Nach dem Sieg der Taliban in Afghanistan: Terrorislamisten international freuen sich, weitere Debakel des Westens drohen
Dr. Alexander von Paleske ----- 20.8. 2021 ----
Das vorhersehbare Debakel in Afghanistan hat Terrorislamisten in der ganzen Welt begeistert und bestärkt: Die “Abgesandten des Satans ”, gemeint sind die USA und ihre Verbündeten, können von Gotteskriegern im Zermürbungs-Dschihad besiegt werden. Und so laufen viele Glückwünsche und Grussadressen aus dem Al Qaida-Lager, und vom Islamischen Staat (IS), bei den Taliban ein.
Währenddessen spielen sich unbeschreibliche Szenen auf dem Flughafen von Kabul ab, die an die letzten Tage des Krieges der USA in Vietnam erinnern.
Jeder behauptet nun, mit dem raschen Fall von Kabul sei nicht zu rechnen gewesen. So ein Unfug: Der Krieg war auf dem eingeschlagenen Weg keineswegs erst jetzt, sondern prinzipiell breits im Jahre 2005 verloren, also 4 Jahre nach Beginn der Intervention.
Nachwirkungen bald fühlbar
Die Niederlage des Westens dürfte auch die Terrorislamisten in Afrika, insbesondere die Al Qaida im Maghreb und die dortigen IS-Ableger, in ihrem Kampf bestärken, denn dort, insbesondere in Mali, kämpfen sie auch gegen Interventionstruppen aus Frankreich, Deutschland und weiteren Ländern. Die Bundeswehr ist mit rund 1000 Soldaten und Soldatinnen dabei – und dort droht nach Afghanistan früher oder später vermutlich die nächste Niederlage.
Terrorgürtel quer durch Afrika
Hier wurde mehrfach über den Terrorgürtel, der sich vom Senegal über Mali, Niger, Burkina-Faso quer durch Afrika bis in den Norden Mosambiks erstreckt, berichtet.
In Jahre 2013 Mali brachten Terrorislamisten, die sich zum Terrornetzwerk der “Al Qaida im Maghreb” bekennen, die Hälfte von Mali unter ihre Kontrolle, verbündeten sich auch mit Bevölkerungsgruppen wie den Tuareg im Norden des Landes, die von der im Süden gelegenen Regierung in der Hauptstadt Bamako unterdrückt worden waren, und deshalb einen eigenen Staat anstrebten.
Mittlerweile ist die ultraterroristische Gruppe Islamischer Staat IS ebenfalls in Mali aktiv und baut um die Provinzhauptstadt Gao bereits Parallelstrukturen auf.
Frankreich ehemalige Kolonialmacht, schickte Truppen, eine UN Truppe wurde aufgestellt, die UN Mission Minusma,die einen ausgehandelten Friedenskompromiss durchsetzen, und die Bevölkerung vor dem Terrorismus schützen sollte.
Bestenfalls teilweise
Das zu Beginn gesetzte Ziel der Intervention, die Terrorislamisten auf Dauer zu verjagen, wurde daher – bestenfalls – nur teilweise erreicht, wie die Zunahme der Terrorangriffe allzu deutlich belegt. Immer wieder werden Basen der UN-Friedenstruppe von motorisierten islamistischen Milizen angegriffen. Die UN-Truppen wurden bereits kurz nach ihrem Eintreffen zum Ziel sunnitischer Terroristen.
Die UN-Einheiten – auch die Bundeswehr – waren zudem nicht auf einen Anti-Terror-Einsatz vorbereitet und erlitten durch ungeeignete Ausrüstung und unzureichende Eigensicherung Verluste durch Autobomben und Sprengfallen. 2015 stellte eine Expertenkommission der UN fest, dass Friedenstruppen nicht für Anti-Terror-Operationen geeignet seien.
Die Blauhelm-Mission in Mali gilt daher als derzeit gefährlichster UN-Einsatz: Seit ihrem Beginn 2013 wurden mehr als 240 Blauhelme getötet. Frankreich verlor 70 Soldaten bei Einsätzen in Mali. Im Juni 2021 wurden bei einem Einsatz 13 Bundeswehrsoldaten in der Nähe der Stadt Gao z.T. schwer veletzt.
Unübersehbare Parallelen
Diesen Interventionstruppen droht – nach langem Zermürbungskrieg – ein ähnliches Desaster wie in Afghanistan jetzt, denn die Parallelen sind unübersehbar:
- Die Landbevölkerung muss freiwillig oder unfreiwillig – mit den Terrorislamisten kooperieren, weil ihnen sonst Gefahr für Leib und Leben droht: einen durchgehenden Schutz vor dern Terroristen können die Interventionstruppen nicht leisten. Die Terroristen drohen nicht nur der Landbevölkerung, sondern offerieren jungen arbeitslosen Männern einen bezahlten Job – einen Terroristenjob.
