Südamerika: Normalität im Fußball
Karl Weiss - Während die brasilianische Fußball-Fangemeinde immer noch am Auftreten ihrer „Seleção” bei der WM kaut, ist inzwischen in Südamerika wieder Normalität eingezogen. Nicht nur die brasilianische Meisterschaft (und der Pokal) haben nach der Unterbrechung während der Weltmeisterschaft wieder Fahrt aufgenommen, auch das unterbrochene Turnier „Libertadores“, das Gegenstück zur „Champions Leage“, wird weitergeführt.
Die brasilianische Meisterschaft bewies erneut, daß sie eine Reihe wirklich sehenswerter Spiele zu bieten hat. Eines davon war am vergangenen Sonntag das Auftreten des großen Teams von Fluminense Rio de Janeiro im Süden des Landes bei Gremio Porto Alegre, das 4:4 ausging. Zunächst legte Gremio zwei Tore vor, dann drehte Fluminense das Spiel bis zu 4:2 und danach holte Gremio noch bis zum Unentschieden auf.
Hochklassiger offensiver Fußball, viele Torszenen, viele Tore, darunter ein fulminantes Fernschuß-Tor und eine direkt verwandelte Ecke von Petkovic, alles was ein Fußballfan-Herz begehren mag - im Gegensatz zum Auftreten der brasilianischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM.
Die „Copa Libertadores“ war wegen der Weltmeisterschaft nach den Hinspielen des Viertelfinals unterbrochen worden. Drei der vier Rückspiele wurden am Dienstag, dem 18. und Mittwoch, dem 19. Juli ausgetragen. Das paraguayanische Team von Libertad überraschte in Assunção durch einen Sieg gegen den Favoriten River Plate Buenos Aires. Der Gegner wurde im Spiel zwischen International Porto Alegre (der Lokalrivale des oben genannten Gremio) und dem equatorianischen Team LDU im brasilianischen Süden ermittelt. International gewann 2:0 und qualifizierte sich.
Das dritte Spiel war eine der „heißen“ Begegnungen, die es jedes Mal zwischen argentinischen und brasilianischen Mannschaften gibt. Estudiantes Buenos Aires hatte im Hinspiel vor der Weltmeisterschaft zu Hause Weltcup-Gewinner F.C. São Paulo mit 1:0 besiegt. Das Rückspiel also nun in São Paulo.
Nach einem nervösen Spiel auf mäßigem Niveau konnte São Paulo ebenfalls mit 1:0 dominieren, so daß ein Elfmeterschießen entscheiden mußte. Das gewann São Paulo mit 4:3, nachdem jeweils ein Spieler danebengeschossen hatte und São Paulos Torhüter Rogerio Ceni (das ist der Reserve-Nationaltorhüter, der bei der WM im Spiel gegen Japan im Tor stand) einen der argentinischen Bälle halten konnte.
Die Argentinier reklamierten, Ceni habe sich zu früh bewegt, aber es half nichts. Diese Sache mit der Bewegung der Torhüter muß die FIFA schleunigst klären. Fast alle Torhüter bewegen sich vor dem Schuß, nur selten werden deshalb Elfmeter wiederholt. Entweder muß rigoros durchgesetzt werden, daß keinerlei Bewegung vor dem Schuß erlaubt ist, oder man gibt Bewegungen auf der Linie oder sogar im 6-Meter-Raum frei.
Da die Torhüter praktisch keine Chance haben, wenn ihnen keine Bewegung erlaubt ist, wäre die Freigabe von Bewegung auf der Linie eine annehmbare Lösung. Ein Elfmeter soll ja nicht bereits gleichwertig einem Tor sein. Nur das ‚Nach-vorne-stürmen’ würde dann abgepfiffen.
