Zweierlei Mass
Karl Weiss - Ein Blick auf die gegenwärtigen Berichte über Weissrussland bestätigen ein schon ältere Erfahrung: die Hauptmethoden der Verdrehungen der Politker-Kaste und der mit ihnen in Symbiose lebenden Mainstream-Massenmedien und „Berühmtheiten" sind Ignorieren, Hochspielen und Kleinreden.
Dabei wenden sie, wie könnte es anders sein, zweierlei Mass an. So findet man dieser Tage etwa zweierlei Mass bei den Berichten aus Minsk und Paris. Und Journalisten arbeiten, wie eine jüngst veröffentlichte Studie ergibt, häufig keineswegs unter den Bedingungen der reinen Pressefreiheit.
Der klassische Fall ist der:: Eine Untersuchung ergab, dass in der New York Times ermordete israelische Kinder 50mal häufiger erwähnt werden als ermordete palästinensische Kinder. Im Moment erleben wir gerade wieder einen dieser offensichtlichen Fälle anlässlich der Wahlen in Weissrussland. „Einige Tausend" Demonstranten, die bald danach noch „etwa 400" wurden, haben gegen den Wahlausgang protestiert. Das wird von westlichen Politikern und der mit diesen verbandelten Mainstream-Medien hochgejubelt, als wäre das weissrussische Volk auf der Strasse. Schon wurden Einreiseverbote in die EU über weissrussische Politiker verhängt, die nicht das tun wollen, was diese Demonstranten wollen.
Vergleicht man damit, wie diese Politiker, Fernsehquatschköpfe und Medien auf andere Demonstrationen reagieren, wird deutlich, wie hier mit zweierlei Mass gemessen wird. Die aktuellen Demonstrationen in Frankreich z.B., die nicht nur in die Hunderttausende von Personen zur gleichen Zeit gehen, sondern nach den Umfragen auch die Meinung der überwiegenden Mehrheit der Franzosen repräsentieren, werden behandelt, als hätten sie bestenfalls die gleiche Bedeutung wie die weissrussischen Demonstrationen.
Besser Ausschreitungen zeigen als Forderungen
Besonders beliebt ist, nur Bilder von Ausschreitungen nach den Demonstrationen zu zeigen statt die Forderungen der Demonstranten. So werden die Demonstranten diffamiert und ihre wirklichen Anliegen klein geredet. Gleichzeitig wird das Thema sogar noch unterhalb der weissrussischen Ebene behandelt. Oder hat schon jemand davon gehört, dass jemand auch nur gefordert hat, dass Ministerpräsident Villepin nicht mehr nach Deutschland einreisen darf, weil er nicht tut, was die Demonstranten wollen.
Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, die Montagsdemonstranten. Als die Montagsdemos Ende 2004 kleiner wurden, haben die Politikerkaste und ihre Medien sie zu den Akten gelegt. Obwohl zu diesem Zeitpunkt, November 2004, immer noch allmontäglich die zehnfache Zahl der jetzigen weissrussischen Demonstranten auf die Strasse ging, wurde in allen Medien Schweigegebot verhängt: Die Redakteure durften nicht mehr berichten. Gleichzeitig machte sich der Showmaster von ‚Wetten dass’ über die Demonstranten lustig: „das Volk sind vier".
Nun, nach dieser Logik gibt es in Weissrussland überhaupt keine Demonstrationen, so klein sind die. Auch heute noch, obwohl so gut wie ohne jede Berichterstattung in den Massenmedien, gehen jeden Montag, bei Wind und Wetter noch insgesamt an die 2.000 („einige Tausend") Montagsdemonstranten auf die Strasse und werden fein säuberlich ignoriert von der Politikerkaste, dem rechten Showmaster und den Mainstream-Medien.
Ein anderes Beispiel sind die Demonstrationen, mit denen sich im Moment das westfreundliche reaktionäre thailändische Regime konfrontiert sieht. Dort sind 10- bis 100mal mehr auf der Strasse als die in Weissrussland, haben aber fast keine Aufmerksamkeit in den Medien. Bestenfalls unter „ferner liefen" wird einmal über thailändische Demonstranten berichtet.