- Eine unfähige National-Armee, schlecht bezahlt, die sich offenbar mehr mit Putschversuchen, als mit der Bekämpfung der Terrorislamisten beschäftigt, und die oft genug durch Misshandlungen der Zivilbevölkerung sich auszeichnet.
- Eine schwierige – wenn nicht letztlich wie in Afghanistan vergebliche – Ausbildung malischer Soldaten durch die European Union Training Mission EUTM. . Die Bundeswehr ist mit 600 Soldatinnen und Soldaten bei der Ausbildung dabei . Die Ausbildung findet oft genug an Holzgewehren statt – aus Angst vor islamistischen Elementen unter den Auszubildenden.
- Die Regierungen Malis sind nicht weniger korrupt, als die in Kabul.
- Die Bevölkerung Malis profitiert kaum von dem Reichtum des Landes, das sind die Rohstoffe wie Gold und Uran, ganz im Gegenteil: Den Minenbetreibern wird vorgeworfen, Umwelt und Lebensgrundlage der Bevölkerung zu zerstören, Arbeitskräfte auszubeuten, den Dorfgemeinschaften jedoch keine Vorteile zu bringen, wie so oft in Rohstoffländern der 3. Welt
- Kaum überraschend: die Regierungen geniessen – ähnlich in Afghanistan – keine signifikante Unterstützung unter der Bevölkerung
Lokal vs. International
Trotzdem gibt es einen entscheidenden Unterschied zu Afghanistan: Die Taliban in Afghanistan waren und sind eine nationale Islamistengruppe, deren Ziel ein Scharia-Staat Afghanistan war und ist, ohne sich zu den international operierenden Terrorgruppen Islamischer Staat oder Al Qaida zu bekennen.
Ganz im Gegenteil: die Taliban bekämpften die Terrorgruppe Islamischer Staat, die sich in Afghanistan eingenistet hatte, und deren Ziel ein riesiges Kalifat unter Einschluss von Ländern wie Turkmenistan, Usbekistan Kasachstan, Tadjikistan ist. Ein Hauptziel ihrer Angriffe war auch die moslemisch-schiitische Minderheit in Afghanistan, die sie als Gotteslästerer,und damit Feinde des Islam, ansehen. Sie – nicht die Taliban – waren es, die grausame Attentate auf schiitische Moscheen und Krankenhäuser in schiitischen Bezirken verübten.
Auch in Mali streben diese Gruppen ein grenzüberschreitendes Kalifat an. Verhandlungen mit diesen Terrorislamisten könnten daher wohl kaum in Frage kommen.
Welche Einkommensquellen haben die Terroristen?
Lukrative Einkommensquellen der Terroristen sind Drogentransporte, Migranten-“Service” und Entführungen
- Die Drogentransporte aus Südamerika benutzen Westafrika als Durchgangsstation.
- Durch die Sahara führen die Migrationsrouten aus Ländern südlich der Sahara über Libyen nach Europa. Insbesondere der Niger spielt hier mittlerweile eine zentrale Rolle. Die Migrationsrouten werden von den Terror-Milizen kontrolliert und die Migranten abkassiert. Jeder neue Migrant, für den der Weg nach Libyen und anschliessende Ueberfahrt mehrere Tausend Euro kostet, zusammengekrazt von der Familie daheim und Verwandten, die bereits in westlichen Ländern leben, fördert damit – ungewollt – auch noch die Ausbreitung der Terrorismus.
Was tun?
Was müsste also getan werden, um dem Terrorismus dort effektiv zu begegnen?
– Soziale Reformen
– effektive Bekämpfung der Korruption
– die Rohstoffeinnahmen der Bevölkerung zukommen lassen
– Ende der Diskriminierung der Tuareg.
– Die Armee professionalisieren, auch das Ende der Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung.
– Die Schlepper- und Drogenrouten quer durch die Sahara nach Libyen komplett schliessen – Migranten, die dort stranden, in ihre Heimatländer zurückbringen.
Davon wird bisher entweder nichts, oder wenn, nur völlig unzureichend angepackt.
Fazit:
Der UN- Einsatz – und auch die Ausbildungsmission – drohen daher so zu enden, wie das Afghanistan-Abenteuer: Mit vielen Toten, und ohne durchgreifende Erfolge in der Terrorismusbekämpfung, im Gegenteil: der Sieg der Taliban wird sich wohl als enormer Ausbreitungs-Beschleuniger der Terroristen im Maghreb und anderswo erweisen.
