Simbabwe: Verschwörungsmärchen in den Zeiten der Cholera
Dr. Alexander von Paleske - Vor knapp zwei Wochen verstarb der dem simbabweschen Diktator Mugabe treu ergebene Minister Elliot Manyika nach einem Verkehrsunfall.
Sofort machten Verschwörungstheorien die Runde. Er soll das Opfer eines Machtkampfes innerhalb der Regierungspartei ZANU-PF geworden sein.
Bei der Beerdigung seines Ministers erklärte Robert Mugabe am vergangenen Donnerstag die Cholera-Epidemie “für beendet” während mittlerweile mehr als 18.000 Patienten an ihr erkrankten und mehr als 1000 daran gestorben sind. Nun hat sein Informationsminister Sikanyiso Ndlovu eine weitere Verschwörungstheorie in Umlauf gebracht: Er beschuldigte die Regierung Grossbritanniens, für die Cholera- Epidemie verantwortlich zu sein. „Sie führe biologischen Krieg gegen Simbabwe“.
Haltlose Anschuldigungen
Choleraerkrankungen gibt es in Sambia, Angola und Simbabwe jedes Jahr vorwiegend zur Regenzeit. Aber die Choleraerkrankungen in Simbabwe gab es in den 80er und der ersten Hälfte der 90er Jahre vorwiegend in den Flüchtlingslagern im Osten des Landes, dort wo viele Flüchtlinge aus dem kriegszerstörten Mozambique untergebracht waren. In den Städten Harare, Bulawayo, Mutare und Gweru waren sie so gut wie nicht vorhanden.
So gab es aber immerhin nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation im zum Beispiel Jahre 1998 in Simbabwe 335 Cholerafälle mit 12 Toten. Im Jahre 2002 stieg die Zahl auf 3125 Fälle mit 192 Toten.
Der Grund für das jetzige explosionsartige Ausbreiten der Cholera liegt in dem Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung in den Städten gekoppelt mit dem Zusammenbruch der Kanalisation. Wir hatten bereits darüber berichtet.
Im August letzten Jahres kam es dann zum ersten Choleraausbruch in Harare, nachdem die nationale Wasserbehörde ZINWA ungeklärte Abwässer in den Lake Chivero nahe Harare geleitet hatte, aus dem Harare sein Trinkwasser bezieht.
Die angebliche „biologische Kriegsführung“ von der Minister Ndlovu hier redet, ist nichts anderes als das Versagen seiner eigenen Regierung.
Wer ist Minister Ndlovu?
Sikanyiso Ndlovu lernte ich per Zufall im Jahre 2000 kennen, als ich einen seiner Verwandten im Krankenhaus behandelte.
Er war damals Abgeordneter für die Regierungspartei, sein Wahlkreis war in Bulawayo. Ndlovu war in den 80er Jahren selbst Opfer der Verfolgung von Angehörigen des Matablestammes durch Mugabe.
Im Jahre 2000 verlor er den Wahlkreis an die Opposition und war nun von der Gnade Mugabes abhängig, der ihn natürlich nicht fallen liess.
Sikanyiso Ndlovu, der sich mir gegenüber nach dem Tode Joshua Nkomos auch Hoffnungen auf dessen Nachfolge als Vizepräsident machte, - vergeblich allerdings - ist jemand, der sich mit Haut und Haaren an Mugabe „verkauft“ hat, und dessen Anschuldigungen über die angebliche biologische Kriegführung nicht einen Jota Gewicht besitzen.
Die Schussverletzung des Marschalls Perence Shiri
Am vergangenen Wochenende hat der Befehlshaber der Luftwaffe, Marschall Perence Shiri, eine Schussverletzung erlitten.
Perence Shiri, ein enger Vertrauter Mugabes soll auf der Fahrt von seiner Farm in Gweru angegriffen worden sein. Shiri ist für die Massaker im Matabeleland in den 80er Jahren mitverantwortlich, denen rund 20.000 Menschen zum Opfer fielen. Die 5. (Terror-)Brigade, welche die Massaker ausführte, stand unter seinem Kommando.
Nach anderen Meldungen in der Zeitung ZIMBABWEAN soll es sich um einen Selbstmordversuch gehandelt haben. Gleichwie, sofort wurde die Opposition beschuldigt, einen Attentatsversuch unternommen zu haben. Mit der Verhängung des Ausnahmezustands wurde gerechnet.
Auch der Mugabe treu ergebene Terrorist Joseph Chinotimba, über dessen Wahlterror im Bezirk Buhera vor der Präsidentenstichwahl wir schon ausführlich berichtet hatten, erlitt einen Verkehrsunfall in Harare und zog sich einen Wirbelbruch zu.
