Chiasso-Gate: Berlusconis späte Rache an den USA?
World Content News - Noch ist die Nachrichtenlage dünn, die Spekulationen schießen ins Kraut. Doch die Anzeichen verdichten sich, dass der aufgeflogene Schmuggel von US-Anleihen in der schier unglaublichen Höhe von 134,5 Milliarden Dollar in Chiasso das missratene Ergebnis eines geheimen und ziemlich überhasteten Government-to-Government-Deals gewesen sein könnte, der - spekulieren wir mal - nicht ganz zufällig aufflog?
Laut Asia News Italy sollen die Schmuggler inzwischen "unüblicherweise" wieder freigelassen worden sein. Zudem wird die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitiert, die den kürzlich erfolgten Rücktritt des Innenministers Kunio Hatoyama in einen möglichen Zusammenhang mit der Affäre stellt.

Spektakulärer Zollfund: Echt mit unüblichen Nennwerten oder perfekte, aber sinnlose Fälschungen ?
Timeline: Was bisher geschah
03. Juni 2009
Zwei Männer, offenbar japanische Staatsbürger, werden auf dem Weg von Mailand in die Schweiz in einem Regionalzug am Grenzübergang von Chiasso von zwei italienischen Zollbeamten gebeten, ihre Koffer zu öffnen, nachdem diese zuvor erklärt hatten, nichts zu verzollen zu haben.
Im doppelten Boden eines Koffers kommen zum Vorschein: 249 US-Staatsobligationen mit je 500 Mio. Dollar Nennwert, sowie zehn Kennedy-Bonds im Wert von jeweils einer Milliarde Dollar. Die Anleihen haben einen Gesamtwert von 134.500.000.000 Dollar, das entspricht Quellen zufolge etwa 30% der bisher in Japans Besitz befindlichen US-Staatsanleihen bzw. ca. 1 % des US-Bruttoinlandproduktes. Zudem werden laut italienischem Zoll Dokumente einer nicht näher genannten Bank aufgefunden, die die Echtheit der Wertpapiere bestätigen sollen.
Die beiden Männer, die am Vortag in einem Hotel in Mailand übernachtet haben sollen, werden zunächst verhaftet, später wird die Arrestierung von der japanischen Botschaft in Italien bestätigt. Spekulationen zufolge haben die mutmaßlichen Japaner die Dokumente entweder am Nachmittag des 2. Juni oder am frühen Vormittag des 3. Juni in Empfang genommen und wollten damit zunächst in die Schweiz einreisen.
Detailinfos siehe: Handelsblatt, Spiegel Online, International Business Times, Cryptogon.
04. Juni
Entgegen Berichten über eine mehrere Tage dauernde Nachrichtensperre über diesen Fund erscheint am nächsten Tag eine kurze Meldung von adnkronos in mehreren italienischen Tageszeitungen, hier z.B. via Libero-News. Die Beiträge beziehen sich auf eine Mitteilung der 'Guardia di Finanza'
08. Juni
AsiaNews bringt ihren ersten Artikel, der international Aufsehen erregt und mutmaßt:
Such a large denomination is not available in regular financial and banking markets. Only states handle such amounts of money.
Die Zeitung zitiert auch aus einem Interview eines italienischen Blogs namens "Crisis? What Crisis?" mit Rodolfo Mecarelli, dem Leiter der Guardia di Finanza in Como, nachdem die Staatsanleihen echt, die Kennedy-Bonds möglicherweise aber gefälscht sein könnten.
Die ersten Blogger nehmen sich des Themas an, zögerlich zunächst, die meisten glauben an eine Falschmeldung, da die Summe ungeheuerlich erscheint. Einige vermuten eine koordinierte Verschwörungsaktion, die dem Dollar schaden sollte und eine Währungsreform einleiten könnte.
11. Juni
Die Wirtschaftszeitung International Business Times und Bloomberg verhelfen der Geschichte zum Durchbruch. Ein Leser fragt schelmisch: Wer hat das 250. Wertpapier mit 500 Mio. abgestaubt ???
