Antibiotika Resistenz-Krise gewinnt weiter an Fahrt
Dr. Alexander von Paleske ---- 26.10. 2024
Diese Woche machte die Antibiotika-Resistenz in deutschen Medien wieder Schlagzeilen.
So titelte besispielsweise die Rhein Zeitung:
Antibiotika Krise weitet sich aus, jährlich sterben in der EU 35.000 Menschen an Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien.
Was in dem Artikel vergessen wurde: Weltweit sind es 1,2 Millionen, wobei diese Zahl noch eine Untertreibung der wirklichen Zahl der an resisten Keimen Verstorbenen sein dürfte angesichts des unvollständigen Meldewesens in vielen Ländern.
Wenn nichts geschieht
Wenn es so weiter geht, wie bisher, also ohne den entschiedenen Kampf gegegen die Resistenzentwicklung aufzunehmen, dann dürfte die Zahl im Jahre 2050 bei 39 Millionen liegen, bei weiteren 169 Millionen könntern resistente Bakterien mit ursächlich gewesen sein (Lancet Vol. 404 28. September 2024).
Alarmierende Resistenz des Typhus Erregers
Alarmierend ist die Entwicklung der Resistenz des Typhus-Erregers (Salmonella Typhi).Jährlich erkranken weltweit rund 9 Milloionen Menschen an Typhus, eine sehr gefährliche und potentiell tödliche bakterielle Infektionserkrankung, die hauptsächlich über kontaminiertes Trinkwasser oder kontaminierte Lebensmittel übertragen wird.
Die meisten der Typhuserreger haben schon heute eine Resistenz gegen gegen einige der bis dato wirksamen Antibiotika entwickelt.
In der medizinischen Fachliteratur wurde jetzt berichtet, dass eine Häufung von extrem resistenten Typhus-Erregeren beobachtet wurde, der sog. XDR-Typhus (XDR steht für Extreme Drug Resistant). gegen welche fast alle der gegenwärtig verfügbaren Antibiotika unwirksam sind, Bereits 15.000 derartige Fälle sind aus Pakistan genmeldet wiorden.
Es gibt zwar eine wirksame Impfung im Kindesalter gegen Typhus, aber nur rund 1/3 der Kinder in low income Ländern sind derzeit dagegen geimpft, so auch in Pakistan.
Für die Resistenzentwicklung sind vor allem der ungezügelte Einsatz verantwortlich, sowie die ungenügende Verhinderung des Ausbruchs bakterieller Infektionen, die dann wieder mit Antibiotika in grossem Umfang behandelt werden müssen, z.B. durch mangelnde Hygiene verursachte Infektionen..
Problembereiche der Resistenzentwicklung.
Der ungezügelte Einsatz von Antiinfektiva, zu denen neben Antibiotika auch Medikamente gegen Pilzerkrankungen gehören findet statt:
- in der Massentierhaltung (Tierfabriken)
- durch den nicht indizierten Einsatz in der Humanmedizin
- In der Landwirtschaft bei der Schädlingsbekämpfung.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Massentierhaltung von Geflügel. Dort schafft es kaum ein(e) Huhn/Pute ohne den Einsatz von Antibiotika bis zur Schlachtreife.
Aber auch durch die Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft, z.B. gegen Pilze haben sich Resistenzen entwickelt, die antifungale Antiinfektiva zunehmend wirkungslos für den den Einsatz in der Humanmedizin machen.
Immer noch werden in der Massentierhaltung und in der Schädlingsbekämpfung insgesamt mehr Antiinfektiva eingesetzt, als in der Humanmedizin – mit desaströsen Folgen.
Fehlbesetzung Özdemir
Der Landwirtschaftsminister Cem Ozdemir hat in seiner bisherigen Amtszeit nichts unternommen, um diesem Problem ernsthaft zu Leibe zu rücken. Der Grüne, der gerne Ministerpräsident von Baden Württemberg werden möchte, war - von Anfang an - eine klare Fehlbesetzung im Landwirtschaftsministerium. Er kam zu diesem Posten allein aus Proporzgründen, ein klarer Hinweis, wie ernst es die grüne Führung meinte, als sie vor drei Jahren eine Fortschritsswende durch Regierungsbeitrit ankündigte.
Nicht indizierter Einsatz in der Humanmedizin
Schliesslich der nicht indizierte Einsatz in der Humanmedizin, sowohl im Krankenhaus, als auch in der ambulanten Versorgung.
- Im ambulanten Bereich werden Antibiotika oft genug verschrieben, ohne dass eine ausreichende Indikation, also ohne dass eine bakterielle Infektion vorliegt; es handelt sich dann nicht selten um eine Virusinfektion. Eine genauere Abklärung würde Zeit und Geld kosten- gegen eine Virusinfektion sind Antiinfektiva wirkungslos.
