Greift die englische Krankheit im Gesundheitswesen auf Deutschland über?
Dr. Alexander von Paleske — 13.9.2023 ——
Vor 75 Jahren wurde der National Health Service (NHS), der Nationale Gesundheitsdienst in Grossbritannien errichtet. Mit dem Vorhaben eines kostenlosen Gesundheitsdienstes, bezahlt aus Steuermitteln, vorangetrieben nach Kriegsende von der Labour Regierung mit ihrem damaligen Gesundheitsminister Aneurin Bevan, sorgte der NHS dafür, dass Zugang zur Gesundheitsversorgung keine Frage des Geldbeutels mehr war, sondern ein Recht.
Die konsequente Umsetzung dieses Gesundheitsdienstes – gegen anfangs grosse Widerstände aus dem konservativen Lager – machte den NHS zu einer für die Briten hochgeschätzten, ja, geliebten Einrichtung, an deren Abschaffung auch die nachfolgenden konservativen Regierungen sich nicht mehr heranwagten.
Aber wie überall explodierten auch in Grossbritannien die Kosten für die Gesundheitsversorgung, und es wurde nach Wegen gesucht, – ohne Steuererhöhungen für Besserverdienende und Reiche – die Zahlungen an den NHS zu begrenzen.
Eine Reform nach der anderen mit dem Ziel der Kostensenkung, zumindest Kostendämpfung, führte schliesslich zu dem Flurschaden im englischen Gesundheitswesen, der heute zu besichtigen ist: Verschärfung der Arbeitshetze, ungenügende Bettenzahl für Aufnahmen in die Krankenhäuser, insbesondere – aber nicht nur – in Epidemiezeiten, sodass mittlerweile nicht selten Patienten stundenlang in Ambulanzfahrzeugen ausharren müssen.
Die Warteliste für Patienten, die auf Behandlungen wie OP’sund Krebstherapie warten, umfasst mittlerweile 7,6 Millionen Patienten, 380.000 von ihnen warten mehr als ein Jahr.
Fehlende Investitionen in die Aussstattung der Krankenhäuser zeigen folgende Vergleiche mit Deutschland:
- 16,1 CT- oder MRI- Scanner – verglichen mit 69,8 – pro 1 Million Einwohnern
- 2,5 Krankenhausbetten – verglichen mit 7,9 – pro 1000 Einwohnern
- 7,3 Intensivbetten – verglichen 28,2 – pro 100.000 Einwohnern.
Nur vom Mangel an Pflegepersonal und Aerzten sind beide Länder ähnlich betroffen.
Streiks und Demonstrationen
In England rührt sich Protest gegen diese unerträglichen Zustände, mit Demonstrationen, Streiks von Aerzten und Pflegepersonal. Bisher stellt sich die Regierung stur, und verweist auf die angespannte wirtschaftliche Lage.
Währenddessen ist Deutschland mit seiner Ampel- Regierung und Gesundheitsminister Karl Lauterbach dabei, den Weg auf englische Zustände hin zu beschreiten: eine massive Kostensenkung voranzutreiben, mit der Folge einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. Lauterbach nennt das eine Revolution.
Zu viele Betten?
In Deutschland gibt es nach Lauterbachs Vorstellung zu viele Krankenhausbetten, zu viele Krankenhäuser, insgesamt eine zu teure Medizin, und dies angesichts einer alternden Bevölkerung mit erhöhtem Behandlungsbedarf wegen steigender altersbedingter Morbidität.
Gerade die Corona-Epidemie hat gezeigt, dass wir nur dank einer bisher ausreichernden Bettenzahl vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen sind, anders als z.B. Italien, wo z.B. in der Provinz Bergamo per Triage entschieden werden musste, ob Patienten zur Behandlung aufgenommen werden konnten. Italien hatte zuvor ein Kostendämpfungsprogramm im Gesundheitswesen mit Bettenstreichungen und Krankenhausschliessungen hinter sich gebracht.
