Simbabwe – Die militärische Intervention der Nachbarstaaten rückt näher

Dr. Alexander von Paleske - Morgen soll der Krisengipfel über die Lage in Simbabwe in Sambias Hauptstadt Lusaka stattfinden. Mugabe hat bereits abgesagt, stattdessen will er seinen Justizminister ohne Entscheidungsbefugnis, Patrick Chinamasa, dorthin schicken. Damit hat er möglicherweise die letzte Chance verspielt, auf das Geschehen im Sinn der Bildung einer Regierung der nationalen Einheit a la Kenia noch Einfluss zu nehmen.

Stattdessen dürfte nun auf dem Gipfel eine ganz andere Option diskutiert werden: Die militärische Intervention der Nachbarstaaten, die nach den Statuten der SADC zulässig ist und erstmals in Lesotho 1998 ausgeübt wurde.

Opposition ruft zum Generalstreik auf
Die Opposition in Simbabwe hat für Dienstag zum Generalstreik aufgerufen. Und zwar für den Fall, dass die Wahlergebnisse, womit zu rechnen ist, bis dahin nicht veröffentlicht sein sollten. Die Regierung Mugabe hat im Gegenzug einen Quasi-Ausnahmezustand verhängt, Simbabwe dürfte damit ins Chaos abgleiten.

Ian Khama betritt die Bühne
Der neue Staatspräsident Botswanas, Ian Khama, Sohn des Staatsgründers Seretse Khama hat eine Woche nach seiner Amtseinführung bereits Flagge gezeigt. Er war es, der den Krisengipfel in Lusaka initiierte und dessen Außenminister Skelemani bezüglich der Situation in Simbabwe kein Blatt vor den Mund nahm. Skelemani, ein Demokrat durch und durch, hatte sich seinerzeit, als er Generalstaatsanwalt war, nicht gescheut, den damaligen Präsidenten Festus Mogae wegen einer Verfassungsstreitigkeit vor Gericht zu bringen.

Khama drängt auf Entscheidungen
Ian Khama, dessen Karriere über die Armee in die Politik führte, betrachtet die Lage in Simbabwe mit großem Missfallen und drängt auf Entscheidungen. Ich selbst hatte nach seiner Amtseinführung vor mehr als einer Woche Gelegenheit, ihn in einem kurzen Gespräch auf die Lage in Simbabwe anzusprechen, und er zeigte sich nicht nur bestens informiert, sondern auch besorgt. Dafür gibt es gute Gründe: Der Influx von Wirtschaftsflüchtlingen, die in Botswana keine Arbeit finden können, hat zu einem gewaltigen Ansteigen der Kriminalität geführt, was sich auch darin ausdrückt, dass rund 40 Prozent der Gefängnisinsassen in Botswana aus Simbabwe kommen, bei einem tatsächlichen Bevölkerungsanteil von bestenfalls 10 Prozent. Und es ist kein Zufall, dass er sich mit dem Präsidenten Sambias kurzschloss; im Gegensatz zu anderen Staaten der Staatengemeinschaft des südlichen Afrikas schulden weder Botswana noch Sambia Simbabwes aufgebrauchtem Machtmenschen Mugabe irgendetwas.

Im Gegenteil: Botswana nahm die politischen Flüchtlinge während der weißen Minderheitsregierung des Ian Smith bei sich auf, wofür der Vater Ian Khamas 1978 die Nansen Medaille erhielt, sozusagen der Nobelpreis im Flüchtlingswesen. Botswana hatte darüberhinaus Terrorangriffe auf sein Staatsgebiet sowohl von Rhodesien, wie auch vom Apartheidregime in Südafrika zu erdulden.

Botswana nahm dann in den 80er Jahren Menschen auf, die vor Mugabes Terror im Rahmen des Genozids im Matabeleland, genannt Operation Gukurahundi, nach Botswana flüchteten, und nun wieder die Wirtschaftsflüchtlinge aus Simbabwe.

Sambia war der Fronlinienstaat gegenüber Rhodesien und Südafrika, deren Befreiungsbewegungen hatten ihr Hauptquartier in der Hauptstadt Lusaka.

Anders sah es mit Mozambique aus, dem Mugabe gegen die vom Apartheidstaat unterstützte Rebellenbewegung Renamo militärisch zu Hilfe eilte. Und Simbabwe hatte nach der Unabhängigkeit unter den Terrorangriffen des Apartheidstaates Südafrika zu leiden und musste wirtschaftliche Einbußen hinnehmen. Darüberhinaus war Mugabe einer der schärfsten Kritiker des Apartheidregimes. Mugabe wurde nicht müde, Südafrika und Mozambique bei Gipfeltreffen immer wieder daran zu erinnern.

