„Alles Werbung“ beim Wiener Opernball
Malte Olschewski - Es locken erigierte Objektive! Dieses lodernde Feuer aus Blitzlicht ! Und die Trommelwirbel klickender Kameraverschlüsse! Ein Ozean an Aufmerksamkeit wogt an die Feststiege heran, über die erlesene Gäste den Wiener Opernball betreten. Da müsste sich doch das eine oder andere Produkt ins Bild schieben lassen. Warum nicht auch hier Werbung, wo doch auch sonst überall Werbung ist. Der Wiener Opernball läuft in Gefahr, von den Begehrlichkeiten der Konsumgüterwerbung überlagert, ausgesaugt und schliesslich verschlungen zu werden. „Skandalita“ Paris Hilton wirbt für einen Baumeister und gleichzeitig für Prosecco in Dosen. „Senator“ Gerhard Bartosch tritt am Ball der Bälle nachhaltig für die Ukraine ein. Staatsoperndirektor Ioan Holender wirbt für Wiener Kutschtransporte. Der Ball als Stelldichein für „Schön und Reich“ versinkt im Lärm der Reklame. „Alles Werbung!“ sollte es daher heissen und nicht: „Alles Walzer!“

Künstlergruppe will den Hinterteil der „Skandalita“ Paris Hilton in Gips giessen.
Eine Kutsche fuhr am 15.2. abends an der hell erleuchteten Oper vor. Der Herr Direktor sass neben dem Kutscher, um die feurigen Rosse zu zügeln. Dem Gefährt entstieg die russische Diva Anna Netrebko. Pferde, Direktor und Diva wollten die Medien nur von Baumeister Richard Lugner alias „Mörtel“ ablenken, der in Begleitung Paris Hiltons alles Blitzlicht auf sich zu ziehen suchte. Opernchef Holender hatte in diesem Jahr eine Gegenstrategie entwickelt. Lugner pflegt seit 1992 beim Opernball mit einem gut bezahlten Stargast über die Feststiege in seine Loge zu ziehen, wobei sich Fotografen regelmässig um die besten Positionen prügeln und die Ablichtung anderer hoher Gäste vergessen.
Richard und Christine Lugner hatten als Königspaar des Sozialpornos den Opernball als Projektionsfläche entdeckt, um ins Zentrum der explosionsartig angewachsenen Society-Berichterstattung zu gelangen. Schon in den Wochen vor dem Opernball sind die Zentralorgane der Selbstdarstellung wie die „Seitenblicke“ im ORF und „High Society“ in ATV mit der bangen Frage beschäftigt, wen die Lugners wohl diesmal gegen ein unbekanntes Honorar einladen werden. Für den 15.2.2007 hat der Baumeister mit der Hotelerbin und notorischen Skandalnudel Paris Hilton einen Vertrag abgeschlossen, der sie rund um den Ball ein umfangreiches Werbeprogramm absolvieren lässt. Richard Lugner versteht es, aus der Identität seines Gastes und aus der Bekanntgabe des Namens einen Spektakel zu machen. Das wird dann von Lugners Schildknappen am Boulevard zu einer Schicksalsfrage des ganzen Landes aufgebauscht. Durch das Rätselraten kommt „Mörtel“ öfter als sonst in die Medien, was Sinn und Zweck seines gesamten Daseins zu sein scheint.
Unablässig penetriert er willig hinsinkende Formate und gern sich öffnende Zeitungsspalten. ATV widmet ihm die Serie „Die Lugners“, die praktisch nur aus einem verlängerten Ehestreit zwischen „Mörtel“ und Gattin Christine, auch „Mausi“, besteht. Da die Kameras beim Ball gern in Lugners Loge lugen, inszeniert er mit seinen Gästen jedes Mal eine Oper in der Oper. Immer wieder kam es seit 1992 bei Walzerklängen zu medienpolitisch segensreichen Zwischenfällen. 1993 sass Joan Collins bei den Lugners.