Das vorhersehbare Debakel in Afghanistan hat Terrorislamisten in der ganzen Welt begeistert und bestärkt: Die “Abgesandten des Satans ”, gemeint sind die USA und ihre Verbündeten, können von Gotteskriegern im Zermürbungs-Dschihad besiegt werden. Und so laufen viele Glückwünsche und Grussadressen aus dem Al Qaida-Lager, und vom Islamischen Staat (IS), bei den Taliban ein.
Währenddessen spielen sich unbeschreibliche Szenen auf dem Flughafen von Kabul ab, die an die letzten Tage des Krieges der USA in Vietnam erinnern.
Jeder behauptet nun, mit dem raschen Fall von Kabul sei nicht zu rechnen gewesen. So ein Unfug: Der Krieg war auf dem eingeschlagenen Weg keineswegs erst jetzt, sondern prinzipiell breits im Jahre 2005 verloren, also 4 Jahre nach Beginn der Intervention.
Nachwirkungen bald fühlbar
Die Niederlage des Westens dürfte auch die Terrorislamisten in Afrika, insbesondere die Al Qaida im Maghreb und die dortigen IS-Ableger, in ihrem Kampf bestärken, denn dort, insbesondere in Mali, kämpfen sie auch gegen Interventionstruppen aus Frankreich, Deutschland und weiteren Ländern. Die Bundeswehr ist mit rund 1000 Soldaten und Soldatinnen dabei – und dort droht nach Afghanistan früher oder später vermutlich die nächste Niederlage.
Terrorgürtel quer durch Afrika
Hier wurde mehrfach über den Terrorgürtel, der sich vom Senegal über Mali, Niger, Burkina-Faso quer durch Afrika bis in den Norden Mosambiks erstreckt, berichtet.
In Jahre 2013 Mali brachten Terrorislamisten, die sich zum Terrornetzwerk der “Al Qaida im Maghreb” bekennen, die Hälfte von Mali unter ihre Kontrolle, verbündeten sich auch mit Bevölkerungsgruppen wie den Tuareg im Norden des Landes, die von der im Süden gelegenen Regierung in der Hauptstadt Bamako unterdrückt worden waren, und deshalb einen eigenen Staat anstrebten.
Mittlerweile ist die ultraterroristische Gruppe Islamischer Staat IS ebenfalls in Mali aktiv und baut um die Provinzhauptstadt Gao bereits Parallelstrukturen auf.
Frankreich ehemalige Kolonialmacht, schickte Truppen, eine UN Truppe wurde aufgestellt, die UN Mission Minusma,die einen ausgehandelten Friedenskompromiss durchsetzen, und die Bevölkerung vor dem Terrorismus schützen sollte.
Bestenfalls teilweise
Das zu Beginn gesetzte Ziel der Intervention, die Terrorislamisten auf Dauer zu verjagen, wurde daher – bestenfalls – nur teilweise erreicht, wie die Zunahme der Terrorangriffe allzu deutlich belegt. Immer wieder werden Basen der UN-Friedenstruppe von motorisierten islamistischen Milizen angegriffen. Die UN-Truppen wurden bereits kurz nach ihrem Eintreffen zum Ziel sunnitischer Terroristen.
Die UN-Einheiten – auch die Bundeswehr – waren zudem nicht auf einen Anti-Terror-Einsatz vorbereitet und erlitten durch ungeeignete Ausrüstung und unzureichende Eigensicherung Verluste durch Autobomben und Sprengfallen. 2015 stellte eine Expertenkommission der UN fest, dass Friedenstruppen nicht für Anti-Terror-Operationen geeignet seien.
Die Blauhelm-Mission in Mali gilt daher als derzeit gefährlichster UN-Einsatz: Seit ihrem Beginn 2013 wurden mehr als 240 Blauhelme getötet. Frankreich verlor 70 Soldaten bei Einsätzen in Mali. Im Juni 2021 wurden bei einem Einsatz 13 Bundeswehrsoldaten in der Nähe der Stadt Gao z.T. schwer veletzt.
Unübersehbare Parallelen
Diesen Interventionstruppen droht – nach langem Zermürbungskrieg – ein ähnliches Desaster wie in Afghanistan jetzt, denn die Parallelen sind unübersehbar:
- Die Landbevölkerung muss freiwillig oder unfreiwillig – mit den Terrorislamisten kooperieren, weil ihnen sonst Gefahr für Leib und Leben droht: einen durchgehenden Schutz vor dern Terroristen können die Interventionstruppen nicht leisten. Die Terroristen drohen nicht nur der Landbevölkerung, sondern offerieren jungen arbeitslosen Männern einen bezahlten Job – einen Terroristenjob.
