Nachruf auf das liberale Gewissen Südafrikas – Helen Suzman gestorben
Dr. Alexander von Paleske – Gestern starb im Alter von 91 Jahren Helen Suzman, während der Apartheidzeit das liberale Gewissen Südafrikas genannt. Gegen Ungerechtigkeit und Rassenwahn hatte sie ihr ganzes Leben lang gekämpft. .
Von der Universität ins Parlament
Als Tochter eines jüdischen Immigranten aus Litauen, der in Südafrika zu Wohlstand gekommen war, studierte Helen Suzman an der Witwatersrand Universität, allgemein "Wits" genannt und wurde nach Abschluss ihres Studiums dort Dozentin.
Politisch fühlte sie sich verbunden mit der United Party des Generals Jan Smuts, der Südafrika an der Seite Englands im Kampf gegen Adolf Hitler in den zweiten Weltkrieg führte und dessen Truppen entscheidenden Anteil an der Niederlage von Rommels Afrikacorps 1942 in El Alamein hatten: der ersten großen Niederlage Hitlerdeutschlands noch vor Stalingrad. Doch Jan Smuts verlor die Wahl 1948 und es kamen die Nationalisten mit ihrer Apartheidspolitik unter D.F. Malan ans Ruder. Helen Suzmans erste Reaktion darauf war, eine Auswanderung ins Auge zu fassen, da sie mit mindestens 40 Jahren Alptraum rechnete und damit ziemlich richtig lag.
Ab 1953 Abgeordnete
Ihr Mann, Moses Suzman, ein Arzt, den sie mit 20 Jahren geheiratet hatte, lehnte ab und so entschloss sie sich, etwas gegen diese Regierung zu unternehmen und kam 1953 als Abgeordnete der Oppositionspartei ins Parlament. Dort sollte sie bis zum Jahre 1989 auf der Bank der Opposition bleiben. Von 1961 bis 1974 ganz allein und immer wieder die Stimme erheben, gegen Apartheid und Ungerechtigkeit und für die Menschenrechte. Unbarmherzig und mutig geißelte sie die Taten der Regierung. Sie kämpfte gegen die Todesstrafe, als Südafrika Weltmeister in Sachen Hinrichtung war und sie ging in die Townships und die Gefängnisse.
Besuch auf Robben Island
1967 besuchte sie erstmals Robben Island. Die Gefangenen dort, unter ihnen die Führungsspitze des ANC mit Mandela, Sisulu und Mbeki, hatten ganz besonders unter einem sadistischen Aufseher namens van Rensburg zu leiden, der regelmäßig neben das Essen der Gefangenen urinierte und sich einen Spaß daraus machte, die Gefangenen wo er nur konnte zu schikanieren. Seine Arme zierten Tätowierungen mit Hakenkreuzen. Helen Suzmans Besuch hatte immerhin die Ablösung van Rensburgs sowie kleinere Erleichterungen zur Folge.
Ombudsmann der Stimmrechtlosen
Sie wurde zu einer Art Ombudsmann für all die Menschen, die kein Stimmrecht und daher auch keinen Abgeordneten hatten. Die verzweifelten Hilferufe, die täglich auf ihren Schreibtisch landeten, nannte sie "die Ernte der Apartheidsaat". Manchmal konnte sie helfen, oftmals jedoch nicht.
Als Steve Biko ermordet wurde und Polizeiminister Jimmy Kruger erklärte, dass ihn der Tod Bikos "kalt lasse", da äußerte sie im Parlament: "The world is not going to forget the Biko affair and we will not forget it either".
1989 schied sie aus dem Parlament aus und bedauerte, dass sie ein Jahr später nicht dabei war, als alle Gesetze, die sie jahrzehntelang bekämpft hatte, allesamt aufgehoben wurden. In ihrem letzten Antrag im Parlament hatte sie die Ablösung eines Richters gefordert. Dieser hatte eine lächerliche Strafe gegen einen weißen Farmer verhängt, der zwei seiner schwarzen Arbeiter zu Tode geprügelt hatte.
Im Jahre 1997 verlieh ihr Staatspräsident Nelson Mandela den goldenen Verdienstorden Südafrikas. Insgesamt wurden Helen Suzman 27 Ehrendoktorwürden verliehen, darunter von Harvard, Oxford, Cambridge, Columbia und Yale. Ihre Stimme zeugte von tiefster Menschlichkeit und Mut, die nicht aufhörte, sich zu Wort zu melden.
In ihrem letzten grossen Interview anlässlich ihres 90. Geburtstags griff sie unbarmherzig die Politik des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Thabo Mbeki in Sachen AIDS, Kriminalität und Simbabwe an.
