Sonnenschutzfaktor "Ost"

Harald Haack – Es soll Landstriche in Deutschland geben, die, glaubt man dem gegenwärtigen Entrüstungstsunamie, der über Ex-Regierungssprecher Heye brandete, lichtvolle Idyllen sein müssen. Doch das Gegenteil ist der Fall. Den regenbleichen Nordostmenschen fehlt der Platz an der Sonne. Das hat gravierende geistige Unterbelichtungen zur Folge und wirkt sich gewaltfördernd aus. Eine Gewalt, die nicht nur kahlgeschorene Straßenlümmel beherrscht, sondern auch Politiker und Lobbyisten, die sich um den Tourismus in Ostdeutschland sorgen.

neonazis
Illustration der argentinischen Zeitung La Nacion von Gonzalo Diez:
Die Nester rechter Gewalt in Deutschland


Heye hatte kürzlich in einem Interview mit Deutschlandradio Kultur gesagt, er würde keinem raten, der eine andere Hautfarbe habe, nach Brandenburg oder anderswo hinzugehen, weil er den Ort möglicherweise nicht lebend verlassen würde. Weil sich der Rundfunkmoderator in seiner zuvor gestellten Frage auf Fußballtouristen aus Togo oder Elfenbeinküste bezog, kolportierte der Presse-Mainstream, Heye spreche nur von Schwarzafrikanern, die besser daheim in ihrem Land bleiben als sich in Deutschland totprügeln zu lassen. Vielleicht hat Heye auch nur Schwarze gemeint, gesagt aber hat er das nicht. Jedenfalls hatte er sich harsche Kritik von Berufsmoralisten der SPD, CDU und den Grünen eingehandelt.

In seiner nachträglichen relativierenden Mitteilung an die Presse warnte Heye davor, die Gefahr von Rechtsextremismus und Rassismus vor der Fußball-Weltmeisterschaft klein zu reden. Er habe keineswegs eine bestimmte Region wie Brandenburg stigmatisieren wollen, lediglich auf die Warnung des Afrika-Rats wollte er hinweisen und diese Warnung enthielte, dass konkrete Gebiete, wie Brandenburg, für afrikanische Gäste der kommenden WM gefährlich seien.

Seine Relativierung vermochte den Eifer jener, die die Gefahr von Rechtsextremismus und Rassismus vor der Fußball-Weltmeisterschaft klein zu reden versuchen, nicht zu bremsen. Deshalb fühlten sich der Europa-Politiker Cohn-Bendit wie auch der Berliner Politologe Yonas Endrias, Mitglied im Afrika-Rat und Vizepräsident der Internationalen Liga für Menschenrechte, berufen Heye zu unterstützen. Yonas Endrias sagte der „Neuen Presse“: „In Westdeutschland gibt es auch Rassismus, aber als Schwarzer in einem ostdeutschen Ort angegriffen zu werden ist viel wahrscheinlicher." Und Cohn-Bendit erkannte, in einigen Gegenden im Osten sei es schick, Rassist zu sein, und fügte in einem Interview mit der „Financial Times Deutschland“ hinzu: „Die Realität ist, dass sich Schulklassen mit vielen Migranten-Kindern fragen, ob es sicher ist, nach Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern zum Zelten zu fahren.“

Die Realität… - gemessen an den bisherigen Übergriffen seitens innerlich tief Gebräunter genügt offensichtlich schon eine geringfügige Bräune der Haut, um als Weißer Opfer rassistischer Gewalt zu werden. Sonnenschutzcremes mit dem Sonnenschutzfaktor 60, dem höchsten Wert, reichen somit nicht für Besuche ostdeutscher Länder wie Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Das haben viele Westdeutsche, die in ostdeutschen Bundesländern Urlaub machten oder wohnen wollte, schmerzhaft erfahren müssen. Als Westdeutscher gilt man in Ostdeutschland als verhasster Einwanderer. Dies bestätigt der Verfassungsschutzbericht des Landes Brandenburg. Die Gewalt richte sich „gegen alles, 'Fremdartige', seien es Ausländer, dunkelhäutige Deutsche oder 'Zecken', ein in der rechtsextremistischen Szene alltäglicher Begriff zur Beschreibung von 'linken' Jugendlichen“. Doch damit nicht genug: Auch der Bericht des Bundesverfassungsschutzes sieht Brandenburg als eine Hochburg rechtsextremistischer Gewalt.