Tag für Tag, vor den Wahlen und jetzt nach den Wahlen, steht Weissrussland an der Spitze der Nachrichten. Es wird über Nachteile für die Opposition in den Wahlen berichtet, von Wahlfälschung, ohne dass irgendetwas konkretes ans Tageslicht kommt, über Demonstrationen im Zentrum von Minsk, über Beteiligung von westlichen Botschaftern an den Demonstrationen (ein unerhörter Vorgang) und schliesslich über die Auflösung dieser Demonstrationen. Wenn denn nichts mehr zu berichten ist, berichtet man über die Sanktionen der in Europa so beliebten EU-Politiker gegen weissrussische Politiker und über Aussagen von reaktionären polnischen Politikern, die anscheinend bereits wild darauf sind, Weissrussland zu annektieren, so wie dies vor Jahrhunderten der Fall war.
Es wird eine Kampagne abgezogen, nicht nur in den deutschen Massenmedien, auch in den USA, England, Frankreich usw., in der ganzen „westlichen Welt". Es ist offensichtlich, gäbe es eine Pressefreiheit, könnte es nicht vorkommen, dass alle diese Nachrichtenorgane zur gleichen Zeit solche minimalen Demonstrationen als Hauptnachricht verwenden. Die Grosskonzerne der „westlichen Welt" haben den mit ihnen verbundenen Besitzern der medien „empfohlen", die Übernahme von Weissrussland vorzubereiten und so wird es getan.
Keine Wahl
Die einzelnen Redakteure haben keine Wahl. Man gibt ihnen das Thema vor. Da passt es gut in die Landschaft, dass die Redakteure in Österreich gerade befragt wurden, ob sie Pressionen ausgesetzt sind und 64,4% geben an, vom eigenen Unternehmen unter Druck gesetz zu werden. 62,9 Prozent der Journalisten sind an Sätze wie "Muss bestimmtes Thema auf jeden Fall bringen" gewohnt. Nun, dies ist natürlich kein österreichisches Problem, sondern ein Problem des Kapitalismus. Wer zahlt, schafft an.
Nicht, dass das weissrussische Regime eine paradiesische Demokratie wäre. Aber eine riesige Zahl von Ländern, die „dem Westen wohl gesonnen" sind, haben weit diktatorischere Regimes mit viel intensiverer Unterdrückung der Opposition und weit zweifelhafteren Wahlen oder gar keinen Wahlen. Man sehe sich nur in Saudi-Arabien um, wo Dieben die Hand abgehackt wird und Oppositionellen der Kopf. Ganz zu schweigen vom Irak, de fakto eine US-Kolonie im Moment, wo das Wort Menschenrechte wie ein schlechter Witz klingt. Um beim US-Regime zu bleiben: Die letzten US-Präsidentschaftswahlen, beobachtet von irgendwelchen Beobachtern, hätten nicht die geringsten Voraussetzungen für eine Einstufung als „demokratisch" gehabt, wenn denn die Beobachter unparteiisch gewesen wären.
Dörfer Plattmachen
Die Türkei, nicht nur in der Nato, sondern auch Kandidat auf EU-Beitritt, unterhält staatliche Killerkommandos und Folterhöllen, wirft Oppositionelle gleich für Jahre in Gefängnis, macht schon einmal ein kurdisches Dorf dem Erdboden gleich und verurteilt sogar, wenn es jemand wagt, Kritik an den Methoden des Militärs zu üben, wie die jüngste Verurteilung von Frau Eren Keskin belegt, Trägerin des Aachener Friedenspreises.
Sie hatte es gewagt, auf einer Veranstaltung in Köln die sexuelle Unterdrückung als Kriegsmethode der türkischen Armee, speziell in Kurdistan, anzuprangern.
Es gäbe also ein weites Feld für die Massenmedien, Wahlen anzuprangern, die nicht den mindesten demokratischen Regeln entsprechen, Unterdrückung der Opposition und Auflösung von Demonstrationen. Aber zu all diesen Ländern hören wir nichts an erster Stelle in den Nachrichten. Dort steht, wieder und wieder, das weissrussische Regime.
