Dritte Covid-Impfung nötig? – Aktionismus der Politiker angesichts fehlender belastbarer Daten
Dr. Alexander von Paleske —— 15.9. 2021 ——
Der Biontech- Gründer Ugur Sahin erklärte in einem Interview mit dem SPIEGEL vom 11.9. 2021 :
“Ich rechne damit, dass in den nächsten Wochen viele Studiendaten kommen, die statistisch valide belegen, wie wichtig diese Boosterung (Dritte Covid Impfung) ist. Das israelische Gesundheitsministerium hat Daten veröffentlicht, die zeigen, dass nach einer Dritten Impfung der Schutz vor einer Infektion mit Delta bei über 95% liegt.”
Verständlich, dass der Biontech-Chef eine Boosterung (Auffrischimpfung) empfiehlt, schliesslich leitet er eine Firma, die Gewinne machen soll, und keinen Wohltätigkeitsverein. Aber er befindet sich in “guter” Gesellschaft:
- Wegen rasant steigender Durchbruchinfektionen hatte Israel im August mit der Drittimpfung begonnen, zunächst bei über 60-jährigen.
– In Grossbritannien verkündete der Premier Boris Johnson gestern den Start der Corona-Drittimpfung. Von ihm ist schon früher kolportiert worden, dass menschliche Verluste ihm offenbar herzlich gleichgültig sind: Hauptsache die Wirtschaft brummt. Zynische Verantwortungslosigkeit eine treffende Umschreibung.
– Auch Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn erwägt eine dritte Corona-Impfung für alle.
Verhinderung von Durchbruchinfektionen durch Boosterung?
Die Corona-Impfung schützt nicht ausreichend vor erneuter Infektion (Durchbruchsinfektion), so infizierten sich nach einer Party in Hamburg gleich eine Reihe von Geimpften. Genaue Zahlen, wie hoch der Prozentsatz reinfizierter Geimpfter wirklich ist, und ob im zeitlichen Abstand zur 2. Impfung derartige Infektionen gehäuft auftreten, , gibt es nicht. Derartige sytematische Untersuchungen sind jedoch dringend erforderlich.
Allerdings führen diese Durchbruchinfektionen in der ganz überwiegenden Zahl nicht zu schweren Krankheitsverläufen mit Krankenhausaufnahmen, und vor allem nicht zur Intensivpflichtigkeit. Auf den Intensivstationen befinden sich zur Zeit – die Zahlen steigen jetzt wieder – vielmehr über 90% Ungeimpfte.
Virologe rät ab
Der Berliner Virologe Prof Drosten rät von einer generellen Drittimpfung ab:
” Die Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen„,
sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nur bei bei alten Menschen, deren Immunsystem in der Regel – altersbedingt – geschwächt ist, sowie bestimmten Risikopatienten, hält der Chefvirologe eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll.
Seit letzter Woche können sich Ältere (über 80 Jahre), Pflegebedürftige und Immungeschwächte in Nordrhein-Westfalen gegen das Corona-Virus eine erneute Impfung geben lassen, wenn ihre Zweitimpfung länger als sechs Monate zurückliegt.
Daten aus Israel, wo die dritte Impfung bereits seit Anfang August für über 60-jährige angeboten wird, zeigten angeblich keine dramatischen Nebenwirkungen. Eine Umfrage der Krankenkasse Clalit ergab, dass sich 88 Prozent dieser Geimpften ähnlich fühlten wie nach der vorherigen Impfung. Zehn Prozent fühlten sich schlechter als nach der Zweitimpfung. Etwa neun Prozent der Befragten gaben Müdigkeit als Reaktion auf die dritte Impfung an, rund sechs Prozent Unwohlsein.
Und doch: schon kommen hier in Deutschland die ersten Berichte über Komplikationen: Die Stadt Oberhausen teilte mit, dass am 1. September 90 Auffrischimpfungen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in einem Heim durchgeführt wurden. Zwei Personen erlitten in engem zeitlichen Zusammenhang damit einen Kreislaufkollaps, und mussten nach Wiederbelebungsmaßnahmen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei neun weiteren Geimpften traten drei Tage später gesundheitliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und neurologische Probleme auf.
