Gott nicht auf Bushs Seite?
Karl Weiss - Nach einer Information des „Christian Science Monitor" vom 14.4.06 ist Venezuela nach der Entdeckung einer Reihe von neuen Ölfeldern mit extra schwerem Rohöl im „Orinoko-Heavy-Oil-Belt" nun das Land mit den größten nachgewiesenen Rohölvorkommen, vor Saudi-Arabien und auch noch vor Kanada unter Einbeziehung der dortigen Ölsände. Eine Ironie des Schicksals, daß US-Präsident Bush im Jahre 2002 genau gegen dessen Präsident Chavez einen Putsch gesponsort hatte und ihn damit zum Erzfeind der US-Regierung machte.

Heute könnte man Venezuala gut als Verbündeten gebrauchen, denn es ist eines der Länder, von dessen Ölimporten die US-Wirtschaft in deutlichem Maße abhängt. Auch die weitere Behandlung durch die USA, nachdem er wieder an der Macht war, hat Chavez nicht zu einem Freund der US-Regierung werden lassen. Man unterstützte mit allen Mitteln einen inszenierten vorzeitigen Abwahlversuch Chavez, der allerdings ebenfalls in die Hose ging, nicht zuletzt, weil Brasiliens damals neu gewählter Präsident Lula ihm mit Tankerlieferungen von Benzin zu Hilfe kam. Wollte Chavez an der Macht bleiben, blieb ihm nur ein Ausweg: Eine scharf feindliche Politik gegen die US-Regierung. Und genau das tat er.
Die US-Regierung ist bei der Behandlung ihres Hinterhofs, wie sie Mittel- und Südamerika auffaßt, seit der Deklaration der „Monroe-Doktrin" 19. Jahrhundert nie davon ausgegangen, daß man sich mit dortigen Präsidenten oder Herrschenden arrangieren müsse. Man hat vielmehr immer dann, wenn einem einer davon nicht paßte, einen Militärputsch durchführen lassen, selbst miltärisch eingegriffen oder „Contras" einen Krieg gegen die jeweiligen Herrscher führen lassen.
Südamerika wie einen Bären am Nasenring führen
Das hat mit der Ausnahme Kubas immer geklappt, auch vor zwanzig Jahren noch, als man die unliebsame Regierung in Nicaragua ablösen konnte und das arme unterdrückte Panama seines Diktators beraubte, indem man es faktisch annektierte. Doch plötzlich hat sich alles geändert. Es gelingt einfach nicht mehr, Mittel- und Südamerika wie einen Bären am Nasenring zu führen, ganz im Gegenteil:
Da gibt es nicht nur die natürliche Reaktion Chavez auf die Versuche, ihn seines Amtes zu berauben, da kommt auch in Argentinien nach einem Volksaufstand plötzlich ein Präsident an die Macht, der den Anweisungen des IMF (International Monetary Found) nicht mehr gehorchen will. Da werden in Brasilien und Uruguai Präsidenten gewählt, die eigene Ideen über internationale Beziehungen entwickeln, da werden in Equador zwei Präsidenten mit Volksaufständen zum Abdanken gezwungen, das gleiche in Bolivien, wo dann mit Ivo Morales erstmals seit der Eroberung der Amerikas durch die Europäer ein Indigener in einem Land in den Amerikas an die Macht kommt. Schließlich findet sich auch im bisher so gehorsamen Peru ein Präsidentschaftskandidat, der nicht im US-Chor mitsingt und er droht vielleicht sogar zu gewinnen. Jetzt fehlt nur noch, daß bei den Wahlen gegen Ende dieses Jahres Hugo Chavez für 6 Jahre wiedergewählt wird und auch in Mexiko der Oppositionskandidat gewählt wird - dann würde südlich des Rio Grande ein wirkliches Problem für die US-Regierung entstehen.
Dann lägen in den Amerikas auf US-Linie nur noch Kanada, Kolumbien, Chile und eine Anzahl von Klein-Staaten (damit ist gemeint, alle sind kleiner als Kuba mit seinen 11 Millionen Einwohnern und Guatemala mit 14 Millionen).
Genau in diesem Moment ist die Entdeckung großer Ölfelder in Venezuela in gewisser Hinsicht das falsche Signal für die US-Interessen. Christopher Walker, Ölexperte auf den internationalen Märkten, erzählt in einem Kommentar vom 16.4.06 in ‚margotbworldnews.com’, was ihm ein Wall-Street-Banker angesichts dieser Nachricht sagte: „Nun weiß Bush endgültig, daß Gott nicht auf seiner Seite ist."
