Vielen ist Bin Laden lieber als Bush
Michael Wrase - Die zur Al-Qaida gehörende Zarkawi-Terrorgruppe hat sich zu den Selbstmordanschlägen auf drei Luxushotels in der jordanischen Hauptstadt Amman bekannt. De facto herrscht im Königreich der Ausnahmezustand.
Einen Tag nach den entsetzlichen Terroranschlägen herrschte in der jordanischen Hauptstadt gestern eine gespenstische Ruhe. Die Menschen, so berichteten arabische TV-Korrespondenten, hätten Angst vor weiteren Anschlägen sowie vor den Reaktionen der jordanischen Sicherheitskräfte.
Wie in den meisten Al-Qaida-Bekennerschreiben wurden die Selbstmordattentäter als «ihre Pflicht erfüllende Löwen» gepriesen. Das Terrornetzwerk rechtfertigte die koordinierten Anschläge mit der «vom jordanischen Despoten vorgenommenen Umwandlung von Hotels in einen Hinterhof für die Feinde des Glaubens». Was die Hochzeitsgäste im Radisson Hotel, die während ihres Festes in Stücke gerissen wurden, damit zu tun haben, das erklärte Al-Qaida nicht. Zwei Selbstmordattentäter hatten sich fast zeitgleich in die Luft gesprengt. Der dritte Terrorist wurde an der Bar des Days Inn Hotels beim Hantieren mit einem Zündmechanismus beobachtet. Da die Bombe nicht sofort detonierte, verschwand der Attentäter für 15 Minuten. Nach seiner Rückkehr funktionierte die Bombe.
Geheimdienst hat versagt
Der Vorfall zeigt, dass in Jordanien zwar gut beobachtet wird, der Schutz von Hotelgästen aber offenbar nicht ausreichend gewährleistet ist. Israelische Touristen vertrauen deshalb privaten Sicherheitsdiensten. «Wegen Warnungen» hatten diese acht Stunden vor dem Anschlag eine Gruppe von Israeli aus dem «Radisson» evakuiert. Warum aber die jordanischen Sicherheitsdienste darauf nicht reagierten, konnte bislang nicht erklärt werden.
Selbstüberschätzung könnte ein Grund dafür sein. Nach Erkenntnissen von Joost Hiltermann, dem Middle-East-Direktor des Brüsseler Friedensforschungsinstitutes International Crisis Group, hat es «der jordanische Geheimdienst bislang immer geschafft, extremistische Gruppen mit eigenen Leuten zu unterwandern». Zahlreiche Anschläge hätten so verhindern werden können.
Kritische Haltung
Dennoch kommen die Anschläge für Hiltermann «keinesfalls überraschend». Die Mehrheit der Bevölkerung stehe der proamerikanischen Politik von König Abdullah «äusserst kritisch gegenüber». Die Jordanier, von denen über 70 Prozent palästinensischen Ursprungs sind, lehnten den Irak-Krieg ebenso vehement ab wie den Friedensvertrag mit Israel. Kompliziert, so Hiltermann, würde die Lage noch durch 500 000 Iraker, die Amman zu ihrer zweiten Heimat gemacht haben. Viele davon sympathisierten mit dem Widerstand im Irak, was auch für viele Jordanier gelte.
Gestützt wird Hiltermanns Analyse durch eine im Juli veröffentlichte Studie des angesehenen Pew-Institutes in Washington. Sie ergab, dass die Zustimmung für Al-Qaida in der islamischen Welt am Abnehmen ist. Positive Popularitätswerte wurden nur in den «Frontstaaten» Pakistan und Jordanien ermittelt, wo die Zustimmung für das Terrornetzwerk um 5 Prozent auf beängstigende 60 Prozent anstieg. Weiter zeigen die Umfragen, dass die interviewten Personen «weit mehr Vertrauen in Osama bin Laden als in George Bush haben».
In Jordanien gilt seit der Nacht auf gestern der Ausnahmezustand, ohne dass dies offiziell angekündigt worden wäre.
Antiterroreinheiten patrouillieren mit gepanzerten Fahrzeugen. Alle Fernstrassen wurden gesperrt und an strategischen Strassenkreuzungen Panzer postiert. Landeskenner erwarten Razzien in palästinensischen Flüchtlingslagern sowie in Sarka, der Heimatstadt des Terroristen Abu Mussab al-Zarkawi. Mit allen Mitteln, das betonen europäische Diplomaten, wolle die jordanische Polizei die «Ausweitung des Krieges im Irak auf jordanisches Territorium verhindern».
Vor zwei Monaten hatte die CIA einen Brief von Bin-Laden-Stellvertreter Ayman al-Zawahri an Zarkawi abgefangen. Darin war Zarkawi ausdrücklich aufgefordert worden, den «Krieg gegen die Ungläubigen» auf Jordanien und dem Libanon auszuweiten. Auf Schläge gegen Schiiten solle aber verzichtet werden.