Nebenwirkungen der Biontech-Impfung treten regelhaft erst nach der zweiten Impfung auf, noch stärkere Nebenwirkungen nach einer erneuten (dritten) Impfung wären dann also kaum überraschend.
Also einfach weitermachen?
Die Kassenärztliche Vereinigung teilte mit, dass sie – trotz der Vorfälle – ein generelles Aussetzen der Auffrischungsimpfungen nicht für notwendig halte, und dies:
- trotz bisher fehlender aussagekräftiger Studienergebnisse, ob überhaupt Durchbruchinfektionen durch Boosterungen signifikant reduziert werden können,
- trotz der Unklarheit, in welchem zeitlichen Abstand derartige Boosterimpfungen – so sie überhaupt notwendig sind, – nach der 2. Impfung durchgeführt werden sollten
- und weiterhin, ob – und wann – derartige Boosterimpfungen wiederholt werden sollten.
Studien widersprechen Notwendigkeit der Drittimpfung
Gestern wurden zwei Studien bekannt gemacht, die in der hochangesehenen Medizinzeitung The Lancet Infectiology,veröffentlicht wurden: Die Corona-Impfstoffe sind demzufolge gegen die derzeit verbreitete Delta-Virusvariante so wirksam, dass erst einmal generell keine dritte Impfung benötigt wird.
„Selbst angesichts der Delta-Bedrohung sind Auffrischungsimpfungen für die Allgemeinbevölkerung in diesem Stadium der Pandemie nicht angebracht.”
Der Hintergrund: Zur Zeit gibt es keinerlei verlässliche Tests, um den Stand des Schutzes vor einer Covid-Reinfektion beurteilen zu können. Die heute verwendete Bestimmung der Höhe neutralisierender Antikörper ist dafür offenbar nicht aussagekräftig genug, zumal ein Impfschutz bereits vorliegt, wenn nach einer Impfung die neutralisierenden Antikörper noch nicht einmal in nennenswertem Umfang vorhanden sind.
Also jede Menge Unklarheiten.
Randomisierte Studien erforderlich
Es bleiben daher nur randomiserte Studien, um die Frage der Impfschutzdauer einer Klärung zuzuführen. Doch statt derartige Studien sofort in Auftrag zu geben: Blinder Aktionismus der Politiker und Empfehlungen der Hersteller – und gegenteilige Stellungnahmen namhafter Virologen.
Resistsente Virusvarianten und Impfung
Mit dem möglichen Auftreten von Corona-Virusvarianten, die gegen die bisher durch Impfung induzierten Antikörper resistent sind, würden dann erneute Impfungen erforderlich. Eine jetzige Drittimpfung könnte die Impfmüdigkeit nur verstärken, insbesondere wenn sich schliesslich herausstellen sollte, dass diese Impfung völlig überflüssig – und schlimmstenfalls noch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden war.
Woanders gebraucht
Zusätzlich: Eine dritte Impfung benötigt Impfstoffe, die woanders dringender gebraucht werden, dort, wo überhaupt noch nicht nennenswert geimpft wurde. In den Low Income Ländern (LIC’s) werden bis zum Jahresende weniger als 20% der Bevölkerung geimpft sein.
Die Folgen:
- Viele Tote dank unzureichendem Gesundheitswesen, kaum Intensivbetten.
- Eine grosse Zahl von Long Covid- bzw, Post Covid-Patienten, ohne Rehabilitationseinrichtungen.
- Höhere Mutationswahrscheinlichkeit und dann rasche weite Verbreitung der Mutanten.
Fazit:
Zur Zeit lässt sich eine generelle dritte (Auffrisch-) Impfung mangels verfügbarer Daten nicht rechtfertigen. Erst wenn sich herausstellen sollte dass solche Durchbruchinfektionen mit einer Boosterung signifikant verhindert werden können, wäre möglicherweise eine Boosterung zu empfehlen, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, die Ausbreteitung des Virus zu reduzieren.
Angesichts des kopflosen Aktionismus der Politiker muss befürchtet werden, dass die gleichen Restriktionen wie bei Nichtgeimpften, in der Zukunft auch noch bei Fehlen einer Auffrischimpfung bei (nur) zweimal Geimpften verhängt werden.. Das wäre in der Tat unerträglich..
