Volver
Sonja Wenger - Mit «Volver» feiert der spanische Kult-Regisseur Pedro Almodóvar («Hable con ella», «La mala educación») seine «Rückkehr zum weiblichen Universum». Wieder erzählt Almodóvar eine Geschichte von starken Frauen, doch der Film ist gleichzeitig auch eine Liebeserklärung an die Hauptdarstellerin Penélope Cruz («Todo sobre mi madre», «Vanilla Sky»), sowie seine erste Zusammenarbeit nach 17 Jahren mit Carmen Maura («Ay, Carmla», «Mujeres al borde de un ataque de nervios»). Bereits die ersten Bilder geben dem Publikum eine Vorahnung dessen, was während des gesamten Films mit gekonnter Regiehand in einer wunderbar unterhaltsamen Balance gehalten wird: der natürliche Umgang mit dem Tod und ein humorvoller Blick auf die harten Realitäten des Lebens.

Die Kamera schwenkt über einen Dorf-Friedhof und an jedem, wirklich jedem Grabstein schrubbt und putzt und werkelt eine Frau. Dazu läuft Flamenco-Musik und es gibt keine Spur einer düsteren oder morbiden Stimmung. Auch werden mit einem Schlag gleich sämtliche Personen der Geschichte und ihre Eigenarten eingeführt. Da ist zum einen die resolute, aggressiv-sensible Raimunda (Cruz), ihre introvertierte Schwester Sole (Lola Dueñas) und ihre ständig beobachtende Tochter Paula (Yohana Cobo), sowie die tragisch-skurrile Nachbarin Augustina (Blanca Portillo).

Geputzt wird das Grab der vor vier Jahren bei einem Brand umgekommenen Eltern, wobei klar wird, dass vor allem die Mutter (Maura) von allen vermisst wird. Danach geht’s zum P. ichtbesuch bei der kränkelnden Tante (Chus Lampreave) und den ersten Andeutungen darüber, dass vielleicht nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Der Geist der Mutter sei zurückgekommen, um sich um die Tante zu kümmern und Augustina hofft, von ihr mehr über den Verbleib ihrer ebenfalls vor vier Jahren verschollenen Mutter zu erfahren. Man ahnt schnell gewisse Zusammenhänge, doch die Geschichte enthüllt sich gemächlich Schritt um Schritt, ohne auch nur für einen Moment vorhersehbar und dadurch langweilig zu werden.
Zurück in der Stadt sieht sich Raimunda kurz darauf mit der lästigen Situation konfrontiert, die Leiche ihres Ehemannes Paco loswerden zu müssen. Als er versuchte, seine Adoptivtochter Paula zu vergewaltigen, hatte diese ihn mit einem Küchenmesser erstochen. Nun liegt die blutüberströmte Leiche in der Küche und der ausgeräumte Kühlschrank ist nicht gross genug. Da kommt es Raimunda gerade recht, dass sie für den Nachbarn das Restaurant von nebenan hüten soll, das zum Verkauf steht. Bei Nacht und Nebel wird die Leiche in einer grosse Tiefkühltruhe verstaut und um etwaige Kau. Nteressenten abzuhalten, übernimmt sie kurzerhand selbst
das Lokal. Dass ein Filmteam sich bei ihr zum Essen anmeldet, biete ihr ein willkommenes Zusatzeinkommen.
Mit Hilfe ihrer Nachbarinnen «entsorgt» sie nicht nur die Leiche, sondern haucht dem Restaurant auch neues Leben ein. Als jedoch Augustina mit Krebs ins Krankenhaus eingeliefert wird und auch noch die Tante überraschend stirbt, quartiert sich der jetzt heimatlose «Geist» der Mutter bei Sole ein und das Chaos scheint perfekt. Der einzige Ausweg für alle Beteiligten ist nun die ehrliche Aufarbeitung von altem Unrecht und das Loslassen der Vergangenheit. «Wir waschen unsere schmutzige Wäsche unter uns», sagt Augustina zum äusserst lebendigen «Geist» der Mutter. Und so ist es weniger eine Frage davon, ob es nun tatsächlich Geister gibt oder nicht, als denn von der Notwendigkeit, die unerledigten Dinge im Leben zu klären.
«Volver» ist ein zärtlicher Genremix zwischen surrealistischem Drama und frecher Komödie. Das Thema der Frauensolidarität wird auf eine so natürliche Weise umgesetzt, dass man das beinahe völlige Fehlen der Männer kaum wahrnimmt. Almodóvar selbst sagt über den Film: «Drei Generationen von Frauen überleben den Wind, das Feuer, den Wahnsinn, den Aberglauben und sogar den Tod dank ihrer Güte, ihrer schamlosen Lügen und ihrer grenzenlosen Lebenskraft».
Und so wie das Spanien, das er darstellen möchte, ist auch der Film «spontan, vergnügt, kühn» und bis zu einem gewissen Grade auch «gerecht».
Diese Filmschau erschien im Berner ensuite kulturmagazin

