Khaled el-Masri ein Brandstifter - Zu einfach, um wahr zu sein?
onlineredaktion - Die Nachricht schlug wie eine Bombe ein, und erinnert unwillkürlich an den Fall des Niederländers Marinus van der Lubbe, der als angeblicher Reichstagbrandstifter von der Nazi-Polizei 1933 verhaftet und später zum Tode verurteilt und in Leipzig hingerichtet wurde. Die Ursachen des Brandes wie auch die angebliche Täterschaft von van der Lubbe wurden nie abschließend geklärt. Vielfach heißt es, van der Lubbe sei Opfer eines von den Nazis inszenierten Brandes geworden, den die Nazis-Herrschaft zu propagandistischen Zwecken nutzte.
Nicht der Reichstag brannte jetzt, sondern ein Großmarkt in Neu-Ulm, wie Nachrichtenagenturen melden, und die Polizei will nach dem Brand den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri unmittelbar am Tatort festgenommen haben. Dies teilte die Polizei von Krumbach mit.
Beim Amtsgericht Memmingen habe, so heißt es weiter in den Meldungen, die Staatsanwaltschaft einen Unterbringungsbefehl für el-Masri erwirkt haben und er wurde daraufhin in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der genaue Tatablauf des Brandes, bei dem in der Nacht zum Donnerstag ein Schaden von rund 500‘000 Euro entstanden, müsse aber noch geklärt werden.
Ungeklärt ist also, ob el Masri gegen 4.45 Uhr in dem Großmarkt eine Glastür eingeschlagen und das Feuer gelegt hat. Er selbst soll dazu noch keine Angaben gemacht haben, aber der Umstand ihn nach dem Brand in unmittelbarer Tatortnähe unter den Schaulustigen entdeckt zu haben, war für Polizei und Staatsanwaltschaft offensichtlich Grund genug ihn als mutmaßlichen Täter zu verhaften. Medien wie n-tv machten ihn schon zum "Feuerteufel" und verstoßen damit gegen den Pressekodex.
Warum sollte dieser Mann, der am 31. Dezember 2003 in Mazedonien wegen Terrorverdachts festgenommen und mutmaßlich vom US-Geheimdienst CIA im Januar 2004 nach Afghanistan verschleppt und dort bis Mai 2004 festgehalten und nach eigenen Angaben auch gefoltert wurde und mit dessen Fall sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestags in Berlin beschäftigt, ausgerechnet einen Großmarkt in Neu-Ulm anstecken? Ist dieser Tatverdacht zu einfach, um wahr zu sein?
Verzweifelungstat eines cholerisch gewordenen Folter- und Politik- und Justiz-Opfers?
Sein Anwalt, Manfred Gnjidic, soll von einer "Verzweifelungsstat" gesprochen haben, aber ebenso unklar ist, ob er die el Masri zu Last gelegte Tat damit meint oder aber dessen Gebaren nach seiner Verhaftung. Jedenfalls werden die Äußerungen des Anwalts, wozu auch der Hinweis gehört, sein Mandant "explodiere bei Nichtigkeiten", vom Pressemainstream schon als Geständnis ausgelegt.
Auf Thriller spezialisierte Kriminalautoren würden einen Protagonisten wie ihm einen Antagonisten geben, der ihn am frühen Morgen zu einem Treffen bestellt, um ihn bislang geheime Informationen zu seinem Fall zu geben. Doch als er am vereinbarten Ort eintrifft, trifft er anstelle des Antagonisten auf Feuerwehr und Polizei und die rauchenden Trümmer eines Großmarktes. Polizisten erkennen ihn. Wer kennt sein Gesicht inzwischen nicht? Die Falle schnappt zu. Als ihm das bewusst wird, ist es schon zu spät. Darüber wütend, wehrt er sich und wird flugs in eine psychiatrische Klinik gesperrt. Eine Handlung, wie sie gegenwärtig unter Filmemachern sehr beliebt ist, auch in dem Spielfilm „EXIT“ in einer Variation zu finden ist, in dem der dänische Schauspieler und "James-Bond-Bösewicht" Mads Mikkelsen die Rolle eines solchen von der Polizei Verdächtigten spielt.
n-tv schreibt: "Erst vor zwei Wochen habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Fall seines Mandaten um Hilfe gebeten, sagte Gnjidic. "Er entgleitet jetzt", habe er dabei gewarnt. Das Kanzleramt habe das Therapie-Ersuchen weiter an die Bayerische Staatskanzlei geleitet, die bislang noch nicht darauf reagiert habe." Sicherlich weiß der Anwalt noch nicht alles. Aber eines ist nun sicher: Sein Mandant ist nun dort, wo er ihn haben wollte.
Und in der deutschen Presse-Landschaft zeigt sich wieder einmal ein Phänomen, das das Ansehen der Presse beschmutzt. Als hätten Reporter daneben gestanden und el Masri dabei geholfen, schreibt die
Süddeutsche-Zeitung : "Khaled el-Masri, der den Opfern der CIA ein Gesicht gegeben hat, ist am Donnerstagmorgen selbst zum Täter geworden. Um viertel vor fünf schlug er die Glastür des Metro-Großmarktes in Neu-Ulm ein und zündete mehrere Benzinkanister an."
So formuliert ist dies, da der Beschuldigte sich angeblich noch nicht geäußert haben soll und für Polizei und Staatsanwaltschaft immer noch ein Ermittlungsdefizit besteht, ein klarer Verstoß gegen den
Presse-Kodex und damit ein Fall für den Deutschen Presserat, denn Ziffer 12 des Presse-Kodex verbietet eine solche infame und unseriöse Berichterstattung: "Die Berichterstattung über Ermittlungsverfahren, Strafverfahren und sonstige förmliche Verfahren muss frei von Vorurteilen erfolgen. Die Presse vermeidet deshalb vor Beginn und während der Dauer eines solchen Verfahrens in Darstellung und Überschrift jede präjudizierende Stellungnahme. Ein Verdächtiger darf vor einem gerichtlichen Urteil nicht als Schuldiger hingestellt werden. Über Entscheidungen von Gerichten soll nicht ohne schwerwiegende Rechtfertigungsgründe vor deren Bekanntgabe berichtet werden."