Das „Denver-Biest“ trank nur Mineralwasser und litt an Angst, am Ball der Bälle vergiftet zu werden. 1994 schritt Ivana Trump, Ex-Gattin eines US-Immobilienmoguls, am Arm Lugners über die Feststiege. Hierbei kam es erstmals zu einer Rauferei unter Fotografen. Schon im folgenden Jahr stieg jemand so heftig auf Sophia Lorens Kleid, dass die alte Dame fast mit ihrem gesamten Volumen im Freien stand. 1996 wurde die Sängerin Grace Jones bei innigem Kontakt mit einem Nebendarsteller im Hintergrund der Loge ertappt. Der vertraglich gesicherte Walzer mit „Mörtel“ wurde zu einem Horrordreh. Es folgten Sarah Ferguson und das ehemalige Sexsymbol Raquel Welch. Faye Dunaway kollidierte 1994 mit Dolly Buster. Es kam die unvermeidliche Nadja Abdel Farang. Dann erschienen Farah Fawcett, Claudia Cardinale, Pamela Anderson und so weiter. Als Lugner 2006 mit Starlet Carmen Electra am Arm über die Feststiege einzog, stiess er in einem grossen Spektakel mit Bundespräsident Heinz Fischer zusammen.
Da „Mörtels“ Mädchen medial dominieren, sollte diesmal eine prächtige Kutsche von wogenden Busen ablenken. Da aber in Österreich auch die Kutsch- oder Fiakerfahrt staatlich geregelt ist, meldete sich die „Bun-desstelle für Reiten und Fahren“. „Bundesfahrreferent“ Wolfgang Czar fuhr dem Staats-operndirektor in die Zügel. Sooo....könne das nicht gehen. Hier müsse von Amts wegen eingeschritten werden. Für das Kutschieren von Pferden sei ein „Befähigungsnachweis“ notwendig. Nur eine „solide Ausbildung“ könne verhindern, dass die Pferde vor der hellerleuchteten Oper scheuen und samt Diva und Direktor durchgehen würden. Es meldete sich bald der Innungsmeister der Wiener Kutscher, Andreas Czurda. Er wolle dem Operndirektor einen „erfahrenen Fiaker“ an die Seite setzen, womit die Vorfahrt und der Schachzug gegen Lugner nun doch gelungen sind.
Lugner pflegt nicht nur den Opernball, sondern sein ganzes Leben über die Fernsehformate „Seitenblicke“ und „High Society“ abzuwickeln, die von den Printorganen „TV-Media“ und „News“ flächendeckend ergänzt werden. Hier hat sich ein geschlossenes Universum mit rund hundert Protagonisten und Fratzen entwickelt. Der Kult um sogenannte „Promis“ ist eines der widerlichsten Symptome im Karzinomkapitalismus. In Österreich blühen seine Geschwüre wegen der grossen Anhängerschaft des österreichischen Nationalsports, des Neides, besonders farbig. Die Gewinner zelebrieren laut lachend ihren Sieg, während die Verlierer in hellen Scharen in die Röhre schauen und gelb im Gesicht werden. Man könnte durchaus eine Relation herstellen zwischen der Verarmung von immer mehr Menschen und der Zahl jener Sendungen und Formate, die den sozialen Neid ansprechen.
Das Personal in diesem dauerhaften Sozialporno tummelt sich bei Reklamefesten. Mitglieder des geschlossenen Universums werden nach Einschub des zu bewerbenden Artikels bei Einnahme teurer Speisen und Getränke observiert. Dabei dürfen sie ein paar Worte absondern, doch will ihnen nur selten ein zusammenhängender Satz gelingen. Sie glucksen und stottern. Dann lachen sie und reissen dabei die Münder auf, sodass man ihre Gaumenzäpfchen baumeln sieht. Beim Opernball steigen sie wie Sektperlen an die Oberfläche der Live-Übertragung im ORF. Das unvermeidliche Moderatorenpaar Arabella Kiesbauer und Alfons Haider sucht ihnen schon seit Jahren mit sinnlosen Fragen sinnvolle Sätze zu entlocken. Wie üblich waren auch diesmal qualvolle Interviews abgewickelt.
Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, wer Arabella mit 65 Meter „roter Seide“ eingekleidet hatte. Wie üblich glitzerten Orden auf Frackbrüsten. Wie schon immer klirrten und klangen die Champa-gnergläser. Das Fernsehen lugte lüstern in die Logen und nannte Namen. Immer wieder war und wird zu erfahren sein, wer für welchen Konzern und für welches Produkt die eine oder auch die andere Loge angemietet hatte.