Mugabes Kredit verbraucht
Mugabes Kredit als Befreiungskampfer Afrikas ist mehr als aufgebraucht. Die Staatsmänner müssen nun in Lusaka sich mit der militärischen Option ernsthaft beschäftigen. Sambia und Botswana scheinen dazu bereit zu sein, weniger dagegen die Regierung Südafrikas. Aber dessen Präsident gerät jetzt unter starken Druck der Regierungspartei ANC, und seiner Verbündeten, insbesondere des Gewerkschaftsdachverbandes COSATU, die Mbekis Politik der „stillen Diplomatie“ nach vergeblichen 7 Jahren nun als gescheitert ansehen.
DrAvP - 11. Apr, 21:14 Article 6580x read
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Karl Weiss - 30. Apr, 00:53

Bitte um Stellungnahme

Als ehemaliger Kollege muss ich ihnen hier ernsthaft eine Frage stellen:
Lesen Sie sich bitte den Artikel auf dieser Website durch:
http://www.freace.de/artikel/200804/130408a.html

Wenn das, was dort steht, z.B. über die Einstellung der Hilfe durch den IWF, richtig ist, dann haben Sie uns extrem einseitig und damit falsch über Simbabwe informiert.

Von der Enmischung der USA hat man bei Ihnen nie etwas gelesen.

Bitte nehmen Sie Stellung.

Dr. Alexander von Paleske - 2. Mai, 09:30

Antwort

Sehr geehrter Herr Weiss,

Ich nehme nur kurz zu dem von Ihnen zitierten Artikel Stellung
Der Artikel enthaelt auf zwei Seiten den fehlgeschlagenen Coup in Aequatorial Guinea, die Landreform in Zimbabwe, den Kongo Krieg, das Absinken der Lebenserwartung in Zimbabwe etc. Solch ein Artikel mit den damit verbundenen Verkuerzungen muss schlecht sein, und er ist es auch.

Fangen wir also mit dem Absinken der Lebenserwartung an. Diese ist zu einem grossen Teil Folge der HIV Seuche verbunden mit der Zerstoerung des Gesundheitswesens, dies wieder zum ueberwiegenden Teil Folge der Misswirtschaft Mugabes, die sicher noch in den 90er Jahren von dem ESAP Programm des IMF verstaerkt wurde. Wer den Abfall der Lebenserwartung, der in allen Laendern des suedlichen Afrika zu beobachten ist dem IMF zuschreibt, ohne HIV auch nur zu erwaehnen, der macht sich nicht nur unglaubwuerdig sondern auch laecherlich.

Aber auch der Putsch in Aequatorial Guinea, in den ja auch ein Deutscher und eine deutsche Firma verwickelt waren, ist miserabel dargestellt siehe hierzu den Artikel „Der Wonga Coup“

http://www.oraclesyndicate.twoday.net/stories/2309441/

In dem von Ihnen genannten Artikel wird Suedafrika als in den Putschversuch verwickelt bezeichnet, obgleich die Regierung Suedafrikas den Putschversuch aufgedeckt und Simbabwe und Aequatorial Guinea gewarnt hatte.
Der Schreiberling kann offenbar nicht einmal zwischen zwei Firmen in einem Land und der Regierung unterscheiden.

Wer die „Landreform“ in Zimbabwe beschreibt, und vergisst zu erwaehnen, an wen diese Farmen letztendlich in der ueberwiegenden Zahl gegangen sind, naemlich an Mugabes Cronies, auch der ist unglaubwuerdig. Ich habe das selbst in der eigenen Familie erlebt. Mein (schwarzer) Schwager, Chef einer Pensionskasse in der Hauptstadt Harare, keinerlei Ausbildung als Farmer sondern als Administrator, bekam eine grosse Kaffeefarm. Als erstes hackte er alle Kaffeestauden ab, dann pflanzte er Mais auf 1/10 des vorher bewirtschafteten Bodens, , nach einer Missernte keinerlei Aktivitaeten mehr ausser das Abhacken und Verkaufen aller dort befindlichen Baeume.
Das ist beileibe kein Einzelfall.
Es gab genug ausgebildete schwarze Farmer in Zimbabwe, an den lokalen Agricultural Colleges ausgebildet.
Diese Farmer bekamen kein Land.

Mugabe ist gegen den ausdruecklichen Rat Nelson Mandelas in den Kongo-Krieg gezogen, mit katastrophalen Folgen fuer die Wirtschaft und das Gesundheitswesenes Zimbabwes, siehe hierzu auch den Artikel "Mugabes Umzug ins Paradies"

http://www.oraclesyndicate.twoday.net/stories/2587135/

Und zum Kongo selbst

http://www.oraclesyndicate.twoday.net/stories/4578528/
http://www.oraclesyndicate.twoday.net/stories/4587935/ .
MfG

EOD
Dr. v. Paleske

Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

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