Postcard from Venus
Stephan Fuchs - Nach fünfmonatiger Reise durch das All soll die erste Venus-Sonde der europäischen Raumfahrtbehörde ESA heute ihr Ziel erreichen. Um nicht über das Ziel zu schießen, muss sie innerhalb 50 Minuten auf unter 25.000 Kilometer die Stunde abbremsen. Heute um 9.19 soll dieses Manöver im Raumfahrtkontrollzentrum ESOC in Darmstadt stattfinden. Dort findet heute auch eine Präsentation der „Postcarde from Venus“ statt, einem Wettbewerb der Planetray Society. In dem Wettbewerb soll der Künstler prämiert werden, der in seinem Bild dem Antlitz der Venus am nächsten kam. In der Vorprämierung waren auch drei Kontinentaleuropäer. Der Schweizer Jürg Vetterli und der deutsche Edgar Tibori, der den dritten Preis gewann, sowie der deutsche Journalist und Schriftsteller Harald Haack. Mit ihm sprach Stephan Fuchs.
Herr Haack, wie soll ich mir die Venus vorstellen?
Harald Haack: Heiß! Ganz heiß. Und vor allem rund und fast ohne Magnetfeld.
Sie sagen das sehr überzeugt... auf Grund wessen nehmen sie diese Gewissheit?
Ich glaube den Daten der Sonden, die von den Russen und den Amerikanern zur Venus gesandt wurden, weil sie die Erkundungsdaten mittels Telekopie und Spektroskopie, die von der Erde aus ermöglich sind, plausibel ergänzen.
Anhand dieser Daten ist Leben auf der Venus in keiner Form möglich?
Ich denke nicht. Vielleicht kennt sich der Papst damit besser aus, falls er den „Teufel“ kennt. Wohl nur Teufel, wie im christlichen Glauben dargestellt, könnten wohl in solch einer feurigen Welt existierenden. Immerhin sollen dort oben 450°C herrschen.
Wenn wir schon vom Teufel und vom Papst sprechen, dann sprechen wir auch von der Alchemie: Die Venus gilt doch als Zeichen der weiblichen Schönheit und der Wollust. Ein schrecklicher Gedanke für den Papst. Ist die Venus das Ende des Christentums?
Keine Ahnung. Aber der Papst müßte es wissen. Ich vermute jedoch, dass - wenn man dem russischen Forscher Velikowski glaubt, demnach die Venus erst in historischer Zeit in unser Solarsystem gelangte -, die Venus mit ihrem mutmaßlich feurigem Auftreten am Abendhimmel die Menschen einst auf die Idee brachte, es müsse analog zur Erde etwas geben, was absolut höllisch ist. Und die Venus ist es in der Tat! Heiss und höllisch. Und so gesehen, ist die Hölle von uns aus gesehen oben im Himmel und nicht unten, wie viele Christen glauben. Aber wo ist oben und unten, wenn man als Astronaut im All unseres Solarsystems ist? Vielleicht könnte oben dort sein, wo die Sonne ist. Tja, und die Venus ist der sonnennächste Planet.
Dann ist die Venus ein junges Kind unserer planetaren Gesellschaft?
Ja, wenn man der These Velikowski glauben will. Immerhin hatte er sich durch alle für ihn verfügbaren Mythen der Welt gequält und überall Hinweise gefunden.
Herr Haack, Sie sind einer von drei Europäern die von der ESA und der amerikanischen Jet Propulsion Laboratory ausgewählt wurden, die Hölle auf der Venus grafisch als Postkarte zu gestalten. Was war das genau?

Welten schaffen
Zunächst einmal eine Korrektur: Es war die Planetary Society, die den Grafikwettbewerb "Postcard from Venus" veranstaltet hatte. Vom JPL waren da wohl einige Leute dabei, die der Jury angehörten.
Was zeigt ihr Bild?