Der Platz unter den größten Ölförderländern war Venezuela schon sicher für die nächsten 80 Jahre - nun ist er es auf unabsehbare Zeit. Da spielt es eine wichtige Rolle, daß Venezuela seit Dezember letzten Jahres offiziell Mitglied des Mercosur/Mercosul ist, des gemeinsamen Marktes, der vorher Brasilien Argentinien, Uruguai und Paraguai umfaßte. Zwar gibt es bisher keine wirkliche Integration Venezuelas, man macht es hier umgekehrt wie bei der EU, zuerst wird beigetreten und dann werden die Details geklärt, aber die symbolische Bedeutung ist immens.
Ebenso wichtig ist, daß Venezuela mit seiner staatlichen Ölfirma PDVSA bereits eine gemeinsame Ölfirma mit Argentinien und Brasilien (ebenfalls mit staatlicher Ölfirma) gegründet hat. Auch Argentinien und Brasilien haben Erdölvorräte mit einer Ölförderung, die im Moment ungefähr in der Größenordnung des eigenen Bedarfs liegt. Gar nicht auszudenken, wenn sich Mexiko, ein anderes Land mit bedeutender Ölförderung und staatlicher Ölfirma, dieser Dreier-Gruppe anschlösse.
Es könnte ein Ölkonzern entstehen, der den schon bestehenden das Wasser reichen könnte und zusätzlich weit höhere Reserven hätte als diese. Für einen US-Präsidenten, der von genau diesen Ölkonzernen an die Macht gehievt wurde, nicht gerade positive Aussichten.
Aber gemach - bisher ist noch nichts dergleichen geschehen, es kann alles noch anders kommen. Aber immerhin: Angesichts dieser möglichen Aussichten nun bald den Krieg gegen den Iran zu beginnen, wenn sich kurz danach herausstellen könnte, daß der Krieg gegen Venezuela viel wichtiger wäre, bekommt einen zusätzlichen Risikofaktor. Und wie man aus dem Irak wieder herauskommt, ist auch noch nicht geklärt.
Kampf im Dschungel
Der Trumpf in der Hand der US-Regierung ist im Moment die äußerst östliche Provinz Venezuelas, Zulia. Dieses Gebiet an der Grenze zum US-freundlichen Guyana ist im wesentlichen noch unberührtes Dschungelgebiet mit einer hauptsächlich indigenen Bevölkerung, die sich nie Venezuela untergeordnet hat. Laut der venezuelanischen Nachrichtenseite ‚vheadline.com’ gibt es dort seit neuestem eine Gruppe, die die Unabhängigkeit dieses Gebiets von Venezuela fordert. Gleichzeitig gebe es Geheimdienstinformationen, daß „US-Berater" auf der guyanischen Seite der Grenze eine „Rebellentruppe" trainieren würden, die in das Gebiet einsickern soll. Bereits jetzt gibt es dort eine Missionsorganisation mit dem Namen „New Tribes Mission", die aus US-Amerikanern bestünde und alles andere täte als christlichen Glauben zu verbreiten. Auch seien auffallend viele westliche „Beobachter tropischer Vögel" in dieser Region gesichtet worden.
Bereits im Fall der Sandinisten in Nicaragua hatte die US-Administration sich dieser Mittel bedient. Man „missionierte" unter primitiven Indio-Stämmen und brachte die dazu, in einen Krieg gegen die Regierung zu treten. Primitive Stämme lassen sich relativ leicht von plötzlichem Reichtum und allen Dingen beeindrucken, die das Herz erfreuen. Hat eine gut ausgebildete Einsatztruppe erst einmal einen sicheren Rückzugsraum in einem Indio-Gebiet, kann sie der Regierung das Leben schwer machen, so wie es damals die „Contras" in Nicaragua taten. In diesem Fall gebraucht man genau die Vorteile der „asymmetrischen Kriegsführung", die im Irak gegen die US-Truppen verwendet werden, nur in diesem Fall für die US-Regierung.
Allerdings ist Hugo Chavez offenbar ein anderes Kaliber als es damals die Sandinisten waren, nicht nur, weil er nun die größten Ölreserven aller Staaten hinter sich hat, sondern auch, weil er mehr von Politik versteht. Er ist dabei eine Volksmiliz aufzubauen, die er der militärischen Befehlsgewalt entzogen und ausschließlich sich selbst unterstellt hat. Eine „unsymmetrische Kriegsführung" (ein anderes Wort für Guerrilla-Krieg) klappt ja nur gegen reguläre Truppen, wenn man selbst irgendwo im Volk untertauchen kann. Gegen Milizionäre, die aus dem Volk kommen und im Volk verankert sind, ist sie unnütz.