Der Opernball wird immer mehr eine Arena, in der klassische Vertreter des kulturellen Establishments gegen Parvenüs antreten, die wie Lugner oft nur über Entblössung, Geschwätz und Eitelkeit nicht einmal emporgekommen, sondern nur die die Medien gekommen sind. Es mehren sich die Gäste, die den Ball zu einer Bühne der Selbstverwirklichung oder zu schlichter Produktwerbung degradieren. Im Jahr 2000 geschah es sogar, dass ein als Hitler verkleideter Schauspieler über die Feststiege schreiten wollte. 2007 hat sich schon im Vorfeld des Balles eine widersprüchliche Polka um Prosecco-Dosen entwickelt.
Der Hotelier Gün-ther Aloys hat die alleinige Konzession für dieses schlabbrige Getränk erwoben, das in goldfarbenen Blechdosen abgefüllt wird. Da er auch Paris Hilton als Werbeträger unter Vertrag hat, wird eine Kollision zwischen Blech und Mörtel, zwischen Hotelier und Baumeister befürchtet. Der historische Sektlieferant des Balles hat protestiert und eine grössere Aktion für den Dosenprosecco verhindert. Diesmal zitterten die Veranstalter davor, dass Paris Hilton auch in den heiligen Hallen hoher Kunst ihrem Hobby huldigen und ihren Verzicht auf Unterwäsche beweisen könnte. Und die Medien fassten zusammen: „Mit Döschen und ohne Höschen!“. Ob nun Paris Hilton im Hintergrund der Loge tatsächlich das Ballkleid gehoben und ostentativ aus einer Prossecodose genuckelt hat, darüber spekulierten die Buntmedien schon vor dem Ball.
In früheren Jahren war der Ball als ein Gipfel von „Reich und Schön“ durch Demonstranten bedroht. „Opernballkawalle“ wurden beinahe zu einer Institution wie der Ball selbst. In den letzten Jahren gab es kaum mehr Demonstrationen. Es ist ein Zug der Zeit, dass nur noch Jubel und grosse Bejahung herrschen. Daher drängen sich zahllose Trittbrettfahrer um den Ball. So hat sich eine Künstlergruppe angemeldet, die den Hinterteil der Paris Hilton in Gips giessen will. Fans und Freaks wollen sich vor dem Ball zu einer Autogrammstunde versammeln.
Eine Popgruppe wird versuchen, Paris Hilton ein Ständchen zu bringen, das sich auf die beiden Worte „Happy Birthday“ beschränkt. Die Skandalnudel hat nämlich um den Opernball herum Geburtstag. Am 17.2.1980 begann ein negativ exemplarisches Leben. Paris Hilton musste nur zur rechten Zeit, im richtigen Alter, an bestimmten Orten und diese oder jene Körperteile entblössen, um in den Himmel der Medienaufmerksamkeit zu kommen.

Künstlergruppe will den Hinterteil der „Skandalita“ Paris Hilton in Gips giessen.
Eine Kutsche fuhr am 15.2. abends an der hell erleuchteten Oper vor. Der Herr Direktor sass neben dem Kutscher, um die feurigen Rosse zu zügeln. Dem Gefährt entstieg die russische Diva Anna Netrebko. Pferde, Direktor und Diva wollten die Medien nur von Baumeister Richard Lugner alias „Mörtel“ ablenken, der in Begleitung Paris Hiltons alles Blitzlicht auf sich zu ziehen suchte. Opernchef Holender hatte in diesem Jahr eine Gegenstrategie entwickelt. Lugner pflegt seit 1992 beim Opernball mit einem gut bezahlten Stargast über die Feststiege in seine Loge zu ziehen, wobei sich Fotografen regelmässig um die besten Positionen prügeln und die Ablichtung anderer hoher Gäste vergessen.
Richard und Christine Lugner hatten als Königspaar des Sozialpornos den Opernball als Projektionsfläche entdeckt, um ins Zentrum der explosionsartig angewachsenen Society-Berichterstattung zu gelangen. Schon in den Wochen vor dem Opernball sind die Zentralorgane der Selbstdarstellung wie die „Seitenblicke“ im ORF und „High Society“ in ATV mit der bangen Frage beschäftigt, wen die Lugners wohl diesmal gegen ein unbekanntes Honorar einladen werden. Für den 15.2.2007 hat der Baumeister mit der Hotelerbin und notorischen Skandalnudel Paris Hilton einen Vertrag abgeschlossen, der sie rund um den Ball ein umfangreiches Werbeprogramm absolvieren lässt. Richard Lugner versteht es, aus der Identität seines Gastes und aus der Bekanntgabe des Namens einen Spektakel zu machen. Das wird dann von Lugners Schildknappen am Boulevard zu einer Schicksalsfrage des ganzen Landes aufgebauscht. Durch das Rätselraten kommt „Mörtel“ öfter als sonst in die Medien, was Sinn und Zweck seines gesamten Daseins zu sein scheint.
