PR - Publicity-geile Randalierer
Harald Haack - Der Sketch ist uralt und wurde, so vermute ich, 1982 vom NDR innerhalb der skurrilen Comedy-Serie "Abramakabra" gesendet. Helga Feddersen spielte eine hysterische Fernsehreporterin, Uwe Dallmeier einen tranig-langsamen Kameramann: Ein Haus brennt. Wie das Schicksal es so will, kommen sie und ihr Kameramann viel zu spät zum Unglücksort und sehen nur noch qualmende Trümmer. Das Feuer ist gelöscht. Während die Fernsehreporterin einen hysterischen Anfall kriegt, bleibt der Kameramann gelassen, geht zum Feuerwehrhauptmann und spricht ihn kumpelhaft an: "Tja, wir sind da nun etwas zu spät gekommen. Sag mal, kannste vielleicht noch mal nachlegen?"
Ein Hausbrand ist natürlich kein Kaminfeuer, in dem man einen Holzscheit nachlegen kann, um das Feuer wieder zu entfachen. Ein Gag, der auf Fernsehzuschauer wegen dieser Unsinnigkeit sehr komisch wirkte. Doch so unsinnig und fern der Realität war das nicht. So soll es schon Politiker gegeben haben, die das obligatorische Sperrband bei einer Autobahn- oder Brückeneröffnung mehrmals zerschneiden mussten, weil nicht alle anwesende Kameramänner und Fotografen den entscheidenden Augenblick zufriedenstellend hatten ablichten können. Solche Momente "hinter den Kulissen" der Medienbranche blieben der breiten Öffentlichkeit verborgen. Doch immer öfter sah man schon Einstellungen von eitlen Politikern, die es der Pressemeute recht machen wollten und wie Filmstars oder Fotomodels vor den Kameras posierten.
Ebenso verborgen blieben den Zuschauern der ARD-Tagesschau, die – nach meiner Erinnerung war das zwischen 1991 und 1993 - live von Straßenschlachten zwischen so genannten "Autonomen" und der Polizei in einer ostdeutschen Stadt berichtete. Ich war damals als freier Mitarbeiter für das NDR-Satire-Magazin "Extra drei" tätig und sollte aus den Aufzeichnungen der live gesendeten Einstellungen komische Momente herauszusuchen und zu einem Beitrag zusammenstellen. Dazu musste ich in die MAZ ("Magnetaufzeichnung", die Abteilung, in der Ü-Wagen-Übertragungen etc. via Satellit hereinkommen und aufgezeichnet werden) gehen und mir die mehrstündigen und ungeschnittenen Aufzeichnungen der Unruhen vorführen lassen. Dabei fielen mir und dem mir assistierenden MAZ-Techniker auf, dass es keine Straßenschlacht gab, wenn es keine Live-Sendung gab. Sobald aber die Bilder live bundesweit gesendet wurden, und dies geschah während zweier Tagesschau-Sendungen, dann gab es mit einem Mal Randale vor den TV-Kameras. Sobald die Nachrichtensendung zu Ende war, ebbten die Auseinandersetzungen ab und die Randalierer wie auch die Polizisten zogen sich zurück.
Das fand ich sehr komisch. Ich präsentierte meinen analytischen Zusammenschnitt dem Chefredakteuer von "Extra Drei", Hans-Jürgen Börner, vor versammelter Redaktion. Doch während mein Beitrag von den Kollegen Beifall erhielt, fand Börner den Beitrag keineswegs witzig. Er untersagte brüsk die Sendung meines Beitrags mit der Begründung, es sei als Medienkritik eine Bepinkelung des eigenen Senders. Ja, wenn es nicht der NDR oder die ARD, sondern das ZDF oder irgendein Sender der Privaten gewesen wäre, ja, dannn … wäre natürlich alles ganz anders gewesen. Es gab eine hitzige Diskussion. Kollegen sahen die Sachlage anders und hielten es für angebracht, öffentlich zu machen, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen von Randalierer missbraucht wurde. Es blieb aber beim Nein Börners. Was bei der Sendung meines Beitrages sicherlich auch an die Öffentlichkeit gelangt wäre, war, dass diese ganzen minutiös mitgeschnittenen Einstellungen zweier TV-Kameras nicht nur von mir, sondern auch von Polizei und Staatsanwaltschaft gesichtet hätten werden können. Ob dies jemals geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis, denn ich war während der Sichtung der Video-Bänder nur Gast in der MAZ.