Unter den Anhängern Mugabes kreisen nun nicht nur die Verschwörungstheorien, sondern es geht mittlerweile die Angst um. Zumal Soldaten angeblich angekündigt haben, wieder, wie vor drei Wochen, zu demonstrieren und zu plündern. Dies berichtet heute die grösste südafrikanische Tageszeitung, THE STAR.
Aussenpolitische Verschwörungen
Auch aussenpolitisch kreiert die Regierung Verschwörungstheorien. So soll Botswana angeblich „Dissidenten“ militärisch ausbilden. Beweise hat Simbabwes Regierung nicht. Aber nun war die Staatengemeinschaft des südlichen Afrika SADC gezwungen, eine Untersuchungskommission nach Botswana zu schicken, um den haltlosen Vorwürfen nachzugehen.
Keine politische Lösung in Sicht
Während sich die Cholera weiter ausbreitet und Hunger herrscht, ist eine politische Lösung ist nach wie vor nicht sichtbar. Der Oppositionsführer Tsvangirai hält sich im Ausland auf. Nach Simbabwe will er vorläufig nicht zurückkehren. Dort werden seine Anhänger verschleppt, Gerichtsbeschlüsse, sie vor Gericht zu bringen, werden von der Regierung und Polizei ignoriert. Niemand weiss, wo sie sich befinden und ob sie noch am Leben sind.
Neuwahlen geplant
Offenbar plant Mugabe im Falle des Nichtzustandekommens einer Regierung der nationalen Einheit Neuwahlen, die selbst bei internationaler Ueberwachung zu einem erneuten Wahlkampfterror Mugabes führen würden.
Es wären mehr als 10.000 Wahlbeobachter erforderlich, um eine lückenlose Ueberwachung , einen fairen Ablauf des Wahlkampfes und eine korrekte Stimmauszählung sicherzustellen. Bestenfalls kann aber nur mit einer weit darunter liegenden Zahl gerechnet werden.
Wie unter diesen Umständen auch der Oppositionsführer Tsvangirai Neuwahlen fordern kann, bleibt mehr als unverständlich. Nochmaliger Wahlkampfterror ist das letzte, was die Bevölkerung nach Hunger und Cholera nun braucht.
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Sofort machten Verschwörungstheorien die Runde. Er soll das Opfer eines Machtkampfes innerhalb der Regierungspartei ZANU-PF geworden sein.
Bei der Beerdigung seines Ministers erklärte Robert Mugabe am vergangenen Donnerstag die Cholera-Epidemie “für beendet” während mittlerweile mehr als 18.000 Patienten an ihr erkrankten und mehr als 1000 daran gestorben sind. Nun hat sein Informationsminister Sikanyiso Ndlovu eine weitere Verschwörungstheorie in Umlauf gebracht: Er beschuldigte die Regierung Grossbritanniens, für die Cholera- Epidemie verantwortlich zu sein. „Sie führe biologischen Krieg gegen Simbabwe“.
Haltlose Anschuldigungen
Choleraerkrankungen gibt es in Sambia, Angola und Simbabwe jedes Jahr vorwiegend zur Regenzeit. Aber die Choleraerkrankungen in Simbabwe gab es in den 80er und der ersten Hälfte der 90er Jahre vorwiegend in den Flüchtlingslagern im Osten des Landes, dort wo viele Flüchtlinge aus dem kriegszerstörten Mozambique untergebracht waren. In den Städten Harare, Bulawayo, Mutare und Gweru waren sie so gut wie nicht vorhanden.
So gab es aber immerhin nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation im zum Beispiel Jahre 1998 in Simbabwe 335 Cholerafälle mit 12 Toten. Im Jahre 2002 stieg die Zahl auf 3125 Fälle mit 192 Toten.
Der Grund für das jetzige explosionsartige Ausbreiten der Cholera liegt in dem Zusammenbruch der Trinkwasserversorgung in den Städten gekoppelt mit dem Zusammenbruch der Kanalisation. Wir hatten bereits darüber berichtet.
Im August letzten Jahres kam es dann zum ersten Choleraausbruch in Harare, nachdem die nationale Wasserbehörde ZINWA ungeklärte Abwässer in den Lake Chivero nahe Harare geleitet hatte, aus dem Harare sein Trinkwasser bezieht.
Die angebliche „biologische Kriegsführung“ von der Minister Ndlovu hier redet, ist nichts anderes als das Versagen seiner eigenen Regierung.