Es gibt also sehr wohl eine Gleichschaltung der Medien und es gibt Kampagnen des „Westens" zur Unterwerfung jedweden Regimes, das seinen Wünschen nicht nachgibt.
Dabei wenden sie, wie könnte es anders sein, zweierlei Mass an. So findet man dieser Tage etwa zweierlei Mass bei den Berichten aus Minsk und Paris. Und Journalisten arbeiten, wie eine jüngst veröffentlichte Studie ergibt, häufig keineswegs unter den Bedingungen der reinen Pressefreiheit.
Der klassische Fall ist der:: Eine Untersuchung ergab, dass in der New York Times ermordete israelische Kinder 50mal häufiger erwähnt werden als ermordete palästinensische Kinder. Im Moment erleben wir gerade wieder einen dieser offensichtlichen Fälle anlässlich der Wahlen in Weissrussland. „Einige Tausend" Demonstranten, die bald danach noch „etwa 400" wurden, haben gegen den Wahlausgang protestiert. Das wird von westlichen Politikern und der mit diesen verbandelten Mainstream-Medien hochgejubelt, als wäre das weissrussische Volk auf der Strasse. Schon wurden Einreiseverbote in die EU über weissrussische Politiker verhängt, die nicht das tun wollen, was diese Demonstranten wollen.
Vergleicht man damit, wie diese Politiker, Fernsehquatschköpfe und Medien auf andere Demonstrationen reagieren, wird deutlich, wie hier mit zweierlei Mass gemessen wird. Die aktuellen Demonstrationen in Frankreich z.B., die nicht nur in die Hunderttausende von Personen zur gleichen Zeit gehen, sondern nach den Umfragen auch die Meinung der überwiegenden Mehrheit der Franzosen repräsentieren, werden behandelt, als hätten sie bestenfalls die gleiche Bedeutung wie die weissrussischen Demonstrationen.
Besser Ausschreitungen zeigen als Forderungen
Besonders beliebt ist, nur Bilder von Ausschreitungen nach den Demonstrationen zu zeigen statt die Forderungen der Demonstranten. So werden die Demonstranten diffamiert und ihre wirklichen Anliegen klein geredet. Gleichzeitig wird das Thema sogar noch unterhalb der weissrussischen Ebene behandelt. Oder hat schon jemand davon gehört, dass jemand auch nur gefordert hat, dass Ministerpräsident Villepin nicht mehr nach Deutschland einreisen darf, weil er nicht tut, was die Demonstranten wollen.
Oder, um ein anderes Beispiel zu nennen, die Montagsdemonstranten. Als die Montagsdemos Ende 2004 kleiner wurden, haben die Politikerkaste und ihre Medien sie zu den Akten gelegt. Obwohl zu diesem Zeitpunkt, November 2004, immer noch allmontäglich die zehnfache Zahl der jetzigen weissrussischen Demonstranten auf die Strasse ging, wurde in allen Medien Schweigegebot verhängt: Die Redakteure durften nicht mehr berichten. Gleichzeitig machte sich der Showmaster von ‚Wetten dass’ über die Demonstranten lustig: „das Volk sind vier".
Nun, nach dieser Logik gibt es in Weissrussland überhaupt keine Demonstrationen, so klein sind die. Auch heute noch, obwohl so gut wie ohne jede Berichterstattung in den Massenmedien, gehen jeden Montag, bei Wind und Wetter noch insgesamt an die 2.000 („einige Tausend") Montagsdemonstranten auf die Strasse und werden fein säuberlich ignoriert von der Politikerkaste, dem rechten Showmaster und den Mainstream-Medien.
Ein anderes Beispiel sind die Demonstrationen, mit denen sich im Moment das westfreundliche reaktionäre thailändische Regime konfrontiert sieht. Dort sind 10- bis 100mal mehr auf der Strasse als die in Weissrussland, haben aber fast keine Aufmerksamkeit in den Medien. Bestenfalls unter „ferner liefen" wird einmal über thailändische Demonstranten berichtet.