Der Biontech- Gründer Ugur Sahin erklärte in einem Interview mit dem SPIEGEL vom 11.9. 2021 :
“Ich rechne damit, dass in den nächsten Wochen viele Studiendaten kommen, die statistisch valide belegen, wie wichtig diese Boosterung (Dritte Covid Impfung) ist. Das israelische Gesundheitsministerium hat Daten veröffentlicht, die zeigen, dass nach einer Dritten Impfung der Schutz vor einer Infektion mit Delta bei über 95% liegt.”
Verständlich, dass der Biontech-Chef eine Boosterung (Auffrischimpfung) empfiehlt, schliesslich leitet er eine Firma, die Gewinne machen soll, und keinen Wohltätigkeitsverein. Aber er befindet sich in “guter” Gesellschaft:
- Wegen rasant steigender Durchbruchinfektionen hatte Israel im August mit der Drittimpfung begonnen, zunächst bei über 60-jährigen.
– In Grossbritannien verkündete der Premier Boris Johnson gestern den Start der Corona-Drittimpfung. Von ihm ist schon früher kolportiert worden, dass menschliche Verluste ihm offenbar herzlich gleichgültig sind: Hauptsache die Wirtschaft brummt. Zynische Verantwortungslosigkeit eine treffende Umschreibung.
– Auch Deutschlands Gesundheitsminister Jens Spahn erwägt eine dritte Corona-Impfung für alle.
Verhinderung von Durchbruchinfektionen durch Boosterung?
Die Corona-Impfung schützt nicht ausreichend vor erneuter Infektion (Durchbruchsinfektion), so infizierten sich nach einer Party in Hamburg gleich eine Reihe von Geimpften. Genaue Zahlen, wie hoch der Prozentsatz reinfizierter Geimpfter wirklich ist, und ob im zeitlichen Abstand zur 2. Impfung derartige Infektionen gehäuft auftreten, , gibt es nicht. Derartige sytematische Untersuchungen sind jedoch dringend erforderlich.
Allerdings führen diese Durchbruchinfektionen in der ganz überwiegenden Zahl nicht zu schweren Krankheitsverläufen mit Krankenhausaufnahmen, und vor allem nicht zur Intensivpflichtigkeit. Auf den Intensivstationen befinden sich zur Zeit – die Zahlen steigen jetzt wieder – vielmehr über 90% Ungeimpfte.
Virologe rät ab
Der Berliner Virologe Prof Drosten rät von einer generellen Drittimpfung ab:
” Die Schutzwirkung der Corona-Impfstoffe ist viel besser als beispielsweise bei den Influenza-Impfstoffen„,
sagte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Nur bei bei alten Menschen, deren Immunsystem in der Regel – altersbedingt – geschwächt ist, sowie bestimmten Risikopatienten, hält der Chefvirologe eine Auffrischungsimpfung in diesem Herbst für sinnvoll.
Seit letzter Woche können sich Ältere (über 80 Jahre), Pflegebedürftige und Immungeschwächte in Nordrhein-Westfalen gegen das Corona-Virus eine erneute Impfung geben lassen, wenn ihre Zweitimpfung länger als sechs Monate zurückliegt.
Daten aus Israel, wo die dritte Impfung bereits seit Anfang August für über 60-jährige angeboten wird, zeigten angeblich keine dramatischen Nebenwirkungen. Eine Umfrage der Krankenkasse Clalit ergab, dass sich 88 Prozent dieser Geimpften ähnlich fühlten wie nach der vorherigen Impfung. Zehn Prozent fühlten sich schlechter als nach der Zweitimpfung. Etwa neun Prozent der Befragten gaben Müdigkeit als Reaktion auf die dritte Impfung an, rund sechs Prozent Unwohlsein.
Und doch: schon kommen hier in Deutschland die ersten Berichte über Komplikationen: Die Stadt Oberhausen teilte mit, dass am 1. September 90 Auffrischimpfungen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer in einem Heim durchgeführt wurden. Zwei Personen erlitten in engem zeitlichen Zusammenhang damit einen Kreislaufkollaps, und mussten nach Wiederbelebungsmaßnahmen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Bei neun weiteren Geimpften traten drei Tage später gesundheitliche Beschwerden wie Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und neurologische Probleme auf.