Wer ist Minister Ndlovu?
Sikanyiso Ndlovu lernte ich per Zufall im Jahre 2000 kennen, als ich einen seiner Verwandten im Krankenhaus behandelte.
Er war damals Abgeordneter für die Regierungspartei, sein Wahlkreis war in Bulawayo. Ndlovu war in den 80er Jahren selbst Opfer der Verfolgung von Angehörigen des Matablestammes durch Mugabe.
Im Jahre 2000 verlor er den Wahlkreis an die Opposition und war nun von der Gnade Mugabes abhängig, der ihn natürlich nicht fallen liess.
Sikanyiso Ndlovu, der sich mir gegenüber nach dem Tode Joshua Nkomos auch Hoffnungen auf dessen Nachfolge als Vizepräsident machte, - vergeblich allerdings - ist jemand, der sich mit Haut und Haaren an Mugabe „verkauft“ hat, und dessen Anschuldigungen über die angebliche biologische Kriegführung nicht einen Jota Gewicht besitzen.
Die Schussverletzung des Marschalls Perence Shiri
Am vergangenen Wochenende hat der Befehlshaber der Luftwaffe, Marschall Perence Shiri, eine Schussverletzung erlitten.
Perence Shiri, ein enger Vertrauter Mugabes soll auf der Fahrt von seiner Farm in Gweru angegriffen worden sein. Shiri ist für die Massaker im Matabeleland in den 80er Jahren mitverantwortlich, denen rund 20.000 Menschen zum Opfer fielen. Die 5. (Terror-)Brigade, welche die Massaker ausführte, stand unter seinem Kommando.
Nach anderen Meldungen in der Zeitung ZIMBABWEAN soll es sich um einen Selbstmordversuch gehandelt haben. Gleichwie, sofort wurde die Opposition beschuldigt, einen Attentatsversuch unternommen zu haben. Mit der Verhängung des Ausnahmezustands wurde gerechnet.
Auch der Mugabe treu ergebene Terrorist Joseph Chinotimba, über dessen Wahlterror im Bezirk Buhera vor der Präsidentenstichwahl wir schon ausführlich berichtet hatten, erlitt einen Verkehrsunfall in Harare und zog sich einen Wirbelbruch zu.
Unter den Anhängern Mugabes kreisen nun nicht nur die Verschwörungstheorien, sondern es geht mittlerweile die Angst um. Zumal Soldaten angeblich angekündigt haben, wieder, wie vor drei Wochen, zu demonstrieren und zu plündern. Dies berichtet heute die grösste südafrikanische Tageszeitung, THE STAR.
Aussenpolitische Verschwörungen
Auch aussenpolitisch kreiert die Regierung Verschwörungstheorien. So soll Botswana angeblich „Dissidenten“ militärisch ausbilden. Beweise hat Simbabwes Regierung nicht. Aber nun war die Staatengemeinschaft des südlichen Afrika SADC gezwungen, eine Untersuchungskommission nach Botswana zu schicken, um den haltlosen Vorwürfen nachzugehen.
Keine politische Lösung in Sicht
Während sich die Cholera weiter ausbreitet und Hunger herrscht, ist eine politische Lösung ist nach wie vor nicht sichtbar. Der Oppositionsführer Tsvangirai hält sich im Ausland auf. Nach Simbabwe will er vorläufig nicht zurückkehren. Dort werden seine Anhänger verschleppt, Gerichtsbeschlüsse, sie vor Gericht zu bringen, werden von der Regierung und Polizei ignoriert. Niemand weiss, wo sie sich befinden und ob sie noch am Leben sind.
Neuwahlen geplant
Offenbar plant Mugabe im Falle des Nichtzustandekommens einer Regierung der nationalen Einheit Neuwahlen, die selbst bei internationaler Ueberwachung zu einem erneuten Wahlkampfterror Mugabes führen würden.
Es wären mehr als 10.000 Wahlbeobachter erforderlich, um eine lückenlose Ueberwachung , einen fairen Ablauf des Wahlkampfes und eine korrekte Stimmauszählung sicherzustellen. Bestenfalls kann aber nur mit einer weit darunter liegenden Zahl gerechnet werden.
Wie unter diesen Umständen auch der Oppositionsführer Tsvangirai Neuwahlen fordern kann, bleibt mehr als unverständlich. Nochmaliger Wahlkampfterror ist das letzte, was die Bevölkerung nach Hunger und Cholera nun braucht.















onlinedienst - 17. Dez, 20:43 Article 2474x read