Als letztes Viertelfinale fand am 20.Juli noch das Rückspiel der beiden am stärksten eingeschätzten Mannschaften des Turniers an, zwischen Velez Sarsfiel Buenos Aires aus Argentinien und Chivas Guadalajara aus Mexiko. In Guadalajara konnte Velez ein 0:0 herausholen und war nun zu Hause im Vorteil. Aber, wie die Dinge im Fußball sind, es kam anders. Chivas konnte in Buenos Aires einen Sieg mit 2:1 verbuchen, was erneut die herausragende Stellung dieser Mannschaft belegt. Velez hatte bis dahin keine einzige Niederlage in der „Libertadores“ hinnehmen müssen, schon gar nicht zu Hause.
Damit sind nun alle argentinischen Clubs ausgeschieden, wie auch schon im Vorjahr. Velez Sarsfield war dieses Jahr einer der Topfavoriten für den Cup. Dagegen sind - ebenfalls wie im Vorjahr - noch zwei brasilianische Vereine in den Halbfinalen vertreten. Es wäre allerdings eine echte Überraschung, wenn es diesmal wieder ein rein brasilianisches Finale - wie im letzten Jahr - gäbe.
São Paulo war in der gleichen Gruppe wie der mexikanische Vertreter Chivas, auf den sie jetzt wieder im Halbfinale stoßen. Beide Gruppenspiele, sowohl zu Hause als auch in São Paulo, hat Chivas gewonnen. São Paulo kam nur als Gruppenzweiter weiter. Für São Paulo war jene Niederlage gegen Chivas zu Hause die erste Heimniederlage in der „Libertadores“ im Morumbí-Stadion (das zweitgrösste brasilianische Stadion nach dem Maracanã) seit 19 Jahren.
Nach der Logik müßte dieses Jahr Chivas dominieren und zum ersten Mal einen mexikanischen Verein zum „Südamerika-Meister“ machen - eigentlich sind die mexikanischen Clubs ja nur eingeladen, denn Mexiko gehört ja zu Nordamerika. Aber was will Logik schon im Fußball sagen, indem man mit fast reinem Catenaccio Weltmeister werden und mit einer Altherrenmannschaft ins Weltmeisterschaftsendspiel kommen kann.
Bereits nächste Woche werden die Halbfinal-Hinspiele ausgetragen. Sie finden in São Paulo bzw. Assunção statt.
Die brasilianische Meisterschaft bewies erneut, daß sie eine Reihe wirklich sehenswerter Spiele zu bieten hat. Eines davon war am vergangenen Sonntag das Auftreten des großen Teams von Fluminense Rio de Janeiro im Süden des Landes bei Gremio Porto Alegre, das 4:4 ausging. Zunächst legte Gremio zwei Tore vor, dann drehte Fluminense das Spiel bis zu 4:2 und danach holte Gremio noch bis zum Unentschieden auf.
Hochklassiger offensiver Fußball, viele Torszenen, viele Tore, darunter ein fulminantes Fernschuß-Tor und eine direkt verwandelte Ecke von Petkovic, alles was ein Fußballfan-Herz begehren mag - im Gegensatz zum Auftreten der brasilianischen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM.
Die „Copa Libertadores“ war wegen der Weltmeisterschaft nach den Hinspielen des Viertelfinals unterbrochen worden. Drei der vier Rückspiele wurden am Dienstag, dem 18. und Mittwoch, dem 19. Juli ausgetragen. Das paraguayanische Team von Libertad überraschte in Assunção durch einen Sieg gegen den Favoriten River Plate Buenos Aires. Der Gegner wurde im Spiel zwischen International Porto Alegre (der Lokalrivale des oben genannten Gremio) und dem equatorianischen Team LDU im brasilianischen Süden ermittelt. International gewann 2:0 und qualifizierte sich.
Das dritte Spiel war eine der „heißen“ Begegnungen, die es jedes Mal zwischen argentinischen und brasilianischen Mannschaften gibt. Estudiantes Buenos Aires hatte im Hinspiel vor der Weltmeisterschaft zu Hause Weltcup-Gewinner F.C. São Paulo mit 1:0 besiegt. Das Rückspiel also nun in São Paulo.
