Idealist im Haifischbecken
Lukas Vogelsang - Es beisst sich: «Wir haben die Leine jetzt schon mehrmals verkürzt und sie ist immer noch zu kurz.» Etwa so verhalten sich die Medien momentan. Man mache also Zeitungen unleserlich und uninteressant, verliere damit das Interesse des Inseratemarktes, streichen Stellen und klage über Desinteresse.
Als ich das «ensuite – kulturmagazin» aus dem Boden stampfte, war die einzige Richtlinie des Konzepts, das Gegenteil vom «Marktüblichen» zu produzieren. Also keine Farbbilder, keine Kurztexte, keine Leads und keine einfachen Texte. Wir schreiben in ein paar Monaten den vierten Jahrgang, wachsen jeden Monat und haben immer noch Abonnentenzuwachs. Wie kann das funktionieren? Was ist los mit den Berner Medien im Bereich Kultur? Nichts. Kultur gibt kein Inserategeld.
Ein paar Grossunternehmen machen grosse Sponsorenwerbungen – das ist auch schon alles. Kultur kann man als PR-Aktion in Zusammenhang mit Medienpartnerschaften nutzen. Die JournalistInnen machen, was sie wollen und schreiben, was sie wollen – die Verlage interessieren sich nicht dafür. Aber man gewährt Platz – schliesslich gehört das Feuilleton zum guten Ton. In Bern haben wir diesbezüglich eine seltsame Situation: Die Espace Media Groupe hat ihre Kulturmagazine eingestellt. Sie spart damit 1,5 Millionen Franken jährlich.
Die Stadt wollte aber unbedingt eine Beilage in den Zeitungen und bezahlt diese nun selber: Die «Berner Kulturagenda». Die Redaktionen haben nichts damit zu tun. Die so gesparten 1,5 Millionen und zusätzlich eingenommenen 500 000 Franken für den Druck und Vertrieb sind ein einmaliges Geschenk. Aber damit nicht genug. Die Espace Media Groupe kann jetzt kulturell aktiv werden – und dies für die Kundengewinnung, also im PR Bereich. So werden jetzt massig Medienpartnerschaften abgeschlossen. Das bringt den gesamten Event-Inseratemarkt auf Glatteis. «Eventitis» wird gefördert, Kultur wird zum Grossspektakel und alles, was im Ansatz künstlerischen oder kulturellen Wert hätte, also kein Mega-Grossevent ist, fällt aus der Aufmerksamkeitsspanne weg. Die «Berner Kulturagenda» ist im Konzept zu schwach, um redaktionell als kulturweisende Zeitung zu gelten und hat zuwenig Platz, um das Loch zu füllen. Diese Verantwortung bleibt fast einzig an uns hängen. Doch ohne nötige Finanzspritzen können wir mit dieser Entwicklung nur bedingt Schritt halten. Dazu kommt, dass der Kultursekretär, als Zugpferd der «Berner Kulturagenda», uns keine Existenz lässt. Noch vor einem Jahr meinte er im «St. Galler Tagblatt », Bern hätte leider kein Kulturmagazin wie «Saiten» – und niemand von der Espace würde ihm da öffentlich widersprechen!
Es darf uns nicht geben – so wollen es die «Grossen». Doch die «Kleinen» sind in der Mehrheit – und davon leben wir. Mit dieser Chance haben wir uns aufgebaut. Wir haben einen grossen Vorteil gegenüber anderen Medienhäusern: Unsere Zeitungen werden gelesen und wir sind schon lange die grösste Kulturredaktion im Kanton Bern. Dafür, dass wir kein Geld in dieses Unternehmen investiert haben, gehts uns verdächtig gut. Vielleicht weil wir ein kleines Geheimnis mit uns tragen, jenes, welches alle Medienunternehmen und Journalistinnen so dringend brauchen und verzweifelt suchen: Die Vision.
Als ich das «ensuite – kulturmagazin» aus dem Boden stampfte, war die einzige Richtlinie des Konzepts, das Gegenteil vom «Marktüblichen» zu produzieren. Also keine Farbbilder, keine Kurztexte, keine Leads und keine einfachen Texte. Wir schreiben in ein paar Monaten den vierten Jahrgang, wachsen jeden Monat und haben immer noch Abonnentenzuwachs. Wie kann das funktionieren? Was ist los mit den Berner Medien im Bereich Kultur? Nichts. Kultur gibt kein Inserategeld.
Ein paar Grossunternehmen machen grosse Sponsorenwerbungen – das ist auch schon alles. Kultur kann man als PR-Aktion in Zusammenhang mit Medienpartnerschaften nutzen. Die JournalistInnen machen, was sie wollen und schreiben, was sie wollen – die Verlage interessieren sich nicht dafür. Aber man gewährt Platz – schliesslich gehört das Feuilleton zum guten Ton. In Bern haben wir diesbezüglich eine seltsame Situation: Die Espace Media Groupe hat ihre Kulturmagazine eingestellt. Sie spart damit 1,5 Millionen Franken jährlich.
Die Stadt wollte aber unbedingt eine Beilage in den Zeitungen und bezahlt diese nun selber: Die «Berner Kulturagenda». Die Redaktionen haben nichts damit zu tun. Die so gesparten 1,5 Millionen und zusätzlich eingenommenen 500 000 Franken für den Druck und Vertrieb sind ein einmaliges Geschenk. Aber damit nicht genug. Die Espace Media Groupe kann jetzt kulturell aktiv werden – und dies für die Kundengewinnung, also im PR Bereich. So werden jetzt massig Medienpartnerschaften abgeschlossen. Das bringt den gesamten Event-Inseratemarkt auf Glatteis. «Eventitis» wird gefördert, Kultur wird zum Grossspektakel und alles, was im Ansatz künstlerischen oder kulturellen Wert hätte, also kein Mega-Grossevent ist, fällt aus der Aufmerksamkeitsspanne weg. Die «Berner Kulturagenda» ist im Konzept zu schwach, um redaktionell als kulturweisende Zeitung zu gelten und hat zuwenig Platz, um das Loch zu füllen. Diese Verantwortung bleibt fast einzig an uns hängen. Doch ohne nötige Finanzspritzen können wir mit dieser Entwicklung nur bedingt Schritt halten. Dazu kommt, dass der Kultursekretär, als Zugpferd der «Berner Kulturagenda», uns keine Existenz lässt. Noch vor einem Jahr meinte er im «St. Galler Tagblatt », Bern hätte leider kein Kulturmagazin wie «Saiten» – und niemand von der Espace würde ihm da öffentlich widersprechen!
Es darf uns nicht geben – so wollen es die «Grossen». Doch die «Kleinen» sind in der Mehrheit – und davon leben wir. Mit dieser Chance haben wir uns aufgebaut. Wir haben einen grossen Vorteil gegenüber anderen Medienhäusern: Unsere Zeitungen werden gelesen und wir sind schon lange die grösste Kulturredaktion im Kanton Bern. Dafür, dass wir kein Geld in dieses Unternehmen investiert haben, gehts uns verdächtig gut. Vielleicht weil wir ein kleines Geheimnis mit uns tragen, jenes, welches alle Medienunternehmen und Journalistinnen so dringend brauchen und verzweifelt suchen: Die Vision.
sfux - 20. Okt, 11:14 Article 1083x read