Wohnst du schon oder hämmerst du noch?
Harald Haack - Das schwedische Möbelhaus mit dem Namen, der an einen frechen, neuseeländischen Papagei erinnert, hatte schwedische Armeleute-Möbel als trendiges Puristen-Design mit Abenteuer-Effekt gesellschaftsfähig gemacht. Während sich das Äußere dieser Möbel im Lauf der Jahrzehnte mehr und mehr vom Obstkisten- und Holzverschlagstil entfernte und nun eine gewisse Eleganz den zumeist jungen Käuferinnen vorgaukelt, entwickelte sich parallel dazu der Baumarktstil und kehrt als "Repro-Design" zu den Wurzeln zurück.

Selbstbau-Möbel im Baumarktstil: Große Geniestreiche in Sachen Design sind nicht zu erwarten
Einst wurden die Schwedenmöbel von Volkseigenen Betrieben in der DDR produziert ("Made in GDR"), nun aber kommen sie überfrisch aus Rumänien. Offenbar ist die Nachfrage so enorm angewachsen, dass jetzt nur noch klitschnasses Holz verarbeitet wird. In trockene, mit Zentralheizungen ausgestattete Wohnungen gestellt, verströmen diese Möbel nicht nur übers ganze Jahr verteilt einen weihnachtlichen Fichtenduft, mit dem Knistern und Knacken des nun schnell trocknenden Holzes simulieren sie einen Sound, wie man ihn nur von einem hell lodernden Kaminfeuer her kennt. Wer jedoch auf diese heimelige Atmosphäre verzichten möchte, und sich auf den echten Selbstbau seiner Möbel besinnt, sieht sich mit dem Problem konfrontiert, dass er dafür praktisch kein Holz kriegt – obwohl die Baumärkte davon voll sind.
Holz führen die Baumärkte in jeder bekannten Form: Fichte zerschreddert und mittels Leim und hohem Druck zu Spanplatten gepresst; Fichten-Holzstaub mittels noch höherem Druck und Formaldehyd zu MDF-Platten gepresst; Fichte in Dachlatten zersägt; Fichtenbretter zu Panelbretter gefräst und Fichtenlatten zu Leimholz verleimt. Und was ist mit dem härteren Kiefernholz? "Das führen wir nicht mehr", lautet oft die Antwort der in den Baumärkten umhergeisternden Verkäufer. Zu teuer sei es geworden und deshalb wolle es keiner mehr kaufen. Ramin gibt es nur noch in Form von Leisten. Fragt man nach anderen einheimischen Holzsorten wie Buche, Eiche, Linde oder Kirsche, Esche, Birke, so muss man damit rechnen für verrückt erklärt zu werden. Nach Tropenhölzern braucht man gar nicht erst zu fragen. Die werden längst geächtet – wegen der Abholzung des Tropenwaldes. Doch selbst Plantagenholz wie Teak ist in Baumärkten nicht zu haben.
Der Holzmarkt hat sich gewandelt. Holz ist nicht mehr für Ottonormalverbraucher erhältlich. Holz ist in die Fänge der Konzerne der Möbelindustrie geraten. Und die bestimmen, welche Holzart gerade "gefragt" ist. Mit der großindustriellen Vermarktung von Holz aber wächst auch die Verbreitung von Möbeln, deren Holz mit Pestiziden wie Lindan verseucht ist. Dieses Pestizid verwendet die Holzindustrie oft unmittelbar nach dem Fällen der Bäume an und erneut bei der Lagerung. Man muss sich nicht erst giftige Holzschutzmittel kaufen und in der Wohnung verarbeiten, die Möbel können auch unbehandelt krank machen.
Und weil dies so ist, wurden Zertifikate und Prüfsiegel - auch für Holz - geschaffen. Sie sollen die Verbraucher in Sicherheit wiegen. Doch was ist das für eine Sicherheit, wenn zum Beispiel der "Blaue Umweltengel" keine Sicherheit für die Gesundheit der Verbraucher bietet, sondern nur symbolisiert, dass das betreffende Produkt umweltgerecht entsorgt werden kann!