Ob Chavez allerdings rasch genug eine funktionierende Miliz schaffen kann, ist noch ungewiß. Es muß sich also noch herausstellen, ob Gott nicht doch auf der Seite Bushs ist - was ihm absolut zuzutrauen wäre.

Heute könnte man Venezuala gut als Verbündeten gebrauchen, denn es ist eines der Länder, von dessen Ölimporten die US-Wirtschaft in deutlichem Maße abhängt. Auch die weitere Behandlung durch die USA, nachdem er wieder an der Macht war, hat Chavez nicht zu einem Freund der US-Regierung werden lassen. Man unterstützte mit allen Mitteln einen inszenierten vorzeitigen Abwahlversuch Chavez, der allerdings ebenfalls in die Hose ging, nicht zuletzt, weil Brasiliens damals neu gewählter Präsident Lula ihm mit Tankerlieferungen von Benzin zu Hilfe kam. Wollte Chavez an der Macht bleiben, blieb ihm nur ein Ausweg: Eine scharf feindliche Politik gegen die US-Regierung. Und genau das tat er.
Die US-Regierung ist bei der Behandlung ihres Hinterhofs, wie sie Mittel- und Südamerika auffaßt, seit der Deklaration der „Monroe-Doktrin" 19. Jahrhundert nie davon ausgegangen, daß man sich mit dortigen Präsidenten oder Herrschenden arrangieren müsse. Man hat vielmehr immer dann, wenn einem einer davon nicht paßte, einen Militärputsch durchführen lassen, selbst miltärisch eingegriffen oder „Contras" einen Krieg gegen die jeweiligen Herrscher führen lassen.
Südamerika wie einen Bären am Nasenring führen
Das hat mit der Ausnahme Kubas immer geklappt, auch vor zwanzig Jahren noch, als man die unliebsame Regierung in Nicaragua ablösen konnte und das arme unterdrückte Panama seines Diktators beraubte, indem man es faktisch annektierte. Doch plötzlich hat sich alles geändert. Es gelingt einfach nicht mehr, Mittel- und Südamerika wie einen Bären am Nasenring zu führen, ganz im Gegenteil:
Da gibt es nicht nur die natürliche Reaktion Chavez auf die Versuche, ihn seines Amtes zu berauben, da kommt auch in Argentinien nach einem Volksaufstand plötzlich ein Präsident an die Macht, der den Anweisungen des IMF (International Monetary Found) nicht mehr gehorchen will. Da werden in Brasilien und Uruguai Präsidenten gewählt, die eigene Ideen über internationale Beziehungen entwickeln, da werden in Equador zwei Präsidenten mit Volksaufständen zum Abdanken gezwungen, das gleiche in Bolivien, wo dann mit Ivo Morales erstmals seit der Eroberung der Amerikas durch die Europäer ein Indigener in einem Land in den Amerikas an die Macht kommt. Schließlich findet sich auch im bisher so gehorsamen Peru ein Präsidentschaftskandidat, der nicht im US-Chor mitsingt und er droht vielleicht sogar zu gewinnen. Jetzt fehlt nur noch, daß bei den Wahlen gegen Ende dieses Jahres Hugo Chavez für 6 Jahre wiedergewählt wird und auch in Mexiko der Oppositionskandidat gewählt wird - dann würde südlich des Rio Grande ein wirkliches Problem für die US-Regierung entstehen.
Dann lägen in den Amerikas auf US-Linie nur noch Kanada, Kolumbien, Chile und eine Anzahl von Klein-Staaten (damit ist gemeint, alle sind kleiner als Kuba mit seinen 11 Millionen Einwohnern und Guatemala mit 14 Millionen).
Genau in diesem Moment ist die Entdeckung großer Ölfelder in Venezuela in gewisser Hinsicht das falsche Signal für die US-Interessen. Christopher Walker, Ölexperte auf den internationalen Märkten, erzählt in einem Kommentar vom 16.4.06 in ‚margotbworldnews.com’, was ihm ein Wall-Street-Banker angesichts dieser Nachricht sagte: „Nun weiß Bush endgültig, daß Gott nicht auf seiner Seite ist."
Der Platz unter den größten Ölförderländern war Venezuela schon sicher für die nächsten 80 Jahre - nun ist er es auf unabsehbare Zeit. Da spielt es eine wichtige Rolle, daß Venezuela seit Dezember letzten Jahres offiziell Mitglied des Mercosur/Mercosul ist, des gemeinsamen Marktes, der vorher Brasilien Argentinien, Uruguai und Paraguai umfaßte. Zwar gibt es bisher keine wirkliche Integration Venezuelas, man macht es hier umgekehrt wie bei der EU, zuerst wird beigetreten und dann werden die Details geklärt, aber die symbolische Bedeutung ist immens.