"Die Welt" meldet: China und Russland wollen US-Anleihen abstoßen. Und was ist mit Japan?
Jetzt tauchen auch erstmals Blogbeiträge in deutscher Sprache auf bei Alles Schall und Rauch und MM-News.
12. Juni
Die Nachricht macht die Runde. Spiegel Online bringt gleich drei Artikel, viele Schweizer und deutsche Zeitungen ziehen nach. Im Vordergrund steht die Hoffnung, dass es sich um Fälschungen handelt. In den USA hält sich das Interesse an der Schmuggelgeschichte noch in Grenzen.
Der japanische Finanzminister Kaoru Yosano beschwört, dass sein Land ein unerschütterliches Vertrauen in die amerikanischen Staatsanleihen hat.
Italien will immerhin 9 Tage nach dem Vorfall, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC die Echtheit der Wertpapiere überprüfen soll.
AsiaNews stellt im Folgeartikel klar, dass die beiden Japaner wieder auf freiem Fuss sind und erinnert an eine Meldung vom Wallstreet Journal vom 30. März dieses Jahres, nach der exakt die gleiche Summe von 134,5 Milliarden Dollar im Troubled Asset Relief Program (TARP), das zum Rettungspaket der US-Regierung zählt, zurückgehalten und nicht ausgegeben wurde. Ein irrer Zufall oder liegt hier etwa der Hund begraben?
Ähem - wo ist Anleihe Nr. 250 abgeblieben?
Speculazione:
Alles dreht sich zunächst um die Frage: Sind die Dokumente echt oder gefälscht. Wenn falsch, dann sind sie auf jeden Fall unverkäuflich. Sie hätten höchstens als Sicherheit hinterlegt werden können. Aber kann man mit solch hohen Nennwerten einen Schweizer Banker aufs Kreuz legen? Und diese AOL-News kam soeben noch rein: Geschmuggelte Anleihen sind wohl echt. Fürchtet euch nicht ...
Für wen arbeiteten die Schmuggler? Für die internationale Mafia, die einen Großteil ihrer "Ersparnisse" in bröckelnde Dollars anlegen wollte? Lustiger Gedanke.
Sollten die Papiere von Japan abgestoßen werden oder hat man sie gar zugekauft? Macht die US-Regierung heimlich zusätzliche Schulden, die einer Deckung bedürfen? Wir erinnern uns: Bei der FED ist der Verbleib von mehreren Billionen Dollar unklar ("We are in not a position to say if there losses.")
Waren die Schmuggler eher unerfahren? Sie hätten locker auch den Intercity nehmen können, aber Japaner in einem Bummelzug über die Grenze, das klingt nicht gerade nach Profis.
War eine Mailänder Bank im Spiel? Zum Beispiel Morgan Stanley & Co International mit Sitz Corso Venezia 16 in Milano? Tja - wir erinnern uns, deren Vize Domenico Siniscalco war Anfang Mai auch auf dem Bilderberg-Treffen in Griechenland anwesend. Aber halt: Japan hatte sonderbarerweise keinen einzigen Vertreter dort hin geschickt.
Und last but not least: War der Fund der italienischen Zöllner wirklich reiner Zufall oder hatte Berlusconi von den dunklen Geschäften vorher Wind gekriegt und die Sache auffliegen lassen? Strengen wir noch mal unser Gedächtnis an: Der "politische Dilettant" war im letzten Sommer mit einer Pressemappe auf dem G8-Gipfel (in Japan!) von den USA tödlich beleidigt worden. Und ganz zufällig steht im nächsten Monat wiederum ein Gipfel an, diesmal im italienischen Lecce. Der Gastgeber Berlusconi ist schließlich bekannt dafür, dass er gerne Retourkutschen fährt. Und einen "Finderlohn" in Höhe von 40% der Summe dürfte er auch noch einbehalten, so will es das Gesetz.