Dieses war der erste Streich
Die Fallpauschale war Lauterbachs erster Streich, den er zusammen mit der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt im Jahre 2003 ausheckte. Die Fallpauschale, anders als bis dato die Bettenpauschale, führte zur totalen Durchkommerzialisierung des Gesundheitswesens:
- Kostendeckung nur bei Einhaltung kürzester Verweilzeiten im Krankenhaus, alte und multimorbide wurden damit zu Verlustbringern.
- Erhöhung der Zahl lukrativer Operationen wie Endoprothesen von Knie- und Hüftgelenken, und OP’s an der Wirbelsäule – nicht selten ohne zwingende Indikation, wo eine konservative Behandlung zumindest nicht weniger hilfreich gewesen wäre.
- Pflegepersonal als Kostenfaktor, der gering zu halten war, mit der Folge von Personalkürzungen und zunehmender Arbeitshetze des verbliebenen Personals „bis sie quietschen“.
Die Folgen dieser Fehlentwicklung lassen sich heute besichtigen:
- Kündigungen des Personals wegen zunehmender Arbeitshetze,
- Unattraktivität der Pflegeberufe bei der Berufswahl.
- Personalmangel.
Defizitäre kleinere bürgernahe Krankenhäuser durch steigende Betriebskosten und fehlende Deckung durch die Fallpauschale in die Insolvenz getrieben. In Rheinland Pfalz waren es in den letzten Wochen allein drei, die Insolvenz anmelden mussten. Jedes sechste Krankenhaus in Deutschland ist von Schliessung bedroht, eine ganze Reihe von Krankenhäusern bereits geschlossen, so wie zuletzt in Bad Ems die Hufeland Klinik.
Keine mangelnde Vorhersehbarkeit
Diese Folgen waren vorhersehbar, sie hätten es auch für Lauterbach sein müssen. Und im Nachhinein muss man sich fragen, ob sie, selbst wenn auch nicht gewollt, so doch bewusst in Kauf genommen wurden.
Jetzt will er korrigieren – aber wie!
Statt diesen Herrn, der, obwohl Arzt, nie an einem Krankenhaus als Assistenzarzt arbeitete, nach dem Fallpauschalen-Desaster nie wieder mit vergleichbaren Aufgaben im Gesundheitsbereich zu betrauen , wurde er zum Gesundheitsminister der Ampel-Koalition berufen, und darf so weiter seine kruden Vorstellungen einer erneuten Reform, die er Revolution nennt, verwirklichen. Die elende Fallpauschale soll zwar nicht ganz abgeschafft, aber in ihrer desaströsen Auswirkung reduziert, Vorhaltekosten teilweise erstattet werden.. So weit hört sich das noch relativ gut an.
Der Zweite Streich: Dämpfung durch das Fallbeil
Aber: Die Axt soll dafür jetzt an viele Krankenhäuser gelegt werden: kleinere Krankenhäuser sollen zu Krankenstationen degradiert werden, nur mit Pflegepersonal, oder aber eine kleine Notfallambulanz plus Arzt mit angeschlossener Bettenstation.
Die nächste Stufe sind dann Krankenhäuser mittlerer Kategorie, die aber nur bestimmte Behandlungen und Eingriffe vornehmen dürfen, und zwar nur dann, wenn bestimmte Fall(beil-)zahlen, die bisher noch gar nicht bekannt sind, erreicht werden. Nur dann darf in dem Bereich weiterbehandelt werden, alles was darueber hinausgeht, wird von den Kassen nicht mehr erstattet.
Konkret heisst das: ganze Abteilungen in vielen dieser Krankenhäuser, wie z.B. die Geburtshilfe, werden geschlossen oder zusammengelegt.
Schliesslich die Dritte Stufe: Grosskrankenhäuser und Unikliniken, die alles behandeln dürfen. Da eine Erweiterung der Bettenzahl gar nicht vorgesehen ist – ganz im Gegenteil – kommt es, wie es kommen muss: Die Krankenhäuser, die bereits jetzt am Limit sind, werden nicht mehr Patienten aufnehmen können. Die Wartelisten werden lang und länger, den Patienten wird bang und bänger – England lässt grüssen.
