Bush vergleicht Irak mit Vietnam
Prof. Marjorie Cohn - Verzweifelt bemüht, seinen unpopulären Krieg im Irak fortzusetzen, sprach George W. Bush in seiner Rede vor den 'Veterans of Foreign Wars' von einer Analogie zwischen Irak und Vietnam. "Den Preis für Amerikas Rückzug (aus Vietnam) zahlten Millionen unschuldiger Zivilisten", erklärte Bush. Dabei hat er die 4 Millionen Toten Indochinas und die 58 000 getöteten US-Soldaten übersehen. Sie waren es, die den ultimativen Preis für diesen Imperialkrieg zahlten. Myriaden von Vietnamesen und Amerikanern leiden zudem bis heute unter den verheerenden Folgen von Agent Orange, das die US-Streitkräfte über Vietnam versprühten. Zehn Jahre haben wir gebraucht, um unseren Krieg dort zu beenden - zehn Jahre, in denen unzählige Menschen starben.

In seiner Rede spielte Bush auf Kambodschas "killing fields" an. Er bezog sich auf jene über 1 Million Kambodschaner, die starben, nachdem wir uns aus Vietnam zurückgezogen hatten. Was Bush nicht erwähnte: Hätte Nixon den Vietnamkrieg schon 1969 - wie von der Antikriegsbewegung gefordert -, beendet, der Krieg hätte sich nicht auf Kambodscha ausgeweitet. Kambodscha wurde von den USA durch heimliche Flächenbombardements zerstört, wodurch es Pol Pot und den Roten Khmer ermöglicht wurde, an die Macht zu kommen.
Auch Nixon hatte damals vor einem Blutbad gewarnt, um die Fortsetzung seines Krieges in Vietnam zu rechtfertigen.Im Gegensatz zu dem Bild, das Bush in seiner Rede entworfen hat, ist Vietnam ein stabiles, vereinigtes Land, das keine Bedrohung für die Region darstellt. Vietnam ist heute Handelspartner der USA.
In seinem verzweifelten Bemühen, rational zu begründen, was er über den Irak gebracht hat - Tod und Zerstörung - führte Bush Südkorea und Japan als Beispiel an. Ihre großen Fortschritte hätten sie Amerika zu verdanken. Dabei ließ er unerwähnt, dass die Menschen in Süd- und Nordkorea ein vereinigtes Korea anstreben und die USA dabei im Weg stehen. Er vergaß auch zu erwähnen, dass seine Regierung Druck auf die Japaner ausübt, Artikel 9 der japanischen Friedensverfassung aufzuheben, der es heute verbietet, das Militär zu Zwecken der Aggression einzusetzen.
George Bush betonte in seiner Rede erneut, der Irak sei "die zentrale Front" im Krieg gegen den Terror. Ohne den Irakkrieg und die Okkupation wäre Al Kaida allerdings erst gar nicht im Irak.
Bush behauptete in seiner Rede, "unsere Truppen sehen den Fortschritt, der vor Ort erzielt wird". Vielleicht hat er den eleganten Artikel übersehen, den sieben Infanteristen/ (inaktive) Offiziere letzte Woche in der New York Times veröffentlichten: "Die Behauptung, wir hätten mehr und mehr die Kontrolle über das Schlachtfeld im Irak, ist eine Einschätzung, die durch ein wurmstichiges, Amerika zentriertes Rahmenwerk zustande gekommen ist", schrieben sie. Über zwei Millionen Iraker würden in Flüchtlingslagern leben, fast ebenso viele seien Vertriebene im eigenen Land. "Nach vier Jahren der Besatzung haben wir alle unsere Versprechen gebrochen und die Tyrannei der Bath-Partei durch eine Tyrannei islamistischer, militärischer und krimineller Gewalt ersetzt".
Wir waren nur deshalb so lange in Vietnam, damit die Supermacht USA nicht als "Verlierer" dastehen musste. Die amerikanische Rolle in Vietnam endete schließlich, weil unsere Soldaten sich weigerten zu kämpfen, weil das amerikanische Volk in rekordverdächtiger Zahl auf die Straße ging, weil Nixon ein Amtsenthebungsverfahren drohte und er deshalb geschwächt war und weil die Nordvietnamesen - im Gegensatz zu der Regierung Südvietnams - die Vietnamesen emotional und geistig für sich gewinnen konnten.
Was den US-Kongress angeht, so ist er heute nicht gewillter als damals, den Krieg zu beenden. Erst nachdem unsere Truppen schon ein Jahr aus Vietnam zurück waren, hatte der Kongress die Finanzierung sämtlicher Hilfen für die Regierung Südvietnams gestoppt. Nixon legte kein Veto dagegen ein, um vor einem Amtsenthebungsverfahren sicher zu sein. Auch heute findet sich im Kongress - oder unter den führenden Präsidentschaftskandidaten - keine substantielle Unterstützung für einen Truppenrückzug und für die Auflösung der von Bush im Irak aufgebauten Mega-Basen.
Der Widerstand innerhalb des Militärs gegen den Irakkrieg wird wachsen. Auch die Irakis werden - wie damals die Vietnamesen - dazu beitragen, Bushs Krieg zu beenden. Die 7 US-Soldaten schrieben in ihrem Artikel für die New York Times, die Iraker "werden bald erkennen, dass sie ihre Würde am besten dadurch wiedererlangen, dass sie uns als das bezeichnen, was wir sind - eine Besatzungsarmee - und indem sie unseren Rückzug erzwingen"
Übersetzung von Andrea Noll.
Dieser Artikel erschien erstmalig bei ZMag.
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Marjorie Cohn ist Professorin an der Thomas Jefferson School of Law, Präsidentin der Lawyers Guild, und die US Repräsentantin des exekutivkomitees der American Association of Jurists. Ihr Buch “Cowboy Republic: Six Ways the Bush Gang Has Defied the Law” erscheint am 28. Juni 2007
Marjorie Cohn's neustes Buch: Cowboy Republic