Wer sich seine Möbel selbst zusammenzimmern und auf potthässliche Spannplatten verzichten will, muss dafür gezwungenermaßen Fichten-Leimholz kaufen und darf hoffen, dass es frei von Lindan ist. Große Geniestreiche in Sachen Möbeldesign sollte man von seinen Leimholzmöbeln allerdings nicht erwarten. Wenn auch das weiche Fichtenholz die Möglichkeiten sehr einschränkt, so erinnern die damit zustande gekommenen Kisten immerhin an die schlichten Möbel armer schwedischer Landbewohner zur Zeit des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts.
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Selbstbau-Möbel im Baumarktstil: Große Geniestreiche in Sachen Design sind nicht zu erwarten
Einst wurden die Schwedenmöbel von Volkseigenen Betrieben in der DDR produziert ("Made in GDR"), nun aber kommen sie überfrisch aus Rumänien. Offenbar ist die Nachfrage so enorm angewachsen, dass jetzt nur noch klitschnasses Holz verarbeitet wird. In trockene, mit Zentralheizungen ausgestattete Wohnungen gestellt, verströmen diese Möbel nicht nur übers ganze Jahr verteilt einen weihnachtlichen Fichtenduft, mit dem Knistern und Knacken des nun schnell trocknenden Holzes simulieren sie einen Sound, wie man ihn nur von einem hell lodernden Kaminfeuer her kennt. Wer jedoch auf diese heimelige Atmosphäre verzichten möchte, und sich auf den echten Selbstbau seiner Möbel besinnt, sieht sich mit dem Problem konfrontiert, dass er dafür praktisch kein Holz kriegt – obwohl die Baumärkte davon voll sind.
Holz führen die Baumärkte in jeder bekannten Form: Fichte zerschreddert und mittels Leim und hohem Druck zu Spanplatten gepresst; Fichten-Holzstaub mittels noch höherem Druck und Formaldehyd zu MDF-Platten gepresst; Fichte in Dachlatten zersägt; Fichtenbretter zu Panelbretter gefräst und Fichtenlatten zu Leimholz verleimt. Und was ist mit dem härteren Kiefernholz? "Das führen wir nicht mehr", lautet oft die Antwort der in den Baumärkten umhergeisternden Verkäufer. Zu teuer sei es geworden und deshalb wolle es keiner mehr kaufen. Ramin gibt es nur noch in Form von Leisten. Fragt man nach anderen einheimischen Holzsorten wie Buche, Eiche, Linde oder Kirsche, Esche, Birke, so muss man damit rechnen für verrückt erklärt zu werden. Nach Tropenhölzern braucht man gar nicht erst zu fragen. Die werden längst geächtet – wegen der Abholzung des Tropenwaldes. Doch selbst Plantagenholz wie Teak ist in Baumärkten nicht zu haben.
Der Holzmarkt hat sich gewandelt. Holz ist nicht mehr für Ottonormalverbraucher erhältlich. Holz ist in die Fänge der Konzerne der Möbelindustrie geraten. Und die bestimmen, welche Holzart gerade "gefragt" ist. Mit der großindustriellen Vermarktung von Holz aber wächst auch die Verbreitung von Möbeln, deren Holz mit Pestiziden wie Lindan verseucht ist. Dieses Pestizid verwendet die Holzindustrie oft unmittelbar nach dem Fällen der Bäume an und erneut bei der Lagerung. Man muss sich nicht erst giftige Holzschutzmittel kaufen und in der Wohnung verarbeiten, die Möbel können auch unbehandelt krank machen.
Und weil dies so ist, wurden Zertifikate und Prüfsiegel - auch für Holz - geschaffen. Sie sollen die Verbraucher in Sicherheit wiegen. Doch was ist das für eine Sicherheit, wenn zum Beispiel der "Blaue Umweltengel" keine Sicherheit für die Gesundheit der Verbraucher bietet, sondern nur symbolisiert, dass das betreffende Produkt umweltgerecht entsorgt werden kann!
Wer sich seine Möbel selbst zusammenzimmern und auf potthässliche Spannplatten verzichten will, muss dafür gezwungenermaßen Fichten-Leimholz kaufen und darf hoffen, dass es frei von Lindan ist. Große Geniestreiche in Sachen Möbeldesign sollte man von seinen Leimholzmöbeln allerdings nicht erwarten. Wenn auch das weiche Fichtenholz die Möglichkeiten sehr einschränkt, so erinnern die damit zustande gekommenen Kisten immerhin an die schlichten Möbel armer schwedischer Landbewohner zur Zeit des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts.

sfux - 9. Nov, 08:11 Article 1301x read