- Eine unfähige National-Armee, schlecht bezahlt, die sich offenbar mehr mit Putschversuchen, als mit der Bekämpfung der Terrorislamisten beschäftigt, und die oft genug durch Misshandlungen der Zivilbevölkerung sich auszeichnet.
- Eine schwierige – wenn nicht letztlich wie in Afghanistan vergebliche – Ausbildung malischer Soldaten durch die European Union Training Mission EUTM. . Die Bundeswehr ist mit 600 Soldatinnen und Soldaten bei der Ausbildung dabei . Die Ausbildung findet oft genug an Holzgewehren statt – aus Angst vor islamistischen Elementen unter den Auszubildenden.
- Die Regierungen Malis sind nicht weniger korrupt, als die in Kabul.
- Die Bevölkerung Malis profitiert kaum von dem Reichtum des Landes, das sind die Rohstoffe wie Gold und Uran, ganz im Gegenteil: Den Minenbetreibern wird vorgeworfen, Umwelt und Lebensgrundlage der Bevölkerung zu zerstören, Arbeitskräfte auszubeuten, den Dorfgemeinschaften jedoch keine Vorteile zu bringen, wie so oft in Rohstoffländern der 3. Welt
- Kaum überraschend: die Regierungen geniessen – ähnlich in Afghanistan – keine signifikante Unterstützung unter der Bevölkerung
Lokal vs. International
Trotzdem gibt es einen entscheidenden Unterschied zu Afghanistan: Die Taliban in Afghanistan waren und sind eine nationale Islamistengruppe, deren Ziel ein Scharia-Staat Afghanistan war und ist, ohne sich zu den international operierenden Terrorgruppen Islamischer Staat oder Al Qaida zu bekennen.
Ganz im Gegenteil: die Taliban bekämpften die Terrorgruppe Islamischer Staat, die sich in Afghanistan eingenistet hatte, und deren Ziel ein riesiges Kalifat unter Einschluss von Ländern wie Turkmenistan, Usbekistan Kasachstan, Tadjikistan ist. Ein Hauptziel ihrer Angriffe war auch die moslemisch-schiitische Minderheit in Afghanistan, die sie als Gotteslästerer,und damit Feinde des Islam, ansehen. Sie – nicht die Taliban – waren es, die grausame Attentate auf schiitische Moscheen und Krankenhäuser in schiitischen Bezirken verübten.
Auch in Mali streben diese Gruppen ein grenzüberschreitendes Kalifat an. Verhandlungen mit diesen Terrorislamisten könnten daher wohl kaum in Frage kommen.
Welche Einkommensquellen haben die Terroristen?
Lukrative Einkommensquellen der Terroristen sind Drogentransporte, Migranten-“Service” und Entführungen
- Die Drogentransporte aus Südamerika benutzen Westafrika als Durchgangsstation.
- Durch die Sahara führen die Migrationsrouten aus Ländern südlich der Sahara über Libyen nach Europa. Insbesondere der Niger spielt hier mittlerweile eine zentrale Rolle. Die Migrationsrouten werden von den Terror-Milizen kontrolliert und die Migranten abkassiert. Jeder neue Migrant, für den der Weg nach Libyen und anschliessende Ueberfahrt mehrere Tausend Euro kostet, zusammengekrazt von der Familie daheim und Verwandten, die bereits in westlichen Ländern leben, fördert damit – ungewollt – auch noch die Ausbreitung der Terrorismus.
Was tun?
Was müsste also getan werden, um dem Terrorismus dort effektiv zu begegnen?
– Soziale Reformen
– effektive Bekämpfung der Korruption
– die Rohstoffeinnahmen der Bevölkerung zukommen lassen
– Ende der Diskriminierung der Tuareg.
– Die Armee professionalisieren, auch das Ende der Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung.
– Die Schlepper- und Drogenrouten quer durch die Sahara nach Libyen komplett schliessen – Migranten, die dort stranden, in ihre Heimatländer zurückbringen.
Davon wird bisher entweder nichts, oder wenn, nur völlig unzureichend angepackt.
Fazit:
Der UN- Einsatz – und auch die Ausbildungsmission – drohen daher so zu enden, wie das Afghanistan-Abenteuer: Mit vielen Toten, und ohne durchgreifende Erfolge in der Terrorismusbekämpfung, im Gegenteil: der Sieg der Taliban wird sich wohl als enormer Ausbreitungs-Beschleuniger der Terroristen im Maghreb und anderswo erweisen.
onlinedienst - 20. Aug, 22:50 Article 1737x read