Wie von der Planetary Society vorgegeben zeigt mein Bild die Oberfläche des Planeten Venus. Ich denke, das könnte Teil einer Landschaft auf der südlichen Hemisphäre sein, dort, wo es sehr stürmisch ist. David Seal, der als Cassini Mission Planer fürs Jet Propulsion Laboratory tätig ist und zur Jury von „Postcard from Venus“ zählte, schreibt mir in einem persönlichen Brief, für ihn zeige mein Bild einen „volcanic blast“ oder einen „rock-hail storm“. Er räumte dem Bild gute Chancen für den nachfolgenden Hauptpreis ein. Wie gesagt: Es ging in dem Wettbewerb darum, die Oberfläche der Venus zu zeigen. Dabei war es egal, wie man sein Bild umsetzte, also ob das mit Pinsel, Farbe und Leinwand oder Papier realisiert wurde oder mittels Computer. Ich habe mich für den Computer entschieden, was die Sache nicht gerade einfach machte, obwohl viele Menschen denken, das sei keine Kunst. Computer, das bedeutet für viele immer noch, als würde die Maschine alles selbst erledigen. In Wirklichkeit ist der Computer auch nur ein Werkzeug wie Pinsel, Quast, Graphitstift, Hammer oder Meissel und was es sonst noch gibt, um bildnerisch arbeiten zu können.

Virtuelle Berge entstehen lassen...
Nun ich gehöre auch zu jenen, die denken, dass Computer die Grafik selber erfinden, das schaut dann aber auch dementsprechend dilettantisch und peinlich aus. Worin liegt die Kunst der Bildbearbeitung?
Der Bildbearbeitung oder der Erstellung von virtuellen Bildern? Das sind zwei paar "Schuhe".
Aha. Sehen Sie, da beginnt das Drama bereits. Sie sprechen von virtuellen Bildern und bewegen sich dadurch schon in einer anderen Welt. Sie kreieren Welten, wenn ich das so verstehen darf.
Huh! Darüber könnte man tief greifend philosophieren. Ja, ein Drama! Selbst Fotos könnte man als „virtuell“ verstehen. Ich mache beides: Fotos und auch virtuelle Welten in Form von 3D-Grafiken. In diesem Fall, wenn wir bei der Venus bleiben, reizt mich, dass man sich seine Traumwelten plastisch und fotorealistisch darstellen kann. An Träumen ärgert mich, dass man von Bildern der Landschaften, die man träumt, keine Abzüge kriegt. Nun gut, man könnte von Prints träumen, aber wenn man aufwacht, ist alles futsch. Was vielleicht noch übrig bleibt, sind verblassende Erinnerungen an den Traum. Was habe ich in meinen Träumen schon für phantastische Lichtstimmungen gesehen! Sogar fotografiert habe ich sie – im Traum wohlgemerkt. Übrigens: Ich verwende in meinen Träumen inzwischen meine Digitalkamera. Als ich noch träumte, meine Analogkamera zu verwenden, funktionierte oft der Auslöser nicht. Meist war die Batterie leer. Und wo kriegste dann im Traum so schnell eine Ersatzbatterie her? Das sind Alpträume, aber die machen mir Spaß.

...bis die Venus entsteht.
Spielen Sie gerne?
Die Möglichkeit solche Computergrafiken zu schaffen, hat mir glücklicherweise alle Computerspiele verdrängt. Die finde ich nämlich alle langweilig. Virtuelle Landschaften selbst zu gestalten, ist für mich viel spannender. Und obendrein kann ich mit diesem „Spielen“ sogar ernsthafte, wissenschaftliche Arbeit leisten; vorausgesetzt, ich gleite nicht in irgendwelche vollkommen unmögliche Welten ab, orientiere mich an wissenschaftlichen Daten – zum Beispiel über die Venus. Nicht nur der Venus-Steckbrief, der mittels der Mariner-Sonden und auch anderer Sonden ergänzt wurde und eine allgemeine Vorstellung von dem vermittelt, was dort auf dem Planeten passiert, sondern auch mein tägliches Sammeln wissenschaftlicher Artikel ermöglichte mir ein erweitertes Einfühlungsvermögen. Denn: Basisdaten allein sagen wenig. Ich hoffe, dass mein Bild nicht nur die Venusoberfläche treffend darstellt, sondern auch kombiniertes Wissen. Und ich will es nicht verschweigen: Mein Bild enthält auch unterschwellige Erotik. Warum nicht? Immerhin wurde der Planet nach der römischen Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit benannt.
