Zirkus Fußball - Und alles von unseren Steuergeldern
Karl Weiss - So sehr die Fußballfans, inklusive dem Schreiber dieser Zeilen, bereits der WM entgegenfiebern und bereits in die wildesten Spekulationen verfallen, wer denn wohl diesmal die große Überraschung wird, so sehr muß man doch auch zugeben, daß der Fußball im allgemeinen und die WM im speziellen nun einen Grad von Kommerzialisierung erreicht haben, der einem fast übel werden läßt. Aber es ist nicht nur der Zirkus-Effekt, der abstößt, auch ganz praktische Überlegungen führen zum Schluß, daß das Maß voll ist.

Privatparty Fussball WM
So hat soeben das Nachzählen der in Deutschland verkauften Karten der Spiele der Nationalmannschaft und der eventuell in Frage kommenden Achtel-, Viertel-, und Halbfinalspiele ergeben, daß wahrscheinlich nur eine Minderheit, eventuell sogar eine kleine Minderheit der Zuschauer dort in den Stadien deutsche Fußball-Fans sein werden, die das Klima eines Heimspiels herstellen könnten.
Zunächst waren ja nur 40% der Karten in den Verkauf gekommen, während die anderen 60% entweder an die Sponsoren zur weiteren Verteilung gegeben wurden oder an Anbieter von Reisen zur WM gegeben wurden bzw. VIP-Karten sind, die für einen Fußballfan unbezahlbar Preise haben. Diese letzten drei Kategorien werden nur zu geringen Teil oder gar nicht bei deutschen Fußballfans landen. Aber auch die ersten 40% waren ja keineswegs nur in Deutschland verkauft worden, speziell nicht die jener Zwischenrundenspiele.
Keine Heimspiele
Damit werden wir dies Jahr zum ersten Mal bei einer Fußball-WM die Situation haben, daß die Heimmannschaft, in diesem Fall die Deutsche, KEINE HEIMSPIELE HABEN WIRD! Der Heimvorteil, der schon oft ausschlaggebend war, ist dahin. Man erinnere sich nur an 1966 in England, an 1974 in Deutschland, an 1978 in Argentinien und an 1998 in Frankreich, wo jeweils die Heimmannschaften die Krone nach Hause trugen. Aber auch die hervorragenden Ergebnisse von z.B. Chile 1962, von Mexiko 1986, der Vereinigten Staaten 1994 und Südkorea 2002 sprechen für sich.
Dies setzt aber voraus, daß bei den Spielen der Heimmannschaft wirklich eine klare Mehrheit von begeisterten heimischen Fußball-Verrückten das Stadion füllen. Genau das hat diesmal die FIFA verhindert. Selbst wenn ein Teil der Karten der Sponsoren an Deutsche gehen sollten, so handelt es sich da doch um Manager, die bestenfalls mal in die Hände klatschen oder hüsteln. Ob da viel für die Nationalmannschaft herausspringen wird, ist zu bezweifeln.
Doch das ist noch keineswegs alles. Die Tatsache, daß von allen Spielen etwa die Hälfte der Eintrittskarten an Sponsoren ging, führt auch zu massiven Bestechungen. Die Karlsruher Staatsanwaltschaft hat nach einem Bericht der „Süddeutschen" z.B. Untersuchungsverfahren gegen den Chef des schwäbischen Energiekonzerns EnBW sowie eine Anzahl von staatlichen Funktionären im Ländle eingeleitet. U.a. steht der baden-württembergische Wirtschaftsminister Pfister im Fadenkreuz der Ermittler. Es ist klar, daß EnBW immer geneigte Minister, Abgeordnete, und Amtsträger braucht und daß solche Geneigtheit mit VIP-Tickets für wichtige WM-Spiele beachtlich gefördert werden kann. Insgesamt seien außer Pfister noch sechs weitere Amtsträger Ziel der Verfahren.