Nach einem nervösen Spiel auf mäßigem Niveau konnte São Paulo ebenfalls mit 1:0 dominieren, so daß ein Elfmeterschießen entscheiden mußte. Das gewann São Paulo mit 4:3, nachdem jeweils ein Spieler danebengeschossen hatte und São Paulos Torhüter Rogerio Ceni (das ist der Reserve-Nationaltorhüter, der bei der WM im Spiel gegen Japan im Tor stand) einen der argentinischen Bälle halten konnte.
Die Argentinier reklamierten, Ceni habe sich zu früh bewegt, aber es half nichts. Diese Sache mit der Bewegung der Torhüter muß die FIFA schleunigst klären. Fast alle Torhüter bewegen sich vor dem Schuß, nur selten werden deshalb Elfmeter wiederholt. Entweder muß rigoros durchgesetzt werden, daß keinerlei Bewegung vor dem Schuß erlaubt ist, oder man gibt Bewegungen auf der Linie oder sogar im 6-Meter-Raum frei.
Da die Torhüter praktisch keine Chance haben, wenn ihnen keine Bewegung erlaubt ist, wäre die Freigabe von Bewegung auf der Linie eine annehmbare Lösung. Ein Elfmeter soll ja nicht bereits gleichwertig einem Tor sein. Nur das ‚Nach-vorne-stürmen’ würde dann abgepfiffen.
Als letztes Viertelfinale fand am 20.Juli noch das Rückspiel der beiden am stärksten eingeschätzten Mannschaften des Turniers an, zwischen Velez Sarsfiel Buenos Aires aus Argentinien und Chivas Guadalajara aus Mexiko. In Guadalajara konnte Velez ein 0:0 herausholen und war nun zu Hause im Vorteil. Aber, wie die Dinge im Fußball sind, es kam anders. Chivas konnte in Buenos Aires einen Sieg mit 2:1 verbuchen, was erneut die herausragende Stellung dieser Mannschaft belegt. Velez hatte bis dahin keine einzige Niederlage in der „Libertadores“ hinnehmen müssen, schon gar nicht zu Hause.
Damit sind nun alle argentinischen Clubs ausgeschieden, wie auch schon im Vorjahr. Velez Sarsfield war dieses Jahr einer der Topfavoriten für den Cup. Dagegen sind - ebenfalls wie im Vorjahr - noch zwei brasilianische Vereine in den Halbfinalen vertreten. Es wäre allerdings eine echte Überraschung, wenn es diesmal wieder ein rein brasilianisches Finale - wie im letzten Jahr - gäbe.
São Paulo war in der gleichen Gruppe wie der mexikanische Vertreter Chivas, auf den sie jetzt wieder im Halbfinale stoßen. Beide Gruppenspiele, sowohl zu Hause als auch in São Paulo, hat Chivas gewonnen. São Paulo kam nur als Gruppenzweiter weiter. Für São Paulo war jene Niederlage gegen Chivas zu Hause die erste Heimniederlage in der „Libertadores“ im Morumbí-Stadion (das zweitgrösste brasilianische Stadion nach dem Maracanã) seit 19 Jahren.
Nach der Logik müßte dieses Jahr Chivas dominieren und zum ersten Mal einen mexikanischen Verein zum „Südamerika-Meister“ machen - eigentlich sind die mexikanischen Clubs ja nur eingeladen, denn Mexiko gehört ja zu Nordamerika. Aber was will Logik schon im Fußball sagen, indem man mit fast reinem Catenaccio Weltmeister werden und mit einer Altherrenmannschaft ins Weltmeisterschaftsendspiel kommen kann.
Bereits nächste Woche werden die Halbfinal-Hinspiele ausgetragen. Sie finden in São Paulo bzw. Assunção statt.
sfux - 24. Jul, 08:00 Article 1100x read