Nun aber zeigte Jean-Claude Dassier als Verantwortlicher des französischen TV-Senders LCI mehr Rückgrat und Zivilcourage. Er machte öffentlich, dass Randalierer das Fernsehen für ihre Zwecke ausnutzen. Laut SPIEGEL soll ein LCI-Kamerateam die Worte "Das Fernsehen ist da, ihr werdet gefilmt" gehört haben. Danach seien direkt vor den Augen der Fernsehleute zwei Autos angesteckt worden.
Befeuern Fernsehbilder die Gewalt?
Ein Hausbrand ist natürlich kein Kaminfeuer, in dem man einen Holzscheit nachlegen kann, um das Feuer wieder zu entfachen. Ein Gag, der auf Fernsehzuschauer wegen dieser Unsinnigkeit sehr komisch wirkte. Doch so unsinnig und fern der Realität war das nicht. So soll es schon Politiker gegeben haben, die das obligatorische Sperrband bei einer Autobahn- oder Brückeneröffnung mehrmals zerschneiden mussten, weil nicht alle anwesende Kameramänner und Fotografen den entscheidenden Augenblick zufriedenstellend hatten ablichten können. Solche Momente "hinter den Kulissen" der Medienbranche blieben der breiten Öffentlichkeit verborgen. Doch immer öfter sah man schon Einstellungen von eitlen Politikern, die es der Pressemeute recht machen wollten und wie Filmstars oder Fotomodels vor den Kameras posierten.
Ebenso verborgen blieben den Zuschauern der ARD-Tagesschau, die – nach meiner Erinnerung war das zwischen 1991 und 1993 - live von Straßenschlachten zwischen so genannten "Autonomen" und der Polizei in einer ostdeutschen Stadt berichtete. Ich war damals als freier Mitarbeiter für das NDR-Satire-Magazin "Extra drei" tätig und sollte aus den Aufzeichnungen der live gesendeten Einstellungen komische Momente herauszusuchen und zu einem Beitrag zusammenstellen. Dazu musste ich in die MAZ ("Magnetaufzeichnung", die Abteilung, in der Ü-Wagen-Übertragungen etc. via Satellit hereinkommen und aufgezeichnet werden) gehen und mir die mehrstündigen und ungeschnittenen Aufzeichnungen der Unruhen vorführen lassen. Dabei fielen mir und dem mir assistierenden MAZ-Techniker auf, dass es keine Straßenschlacht gab, wenn es keine Live-Sendung gab. Sobald aber die Bilder live bundesweit gesendet wurden, und dies geschah während zweier Tagesschau-Sendungen, dann gab es mit einem Mal Randale vor den TV-Kameras. Sobald die Nachrichtensendung zu Ende war, ebbten die Auseinandersetzungen ab und die Randalierer wie auch die Polizisten zogen sich zurück.
Das fand ich sehr komisch. Ich präsentierte meinen analytischen Zusammenschnitt dem Chefredakteuer von "Extra Drei", Hans-Jürgen Börner, vor versammelter Redaktion. Doch während mein Beitrag von den Kollegen Beifall erhielt, fand Börner den Beitrag keineswegs witzig. Er untersagte brüsk die Sendung meines Beitrags mit der Begründung, es sei als Medienkritik eine Bepinkelung des eigenen Senders. Ja, wenn es nicht der NDR oder die ARD, sondern das ZDF oder irgendein Sender der Privaten gewesen wäre, ja, dannn … wäre natürlich alles ganz anders gewesen. Es gab eine hitzige Diskussion. Kollegen sahen die Sachlage anders und hielten es für angebracht, öffentlich zu machen, dass das öffentlich-rechtliche Fernsehen von Randalierer missbraucht wurde. Es blieb aber beim Nein Börners. Was bei der Sendung meines Beitrages sicherlich auch an die Öffentlichkeit gelangt wäre, war, dass diese ganzen minutiös mitgeschnittenen Einstellungen zweier TV-Kameras nicht nur von mir, sondern auch von Polizei und Staatsanwaltschaft gesichtet hätten werden können. Ob dies jemals geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis, denn ich war während der Sichtung der Video-Bänder nur Gast in der MAZ.
Nun aber zeigte Jean-Claude Dassier als Verantwortlicher des französischen TV-Senders LCI mehr Rückgrat und Zivilcourage. Er machte öffentlich, dass Randalierer das Fernsehen für ihre Zwecke ausnutzen. Laut SPIEGEL soll ein LCI-Kamerateam die Worte "Das Fernsehen ist da, ihr werdet gefilmt" gehört haben. Danach seien direkt vor den Augen der Fernsehleute zwei Autos angesteckt worden.

sfux - 10. Nov, 12:19 Article 1812x read