VIP für 2000 Euro
Ein noch größeres Problem sind die VIP-Karten, die nicht den Sponsoren gegeben wurden, sondern im freien Verkauf sind. Die kosten nämlich durchschnittlich 2000 Euro - pro Person! Das Kontingent wird von der Schweizer Firma ISE Hospitality angeboten. Es handelt sich um insgesamt 350 000 Karten! Das sind bei 64 Spielen etwa 5500 pro Spiel! Wenn diese Karten nicht verkauft werden, und danach sieht es aus, werden große Lücken auf den Rängen bleiben.
Man hätte sich eigentlich denken können, daß Leute, die 2000 Euro pro Karte zahlen können, nicht so häufig Fußballfans sind. Aber die Entfernung, die jene FIFA-Offiziellen inzwischen vom Fan-Volk haben, ist ja schon sagenhaft.
Dazu kommt, daß die FIFA wie selbstverständlich die öffentlichen Leistungen des deutschen Steuerzahlers in Anspruch nimmt, so als ob es sich um eine Organisation handeln würde, die dem öffentlichen Wohl dient. Das ist aber nicht der Fall. Die FIFA ist eine private Organisation, vergleichbar einer Firma und sie ist vor allem auf Profit aus, wie eine Firma und müßte deshalb eigentlich für öffentliche Dienste zahlen.
Hunderterschaften Polizei für Privatparty
Da werden hundertschaftenweise Polizisten bereitgestellt, um ein privates, auf Profit gerichtetes Ereignis zu schützen. Da wird der Verfassungsschutz mit der Überprüfung von 350 000 Helfern beschäftigt, alles zur Profitmaximierung einer Firma FIFA, die noch nie über ihr Vermögen und ihre Geldflüsse Auskunft gegeben hat, wie es z.B. eine Aktiengesellschaft tun muss - ganz zu schweigen vom Zahlen von Steuern.
Da werden Stadien renoviert und völlig umgebaut, so wie das Berliner Olympiastadion, alles von unseren Steuergeldern und zum höheren Genuß des Herrn Blatter, der Gelder in unbekannter Höhe für sich selbst verwendet.
Wenn es um ein Sozialticket der öffentlichen Verkehrsmittel geht, dann ist kein Geld da, aber wenn der FIFA die dicken Geldscheinbündel vorne und hinten reingeschoben werden, dann finden das jene Politiker in Ordnung.
Dazu kommen dann noch solche Dinge wie in Berlin, wo man einfach einen Naherholungsbereich beschlagnahmt und für Besäufnisfeste von Fußball-Fans zur Verfügung stellt. Kein Wunder, daß sich bei einer Umfrage bereits die Hälfte der Berliner irritiert über die WM gezeigt hat.
Was mit unseren Steuergeldern und dem Fußball passiert, ist auch außerhalb der WM interessant. Das Geld, das angeblich so knapp ist und an allen Ecken und Enden fehlt, ist plötzlich im Überfluß da, wenn die Fußballmannschaft unterstützt werden muß.
So konnte der Berliner Senat der Hertha ein schönes Geschenk machen: Die Stadionmiete wurde gekürzt. Hertha konnte Spieler kaufen und bleibt im Geschäft . Der Steuerzahler zahlt die Differenz. Der gleiche Berliner Senat, der immer über Geldmangel klagt.
Die Stadt Dortmund ging sogar noch weiter: Um den Bundeligaklub Borrusia zu unterstützen, kaufte man das Westfalenstadion. Die Borussia ging trotzdem Pleite. Geld war in Dortmund jedenfalls genug da. Denn nun bracht die Borussia für das Städtische Stadion nur eine symbolische Miete zahlen. Alles von Steuergeldern.
Ebenfalls im Geld schwimmt das Land Rheinland-Pfalz. Es bürgte für die Arena in Kaiserslautern. Der Vorstand hatte den Verein mit kriminellen Machenschaften zugrunde gerichtet. Aber man hats ja.
