwegs, um die oftmals arme Bevölkerung mit Reichtums- und Gesundheitsversprechen zu beglücken, meistens leere Versprechungen.
Kritischer Bericht in der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian über MLM Firma Tiens vom 25.3. 2011.
Das Prinzip ist - wie bei Amway und Herbalife - immer das Gleiche: Auf Veranstaltungen in Hotels werden die einfachen Distributoren und Interessenten durch begeisterte Sprecher, die erzählen, wie reich sie mittlerweile geworden sind (Rolex am Arm, dickes Auto vor der Tür) in die richtige (Verkaufs-)Hochstimmung versetzt.
Obskure Geräte, zweifelhafte Medizin
Der Verkauf der Gesundheitsprodukte bei Tasly und Tiens sieht dann so aus:
- Die Patienten werden mit Hilfe von obskuren Maschinen auf Krankheiten „untersucht“. Bei Tasly ist es die „Blutflussmachine“, bei Tiens ist es ein Gerät, das Stromimpulse aussendet, und dann aus den vom Patienten geäußerten Schmerzpunkten die Diagnose gestellt wird.
- Anschließend wird aus einer Liste die „Therapie“ zusammengestellt.
Dieser Hokuspokus findet in Ländern statt, in denen es alleine durch die HIV-Krankheit, dazu noch Tuberkulose, Malaria, und Durchfallerkrankungen durch unsauberes Trinkwasser, überdurchschnittlich viele Kranke gibt, denen diese chinesischen Kräuterdrogen natürlich nicht helfen können.
Fazit
MLM - ein unerwünschtes Geschäftsmodell, ganz gleich ob es sich um die amerikanische oder chinesische Variante handelt. . Darüber kann auch das Tam Tam mit dem Frankreichurlaub nicht hinwegtäuschen.
Siehe im übrigen auch die scharfe Kritik an Tiens in Pakistan:
http://fraud-scam-alert.blogspot.com/2010/11/tianshi-international-multi-million.html
....und in Chinas Provinz Tibet
http://www.rfa.org/english/news/tibet/pyramidscheme-10202009170044.html
...und in Uganda
http://boringdevelopment.com/2014/06/04/is-this-the-most-evil-company-in-africa/
http://china-africa-reporting.co.za/2015/05/how-tiens-group-make-its-money-in-africa/
Netzwerk-Multi-Level-Marketing: (K)ein Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Finanznot?
Chinesische Firmen springen auf den MLM-Zug
MLM-Firma Herbalife und eine Schlammschlacht zwischen Wallstreet-Spekulanten
- 130 Hotels der Oberklasse in Paris gebucht
- Exklusive Tour des Louvre
- Einen Expresszug vom Typ TGV gechartert und nach Nizza gereist
- 146 Busse an der Côte d'Azur zu Rundfahrten angeheuuert
Summa Summarum kostet dieser Massenausflug den „Goldjungen aus Tianjin“, wie die Wochenzeitung „Die Zeit“ diesen umtriebigen Herrn nannte, die Kleinigkeit zwischen 20 und 30 Millionen Euro.
Der SPIEGEL titelte
Betriebsausflug der Superlative: Chinesische Firma lädt 6000 Mitarbeiter nach Europa ein
Donnerwetter, diese Grosszügigkeit möchte man denken.
Anlass für die Reise war das 20-jährige Bestehen des Konzerns. Tiens-Chef Li Jin Yuan ließ sich während des Trips wie ein Staatsführer bejubeln. Website der Firma hier
Li Jin Yuan - Ein chinesischer Milliardär in Paris -----reich mit Kräutern, obskuren Diagnostika / Therapeutika und Multi Level Marketing
Keine Hintergrund-Info
Allerdings vergassen die Medien vor lauter Begeisterung über diese Firma und ihre Grosszügigkeit ein wenig hinter die Kulissen dieses Unternehmens zu schauen, das wollen wir nachholen – nicht zum ersten Mal.
Eine MLM-Geschichte
Der Konzern Tiens wurde 1995 von Li Jinyuan gegründet, ab dem Frühjahr 1998 ging es in die grosse weite Welt.
Beginnend mit dem Export von chinesischen Heilmitteln, Kalziumtabletten und Kaffeepulver. Heute umfass das Sortiment eigens hergestellte Lebensmittel, Heilmittel, Nahrungsergänzungsmittel und Kosmetika.
Die Produkte gelangen über weltweit rund 9 bis 12 Millionen Direktverkäufer zu den Endverbrauchern. 16 Millionen Kunden in 190 Ländern beliefert die Firma, davon 60.000 in Deutschland.
Rund 10.000 Mitarbeiter sind bei Tiens fest angestellt – die meisten davon in China, und die hatten jetzt das Vergnügen einer Europareise.
35 %, besitzen einen Masterabschluss – hochqulifiziert also.
Das nicht so neue Firmenkonzept: MLM
Das MLM Konzept Tiens ist von US -Firmen wie Amway und Herbalife abgekupfert und nennt sich Multi Level Marketing.
Es ist eine Verkaufsform, bei der offenbar Wenige - sehr Wenige - sehr viel verdienen, und umgekehrt Viele sich enorm abrackern und wenig, bzw. gar nichts verdienen.
Die Direktverkäufer kaufen die Waren, vertreiben sie und werben weitere Direktverkäufer.