Selbst wenn eine bakterielle Infektion vorliegt, dann ist möglicherweise das Medikament gegen diesen Erreger wirkungslos. Klärung wurde dann nur eine Resistenzprüfung ergeben, die aber ebenfalls aus Kostengründen in der ambulanten Praxix meist unterlassen wird. Es dominiert die Schrotschussmethode bzw. Polypragmatismus. Motto, eine Kugel wird schon treffen, wenn es nicht besser wird, dann wechseln wir einfach das Medikament.
- Im Krankenhaus die ungenügende Bekämpfung der multiresistenten Hospitalismuskeime wie Klebsiellen, Akinetobacter Baumanii, Pseudomonas und Methicillin-resistente Staph. Aureus (MRSA), mit denen sich die Patienten infizieren können mit den entsprechenden Problemen bei der Behandlung.
Folgen der Resistenzentwicklung
Immer wieder wurde hier seit Jahren darauf hingewiesen, welche Folgen die Resistenzentwicklung im Gesundheitswesen haben würde. Nicht nur dass viele Patienten einer derartigen Infektion erliegen, sondern dass bestimmte Behandlungen mit erhöhter Infektionsgefahr, wie aggressive Krebs-Chemotherapie, Stammzelltransplantationen etc. kurzum viele Fortschritte in der Medizin, die nur durch den Einsatz von Antiinfektiva möglich wurden, durch die Resistenzentwicklungen wieder zunichte gemacht werden.
Wir drohen in die Vor-Antibiotika-Ära zurückzufallen, die durch die Entdeckung des Penicillins, derem erstem Einsatz 1944, und zuvor bereits 1935 des weit weniger wirksamen Sulfonamids Prontosil beendet wurde. Eine sich anbahnende Katastrophe..
Auch der Gesundheitsminister Lauterbach, der obsessiv vor allem an Kostendämpfung mit vielen Krankenhausschliessungen denkt, hat diesem Problem bisher offenbar kaum die nötige Beachtung geschenkt.
Fazit:
Neben dem sparsamen und zielgerichteteten Einsatz vorhandener, ist die Entwicklung neuer Antiinfektiva-Medikamente dringend erforderlich. Dafür besteht seitens der Pharmaunternehmen aber offensichtlich kein gesteigertes Interesse, weil sich mit Medikamenten, die - anders als Antibiotika - dauernd oder zumindest über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, wesentlich mehr Geld verdienen lässt. Als Beispiele seien genannt Antidiabetika und Medikamente zur Krebsbehandlung.
Diese Woche machte die Antibiotika-Resistenz in deutschen Medien wieder Schlagzeilen.
So titelte besispielsweise die Rhein Zeitung:
Antibiotika Krise weitet sich aus, jährlich sterben in der EU 35.000 Menschen an Infektionen durch Antibiotika-resistente Bakterien.
Was in dem Artikel vergessen wurde: Weltweit sind es 1,2 Millionen, wobei diese Zahl noch eine Untertreibung der wirklichen Zahl der an resisten Keimen Verstorbenen sein dürfte angesichts des unvollständigen Meldewesens in vielen Ländern.
Wenn nichts geschieht
Wenn es so weiter geht, wie bisher, also ohne den entschiedenen Kampf gegegen die Resistenzentwicklung aufzunehmen, dann dürfte die Zahl im Jahre 2050 bei 39 Millionen liegen, bei weiteren 169 Millionen könntern resistente Bakterien mit ursächlich gewesen sein (Lancet Vol. 404 28. September 2024).
Alarmierende Resistenz des Typhus Erregers
Alarmierend ist die Entwicklung der Resistenz des Typhus-Erregers (Salmonella Typhi).Jährlich erkranken weltweit rund 9 Milloionen Menschen an Typhus, eine sehr gefährliche und potentiell tödliche bakterielle Infektionserkrankung, die hauptsächlich über kontaminiertes Trinkwasser oder kontaminierte Lebensmittel übertragen wird.
Die meisten der Typhuserreger haben schon heute eine Resistenz gegen gegen einige der bis dato wirksamen Antibiotika entwickelt.
In der medizinischen Fachliteratur wurde jetzt berichtet, dass eine Häufung von extrem resistenten Typhus-Erregeren beobachtet wurde, der sog. XDR-Typhus (XDR steht für Extreme Drug Resistant). gegen welche fast alle der gegenwärtig verfügbaren Antibiotika unwirksam sind, Bereits 15.000 derartige Fälle sind aus Pakistan genmeldet wiorden.
Es gibt zwar eine wirksame Impfung im Kindesalter gegen Typhus, aber nur rund 1/3 der Kinder in low income Ländern sind derzeit dagegen geimpft, so auch in Pakistan.
Für die Resistenzentwicklung sind vor allem der ungezügelte Einsatz verantwortlich, sowie die ungenügende Verhinderung des Ausbruchs bakterieller Infektionen, die dann wieder mit Antibiotika in grossem Umfang behandelt werden müssen, z.B. durch mangelnde Hygiene verursachte Infektionen..