Auch die Polizeieinsätze bei Bundesligaspielen brauchen die Vereine nicht zu zahlen, auch wenn sie private Firmen sind. Woche für Woche Geld der Steuerzahler für das Wohl von Firmen ausgegeben, die für eine entsprechende private Firma mit soviel Schutzpersonal Millionen ausgeben müßten. Aber wir sind schließlich ein reiches Land, das Geld im Überfluß im Steuersäckel hat. Da kann man sich schon mal eine paar Fußballspiele leisten, nicht wahr?

Privatparty Fussball WM
So hat soeben das Nachzählen der in Deutschland verkauften Karten der Spiele der Nationalmannschaft und der eventuell in Frage kommenden Achtel-, Viertel-, und Halbfinalspiele ergeben, daß wahrscheinlich nur eine Minderheit, eventuell sogar eine kleine Minderheit der Zuschauer dort in den Stadien deutsche Fußball-Fans sein werden, die das Klima eines Heimspiels herstellen könnten.
Zunächst waren ja nur 40% der Karten in den Verkauf gekommen, während die anderen 60% entweder an die Sponsoren zur weiteren Verteilung gegeben wurden oder an Anbieter von Reisen zur WM gegeben wurden bzw. VIP-Karten sind, die für einen Fußballfan unbezahlbar Preise haben. Diese letzten drei Kategorien werden nur zu geringen Teil oder gar nicht bei deutschen Fußballfans landen. Aber auch die ersten 40% waren ja keineswegs nur in Deutschland verkauft worden, speziell nicht die jener Zwischenrundenspiele.
Keine Heimspiele
Damit werden wir dies Jahr zum ersten Mal bei einer Fußball-WM die Situation haben, daß die Heimmannschaft, in diesem Fall die Deutsche, KEINE HEIMSPIELE HABEN WIRD! Der Heimvorteil, der schon oft ausschlaggebend war, ist dahin. Man erinnere sich nur an 1966 in England, an 1974 in Deutschland, an 1978 in Argentinien und an 1998 in Frankreich, wo jeweils die Heimmannschaften die Krone nach Hause trugen. Aber auch die hervorragenden Ergebnisse von z.B. Chile 1962, von Mexiko 1986, der Vereinigten Staaten 1994 und Südkorea 2002 sprechen für sich.
Dies setzt aber voraus, daß bei den Spielen der Heimmannschaft wirklich eine klare Mehrheit von begeisterten heimischen Fußball-Verrückten das Stadion füllen. Genau das hat diesmal die FIFA verhindert. Selbst wenn ein Teil der Karten der Sponsoren an Deutsche gehen sollten, so handelt es sich da doch um Manager, die bestenfalls mal in die Hände klatschen oder hüsteln. Ob da viel für die Nationalmannschaft herausspringen wird, ist zu bezweifeln.
Doch das ist noch keineswegs alles. Die Tatsache, daß von allen Spielen etwa die Hälfte der Eintrittskarten an Sponsoren ging, führt auch zu massiven Bestechungen. Die Karlsruher Staatsanwaltschaft hat nach einem Bericht der „Süddeutschen" z.B. Untersuchungsverfahren gegen den Chef des schwäbischen Energiekonzerns EnBW sowie eine Anzahl von staatlichen Funktionären im Ländle eingeleitet. U.a. steht der baden-württembergische Wirtschaftsminister Pfister im Fadenkreuz der Ermittler. Es ist klar, daß EnBW immer geneigte Minister, Abgeordnete, und Amtsträger braucht und daß solche Geneigtheit mit VIP-Tickets für wichtige WM-Spiele beachtlich gefördert werden kann. Insgesamt seien außer Pfister noch sechs weitere Amtsträger Ziel der Verfahren.
VIP für 2000 Euro
Ein noch größeres Problem sind die VIP-Karten, die nicht den Sponsoren gegeben wurden, sondern im freien Verkauf sind. Die kosten nämlich durchschnittlich 2000 Euro - pro Person! Das Kontingent wird von der Schweizer Firma ISE Hospitality angeboten. Es handelt sich um insgesamt 350 000 Karten! Das sind bei 64 Spielen etwa 5500 pro Spiel! Wenn diese Karten nicht verkauft werden, und danach sieht es aus, werden große Lücken auf den Rängen bleiben.