Tag für Tag, vor den Wahlen und jetzt nach den Wahlen, steht Weissrussland an der Spitze der Nachrichten. Es wird über Nachteile für die Opposition in den Wahlen berichtet, von Wahlfälschung, ohne dass irgendetwas konkretes ans Tageslicht kommt, über Demonstrationen im Zentrum von Minsk, über Beteiligung von westlichen Botschaftern an den Demonstrationen (ein unerhörter Vorgang) und schliesslich über die Auflösung dieser Demonstrationen. Wenn denn nichts mehr zu berichten ist, berichtet man über die Sanktionen der in Europa so beliebten EU-Politiker gegen weissrussische Politiker und über Aussagen von reaktionären polnischen Politikern, die anscheinend bereits wild darauf sind, Weissrussland zu annektieren, so wie dies vor Jahrhunderten der Fall war.
Es wird eine Kampagne abgezogen, nicht nur in den deutschen Massenmedien, auch in den USA, England, Frankreich usw., in der ganzen „westlichen Welt". Es ist offensichtlich, gäbe es eine Pressefreiheit, könnte es nicht vorkommen, dass alle diese Nachrichtenorgane zur gleichen Zeit solche minimalen Demonstrationen als Hauptnachricht verwenden. Die Grosskonzerne der „westlichen Welt" haben den mit ihnen verbundenen Besitzern der medien „empfohlen", die Übernahme von Weissrussland vorzubereiten und so wird es getan.
Keine Wahl
Die einzelnen Redakteure haben keine Wahl. Man gibt ihnen das Thema vor. Da passt es gut in die Landschaft, dass die Redakteure in Österreich gerade befragt wurden, ob sie Pressionen ausgesetzt sind und 64,4% geben an, vom eigenen Unternehmen unter Druck gesetz zu werden. 62,9 Prozent der Journalisten sind an Sätze wie "Muss bestimmtes Thema auf jeden Fall bringen" gewohnt. Nun, dies ist natürlich kein österreichisches Problem, sondern ein Problem des Kapitalismus. Wer zahlt, schafft an.
Nicht, dass das weissrussische Regime eine paradiesische Demokratie wäre. Aber eine riesige Zahl von Ländern, die „dem Westen wohl gesonnen" sind, haben weit diktatorischere Regimes mit viel intensiverer Unterdrückung der Opposition und weit zweifelhafteren Wahlen oder gar keinen Wahlen. Man sehe sich nur in Saudi-Arabien um, wo Dieben die Hand abgehackt wird und Oppositionellen der Kopf. Ganz zu schweigen vom Irak, de fakto eine US-Kolonie im Moment, wo das Wort Menschenrechte wie ein schlechter Witz klingt. Um beim US-Regime zu bleiben: Die letzten US-Präsidentschaftswahlen, beobachtet von irgendwelchen Beobachtern, hätten nicht die geringsten Voraussetzungen für eine Einstufung als „demokratisch" gehabt, wenn denn die Beobachter unparteiisch gewesen wären.
Dörfer Plattmachen
Die Türkei, nicht nur in der Nato, sondern auch Kandidat auf EU-Beitritt, unterhält staatliche Killerkommandos und Folterhöllen, wirft Oppositionelle gleich für Jahre in Gefängnis, macht schon einmal ein kurdisches Dorf dem Erdboden gleich und verurteilt sogar, wenn es jemand wagt, Kritik an den Methoden des Militärs zu üben, wie die jüngste Verurteilung von Frau Eren Keskin belegt, Trägerin des Aachener Friedenspreises.
Sie hatte es gewagt, auf einer Veranstaltung in Köln die sexuelle Unterdrückung als Kriegsmethode der türkischen Armee, speziell in Kurdistan, anzuprangern.
Es gäbe also ein weites Feld für die Massenmedien, Wahlen anzuprangern, die nicht den mindesten demokratischen Regeln entsprechen, Unterdrückung der Opposition und Auflösung von Demonstrationen. Aber zu all diesen Ländern hören wir nichts an erster Stelle in den Nachrichten. Dort steht, wieder und wieder, das weissrussische Regime.
Es gibt also sehr wohl eine Gleichschaltung der Medien und es gibt Kampagnen des „Westens" zur Unterwerfung jedweden Regimes, das seinen Wünschen nicht nachgibt.
sfux - 3. Apr, 07:37 Article 1741x read