Ich bin überzeugt, dass es eines Tages möglich sein wird das Abbild eines Traumes auf Film zu bannen oder als „Reiseziel“ zu nutzen. Genau so wie es Realität sein wird unserer Nachbarplaneten zu besuchen. Möchten sie planetare Reisen machen?
Nein. Genau genommen reicht mir die Erde. Zum Beispiel die Tiefsee. Darin gibt es noch so vieles zu entdecken. Bevor man zum Saturnmond Europa fliegt, sollte man die Tiefsee gründlicher erforschen. Vieles was wir hier vorfinden, könnten wir später auf dem Mond Europa ebenfalls entdecken. Und gegenwärtig tun dies immer mehr Wissenschaftler: Sie entdecken die Tiefsee als Möglichkeit das Weltall zu erforschen.
Haben wir denn überhaupt noch die Zeit dazu, nachdem der Planet Erde mit grosser Sicherheit vor die Hunde geht?
Das Wissen über die Tiefsee und vor allem über das, was darin lebt, sollte uns helfen uns mehr zu beherrschen. Wenn wir wissen, welch wundervolle Wesen in der Tiefsee existieren und wir gelernt haben diese zu schützen und zu erhalten, dann werden wir Menschen so reif sein, um auch die anderen Planeten betreten zu dürfen. Wichtig ist, dass wir gelernt haben dort keinen Schaden anzurichten. Gegenwärtig sehen die Prognosen zwar düster aus, aber ich hoffe, dass die Evolution auch für unsere geistige Entwicklung in dieser Hinsicht einiges vorgesehen hat. Vielleicht müssen wir ja alle lernen im Meer zu leben. Aus dem Meer kamen wir, ins Meer gehen wir zurück. Klingt das nicht plausibel? Für mich ist das sympathischer als "Asche zu Asche".
Ja, da geb’ ich Ihnen recht, das klingt sympathischer. Nur: da müsste sich die geistige Evolution ganz tüchtig ins Zeug legen und daran zweifle ich stark. Ich glaube nicht an die Geschichte vom Paradies. Trotzdem: Eine Hoffnung haben wir, indem wir vielleicht unsere eigenen Welten schaffen, denn wer zerstört schon gerne seine eigene Welt?
Wenn sie virtuell sind, haben wir gute Trainingsmöglichkeiten. Machen wir was kaputt, dann auch nur virtuell und wir lernen hoffentlich daraus noch bevor wir uns an die echten, fremden Welten wagen dürfen.
Ein guter Vorschlag Herr Haack… Aber was geschieht denn eigentlich mit den Postcards from Venus?
Die werden sicherlich nicht den Weltuntergang erleben. Die ESA und die Planetary Society wollen sie am 11. April im Bodenkontrollzentrum European Space Operations (Esoc) in Darmstadt anwesenden Medienvertretern und Technikern sowie Wissenschaftlern präsentieren. Später sollen die Bilder der Preisträger mit den Bildern von Venus-Express verglichen werden, die hoffentlich bald zur Erde gefunkt werden. Prämiert wird dann noch einmal das Bild, dessen Ähnlichkeit mit der Venus am treffendsten ist Aber ich weiß gar nicht, was man da noch gewinnen kann. Vielleicht eine Hose?
Ich glaube nicht, dass eine Hose der Gewinnpreis sein kann. Wo es doch so heiß ist da oben. Ein Badetuch vielleicht...
Ne, das passt nicht in die Logik: Ein ESA-Basecap und ein langärmeliges Planetary-Scociety-Shirt gab es für die Preisträger bereits. Fehlt also nur noch die Hose, damit es unten herum nicht so zugig wird wie auf Venus. Heiße Luft kann immerhin fürchterlich ätzend sein.
Nun Herr Haack, da bin ich gespannt auf das Resultat und hoffe natürlich, dass Sie eine Hose gewinnen. Herr Haack, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Glück.