Heye hat demnach nichts als die Wahrheit gesagt. Und deshalb wird nun seitens derer, die sie nicht hören wollen, gestänkert. So wenige Wochen vor der Fußball-Weltmeisterschaft befürchten sie Schaden für den Tourismus. Der Hauptgeschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes Brandenburg, Uwe Strunk, wirkt da meiner Meinung nach mit seiner Behauptung, Heye habe der Gastronomie-Branche einen „Bärendienst“ erwiesen, wie er einer, der trotz drohendem Dammbruches und bevorstehender Evakuierung der Bevölkerung gegen jegliche Katastrophen-Warnung ist und sie verhindern möchte. Aber es wird noch schräger: Zwei Neuruppiner Rechtsanwälte stellten Strafantrag gegen Heye. Sie werfen ihm „Volksverhetzung“ vor, wie die Bild-Zeitung schreibt. Heyes Äußerungen seien geeignet, Teile der Bevölkerung im Land Brandenburg zu verleumden, heißt es in dem Artikel. „Als Brandenburger fühlen wir uns von Herrn Heye in unserer Menschenwürde angegriffen, da er davon auszugehen scheint, dass wir in unserem Bundesland das Grundgesetz nicht respektieren und außerhalb der Rechtsstaatlichkeit stehen“, behaupten die Neuruppiner Rechtsanwälte Peter und Heike Supranowitz in einem Schreiben. Deshalb stellten sie beim Generalbundesanwalt Strafantrag gegen Uwe-Karsten Heye wegen Volksverhetzung. Weiter: „Straftaten gegen ausländische Bürger oder farbige Deutsche könnten nicht dazu führen, dass ein Ex-Regierungssprecher öffentliche Pauschalurteile fällt, die strafrechtlichen Charakter haben“. Ob sie auch gegen die Autoren der Verfassungsschutzberichte ebenfalls Strafantrag stellten oder noch stellen werden, wurde noch nicht bekannt. Möglicherweise droht sogar der argentinischen Tageszeitung „La Nacion“ eine solche Strafanzeige aus Deutschland, denn mit einer Illustration über die „Nester rechter Gewalt“ hatte der Autor Gonzalo Diez noch vor Heye Äußerung im Rundfunk die Situation in Deutschland dargestellt.

Nun denn: Egal, was alles noch rechtzeitig rechtseitig und rechtlastig oder anti-rechts zur WM zum Schutz der rechten Idylle ausposaunt wird: Besucher der WM, ob nun von Geburt an schwarz oder weiß und nur sonnengebräunt, machen nichts verkehrt, wenn sie sich vorbereiten. Wem die Mai-Sonne schon ins Gesicht geschossen ist und Tickets für WM-Spiele in ostdeutschen Stadien hat, sollte sich am Bericht des Bundesverfassungsschutzes orientieren und für eine Bleichung der Haut sorgen. Es müssen ja nicht gleich chemische Mittel und Medikamente sein, wie sie schon der Ex-Schwarze Pop-Star Michael Jackson erfolgreich anwendete. Die Kur mit einer Burka tut’s auch. Sie garantiert den Sonnenschutzfaktor „Ost“. Danach darf man sich wohl auch als bleicher weißer Wessi nach Ostdeutschland trauen. Aber Vorsicht: Rote Socken sollte man dort nur tragen, wenn sie auch breite gelbe und schwarze Streifen aufweisen.

Fussballtraining
Sonnenschutzfaktor Ost garantiert die Burka vor der WM: Die patriotischen Ruhrpott-Kumpel Eumel, Fluppe und Scholli schützen so ihre Haut vor zu viel Sonne.
sfux - 19. Mai, 08:12 Article 4097x read

FOLLOW US



Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

Medienpartner:
womensmediacenter
rawstory
spiegelfechter
net-news-global
cooperativeresearch

Suche im Archiv

 


xml version of this page (summary)
xml version of this page


Inhalt



















Artikel








Verweise















Login

  • login

kostenloser Counter

Blogcounter