Die Kamera schwenkt über einen Dorf-Friedhof und an jedem, wirklich jedem Grabstein schrubbt und putzt und werkelt eine Frau. Dazu läuft Flamenco-Musik und es gibt keine Spur einer düsteren oder morbiden Stimmung. Auch werden mit einem Schlag gleich sämtliche Personen der Geschichte und ihre Eigenarten eingeführt. Da ist zum einen die resolute, aggressiv-sensible Raimunda (Cruz), ihre introvertierte Schwester Sole (Lola Dueñas) und ihre ständig beobachtende Tochter Paula (Yohana Cobo), sowie die tragisch-skurrile Nachbarin Augustina (Blanca Portillo).

Geputzt wird das Grab der vor vier Jahren bei einem Brand umgekommenen Eltern, wobei klar wird, dass vor allem die Mutter (Maura) von allen vermisst wird. Danach geht’s zum P. ichtbesuch bei der kränkelnden Tante (Chus Lampreave) und den ersten Andeutungen darüber, dass vielleicht nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Der Geist der Mutter sei zurückgekommen, um sich um die Tante zu kümmern und Augustina hofft, von ihr mehr über den Verbleib ihrer ebenfalls vor vier Jahren verschollenen Mutter zu erfahren. Man ahnt schnell gewisse Zusammenhänge, doch die Geschichte enthüllt sich gemächlich Schritt um Schritt, ohne auch nur für einen Moment vorhersehbar und dadurch langweilig zu werden.
Zurück in der Stadt sieht sich Raimunda kurz darauf mit der lästigen Situation konfrontiert, die Leiche ihres Ehemannes Paco loswerden zu müssen. Als er versuchte, seine Adoptivtochter Paula zu vergewaltigen, hatte diese ihn mit einem Küchenmesser erstochen. Nun liegt die blutüberströmte Leiche in der Küche und der ausgeräumte Kühlschrank ist nicht gross genug. Da kommt es Raimunda gerade recht, dass sie für den Nachbarn das Restaurant von nebenan hüten soll, das zum Verkauf steht. Bei Nacht und Nebel wird die Leiche in einer grosse Tiefkühltruhe verstaut und um etwaige Kau. Nteressenten abzuhalten, übernimmt sie kurzerhand selbst
das Lokal. Dass ein Filmteam sich bei ihr zum Essen anmeldet, biete ihr ein willkommenes Zusatzeinkommen.
Mit Hilfe ihrer Nachbarinnen «entsorgt» sie nicht nur die Leiche, sondern haucht dem Restaurant auch neues Leben ein. Als jedoch Augustina mit Krebs ins Krankenhaus eingeliefert wird und auch noch die Tante überraschend stirbt, quartiert sich der jetzt heimatlose «Geist» der Mutter bei Sole ein und das Chaos scheint perfekt. Der einzige Ausweg für alle Beteiligten ist nun die ehrliche Aufarbeitung von altem Unrecht und das Loslassen der Vergangenheit. «Wir waschen unsere schmutzige Wäsche unter uns», sagt Augustina zum äusserst lebendigen «Geist» der Mutter. Und so ist es weniger eine Frage davon, ob es nun tatsächlich Geister gibt oder nicht, als denn von der Notwendigkeit, die unerledigten Dinge im Leben zu klären.
«Volver» ist ein zärtlicher Genremix zwischen surrealistischem Drama und frecher Komödie. Das Thema der Frauensolidarität wird auf eine so natürliche Weise umgesetzt, dass man das beinahe völlige Fehlen der Männer kaum wahrnimmt. Almodóvar selbst sagt über den Film: «Drei Generationen von Frauen überleben den Wind, das Feuer, den Wahnsinn, den Aberglauben und sogar den Tod dank ihrer Güte, ihrer schamlosen Lügen und ihrer grenzenlosen Lebenskraft».
Und so wie das Spanien, das er darstellen möchte, ist auch der Film «spontan, vergnügt, kühn» und bis zu einem gewissen Grade auch «gerecht».

sfux - 10. Mai, 08:15 Article 2640x read