In früheren Artikel über dieses Verkaufskonzept schrieben wir bereits, wie wenig es bei dieser Verkaufsform für die hart arbeitenden Direktverkäufer zu verdienen gibt:
Viel für wenige - wenig für Viele
In einem Gerichtsverfahren in Großbritannien wurde vorgetragen, und unter Beweis gestellt, dass dort nur 90 von 33.000 Direktverkäufern und Distributoren der weltweit größten MLM-Firma Amway ein Einkommen erzielten, das nicht nur die Kosten deckt, sondern als einträgliches Geschäft bezeichnet werden konnte. Das sind weniger als 1%.
Ein unermüdlicher Streiter gegen Verkäufer-Rekrutierungs MLM’s, Robert L. Fitzpatrick, bestätigt offenbar diese Zahlen
Sein Verdikt über MLM sieht zusammengefasst so aus:
- Die Rekrutierung von Netzwerkern in diesen Firmen ähnele offenbar einem Pyramiden-Schema
- 99% der Netzwerker verdienten netto weniger als 10 US Dollar pro Woche
- Die Totalverluste der „Fußsoldaten“ beziffert er auf
rund 5 Billionen US Dollar pro Jahr
- 84% der Kommissionsgelder gingen an 1% der Netzwerker
- 60% aller Netzwerker seien neu rekrutiert was auf einen hohen „Turnover“ schließen ließe
- 60-90% der Netzwerker gäben früher oder später auf
China will nicht abseits stehen
Nun gibt es bereits zwei Firmen aus China, die ebenfalls Geschmack an dieser Form der Geldvermehrung gefunden haben und zwar vornehmlich außerhalb Chinas, insbesondere in Asien und Afrika.
Auch bei diesen Firmen kann nichts anderes gelten, was prinzipiell für alle MLM Firmen gilt: neue Verkäufer müssen gefunden werden, und nur wenige verdienen sehr viel, der Rest verdient gar nichts oder sehr wenig.
Bei den chinesischen Firmen handelt es sich neben der Tiens-Group um die Tasly Group.,
Motto der Tiens:
„Together we share".
Wie diese Verteilung in der Praxis aussieht, darüber lässt sich die Firma verständlicherweise nicht aus.
Tiens-Laden in Bulawayo/Simbabwe ...Hokuspokus im Angebot. Fotos: Dr. v. Paleske
Beide Firmen produzieren Gesundheitsprodukte, also traditionelle chinesische Medizin, die über Direktverkäufer möglichst viele Gesundheitsbedürftige in Afrika und Asien geliefert werden sollen .
Wer es bis ganz oben auf der MLM Stufenleiter schafft, dem winken dann eben auch Reisen.
Tiens ist mittlerweile in 13 afrikanischen Ländern unterwegs, um die oftmals arme Bevölkerung mit Reichtums- und Gesundheitsversprechen zu beglücken, meistens leere Versprechungen.
Kritischer Bericht in der südafrikanischen Zeitung Mail and Guardian über MLM Firma Tiens vom 25.3. 2011.
Das Prinzip ist - wie bei Amway und Herbalife - immer das Gleiche: Auf Veranstaltungen in Hotels werden die einfachen Distributoren und Interessenten durch begeisterte Sprecher, die erzählen, wie reich sie mittlerweile geworden sind (Rolex am Arm, dickes Auto vor der Tür) in die richtige (Verkaufs-)Hochstimmung versetzt.
Obskure Geräte, zweifelhafte Medizin
Der Verkauf der Gesundheitsprodukte bei Tasly und Tiens sieht dann so aus:
- Die Patienten werden mit Hilfe von obskuren Maschinen auf Krankheiten „untersucht“. Bei Tasly ist es die „Blutflussmachine“, bei Tiens ist es ein Gerät, das Stromimpulse aussendet, und dann aus den vom Patienten geäußerten Schmerzpunkten die Diagnose gestellt wird.
- Anschließend wird aus einer Liste die „Therapie“ zusammengestellt.
Dieser Hokuspokus findet in Ländern statt, in denen es alleine durch die HIV-Krankheit, dazu noch Tuberkulose, Malaria, und Durchfallerkrankungen durch unsauberes Trinkwasser, überdurchschnittlich viele Kranke gibt, denen diese chinesischen Kräuterdrogen natürlich nicht helfen können.
Fazit
MLM - ein unerwünschtes Geschäftsmodell, ganz gleich ob es sich um die amerikanische oder chinesische Variante handelt. . Darüber kann auch das Tam Tam mit dem Frankreichurlaub nicht hinwegtäuschen.
Siehe im übrigen auch die scharfe Kritik an Tiens in Pakistan:
http://fraud-scam-alert.blogspot.com/2010/11/tianshi-international-multi-million.html
....und in Chinas Provinz Tibet
http://www.rfa.org/english/news/tibet/pyramidscheme-10202009170044.html
...und in Uganda
http://boringdevelopment.com/2014/06/04/is-this-the-most-evil-company-in-africa/
http://china-africa-reporting.co.za/2015/05/how-tiens-group-make-its-money-in-africa/
Netzwerk-Multi-Level-Marketing: (K)ein Ausweg aus Arbeitslosigkeit und Finanznot?
Chinesische Firmen springen auf den MLM-Zug
MLM-Firma Herbalife und eine Schlammschlacht zwischen Wallstreet-Spekulanten
onlinedienst - 12. Mai, 05:54 Article 3657x read