Unablässig penetriert er willig hinsinkende Formate und gern sich öffnende Zeitungsspalten. ATV widmet ihm die Serie „Die Lugners“, die praktisch nur aus einem verlängerten Ehestreit zwischen „Mörtel“ und Gattin Christine, auch „Mausi“, besteht. Da die Kameras beim Ball gern in Lugners Loge lugen, inszeniert er mit seinen Gästen jedes Mal eine Oper in der Oper. Immer wieder kam es seit 1992 bei Walzerklängen zu medienpolitisch segensreichen Zwischenfällen. 1993 sass Joan Collins bei den Lugners.
Das „Denver-Biest“ trank nur Mineralwasser und litt an Angst, am Ball der Bälle vergiftet zu werden. 1994 schritt Ivana Trump, Ex-Gattin eines US-Immobilienmoguls, am Arm Lugners über die Feststiege. Hierbei kam es erstmals zu einer Rauferei unter Fotografen. Schon im folgenden Jahr stieg jemand so heftig auf Sophia Lorens Kleid, dass die alte Dame fast mit ihrem gesamten Volumen im Freien stand. 1996 wurde die Sängerin Grace Jones bei innigem Kontakt mit einem Nebendarsteller im Hintergrund der Loge ertappt. Der vertraglich gesicherte Walzer mit „Mörtel“ wurde zu einem Horrordreh. Es folgten Sarah Ferguson und das ehemalige Sexsymbol Raquel Welch. Faye Dunaway kollidierte 1994 mit Dolly Buster. Es kam die unvermeidliche Nadja Abdel Farang. Dann erschienen Farah Fawcett, Claudia Cardinale, Pamela Anderson und so weiter. Als Lugner 2006 mit Starlet Carmen Electra am Arm über die Feststiege einzog, stiess er in einem grossen Spektakel mit Bundespräsident Heinz Fischer zusammen.
Da „Mörtels“ Mädchen medial dominieren, sollte diesmal eine prächtige Kutsche von wogenden Busen ablenken. Da aber in Österreich auch die Kutsch- oder Fiakerfahrt staatlich geregelt ist, meldete sich die „Bun-desstelle für Reiten und Fahren“. „Bundesfahrreferent“ Wolfgang Czar fuhr dem Staats-operndirektor in die Zügel. Sooo....könne das nicht gehen. Hier müsse von Amts wegen eingeschritten werden. Für das Kutschieren von Pferden sei ein „Befähigungsnachweis“ notwendig. Nur eine „solide Ausbildung“ könne verhindern, dass die Pferde vor der hellerleuchteten Oper scheuen und samt Diva und Direktor durchgehen würden. Es meldete sich bald der Innungsmeister der Wiener Kutscher, Andreas Czurda. Er wolle dem Operndirektor einen „erfahrenen Fiaker“ an die Seite setzen, womit die Vorfahrt und der Schachzug gegen Lugner nun doch gelungen sind.
Lugner pflegt nicht nur den Opernball, sondern sein ganzes Leben über die Fernsehformate „Seitenblicke“ und „High Society“ abzuwickeln, die von den Printorganen „TV-Media“ und „News“ flächendeckend ergänzt werden. Hier hat sich ein geschlossenes Universum mit rund hundert Protagonisten und Fratzen entwickelt. Der Kult um sogenannte „Promis“ ist eines der widerlichsten Symptome im Karzinomkapitalismus. In Österreich blühen seine Geschwüre wegen der grossen Anhängerschaft des österreichischen Nationalsports, des Neides, besonders farbig. Die Gewinner zelebrieren laut lachend ihren Sieg, während die Verlierer in hellen Scharen in die Röhre schauen und gelb im Gesicht werden. Man könnte durchaus eine Relation herstellen zwischen der Verarmung von immer mehr Menschen und der Zahl jener Sendungen und Formate, die den sozialen Neid ansprechen.