Die teuflische Transparenzliste
Flankiert werden soll das alles von einer Transparenzliste, die heute im Ampel- Kabinett abgesegnet wurde. Diese soll Auskunft geben, welche Leistungen in welchen Krankenhäusern überhaupt noch angeboten werden. So weit so gut.
Lauterbach wäre aber nicht Lauterbach, wenn es dabei bliebe: In den USA – einem Land mit einem katastrophal unsozialen Gesundheitswesen – nach seinem Medizinstudium zum Gesundheitsökonomen weitergebildet, will er jetzt offenbar zeigen, was er dort alles gelernt hat: Die Krankenhäuser sollen im Wettbewerb gegeneinander antreten, in einem völlig ungleichen Wettkampf, und am Ende entscheidet dann Lauterbach und sein Team, wer das Rennen gemacht hat.
Die Transparenzlisten sollen also nicht nur transparent sein, sondern auch eine Bewertung entalten.Aber: was sind die Kriterien? Zahl der Todesfälle? Zahl der Prozesse gegen das Krankenhaus? Zahl der Komplikationen?
Man kann jetzt schon vorhersagen: Die Sieger werden – ganz gleich was die Bewertungskriterien sind – die Grossen Krankenhäuser sein, aber auch bestimmte Spezialkliniken, die nur ganz wenige Krankheiten behandeln. Dort wollen die Patienten nach Studium der Lauterbach-Liste behandelt werden, aber dort sind natürlich, als Folge von Lauterbachs Reformen, die Wartelisten lang, ebenso die Wartezeiten,. Dort können zudem die Patienten ausgesucht werden, welche die besten Behandlungsergenisse erwarten lassen, und so am wenigsten die Bilanz verhageln.
Für die anderen Krankenhaeuser bleibt der Rest, darunter auch Hochrisikopatienten.
Der Druck auf Aerzte und Pflegepersonal in allen Krankenhäusern wird – als Folge der Liste – weiter zunehmen.
Lauterbachs Scheinrevolution
Revolution nennt Lauterbach das, was er jetzt vorhat, obwohl es eher nach Destruktion aussieht. Destruktion des Gesundheitswesens, wie wir es bisher noch nicht erlebt haben, auch nicht mit der Fallpauschale.
Es regt sich Widerstand
Aber es regt sich Widerstand. So ist am 20. September ein bundesweiter Protesttag geplant, mit einer Kundgebung in Berlin.
In einem offenen Brief des renommierten Krankenhauses in Dernbach heisst es:
"Die aktuelle Situation führt bei einer Mehrheit von Krankenhausträgern zu hohen Defiziten und treibt manche in die Insolvenz. Die aus solcher Not heraus geborenen Lösungen, wie die Zusammenlegung von Standorten, der Verkauf an grössere Trägergesellschaften, oder die Schliessung von Einrichtungen, führen oft nur zu einer kurzfristigen Verbesserung der Situation, zumal sich erst nach Verabschiedung der Krankenhausreform beurteilen lässt,. welche Parameter für eine Entscheidung über die Zukunft der jeweiligen Krankenhäuser herangezogen werden sollen.,,,,,,,Die Krankenhäuser fordern stattdessen eine auskoemmliche Finanzierung der tatsächlichen Betriebskosten…".
Es ist zweifelhaft, ob der Gesundheitsminister sich von diesen Protesten beeindrucken, und von seinen Plänen abbringen lässt.. Mit dem Schlimmsten muss daher gerechnet werden.
Fazit:
Die „englische Krankheit im Gesundheitswesen“ wird Deutschland wohl bald fest im Griff haben.
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Vor 75 Jahren wurde der National Health Service (NHS), der Nationale Gesundheitsdienst in Grossbritannien errichtet. Mit dem Vorhaben eines kostenlosen Gesundheitsdienstes, bezahlt aus Steuermitteln, vorangetrieben nach Kriegsende von der Labour Regierung mit ihrem damaligen Gesundheitsminister Aneurin Bevan, sorgte der NHS dafür, dass Zugang zur Gesundheitsversorgung keine Frage des Geldbeutels mehr war, sondern ein Recht.