The Planetary Society
Venus Express ESA
Faceworks
Harald Haack lebt in Hamburg und ist freier Fernsehautor, Regisseur, Schriftsteller, Fotograf, Illustrator und Komponist. Er arbeitete für NDR und WDR und als Film-Regisseur in Grossbritannien: "The Turning Tide". „NORWEGEN. Begegnungen mit Knut Hamsun“ war Haacks erstes Buch als Autor. Seither erschienen von ihm mehrere Bücher. Haack schreibt Satiren und Essays für verschiedene Publikationen und fotografierte für Bildbände und Fotokalender u.a. fürs GEO-Magazin. Seine Illustrationen werden gelegentlich unter faceworks.de gezeigt und wurden u.a. von FACTUM publiziert. Er ist Mitglied der Investigative Reporters & Editors Inc. sowie von ver.di (Sparten: Schriftsteller und Journalisten), VG Bild und VG Wort.
Herr Haack, wie soll ich mir die Venus vorstellen?
Harald Haack: Heiß! Ganz heiß. Und vor allem rund und fast ohne Magnetfeld.
Sie sagen das sehr überzeugt... auf Grund wessen nehmen sie diese Gewissheit?
Ich glaube den Daten der Sonden, die von den Russen und den Amerikanern zur Venus gesandt wurden, weil sie die Erkundungsdaten mittels Telekopie und Spektroskopie, die von der Erde aus ermöglich sind, plausibel ergänzen.
Anhand dieser Daten ist Leben auf der Venus in keiner Form möglich?
Ich denke nicht. Vielleicht kennt sich der Papst damit besser aus, falls er den „Teufel“ kennt. Wohl nur Teufel, wie im christlichen Glauben dargestellt, könnten wohl in solch einer feurigen Welt existierenden. Immerhin sollen dort oben 450°C herrschen.
Wenn wir schon vom Teufel und vom Papst sprechen, dann sprechen wir auch von der Alchemie: Die Venus gilt doch als Zeichen der weiblichen Schönheit und der Wollust. Ein schrecklicher Gedanke für den Papst. Ist die Venus das Ende des Christentums?
Keine Ahnung. Aber der Papst müßte es wissen. Ich vermute jedoch, dass - wenn man dem russischen Forscher Velikowski glaubt, demnach die Venus erst in historischer Zeit in unser Solarsystem gelangte -, die Venus mit ihrem mutmaßlich feurigem Auftreten am Abendhimmel die Menschen einst auf die Idee brachte, es müsse analog zur Erde etwas geben, was absolut höllisch ist. Und die Venus ist es in der Tat! Heiss und höllisch. Und so gesehen, ist die Hölle von uns aus gesehen oben im Himmel und nicht unten, wie viele Christen glauben. Aber wo ist oben und unten, wenn man als Astronaut im All unseres Solarsystems ist? Vielleicht könnte oben dort sein, wo die Sonne ist. Tja, und die Venus ist der sonnennächste Planet.
Dann ist die Venus ein junges Kind unserer planetaren Gesellschaft?
Ja, wenn man der These Velikowski glauben will. Immerhin hatte er sich durch alle für ihn verfügbaren Mythen der Welt gequält und überall Hinweise gefunden.
Herr Haack, Sie sind einer von drei Europäern die von der ESA und der amerikanischen Jet Propulsion Laboratory ausgewählt wurden, die Hölle auf der Venus grafisch als Postkarte zu gestalten. Was war das genau?

Welten schaffen
Zunächst einmal eine Korrektur: Es war die Planetary Society, die den Grafikwettbewerb "Postcard from Venus" veranstaltet hatte. Vom JPL waren da wohl einige Leute dabei, die der Jury angehörten.
Was zeigt ihr Bild?