In seiner Rede spielte Bush auf Kambodschas "killing fields" an. Er bezog sich auf jene über 1 Million Kambodschaner, die starben, nachdem wir uns aus Vietnam zurückgezogen hatten. Was Bush nicht erwähnte: Hätte Nixon den Vietnamkrieg schon 1969 - wie von der Antikriegsbewegung gefordert -, beendet, der Krieg hätte sich nicht auf Kambodscha ausgeweitet. Kambodscha wurde von den USA durch heimliche Flächenbombardements zerstört, wodurch es Pol Pot und den Roten Khmer ermöglicht wurde, an die Macht zu kommen.
Auch Nixon hatte damals vor einem Blutbad gewarnt, um die Fortsetzung seines Krieges in Vietnam zu rechtfertigen.Im Gegensatz zu dem Bild, das Bush in seiner Rede entworfen hat, ist Vietnam ein stabiles, vereinigtes Land, das keine Bedrohung für die Region darstellt. Vietnam ist heute Handelspartner der USA.
In seinem verzweifelten Bemühen, rational zu begründen, was er über den Irak gebracht hat - Tod und Zerstörung - führte Bush Südkorea und Japan als Beispiel an. Ihre großen Fortschritte hätten sie Amerika zu verdanken. Dabei ließ er unerwähnt, dass die Menschen in Süd- und Nordkorea ein vereinigtes Korea anstreben und die USA dabei im Weg stehen. Er vergaß auch zu erwähnen, dass seine Regierung Druck auf die Japaner ausübt, Artikel 9 der japanischen Friedensverfassung aufzuheben, der es heute verbietet, das Militär zu Zwecken der Aggression einzusetzen.
George Bush betonte in seiner Rede erneut, der Irak sei "die zentrale Front" im Krieg gegen den Terror. Ohne den Irakkrieg und die Okkupation wäre Al Kaida allerdings erst gar nicht im Irak.
Bush behauptete in seiner Rede, "unsere Truppen sehen den Fortschritt, der vor Ort erzielt wird". Vielleicht hat er den eleganten Artikel übersehen, den sieben Infanteristen/ (inaktive) Offiziere letzte Woche in der New York Times veröffentlichten: "Die Behauptung, wir hätten mehr und mehr die Kontrolle über das Schlachtfeld im Irak, ist eine Einschätzung, die durch ein wurmstichiges, Amerika zentriertes Rahmenwerk zustande gekommen ist", schrieben sie. Über zwei Millionen Iraker würden in Flüchtlingslagern leben, fast ebenso viele seien Vertriebene im eigenen Land. "Nach vier Jahren der Besatzung haben wir alle unsere Versprechen gebrochen und die Tyrannei der Bath-Partei durch eine Tyrannei islamistischer, militärischer und krimineller Gewalt ersetzt".
Wir waren nur deshalb so lange in Vietnam, damit die Supermacht USA nicht als "Verlierer" dastehen musste. Die amerikanische Rolle in Vietnam endete schließlich, weil unsere Soldaten sich weigerten zu kämpfen, weil das amerikanische Volk in rekordverdächtiger Zahl auf die Straße ging, weil Nixon ein Amtsenthebungsverfahren drohte und er deshalb geschwächt war und weil die Nordvietnamesen - im Gegensatz zu der Regierung Südvietnams - die Vietnamesen emotional und geistig für sich gewinnen konnten.
Was den US-Kongress angeht, so ist er heute nicht gewillter als damals, den Krieg zu beenden. Erst nachdem unsere Truppen schon ein Jahr aus Vietnam zurück waren, hatte der Kongress die Finanzierung sämtlicher Hilfen für die Regierung Südvietnams gestoppt. Nixon legte kein Veto dagegen ein, um vor einem Amtsenthebungsverfahren sicher zu sein. Auch heute findet sich im Kongress - oder unter den führenden Präsidentschaftskandidaten - keine substantielle Unterstützung für einen Truppenrückzug und für die Auflösung der von Bush im Irak aufgebauten Mega-Basen.
Der Widerstand innerhalb des Militärs gegen den Irakkrieg wird wachsen. Auch die Irakis werden - wie damals die Vietnamesen - dazu beitragen, Bushs Krieg zu beenden. Die 7 US-Soldaten schrieben in ihrem Artikel für die New York Times, die Iraker "werden bald erkennen, dass sie ihre Würde am besten dadurch wiedererlangen, dass sie uns als das bezeichnen, was wir sind - eine Besatzungsarmee - und indem sie unseren Rückzug erzwingen"






sfux - 10. Sep, 09:15 Article 2011x read