Das Personal in diesem dauerhaften Sozialporno tummelt sich bei Reklamefesten. Mitglieder des geschlossenen Universums werden nach Einschub des zu bewerbenden Artikels bei Einnahme teurer Speisen und Getränke observiert. Dabei dürfen sie ein paar Worte absondern, doch will ihnen nur selten ein zusammenhängender Satz gelingen. Sie glucksen und stottern. Dann lachen sie und reissen dabei die Münder auf, sodass man ihre Gaumenzäpfchen baumeln sieht. Beim Opernball steigen sie wie Sektperlen an die Oberfläche der Live-Übertragung im ORF. Das unvermeidliche Moderatorenpaar Arabella Kiesbauer und Alfons Haider sucht ihnen schon seit Jahren mit sinnlosen Fragen sinnvolle Sätze zu entlocken. Wie üblich waren auch diesmal qualvolle Interviews abgewickelt.
Nicht unerwähnt sollte dabei bleiben, wer Arabella mit 65 Meter „roter Seide“ eingekleidet hatte. Wie üblich glitzerten Orden auf Frackbrüsten. Wie schon immer klirrten und klangen die Champa-gnergläser. Das Fernsehen lugte lüstern in die Logen und nannte Namen. Immer wieder war und wird zu erfahren sein, wer für welchen Konzern und für welches Produkt die eine oder auch die andere Loge angemietet hatte.
Der Opernball wird immer mehr eine Arena, in der klassische Vertreter des kulturellen Establishments gegen Parvenüs antreten, die wie Lugner oft nur über Entblössung, Geschwätz und Eitelkeit nicht einmal emporgekommen, sondern nur die die Medien gekommen sind. Es mehren sich die Gäste, die den Ball zu einer Bühne der Selbstverwirklichung oder zu schlichter Produktwerbung degradieren. Im Jahr 2000 geschah es sogar, dass ein als Hitler verkleideter Schauspieler über die Feststiege schreiten wollte. 2007 hat sich schon im Vorfeld des Balles eine widersprüchliche Polka um Prosecco-Dosen entwickelt.
Der Hotelier Gün-ther Aloys hat die alleinige Konzession für dieses schlabbrige Getränk erwoben, das in goldfarbenen Blechdosen abgefüllt wird. Da er auch Paris Hilton als Werbeträger unter Vertrag hat, wird eine Kollision zwischen Blech und Mörtel, zwischen Hotelier und Baumeister befürchtet. Der historische Sektlieferant des Balles hat protestiert und eine grössere Aktion für den Dosenprosecco verhindert. Diesmal zitterten die Veranstalter davor, dass Paris Hilton auch in den heiligen Hallen hoher Kunst ihrem Hobby huldigen und ihren Verzicht auf Unterwäsche beweisen könnte. Und die Medien fassten zusammen: „Mit Döschen und ohne Höschen!“. Ob nun Paris Hilton im Hintergrund der Loge tatsächlich das Ballkleid gehoben und ostentativ aus einer Prossecodose genuckelt hat, darüber spekulierten die Buntmedien schon vor dem Ball.
In früheren Jahren war der Ball als ein Gipfel von „Reich und Schön“ durch Demonstranten bedroht. „Opernballkawalle“ wurden beinahe zu einer Institution wie der Ball selbst. In den letzten Jahren gab es kaum mehr Demonstrationen. Es ist ein Zug der Zeit, dass nur noch Jubel und grosse Bejahung herrschen. Daher drängen sich zahllose Trittbrettfahrer um den Ball. So hat sich eine Künstlergruppe angemeldet, die den Hinterteil der Paris Hilton in Gips giessen will. Fans und Freaks wollen sich vor dem Ball zu einer Autogrammstunde versammeln.
Eine Popgruppe wird versuchen, Paris Hilton ein Ständchen zu bringen, das sich auf die beiden Worte „Happy Birthday“ beschränkt. Die Skandalnudel hat nämlich um den Opernball herum Geburtstag. Am 17.2.1980 begann ein negativ exemplarisches Leben. Paris Hilton musste nur zur rechten Zeit, im richtigen Alter, an bestimmten Orten und diese oder jene Körperteile entblössen, um in den Himmel der Medienaufmerksamkeit zu kommen.
sfux - 14. Feb, 08:24 Article 6035x read