Wie es auch immer gewesen sein mag - es bleibt zu hoffen, dass dieser Skandal noch einen vergnüglichen Fortgang erfährt. Und nicht vergessen: Bei einer möglicherweise anstehenden Währungsreform würde die USA angesichts ihrer jetzigen Verfassung nur davon profitieren.

Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
Laut Asia News Italy sollen die Schmuggler inzwischen "unüblicherweise" wieder freigelassen worden sein. Zudem wird die japanische Nachrichtenagentur Kyodo zitiert, die den kürzlich erfolgten Rücktritt des Innenministers Kunio Hatoyama in einen möglichen Zusammenhang mit der Affäre stellt.

Spektakulärer Zollfund: Echt mit unüblichen Nennwerten oder perfekte, aber sinnlose Fälschungen ?
Timeline: Was bisher geschah
03. Juni 2009
Zwei Männer, offenbar japanische Staatsbürger, werden auf dem Weg von Mailand in die Schweiz in einem Regionalzug am Grenzübergang von Chiasso von zwei italienischen Zollbeamten gebeten, ihre Koffer zu öffnen, nachdem diese zuvor erklärt hatten, nichts zu verzollen zu haben.
Im doppelten Boden eines Koffers kommen zum Vorschein: 249 US-Staatsobligationen mit je 500 Mio. Dollar Nennwert, sowie zehn Kennedy-Bonds im Wert von jeweils einer Milliarde Dollar. Die Anleihen haben einen Gesamtwert von 134.500.000.000 Dollar, das entspricht Quellen zufolge etwa 30% der bisher in Japans Besitz befindlichen US-Staatsanleihen bzw. ca. 1 % des US-Bruttoinlandproduktes. Zudem werden laut italienischem Zoll Dokumente einer nicht näher genannten Bank aufgefunden, die die Echtheit der Wertpapiere bestätigen sollen.
Die beiden Männer, die am Vortag in einem Hotel in Mailand übernachtet haben sollen, werden zunächst verhaftet, später wird die Arrestierung von der japanischen Botschaft in Italien bestätigt. Spekulationen zufolge haben die mutmaßlichen Japaner die Dokumente entweder am Nachmittag des 2. Juni oder am frühen Vormittag des 3. Juni in Empfang genommen und wollten damit zunächst in die Schweiz einreisen.
Detailinfos siehe: Handelsblatt, Spiegel Online, International Business Times, Cryptogon.
04. Juni
Entgegen Berichten über eine mehrere Tage dauernde Nachrichtensperre über diesen Fund erscheint am nächsten Tag eine kurze Meldung von adnkronos in mehreren italienischen Tageszeitungen, hier z.B. via Libero-News. Die Beiträge beziehen sich auf eine Mitteilung der 'Guardia di Finanza'
08. Juni
AsiaNews bringt ihren ersten Artikel, der international Aufsehen erregt und mutmaßt:
Such a large denomination is not available in regular financial and banking markets. Only states handle such amounts of money.
Die Zeitung zitiert auch aus einem Interview eines italienischen Blogs namens "Crisis? What Crisis?" mit Rodolfo Mecarelli, dem Leiter der Guardia di Finanza in Como, nachdem die Staatsanleihen echt, die Kennedy-Bonds möglicherweise aber gefälscht sein könnten.
Die ersten Blogger nehmen sich des Themas an, zögerlich zunächst, die meisten glauben an eine Falschmeldung, da die Summe ungeheuerlich erscheint. Einige vermuten eine koordinierte Verschwörungsaktion, die dem Dollar schaden sollte und eine Währungsreform einleiten könnte.
11. Juni
Die Wirtschaftszeitung International Business Times und Bloomberg verhelfen der Geschichte zum Durchbruch. Ein Leser fragt schelmisch: Wer hat das 250. Wertpapier mit 500 Mio. abgestaubt ???
"Die Welt" meldet: China und Russland wollen US-Anleihen abstoßen. Und was ist mit Japan?
Jetzt tauchen auch erstmals Blogbeiträge in deutscher Sprache auf bei Alles Schall und Rauch und MM-News.