Ebenso wichtig ist, daß Venezuela mit seiner staatlichen Ölfirma PDVSA bereits eine gemeinsame Ölfirma mit Argentinien und Brasilien (ebenfalls mit staatlicher Ölfirma) gegründet hat. Auch Argentinien und Brasilien haben Erdölvorräte mit einer Ölförderung, die im Moment ungefähr in der Größenordnung des eigenen Bedarfs liegt. Gar nicht auszudenken, wenn sich Mexiko, ein anderes Land mit bedeutender Ölförderung und staatlicher Ölfirma, dieser Dreier-Gruppe anschlösse.
Es könnte ein Ölkonzern entstehen, der den schon bestehenden das Wasser reichen könnte und zusätzlich weit höhere Reserven hätte als diese. Für einen US-Präsidenten, der von genau diesen Ölkonzernen an die Macht gehievt wurde, nicht gerade positive Aussichten.
Aber gemach - bisher ist noch nichts dergleichen geschehen, es kann alles noch anders kommen. Aber immerhin: Angesichts dieser möglichen Aussichten nun bald den Krieg gegen den Iran zu beginnen, wenn sich kurz danach herausstellen könnte, daß der Krieg gegen Venezuela viel wichtiger wäre, bekommt einen zusätzlichen Risikofaktor. Und wie man aus dem Irak wieder herauskommt, ist auch noch nicht geklärt.
Kampf im Dschungel
Der Trumpf in der Hand der US-Regierung ist im Moment die äußerst östliche Provinz Venezuelas, Zulia. Dieses Gebiet an der Grenze zum US-freundlichen Guyana ist im wesentlichen noch unberührtes Dschungelgebiet mit einer hauptsächlich indigenen Bevölkerung, die sich nie Venezuela untergeordnet hat. Laut der venezuelanischen Nachrichtenseite ‚vheadline.com’ gibt es dort seit neuestem eine Gruppe, die die Unabhängigkeit dieses Gebiets von Venezuela fordert. Gleichzeitig gebe es Geheimdienstinformationen, daß „US-Berater" auf der guyanischen Seite der Grenze eine „Rebellentruppe" trainieren würden, die in das Gebiet einsickern soll. Bereits jetzt gibt es dort eine Missionsorganisation mit dem Namen „New Tribes Mission", die aus US-Amerikanern bestünde und alles andere täte als christlichen Glauben zu verbreiten. Auch seien auffallend viele westliche „Beobachter tropischer Vögel" in dieser Region gesichtet worden.
Bereits im Fall der Sandinisten in Nicaragua hatte die US-Administration sich dieser Mittel bedient. Man „missionierte" unter primitiven Indio-Stämmen und brachte die dazu, in einen Krieg gegen die Regierung zu treten. Primitive Stämme lassen sich relativ leicht von plötzlichem Reichtum und allen Dingen beeindrucken, die das Herz erfreuen. Hat eine gut ausgebildete Einsatztruppe erst einmal einen sicheren Rückzugsraum in einem Indio-Gebiet, kann sie der Regierung das Leben schwer machen, so wie es damals die „Contras" in Nicaragua taten. In diesem Fall gebraucht man genau die Vorteile der „asymmetrischen Kriegsführung", die im Irak gegen die US-Truppen verwendet werden, nur in diesem Fall für die US-Regierung.
Allerdings ist Hugo Chavez offenbar ein anderes Kaliber als es damals die Sandinisten waren, nicht nur, weil er nun die größten Ölreserven aller Staaten hinter sich hat, sondern auch, weil er mehr von Politik versteht. Er ist dabei eine Volksmiliz aufzubauen, die er der militärischen Befehlsgewalt entzogen und ausschließlich sich selbst unterstellt hat. Eine „unsymmetrische Kriegsführung" (ein anderes Wort für Guerrilla-Krieg) klappt ja nur gegen reguläre Truppen, wenn man selbst irgendwo im Volk untertauchen kann. Gegen Milizionäre, die aus dem Volk kommen und im Volk verankert sind, ist sie unnütz.
Ob Chavez allerdings rasch genug eine funktionierende Miliz schaffen kann, ist noch ungewiß. Es muß sich also noch herausstellen, ob Gott nicht doch auf der Seite Bushs ist - was ihm absolut zuzutrauen wäre.
sfux - 20. Apr, 08:20 Article 2518x read
am anfang war nicht das wort