Man hätte sich eigentlich denken können, daß Leute, die 2000 Euro pro Karte zahlen können, nicht so häufig Fußballfans sind. Aber die Entfernung, die jene FIFA-Offiziellen inzwischen vom Fan-Volk haben, ist ja schon sagenhaft.
Dazu kommt, daß die FIFA wie selbstverständlich die öffentlichen Leistungen des deutschen Steuerzahlers in Anspruch nimmt, so als ob es sich um eine Organisation handeln würde, die dem öffentlichen Wohl dient. Das ist aber nicht der Fall. Die FIFA ist eine private Organisation, vergleichbar einer Firma und sie ist vor allem auf Profit aus, wie eine Firma und müßte deshalb eigentlich für öffentliche Dienste zahlen.
Hunderterschaften Polizei für Privatparty
Da werden hundertschaftenweise Polizisten bereitgestellt, um ein privates, auf Profit gerichtetes Ereignis zu schützen. Da wird der Verfassungsschutz mit der Überprüfung von 350 000 Helfern beschäftigt, alles zur Profitmaximierung einer Firma FIFA, die noch nie über ihr Vermögen und ihre Geldflüsse Auskunft gegeben hat, wie es z.B. eine Aktiengesellschaft tun muss - ganz zu schweigen vom Zahlen von Steuern.
Da werden Stadien renoviert und völlig umgebaut, so wie das Berliner Olympiastadion, alles von unseren Steuergeldern und zum höheren Genuß des Herrn Blatter, der Gelder in unbekannter Höhe für sich selbst verwendet.
Wenn es um ein Sozialticket der öffentlichen Verkehrsmittel geht, dann ist kein Geld da, aber wenn der FIFA die dicken Geldscheinbündel vorne und hinten reingeschoben werden, dann finden das jene Politiker in Ordnung.
Dazu kommen dann noch solche Dinge wie in Berlin, wo man einfach einen Naherholungsbereich beschlagnahmt und für Besäufnisfeste von Fußball-Fans zur Verfügung stellt. Kein Wunder, daß sich bei einer Umfrage bereits die Hälfte der Berliner irritiert über die WM gezeigt hat.
Was mit unseren Steuergeldern und dem Fußball passiert, ist auch außerhalb der WM interessant. Das Geld, das angeblich so knapp ist und an allen Ecken und Enden fehlt, ist plötzlich im Überfluß da, wenn die Fußballmannschaft unterstützt werden muß.
So konnte der Berliner Senat der Hertha ein schönes Geschenk machen: Die Stadionmiete wurde gekürzt. Hertha konnte Spieler kaufen und bleibt im Geschäft . Der Steuerzahler zahlt die Differenz. Der gleiche Berliner Senat, der immer über Geldmangel klagt.
Die Stadt Dortmund ging sogar noch weiter: Um den Bundeligaklub Borrusia zu unterstützen, kaufte man das Westfalenstadion. Die Borussia ging trotzdem Pleite. Geld war in Dortmund jedenfalls genug da. Denn nun bracht die Borussia für das Städtische Stadion nur eine symbolische Miete zahlen. Alles von Steuergeldern.
Ebenfalls im Geld schwimmt das Land Rheinland-Pfalz. Es bürgte für die Arena in Kaiserslautern. Der Vorstand hatte den Verein mit kriminellen Machenschaften zugrunde gerichtet. Aber man hats ja.
Auch die Polizeieinsätze bei Bundesligaspielen brauchen die Vereine nicht zu zahlen, auch wenn sie private Firmen sind. Woche für Woche Geld der Steuerzahler für das Wohl von Firmen ausgegeben, die für eine entsprechende private Firma mit soviel Schutzpersonal Millionen ausgeben müßten. Aber wir sind schließlich ein reiches Land, das Geld im Überfluß im Steuersäckel hat. Da kann man sich schon mal eine paar Fußballspiele leisten, nicht wahr?
sfux - 12. Mai, 07:57 Article 3732x read
NIchts beizufügen