Nebenwirkungen der Biontech-Impfung treten regelhaft erst nach der zweiten Impfung auf, noch stärkere Nebenwirkungen nach einer erneuten (dritten) Impfung wären dann also kaum überraschend.
Also einfach weitermachen?
Die Kassenärztliche Vereinigung teilte mit, dass sie – trotz der Vorfälle – ein generelles Aussetzen der Auffrischungsimpfungen nicht für notwendig halte, und dies:
- trotz bisher fehlender aussagekräftiger Studienergebnisse, ob überhaupt Durchbruchinfektionen durch Boosterungen signifikant reduziert werden können,
- trotz der Unklarheit, in welchem zeitlichen Abstand derartige Boosterimpfungen – so sie überhaupt notwendig sind, – nach der 2. Impfung durchgeführt werden sollten
- und weiterhin, ob – und wann – derartige Boosterimpfungen wiederholt werden sollten.
Studien widersprechen Notwendigkeit der Drittimpfung
Gestern wurden zwei Studien bekannt gemacht, die in der hochangesehenen Medizinzeitung The Lancet Infectiology,veröffentlicht wurden: Die Corona-Impfstoffe sind demzufolge gegen die derzeit verbreitete Delta-Virusvariante so wirksam, dass erst einmal generell keine dritte Impfung benötigt wird.
„Selbst angesichts der Delta-Bedrohung sind Auffrischungsimpfungen für die Allgemeinbevölkerung in diesem Stadium der Pandemie nicht angebracht.”
Der Hintergrund: Zur Zeit gibt es keinerlei verlässliche Tests, um den Stand des Schutzes vor einer Covid-Reinfektion beurteilen zu können. Die heute verwendete Bestimmung der Höhe neutralisierender Antikörper ist dafür offenbar nicht aussagekräftig genug, zumal ein Impfschutz bereits vorliegt, wenn nach einer Impfung die neutralisierenden Antikörper noch nicht einmal in nennenswertem Umfang vorhanden sind.
Also jede Menge Unklarheiten.
Randomisierte Studien erforderlich
Es bleiben daher nur randomiserte Studien, um die Frage der Impfschutzdauer einer Klärung zuzuführen. Doch statt derartige Studien sofort in Auftrag zu geben: Blinder Aktionismus der Politiker und Empfehlungen der Hersteller – und gegenteilige Stellungnahmen namhafter Virologen.
Resistsente Virusvarianten und Impfung
Mit dem möglichen Auftreten von Corona-Virusvarianten, die gegen die bisher durch Impfung induzierten Antikörper resistent sind, würden dann erneute Impfungen erforderlich. Eine jetzige Drittimpfung könnte die Impfmüdigkeit nur verstärken, insbesondere wenn sich schliesslich herausstellen sollte, dass diese Impfung völlig überflüssig – und schlimmstenfalls noch mit erheblichen Nebenwirkungen verbunden war.
Woanders gebraucht
Zusätzlich: Eine dritte Impfung benötigt Impfstoffe, die woanders dringender gebraucht werden, dort, wo überhaupt noch nicht nennenswert geimpft wurde. In den Low Income Ländern (LIC’s) werden bis zum Jahresende weniger als 20% der Bevölkerung geimpft sein.
Die Folgen:
- Viele Tote dank unzureichendem Gesundheitswesen, kaum Intensivbetten.
- Eine grosse Zahl von Long Covid- bzw, Post Covid-Patienten, ohne Rehabilitationseinrichtungen.
- Höhere Mutationswahrscheinlichkeit und dann rasche weite Verbreitung der Mutanten.
Fazit:
Zur Zeit lässt sich eine generelle dritte (Auffrisch-) Impfung mangels verfügbarer Daten nicht rechtfertigen. Erst wenn sich herausstellen sollte dass solche Durchbruchinfektionen mit einer Boosterung signifikant verhindert werden können, wäre möglicherweise eine Boosterung zu empfehlen, vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, die Ausbreteitung des Virus zu reduzieren.
Angesichts des kopflosen Aktionismus der Politiker muss befürchtet werden, dass die gleichen Restriktionen wie bei Nichtgeimpften, in der Zukunft auch noch bei Fehlen einer Auffrischimpfung bei (nur) zweimal Geimpften verhängt werden.. Das wäre in der Tat unerträglich..
onlinedienst - 15. Sep, 21:28 Article 835x read