Wie von der Planetary Society vorgegeben zeigt mein Bild die Oberfläche des Planeten Venus. Ich denke, das könnte Teil einer Landschaft auf der südlichen Hemisphäre sein, dort, wo es sehr stürmisch ist. David Seal, der als Cassini Mission Planer fürs Jet Propulsion Laboratory tätig ist und zur Jury von „Postcard from Venus“ zählte, schreibt mir in einem persönlichen Brief, für ihn zeige mein Bild einen „volcanic blast“ oder einen „rock-hail storm“. Er räumte dem Bild gute Chancen für den nachfolgenden Hauptpreis ein. Wie gesagt: Es ging in dem Wettbewerb darum, die Oberfläche der Venus zu zeigen. Dabei war es egal, wie man sein Bild umsetzte, also ob das mit Pinsel, Farbe und Leinwand oder Papier realisiert wurde oder mittels Computer. Ich habe mich für den Computer entschieden, was die Sache nicht gerade einfach machte, obwohl viele Menschen denken, das sei keine Kunst. Computer, das bedeutet für viele immer noch, als würde die Maschine alles selbst erledigen. In Wirklichkeit ist der Computer auch nur ein Werkzeug wie Pinsel, Quast, Graphitstift, Hammer oder Meissel und was es sonst noch gibt, um bildnerisch arbeiten zu können.

Virtuelle Berge entstehen lassen...
Nun ich gehöre auch zu jenen, die denken, dass Computer die Grafik selber erfinden, das schaut dann aber auch dementsprechend dilettantisch und peinlich aus. Worin liegt die Kunst der Bildbearbeitung?
Der Bildbearbeitung oder der Erstellung von virtuellen Bildern? Das sind zwei paar "Schuhe".
Aha. Sehen Sie, da beginnt das Drama bereits. Sie sprechen von virtuellen Bildern und bewegen sich dadurch schon in einer anderen Welt. Sie kreieren Welten, wenn ich das so verstehen darf.
Huh! Darüber könnte man tief greifend philosophieren. Ja, ein Drama! Selbst Fotos könnte man als „virtuell“ verstehen. Ich mache beides: Fotos und auch virtuelle Welten in Form von 3D-Grafiken. In diesem Fall, wenn wir bei der Venus bleiben, reizt mich, dass man sich seine Traumwelten plastisch und fotorealistisch darstellen kann. An Träumen ärgert mich, dass man von Bildern der Landschaften, die man träumt, keine Abzüge kriegt. Nun gut, man könnte von Prints träumen, aber wenn man aufwacht, ist alles futsch. Was vielleicht noch übrig bleibt, sind verblassende Erinnerungen an den Traum. Was habe ich in meinen Träumen schon für phantastische Lichtstimmungen gesehen! Sogar fotografiert habe ich sie – im Traum wohlgemerkt. Übrigens: Ich verwende in meinen Träumen inzwischen meine Digitalkamera. Als ich noch träumte, meine Analogkamera zu verwenden, funktionierte oft der Auslöser nicht. Meist war die Batterie leer. Und wo kriegste dann im Traum so schnell eine Ersatzbatterie her? Das sind Alpträume, aber die machen mir Spaß.

...bis die Venus entsteht.
Spielen Sie gerne?
Die Möglichkeit solche Computergrafiken zu schaffen, hat mir glücklicherweise alle Computerspiele verdrängt. Die finde ich nämlich alle langweilig. Virtuelle Landschaften selbst zu gestalten, ist für mich viel spannender. Und obendrein kann ich mit diesem „Spielen“ sogar ernsthafte, wissenschaftliche Arbeit leisten; vorausgesetzt, ich gleite nicht in irgendwelche vollkommen unmögliche Welten ab, orientiere mich an wissenschaftlichen Daten – zum Beispiel über die Venus. Nicht nur der Venus-Steckbrief, der mittels der Mariner-Sonden und auch anderer Sonden ergänzt wurde und eine allgemeine Vorstellung von dem vermittelt, was dort auf dem Planeten passiert, sondern auch mein tägliches Sammeln wissenschaftlicher Artikel ermöglichte mir ein erweitertes Einfühlungsvermögen. Denn: Basisdaten allein sagen wenig. Ich hoffe, dass mein Bild nicht nur die Venusoberfläche treffend darstellt, sondern auch kombiniertes Wissen. Und ich will es nicht verschweigen: Mein Bild enthält auch unterschwellige Erotik. Warum nicht? Immerhin wurde der Planet nach der römischen Göttin der Liebe, des erotischen Verlangens und der Schönheit benannt.