Die konsequente Umsetzung dieses Gesundheitsdienstes – gegen anfangs grosse Widerstände aus dem konservativen Lager – machte den NHS zu einer für die Briten hochgeschätzten, ja, geliebten Einrichtung, an deren Abschaffung auch die nachfolgenden konservativen Regierungen sich nicht mehr heranwagten.
Aber wie überall explodierten auch in Grossbritannien die Kosten für die Gesundheitsversorgung, und es wurde nach Wegen gesucht, – ohne Steuererhöhungen für Besserverdienende und Reiche – die Zahlungen an den NHS zu begrenzen.
Eine Reform nach der anderen mit dem Ziel der Kostensenkung, zumindest Kostendämpfung, führte schliesslich zu dem Flurschaden im englischen Gesundheitswesen, der heute zu besichtigen ist: Verschärfung der Arbeitshetze, ungenügende Bettenzahl für Aufnahmen in die Krankenhäuser, insbesondere – aber nicht nur – in Epidemiezeiten, sodass mittlerweile nicht selten Patienten stundenlang in Ambulanzfahrzeugen ausharren müssen.
Die Warteliste für Patienten, die auf Behandlungen wie OP’sund Krebstherapie warten, umfasst mittlerweile 7,6 Millionen Patienten, 380.000 von ihnen warten mehr als ein Jahr.
Fehlende Investitionen in die Aussstattung der Krankenhäuser zeigen folgende Vergleiche mit Deutschland:
- 16,1 CT- oder MRI- Scanner – verglichen mit 69,8 – pro 1 Million Einwohnern
- 2,5 Krankenhausbetten – verglichen mit 7,9 – pro 1000 Einwohnern
- 7,3 Intensivbetten – verglichen 28,2 – pro 100.000 Einwohnern.
Nur vom Mangel an Pflegepersonal und Aerzten sind beide Länder ähnlich betroffen.
Streiks und Demonstrationen
In England rührt sich Protest gegen diese unerträglichen Zustände, mit Demonstrationen, Streiks von Aerzten und Pflegepersonal. Bisher stellt sich die Regierung stur, und verweist auf die angespannte wirtschaftliche Lage.
Währenddessen ist Deutschland mit seiner Ampel- Regierung und Gesundheitsminister Karl Lauterbach dabei, den Weg auf englische Zustände hin zu beschreiten: eine massive Kostensenkung voranzutreiben, mit der Folge einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung. Lauterbach nennt das eine Revolution.
Zu viele Betten?
In Deutschland gibt es nach Lauterbachs Vorstellung zu viele Krankenhausbetten, zu viele Krankenhäuser, insgesamt eine zu teure Medizin, und dies angesichts einer alternden Bevölkerung mit erhöhtem Behandlungsbedarf wegen steigender altersbedingter Morbidität.
Gerade die Corona-Epidemie hat gezeigt, dass wir nur dank einer bisher ausreichernden Bettenzahl vergleichsweise glimpflich durch die Krise gekommen sind, anders als z.B. Italien, wo z.B. in der Provinz Bergamo per Triage entschieden werden musste, ob Patienten zur Behandlung aufgenommen werden konnten. Italien hatte zuvor ein Kostendämpfungsprogramm im Gesundheitswesen mit Bettenstreichungen und Krankenhausschliessungen hinter sich gebracht.
Dieses war der erste Streich
Die Fallpauschale war Lauterbachs erster Streich, den er zusammen mit der damaligen Gesundheitsministerin Ulla Schmidt im Jahre 2003 ausheckte. Die Fallpauschale, anders als bis dato die Bettenpauschale, führte zur totalen Durchkommerzialisierung des Gesundheitswesens:
- Kostendeckung nur bei Einhaltung kürzester Verweilzeiten im Krankenhaus, alte und multimorbide wurden damit zu Verlustbringern.