Hat die Bayerische Staatskanzlei jetzt die "Bluthunde" losgelassen, so dass journalistische Ethik und Sorgfaltspflicht nichts mehr gelten? Oder haben einige Presse-Kollegen unter den Anhängern des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber Blut geleckt und fühlen sich dazu berufen, brutal in Hetze zu verfallen?
Nicht der Reichstag brannte jetzt, sondern ein Großmarkt in Neu-Ulm, wie Nachrichtenagenturen melden, und die Polizei will nach dem Brand den Deutsch-Libanesen Khaled el-Masri unmittelbar am Tatort festgenommen haben. Dies teilte die Polizei von Krumbach mit.
Beim Amtsgericht Memmingen habe, so heißt es weiter in den Meldungen, die Staatsanwaltschaft einen Unterbringungsbefehl für el-Masri erwirkt haben und er wurde daraufhin in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Der genaue Tatablauf des Brandes, bei dem in der Nacht zum Donnerstag ein Schaden von rund 500‘000 Euro entstanden, müsse aber noch geklärt werden.
Ungeklärt ist also, ob el Masri gegen 4.45 Uhr in dem Großmarkt eine Glastür eingeschlagen und das Feuer gelegt hat. Er selbst soll dazu noch keine Angaben gemacht haben, aber der Umstand ihn nach dem Brand in unmittelbarer Tatortnähe unter den Schaulustigen entdeckt zu haben, war für Polizei und Staatsanwaltschaft offensichtlich Grund genug ihn als mutmaßlichen Täter zu verhaften. Medien wie n-tv machten ihn schon zum "Feuerteufel" und verstoßen damit gegen den Pressekodex.
Warum sollte dieser Mann, der am 31. Dezember 2003 in Mazedonien wegen Terrorverdachts festgenommen und mutmaßlich vom US-Geheimdienst CIA im Januar 2004 nach Afghanistan verschleppt und dort bis Mai 2004 festgehalten und nach eigenen Angaben auch gefoltert wurde und mit dessen Fall sich ein Untersuchungsausschuss des Bundestags in Berlin beschäftigt, ausgerechnet einen Großmarkt in Neu-Ulm anstecken? Ist dieser Tatverdacht zu einfach, um wahr zu sein?
Verzweifelungstat eines cholerisch gewordenen Folter- und Politik- und Justiz-Opfers?
Sein Anwalt, Manfred Gnjidic, soll von einer "Verzweifelungsstat" gesprochen haben, aber ebenso unklar ist, ob er die el Masri zu Last gelegte Tat damit meint oder aber dessen Gebaren nach seiner Verhaftung. Jedenfalls werden die Äußerungen des Anwalts, wozu auch der Hinweis gehört, sein Mandant "explodiere bei Nichtigkeiten", vom Pressemainstream schon als Geständnis ausgelegt.
Auf Thriller spezialisierte Kriminalautoren würden einen Protagonisten wie ihm einen Antagonisten geben, der ihn am frühen Morgen zu einem Treffen bestellt, um ihn bislang geheime Informationen zu seinem Fall zu geben. Doch als er am vereinbarten Ort eintrifft, trifft er anstelle des Antagonisten auf Feuerwehr und Polizei und die rauchenden Trümmer eines Großmarktes. Polizisten erkennen ihn. Wer kennt sein Gesicht inzwischen nicht? Die Falle schnappt zu. Als ihm das bewusst wird, ist es schon zu spät. Darüber wütend, wehrt er sich und wird flugs in eine psychiatrische Klinik gesperrt. Eine Handlung, wie sie gegenwärtig unter Filmemachern sehr beliebt ist, auch in dem Spielfilm „EXIT“ in einer Variation zu finden ist, in dem der dänische Schauspieler und "James-Bond-Bösewicht" Mads Mikkelsen die Rolle eines solchen von der Polizei Verdächtigten spielt.
n-tv schreibt: "Erst vor zwei Wochen habe er Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) im Fall seines Mandaten um Hilfe gebeten, sagte Gnjidic. "Er entgleitet jetzt", habe er dabei gewarnt. Das Kanzleramt habe das Therapie-Ersuchen weiter an die Bayerische Staatskanzlei geleitet, die bislang noch nicht darauf reagiert habe." Sicherlich weiß der Anwalt noch nicht alles. Aber eines ist nun sicher: Sein Mandant ist nun dort, wo er ihn haben wollte.
Und in der deutschen Presse-Landschaft zeigt sich wieder einmal ein Phänomen, das das Ansehen der Presse beschmutzt. Als hätten Reporter daneben gestanden und el Masri dabei geholfen, schreibt die

So formuliert ist dies, da der Beschuldigte sich angeblich noch nicht geäußert haben soll und für Polizei und Staatsanwaltschaft immer noch ein Ermittlungsdefizit besteht, ein klarer Verstoß gegen den

Hat die Bayerische Staatskanzlei jetzt die "Bluthunde" losgelassen, so dass journalistische Ethik und Sorgfaltspflicht nichts mehr gelten? Oder haben einige Presse-Kollegen unter den Anhängern des bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber Blut geleckt und fühlen sich dazu berufen, brutal in Hetze zu verfallen?
onlineredaktion - 17. Mai, 18:37 Article 1870x read