Die Kobra von Herne, Schlangengift-Antiseren, und die Zerschlagung eines Chemie- und Pharmagiganten
Dr. Alexander von Paleske —- 28.8. 2019 ———
In Herne ist eine Kobra, eine Giftschlange, einem privaten Tierhalter entwischt. Daraufhin mussten Feuerwehr und Polizei auf Suche gehen, Häuser räumen, Mehl ausstreuen, um die Fährte aufzunehmen, und das auch noch in einem Schlangen-Wohlfühlklima..
Auch der Starkolumnist der BILD, Franz Josef Post von Wagner, nahm sich der Geschichte an:
“Die tödliche Kobra kann mit ihren Giftzähnen Menschen töten, Die tödliche Kobra schlängelt nur in der Dämmerung Wenn ich in Herne wohnte, würde ich nicht in der Dämmerung spazieren gehen”.
Die BILD-„Edelfeder“ vergass allerdings in seiner, wie gewöhnlich, tiefschürfenden Kolummne zu erwähnen, was die Kobra besonders gefährlich macht, wenn man von ihr gebissen wird: Die Knappheit bzw. das Fehlen von Antiseren gegen das Schlangengift.
Es war einmal
Das war nicht immer so: In Deutschland gab es einmal die Behringwerke in Marburg, die mit ihren Antiseren und Impfstoffen Weltrang hatten.
Die Behringwerke gehörten einem Weltmarktführer, der Firma Hoechst in Frankfurt, mit mehr als 100.000 Beschäftigten weltweit
Man möchte sich die Augen reiben: Wo ist diese Firma geblieben,, die nicht nur im Chemiebereich führend war, sondern auch im Pharmabereich, wozu auch bahnbrechende Entwicklungen im Antibiotikabereich gehörten, wie das Antibiotikum Cefotaxim (Claforan) , in den 70er Jahren entwickelt,, hochwirksam gegen fast alle herkömmlichen Problemkeime, mittlerweile aber teilentwertet durch Resistenzentwicklung der Bakterien
Ein Mann namens Jürgen Dormann
Die Firma Hoechst wurde in den 90er Jahren zerschlagen. Dafür steht auch und gerade der Name des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Dormann.
Wie mit Hoechst erging es Tochterfirmen wie Cassella und den Behringwerken, letztere hatten bereits 1996 die Produktion von Antiseren gegen Schlangengift eingestellt “Lohnt sich nicht”. Humanität und Profit vertragen sich eben nicht.
Chronique scandaleuse
Die dataillierte Chronik dieses unglaublichen Vorgangs der Zerschlagung, mitsamt all seinen vorausgehenden Fehlentscheidungen, hat ein ehemaliges Mitglied des Hoechst-Vorstands, Karl-Gerhad Seifert, jetzt in einem Buch veröffentlicht „Goodbye Hoechst“. Minutiös stellt er dar, wie es dazu kommen konnte: eine Kette von Fehlentscheidungen, bei der das Wohl der Beschäftigten offenbar die allergeringste Rolle spielte.
Seifert zeichnet ein düsteres Bild des Vorstands, geleitet von Hybris, blanker Unwissenheit und glatten Fehleinschätzungen. Gelegentlich drängt sich das Bild einer Kombination aus “Schiffe versenken” und “Monopoly” auf.
Der komplette Artikel hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/08/28/die-kobra-von-herne-schlangengift-antiseren-und-die-zerschlagung-eines-chemie-und-pharmagiganten/
In Herne ist eine Kobra, eine Giftschlange, einem privaten Tierhalter entwischt. Daraufhin mussten Feuerwehr und Polizei auf Suche gehen, Häuser räumen, Mehl ausstreuen, um die Fährte aufzunehmen, und das auch noch in einem Schlangen-Wohlfühlklima..
Auch der Starkolumnist der BILD, Franz Josef Post von Wagner, nahm sich der Geschichte an:
“Die tödliche Kobra kann mit ihren Giftzähnen Menschen töten, Die tödliche Kobra schlängelt nur in der Dämmerung Wenn ich in Herne wohnte, würde ich nicht in der Dämmerung spazieren gehen”.
Die BILD-„Edelfeder“ vergass allerdings in seiner, wie gewöhnlich, tiefschürfenden Kolummne zu erwähnen, was die Kobra besonders gefährlich macht, wenn man von ihr gebissen wird: Die Knappheit bzw. das Fehlen von Antiseren gegen das Schlangengift.
Es war einmal
Das war nicht immer so: In Deutschland gab es einmal die Behringwerke in Marburg, die mit ihren Antiseren und Impfstoffen Weltrang hatten.
Die Behringwerke gehörten einem Weltmarktführer, der Firma Hoechst in Frankfurt, mit mehr als 100.000 Beschäftigten weltweit
Man möchte sich die Augen reiben: Wo ist diese Firma geblieben,, die nicht nur im Chemiebereich führend war, sondern auch im Pharmabereich, wozu auch bahnbrechende Entwicklungen im Antibiotikabereich gehörten, wie das Antibiotikum Cefotaxim (Claforan) , in den 70er Jahren entwickelt,, hochwirksam gegen fast alle herkömmlichen Problemkeime, mittlerweile aber teilentwertet durch Resistenzentwicklung der Bakterien
Ein Mann namens Jürgen Dormann
Die Firma Hoechst wurde in den 90er Jahren zerschlagen. Dafür steht auch und gerade der Name des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Jürgen Dormann.
Wie mit Hoechst erging es Tochterfirmen wie Cassella und den Behringwerken, letztere hatten bereits 1996 die Produktion von Antiseren gegen Schlangengift eingestellt “Lohnt sich nicht”. Humanität und Profit vertragen sich eben nicht.
Chronique scandaleuse
Die dataillierte Chronik dieses unglaublichen Vorgangs der Zerschlagung, mitsamt all seinen vorausgehenden Fehlentscheidungen, hat ein ehemaliges Mitglied des Hoechst-Vorstands, Karl-Gerhad Seifert, jetzt in einem Buch veröffentlicht „Goodbye Hoechst“. Minutiös stellt er dar, wie es dazu kommen konnte: eine Kette von Fehlentscheidungen, bei der das Wohl der Beschäftigten offenbar die allergeringste Rolle spielte.
Seifert zeichnet ein düsteres Bild des Vorstands, geleitet von Hybris, blanker Unwissenheit und glatten Fehleinschätzungen. Gelegentlich drängt sich das Bild einer Kombination aus “Schiffe versenken” und “Monopoly” auf.
Der komplette Artikel hier:
https://politicacomment.wordpress.com/2019/08/28/die-kobra-von-herne-schlangengift-antiseren-und-die-zerschlagung-eines-chemie-und-pharmagiganten/
onlinedienst - 29. Aug, 10:50 Article 607x read