Einen Tag nach den entsetzlichen Terroranschlägen herrschte in der jordanischen Hauptstadt gestern eine gespenstische Ruhe. Die Menschen, so berichteten arabische TV-Korrespondenten, hätten Angst vor weiteren Anschlägen sowie vor den Reaktionen der jordanischen Sicherheitskräfte.
Wie in den meisten Al-Qaida-Bekennerschreiben wurden die Selbstmordattentäter als «ihre Pflicht erfüllende Löwen» gepriesen. Das Terrornetzwerk rechtfertigte die koordinierten Anschläge mit der «vom jordanischen Despoten vorgenommenen Umwandlung von Hotels in einen Hinterhof für die Feinde des Glaubens». Was die Hochzeitsgäste im Radisson Hotel, die während ihres Festes in Stücke gerissen wurden, damit zu tun haben, das erklärte Al-Qaida nicht. Zwei Selbstmordattentäter hatten sich fast zeitgleich in die Luft gesprengt. Der dritte Terrorist wurde an der Bar des Days Inn Hotels beim Hantieren mit einem Zündmechanismus beobachtet. Da die Bombe nicht sofort detonierte, verschwand der Attentäter für 15 Minuten. Nach seiner Rückkehr funktionierte die Bombe.
Geheimdienst hat versagt
Der Vorfall zeigt, dass in Jordanien zwar gut beobachtet wird, der Schutz von Hotelgästen aber offenbar nicht ausreichend gewährleistet ist. Israelische Touristen vertrauen deshalb privaten Sicherheitsdiensten. «Wegen Warnungen» hatten diese acht Stunden vor dem Anschlag eine Gruppe von Israeli aus dem «Radisson» evakuiert. Warum aber die jordanischen Sicherheitsdienste darauf nicht reagierten, konnte bislang nicht erklärt werden.
Selbstüberschätzung könnte ein Grund dafür sein. Nach Erkenntnissen von Joost Hiltermann, dem Middle-East-Direktor des Brüsseler Friedensforschungsinstitutes International Crisis Group, hat es «der jordanische Geheimdienst bislang immer geschafft, extremistische Gruppen mit eigenen Leuten zu unterwandern». Zahlreiche Anschläge hätten so verhindern werden können.
Kritische Haltung
Dennoch kommen die Anschläge für Hiltermann «keinesfalls überraschend». Die Mehrheit der Bevölkerung stehe der proamerikanischen Politik von König Abdullah «äusserst kritisch gegenüber». Die Jordanier, von denen über 70 Prozent palästinensischen Ursprungs sind, lehnten den Irak-Krieg ebenso vehement ab wie den Friedensvertrag mit Israel. Kompliziert, so Hiltermann, würde die Lage noch durch 500 000 Iraker, die Amman zu ihrer zweiten Heimat gemacht haben. Viele davon sympathisierten mit dem Widerstand im Irak, was auch für viele Jordanier gelte.
Gestützt wird Hiltermanns Analyse durch eine im Juli veröffentlichte Studie des angesehenen Pew-Institutes in Washington. Sie ergab, dass die Zustimmung für Al-Qaida in der islamischen Welt am Abnehmen ist. Positive Popularitätswerte wurden nur in den «Frontstaaten» Pakistan und Jordanien ermittelt, wo die Zustimmung für das Terrornetzwerk um 5 Prozent auf beängstigende 60 Prozent anstieg. Weiter zeigen die Umfragen, dass die interviewten Personen «weit mehr Vertrauen in Osama bin Laden als in George Bush haben».
In Jordanien gilt seit der Nacht auf gestern der Ausnahmezustand, ohne dass dies offiziell angekündigt worden wäre.
Antiterroreinheiten patrouillieren mit gepanzerten Fahrzeugen. Alle Fernstrassen wurden gesperrt und an strategischen Strassenkreuzungen Panzer postiert. Landeskenner erwarten Razzien in palästinensischen Flüchtlingslagern sowie in Sarka, der Heimatstadt des Terroristen Abu Mussab al-Zarkawi. Mit allen Mitteln, das betonen europäische Diplomaten, wolle die jordanische Polizei die «Ausweitung des Krieges im Irak auf jordanisches Territorium verhindern».
Vor zwei Monaten hatte die CIA einen Brief von Bin-Laden-Stellvertreter Ayman al-Zawahri an Zarkawi abgefangen. Darin war Zarkawi ausdrücklich aufgefordert worden, den «Krieg gegen die Ungläubigen» auf Jordanien und dem Libanon auszuweiten. Auf Schläge gegen Schiiten solle aber verzichtet werden.
sfux - 14. Nov, 08:00 Article 1880x read