Ich bin überzeugt, dass es eines Tages möglich sein wird das Abbild eines Traumes auf Film zu bannen oder als „Reiseziel“ zu nutzen. Genau so wie es Realität sein wird unserer Nachbarplaneten zu besuchen. Möchten sie planetare Reisen machen?
Nein. Genau genommen reicht mir die Erde. Zum Beispiel die Tiefsee. Darin gibt es noch so vieles zu entdecken. Bevor man zum Saturnmond Europa fliegt, sollte man die Tiefsee gründlicher erforschen. Vieles was wir hier vorfinden, könnten wir später auf dem Mond Europa ebenfalls entdecken. Und gegenwärtig tun dies immer mehr Wissenschaftler: Sie entdecken die Tiefsee als Möglichkeit das Weltall zu erforschen.
Haben wir denn überhaupt noch die Zeit dazu, nachdem der Planet Erde mit grosser Sicherheit vor die Hunde geht?
Das Wissen über die Tiefsee und vor allem über das, was darin lebt, sollte uns helfen uns mehr zu beherrschen. Wenn wir wissen, welch wundervolle Wesen in der Tiefsee existieren und wir gelernt haben diese zu schützen und zu erhalten, dann werden wir Menschen so reif sein, um auch die anderen Planeten betreten zu dürfen. Wichtig ist, dass wir gelernt haben dort keinen Schaden anzurichten. Gegenwärtig sehen die Prognosen zwar düster aus, aber ich hoffe, dass die Evolution auch für unsere geistige Entwicklung in dieser Hinsicht einiges vorgesehen hat. Vielleicht müssen wir ja alle lernen im Meer zu leben. Aus dem Meer kamen wir, ins Meer gehen wir zurück. Klingt das nicht plausibel? Für mich ist das sympathischer als "Asche zu Asche".
Ja, da geb’ ich Ihnen recht, das klingt sympathischer. Nur: da müsste sich die geistige Evolution ganz tüchtig ins Zeug legen und daran zweifle ich stark. Ich glaube nicht an die Geschichte vom Paradies. Trotzdem: Eine Hoffnung haben wir, indem wir vielleicht unsere eigenen Welten schaffen, denn wer zerstört schon gerne seine eigene Welt?
Wenn sie virtuell sind, haben wir gute Trainingsmöglichkeiten. Machen wir was kaputt, dann auch nur virtuell und wir lernen hoffentlich daraus noch bevor wir uns an die echten, fremden Welten wagen dürfen.
Ein guter Vorschlag Herr Haack… Aber was geschieht denn eigentlich mit den Postcards from Venus?
Die werden sicherlich nicht den Weltuntergang erleben. Die ESA und die Planetary Society wollen sie am 11. April im Bodenkontrollzentrum European Space Operations (Esoc) in Darmstadt anwesenden Medienvertretern und Technikern sowie Wissenschaftlern präsentieren. Später sollen die Bilder der Preisträger mit den Bildern von Venus-Express verglichen werden, die hoffentlich bald zur Erde gefunkt werden. Prämiert wird dann noch einmal das Bild, dessen Ähnlichkeit mit der Venus am treffendsten ist Aber ich weiß gar nicht, was man da noch gewinnen kann. Vielleicht eine Hose?
Ich glaube nicht, dass eine Hose der Gewinnpreis sein kann. Wo es doch so heiß ist da oben. Ein Badetuch vielleicht...
Ne, das passt nicht in die Logik: Ein ESA-Basecap und ein langärmeliges Planetary-Scociety-Shirt gab es für die Preisträger bereits. Fehlt also nur noch die Hose, damit es unten herum nicht so zugig wird wie auf Venus. Heiße Luft kann immerhin fürchterlich ätzend sein.
Nun Herr Haack, da bin ich gespannt auf das Resultat und hoffe natürlich, dass Sie eine Hose gewinnen. Herr Haack, ich bedanke mich herzlich für das Gespräch und wünsche Ihnen viel Glück.




sfux - 11. Apr, 10:10 Article 2108x read