E-Mail apaleske@gov.bw
Von der Universität ins Parlament
Als Tochter eines jüdischen Immigranten aus Litauen, der in Südafrika zu Wohlstand gekommen war, studierte Helen Suzman an der Witwatersrand Universität, allgemein "Wits" genannt und wurde nach Abschluss ihres Studiums dort Dozentin.
Politisch fühlte sie sich verbunden mit der United Party des Generals Jan Smuts, der Südafrika an der Seite Englands im Kampf gegen Adolf Hitler in den zweiten Weltkrieg führte und dessen Truppen entscheidenden Anteil an der Niederlage von Rommels Afrikacorps 1942 in El Alamein hatten: der ersten großen Niederlage Hitlerdeutschlands noch vor Stalingrad. Doch Jan Smuts verlor die Wahl 1948 und es kamen die Nationalisten mit ihrer Apartheidspolitik unter D.F. Malan ans Ruder. Helen Suzmans erste Reaktion darauf war, eine Auswanderung ins Auge zu fassen, da sie mit mindestens 40 Jahren Alptraum rechnete und damit ziemlich richtig lag.
Ab 1953 Abgeordnete
Ihr Mann, Moses Suzman, ein Arzt, den sie mit 20 Jahren geheiratet hatte, lehnte ab und so entschloss sie sich, etwas gegen diese Regierung zu unternehmen und kam 1953 als Abgeordnete der Oppositionspartei ins Parlament. Dort sollte sie bis zum Jahre 1989 auf der Bank der Opposition bleiben. Von 1961 bis 1974 ganz allein und immer wieder die Stimme erheben, gegen Apartheid und Ungerechtigkeit und für die Menschenrechte. Unbarmherzig und mutig geißelte sie die Taten der Regierung. Sie kämpfte gegen die Todesstrafe, als Südafrika Weltmeister in Sachen Hinrichtung war und sie ging in die Townships und die Gefängnisse.
Besuch auf Robben Island
1967 besuchte sie erstmals Robben Island. Die Gefangenen dort, unter ihnen die Führungsspitze des ANC mit Mandela, Sisulu und Mbeki, hatten ganz besonders unter einem sadistischen Aufseher namens van Rensburg zu leiden, der regelmäßig neben das Essen der Gefangenen urinierte und sich einen Spaß daraus machte, die Gefangenen wo er nur konnte zu schikanieren. Seine Arme zierten Tätowierungen mit Hakenkreuzen. Helen Suzmans Besuch hatte immerhin die Ablösung van Rensburgs sowie kleinere Erleichterungen zur Folge.
Ombudsmann der Stimmrechtlosen
Sie wurde zu einer Art Ombudsmann für all die Menschen, die kein Stimmrecht und daher auch keinen Abgeordneten hatten. Die verzweifelten Hilferufe, die täglich auf ihren Schreibtisch landeten, nannte sie "die Ernte der Apartheidsaat". Manchmal konnte sie helfen, oftmals jedoch nicht.
Als Steve Biko ermordet wurde und Polizeiminister Jimmy Kruger erklärte, dass ihn der Tod Bikos "kalt lasse", da äußerte sie im Parlament: "The world is not going to forget the Biko affair and we will not forget it either".
1989 schied sie aus dem Parlament aus und bedauerte, dass sie ein Jahr später nicht dabei war, als alle Gesetze, die sie jahrzehntelang bekämpft hatte, allesamt aufgehoben wurden. In ihrem letzten Antrag im Parlament hatte sie die Ablösung eines Richters gefordert. Dieser hatte eine lächerliche Strafe gegen einen weißen Farmer verhängt, der zwei seiner schwarzen Arbeiter zu Tode geprügelt hatte.
Im Jahre 1997 verlieh ihr Staatspräsident Nelson Mandela den goldenen Verdienstorden Südafrikas. Insgesamt wurden Helen Suzman 27 Ehrendoktorwürden verliehen, darunter von Harvard, Oxford, Cambridge, Columbia und Yale. Ihre Stimme zeugte von tiefster Menschlichkeit und Mut, die nicht aufhörte, sich zu Wort zu melden.
In ihrem letzten grossen Interview anlässlich ihres 90. Geburtstags griff sie unbarmherzig die Politik des inzwischen zurückgetretenen Präsidenten Thabo Mbeki in Sachen AIDS, Kriminalität und Simbabwe an.
E-Mail apaleske@gov.bw
onlinedienst - 2. Jan, 06:19 Article 1677x read