Tratschundlaber
Sonja Wenger - Das Filmfestival in Cannes ist vorbei, und kaum einer hat’s gemerkt. Die Sendung «Germany’s Next Top Model» ist vorbei, und kaum einen kümmert’s – denn im November kommt schon die Schweizer Ausgabe von «Supermodel», in der Frauen, O-Ton «NZZ am Sonntag», im «Zehn-Kleine-Negerlein-Modus» um Ruhm und Werbeverträge «kämpfen».
Alles also «same procedure as every year». Im Nahen Osten ist wieder Krieg, in der Schweizer Politik sieht’s auch nicht besser aus und nicht mal die Prinzen von heute sind noch aus echtem Holz geschnitzt. Denn so schnell wie das Thema «Prinz Harry muss nun
doch nicht in den Irak» wieder vom Tisch war, ist sogar in unserer abgebrühten Medienwelt fast peinlich.
Andererseits brauchen wir ja den Platz, um uns ausgiebig über die von 45 auf 23 Tage reduzierte Haftstrafe der «neureichen Celebritygöre» Paris Hilton auszulassen. Eine Petition zur Freilassung wurde sogleich von ihren Fans mit der Begründung ins Leben gerufen, sie bringe Glamour in unsere sonst langweiligen Leben. Der Blog auf der Tratschwebseite des britischen «The Guardian» schäumte – und bot ein weiteres Beispiel für die Mobilisierungsfähigkeit der schieren Banalität.
Über einen ganz anderen Skandal wusste die «Süddeutsche Zeitung» zu berichten: Das schlagkräftige Supermodell Naomi Campbell habe sich während ihres fünftägigen (fünf!) Strafeinsatzes bei der New Yorker Stadtreinigung um ihre Schönheit gesorgt. Tsts! Nach der Arbeit sei sie ausgelaugt gewesen, habe schlecht geschlafen und Tränensäcke bekommen. Trotzdem habe sie geschrubbt wie eine Wilde, schrieb sie in ihrem Tagebuch, das sicher bald als politische Dokumentation verfilmt werden wird - vielleicht lässt sich ja Michael Moore dafür begeistern.
Aber wir wollen nicht böse sein. Das Leben als Modell ist wirklich hart, bedenkt man nur schon die Anfeindungen, denen sie ständig ausgesetzt sind. Immerhin titelte die «NZZ» vor kurzem «Wer hat Angst vor Heidi Klum» in einem Beitrag der kulminierten Blödheit. Eine Studie zum Einfl uss von Fotomodellen auf das weibliche Selbstbewusstsein habe herausgefunden, dass - Himmel hilf - «manche Frauen tatsächlich sehr negativ auf Modells reagieren».
Da muss man schon wieder die Konsequenz von Keira Knightly bewundern. In einem Interview mit «ELLE» sagte sie kürzlich, das ganze «Celebrity Ding» sei verrückt und wie besorgt sie darüber sei, auf Pro-Anorexia-Seiten als Vorbild zu gelten. Deswegen werde sie vermutlich die Schauspielerei aufgeben. Sie sei in ihrem Job «nicht mehr so hungrig».
Tratschundlaber escheint im Berner ensuite Kulturmagazin
Alles also «same procedure as every year». Im Nahen Osten ist wieder Krieg, in der Schweizer Politik sieht’s auch nicht besser aus und nicht mal die Prinzen von heute sind noch aus echtem Holz geschnitzt. Denn so schnell wie das Thema «Prinz Harry muss nun
doch nicht in den Irak» wieder vom Tisch war, ist sogar in unserer abgebrühten Medienwelt fast peinlich.
Andererseits brauchen wir ja den Platz, um uns ausgiebig über die von 45 auf 23 Tage reduzierte Haftstrafe der «neureichen Celebritygöre» Paris Hilton auszulassen. Eine Petition zur Freilassung wurde sogleich von ihren Fans mit der Begründung ins Leben gerufen, sie bringe Glamour in unsere sonst langweiligen Leben. Der Blog auf der Tratschwebseite des britischen «The Guardian» schäumte – und bot ein weiteres Beispiel für die Mobilisierungsfähigkeit der schieren Banalität.
Über einen ganz anderen Skandal wusste die «Süddeutsche Zeitung» zu berichten: Das schlagkräftige Supermodell Naomi Campbell habe sich während ihres fünftägigen (fünf!) Strafeinsatzes bei der New Yorker Stadtreinigung um ihre Schönheit gesorgt. Tsts! Nach der Arbeit sei sie ausgelaugt gewesen, habe schlecht geschlafen und Tränensäcke bekommen. Trotzdem habe sie geschrubbt wie eine Wilde, schrieb sie in ihrem Tagebuch, das sicher bald als politische Dokumentation verfilmt werden wird - vielleicht lässt sich ja Michael Moore dafür begeistern.
Aber wir wollen nicht böse sein. Das Leben als Modell ist wirklich hart, bedenkt man nur schon die Anfeindungen, denen sie ständig ausgesetzt sind. Immerhin titelte die «NZZ» vor kurzem «Wer hat Angst vor Heidi Klum» in einem Beitrag der kulminierten Blödheit. Eine Studie zum Einfl uss von Fotomodellen auf das weibliche Selbstbewusstsein habe herausgefunden, dass - Himmel hilf - «manche Frauen tatsächlich sehr negativ auf Modells reagieren».
Da muss man schon wieder die Konsequenz von Keira Knightly bewundern. In einem Interview mit «ELLE» sagte sie kürzlich, das ganze «Celebrity Ding» sei verrückt und wie besorgt sie darüber sei, auf Pro-Anorexia-Seiten als Vorbild zu gelten. Deswegen werde sie vermutlich die Schauspielerei aufgeben. Sie sei in ihrem Job «nicht mehr so hungrig».

sfux - 21. Jun, 08:00 Article 1621x read