12. Juni
Die Nachricht macht die Runde. Spiegel Online bringt gleich drei Artikel, viele Schweizer und deutsche Zeitungen ziehen nach. Im Vordergrund steht die Hoffnung, dass es sich um Fälschungen handelt. In den USA hält sich das Interesse an der Schmuggelgeschichte noch in Grenzen.
Der japanische Finanzminister Kaoru Yosano beschwört, dass sein Land ein unerschütterliches Vertrauen in die amerikanischen Staatsanleihen hat.
Italien will immerhin 9 Tage nach dem Vorfall, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC die Echtheit der Wertpapiere überprüfen soll.
AsiaNews stellt im Folgeartikel klar, dass die beiden Japaner wieder auf freiem Fuss sind und erinnert an eine Meldung vom Wallstreet Journal vom 30. März dieses Jahres, nach der exakt die gleiche Summe von 134,5 Milliarden Dollar im Troubled Asset Relief Program (TARP), das zum Rettungspaket der US-Regierung zählt, zurückgehalten und nicht ausgegeben wurde. Ein irrer Zufall oder liegt hier etwa der Hund begraben?
Ähem - wo ist Anleihe Nr. 250 abgeblieben?
Speculazione:
Alles dreht sich zunächst um die Frage: Sind die Dokumente echt oder gefälscht. Wenn falsch, dann sind sie auf jeden Fall unverkäuflich. Sie hätten höchstens als Sicherheit hinterlegt werden können. Aber kann man mit solch hohen Nennwerten einen Schweizer Banker aufs Kreuz legen? Und diese AOL-News kam soeben noch rein: Geschmuggelte Anleihen sind wohl echt. Fürchtet euch nicht ...
Für wen arbeiteten die Schmuggler? Für die internationale Mafia, die einen Großteil ihrer "Ersparnisse" in bröckelnde Dollars anlegen wollte? Lustiger Gedanke.
Sollten die Papiere von Japan abgestoßen werden oder hat man sie gar zugekauft? Macht die US-Regierung heimlich zusätzliche Schulden, die einer Deckung bedürfen? Wir erinnern uns: Bei der FED ist der Verbleib von mehreren Billionen Dollar unklar ("We are in not a position to say if there losses.")
Waren die Schmuggler eher unerfahren? Sie hätten locker auch den Intercity nehmen können, aber Japaner in einem Bummelzug über die Grenze, das klingt nicht gerade nach Profis.
War eine Mailänder Bank im Spiel? Zum Beispiel Morgan Stanley & Co International mit Sitz Corso Venezia 16 in Milano? Tja - wir erinnern uns, deren Vize Domenico Siniscalco war Anfang Mai auch auf dem Bilderberg-Treffen in Griechenland anwesend. Aber halt: Japan hatte sonderbarerweise keinen einzigen Vertreter dort hin geschickt.
Und last but not least: War der Fund der italienischen Zöllner wirklich reiner Zufall oder hatte Berlusconi von den dunklen Geschäften vorher Wind gekriegt und die Sache auffliegen lassen? Strengen wir noch mal unser Gedächtnis an: Der "politische Dilettant" war im letzten Sommer mit einer Pressemappe auf dem G8-Gipfel (in Japan!) von den USA tödlich beleidigt worden. Und ganz zufällig steht im nächsten Monat wiederum ein Gipfel an, diesmal im italienischen Lecce. Der Gastgeber Berlusconi ist schließlich bekannt dafür, dass er gerne Retourkutschen fährt. Und einen "Finderlohn" in Höhe von 40% der Summe dürfte er auch noch einbehalten, so will es das Gesetz.
Wie es auch immer gewesen sein mag - es bleibt zu hoffen, dass dieser Skandal noch einen vergnüglichen Fortgang erfährt. Und nicht vergessen: Bei einer möglicherweise anstehenden Währungsreform würde die USA angesichts ihrer jetzigen Verfassung nur davon profitieren.

Dieser Artikel erschien erstmalig bei World Content News
sfux - 14. Jun, 20:18 Article 3499x read