Problembereiche der Resistenzentwicklung.
Der ungezügelte Einsatz von Antiinfektiva, zu denen neben Antibiotika auch Medikamente gegen Pilzerkrankungen gehören findet statt:
- in der Massentierhaltung (Tierfabriken)
- durch den nicht indizierten Einsatz in der Humanmedizin
- In der Landwirtschaft bei der Schädlingsbekämpfung.
Eine wichtige Rolle spielt dabei die Massentierhaltung von Geflügel. Dort schafft es kaum ein(e) Huhn/Pute ohne den Einsatz von Antibiotika bis zur Schlachtreife.
Aber auch durch die Schädlingsbekämpfung in der Landwirtschaft, z.B. gegen Pilze haben sich Resistenzen entwickelt, die antifungale Antiinfektiva zunehmend wirkungslos für den den Einsatz in der Humanmedizin machen.
Immer noch werden in der Massentierhaltung und in der Schädlingsbekämpfung insgesamt mehr Antiinfektiva eingesetzt, als in der Humanmedizin – mit desaströsen Folgen.
Fehlbesetzung Özdemir
Der Landwirtschaftsminister Cem Ozdemir hat in seiner bisherigen Amtszeit nichts unternommen, um diesem Problem ernsthaft zu Leibe zu rücken. Der Grüne, der gerne Ministerpräsident von Baden Württemberg werden möchte, war - von Anfang an - eine klare Fehlbesetzung im Landwirtschaftsministerium. Er kam zu diesem Posten allein aus Proporzgründen, ein klarer Hinweis, wie ernst es die grüne Führung meinte, als sie vor drei Jahren eine Fortschritsswende durch Regierungsbeitrit ankündigte.
Nicht indizierter Einsatz in der Humanmedizin
Schliesslich der nicht indizierte Einsatz in der Humanmedizin, sowohl im Krankenhaus, als auch in der ambulanten Versorgung.
- Im ambulanten Bereich werden Antibiotika oft genug verschrieben, ohne dass eine ausreichende Indikation, also ohne dass eine bakterielle Infektion vorliegt; es handelt sich dann nicht selten um eine Virusinfektion. Eine genauere Abklärung würde Zeit und Geld kosten- gegen eine Virusinfektion sind Antiinfektiva wirkungslos.
Selbst wenn eine bakterielle Infektion vorliegt, dann ist möglicherweise das Medikament gegen diesen Erreger wirkungslos. Klärung wurde dann nur eine Resistenzprüfung ergeben, die aber ebenfalls aus Kostengründen in der ambulanten Praxix meist unterlassen wird. Es dominiert die Schrotschussmethode bzw. Polypragmatismus. Motto, eine Kugel wird schon treffen, wenn es nicht besser wird, dann wechseln wir einfach das Medikament.
- Im Krankenhaus die ungenügende Bekämpfung der multiresistenten Hospitalismuskeime wie Klebsiellen, Akinetobacter Baumanii, Pseudomonas und Methicillin-resistente Staph. Aureus (MRSA), mit denen sich die Patienten infizieren können mit den entsprechenden Problemen bei der Behandlung.
Folgen der Resistenzentwicklung
Immer wieder wurde hier seit Jahren darauf hingewiesen, welche Folgen die Resistenzentwicklung im Gesundheitswesen haben würde. Nicht nur dass viele Patienten einer derartigen Infektion erliegen, sondern dass bestimmte Behandlungen mit erhöhter Infektionsgefahr, wie aggressive Krebs-Chemotherapie, Stammzelltransplantationen etc. kurzum viele Fortschritte in der Medizin, die nur durch den Einsatz von Antiinfektiva möglich wurden, durch die Resistenzentwicklungen wieder zunichte gemacht werden.
Wir drohen in die Vor-Antibiotika-Ära zurückzufallen, die durch die Entdeckung des Penicillins, derem erstem Einsatz 1944, und zuvor bereits 1935 des weit weniger wirksamen Sulfonamids Prontosil beendet wurde. Eine sich anbahnende Katastrophe..
Auch der Gesundheitsminister Lauterbach, der obsessiv vor allem an Kostendämpfung mit vielen Krankenhausschliessungen denkt, hat diesem Problem bisher offenbar kaum die nötige Beachtung geschenkt.
Fazit:
Neben dem sparsamen und zielgerichteteten Einsatz vorhandener, ist die Entwicklung neuer Antiinfektiva-Medikamente dringend erforderlich. Dafür besteht seitens der Pharmaunternehmen aber offensichtlich kein gesteigertes Interesse, weil sich mit Medikamenten, die - anders als Antibiotika - dauernd oder zumindest über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, wesentlich mehr Geld verdienen lässt. Als Beispiele seien genannt Antidiabetika und Medikamente zur Krebsbehandlung.
onlinedienst - 26. Okt, 19:47 Article 448x read