- Erhöhung der Zahl lukrativer Operationen wie Endoprothesen von Knie- und Hüftgelenken, und OP’s an der Wirbelsäule – nicht selten ohne zwingende Indikation, wo eine konservative Behandlung zumindest nicht weniger hilfreich gewesen wäre.
- Pflegepersonal als Kostenfaktor, der gering zu halten war, mit der Folge von Personalkürzungen und zunehmender Arbeitshetze des verbliebenen Personals „bis sie quietschen“.
Die Folgen dieser Fehlentwicklung lassen sich heute besichtigen:
- Kündigungen des Personals wegen zunehmender Arbeitshetze,
- Unattraktivität der Pflegeberufe bei der Berufswahl.
- Personalmangel.
Defizitäre kleinere bürgernahe Krankenhäuser durch steigende Betriebskosten und fehlende Deckung durch die Fallpauschale in die Insolvenz getrieben. In Rheinland Pfalz waren es in den letzten Wochen allein drei, die Insolvenz anmelden mussten. Jedes sechste Krankenhaus in Deutschland ist von Schliessung bedroht, eine ganze Reihe von Krankenhäusern bereits geschlossen, so wie zuletzt in Bad Ems die Hufeland Klinik.
Keine mangelnde Vorhersehbarkeit
Diese Folgen waren vorhersehbar, sie hätten es auch für Lauterbach sein müssen. Und im Nachhinein muss man sich fragen, ob sie, selbst wenn auch nicht gewollt, so doch bewusst in Kauf genommen wurden.
Jetzt will er korrigieren – aber wie!
Statt diesen Herrn, der, obwohl Arzt, nie an einem Krankenhaus als Assistenzarzt arbeitete, nach dem Fallpauschalen-Desaster nie wieder mit vergleichbaren Aufgaben im Gesundheitsbereich zu betrauen , wurde er zum Gesundheitsminister der Ampel-Koalition berufen, und darf so weiter seine kruden Vorstellungen einer erneuten Reform, die er Revolution nennt, verwirklichen. Die elende Fallpauschale soll zwar nicht ganz abgeschafft, aber in ihrer desaströsen Auswirkung reduziert, Vorhaltekosten teilweise erstattet werden.. So weit hört sich das noch relativ gut an.
Der Zweite Streich: Dämpfung durch das Fallbeil
Aber: Die Axt soll dafür jetzt an viele Krankenhäuser gelegt werden: kleinere Krankenhäuser sollen zu Krankenstationen degradiert werden, nur mit Pflegepersonal, oder aber eine kleine Notfallambulanz plus Arzt mit angeschlossener Bettenstation.
Die nächste Stufe sind dann Krankenhäuser mittlerer Kategorie, die aber nur bestimmte Behandlungen und Eingriffe vornehmen dürfen, und zwar nur dann, wenn bestimmte Fall(beil-)zahlen, die bisher noch gar nicht bekannt sind, erreicht werden. Nur dann darf in dem Bereich weiterbehandelt werden, alles was darueber hinausgeht, wird von den Kassen nicht mehr erstattet.
Konkret heisst das: ganze Abteilungen in vielen dieser Krankenhäuser, wie z.B. die Geburtshilfe, werden geschlossen oder zusammengelegt.
Schliesslich die Dritte Stufe: Grosskrankenhäuser und Unikliniken, die alles behandeln dürfen. Da eine Erweiterung der Bettenzahl gar nicht vorgesehen ist – ganz im Gegenteil – kommt es, wie es kommen muss: Die Krankenhäuser, die bereits jetzt am Limit sind, werden nicht mehr Patienten aufnehmen können. Die Wartelisten werden lang und länger, den Patienten wird bang und bänger – England lässt grüssen.
Die teuflische Transparenzliste
Flankiert werden soll das alles von einer Transparenzliste, die heute im Ampel- Kabinett abgesegnet wurde. Diese soll Auskunft geben, welche Leistungen in welchen Krankenhäusern überhaupt noch angeboten werden. So weit so gut.
Lauterbach wäre aber nicht Lauterbach, wenn es dabei bliebe: In den USA – einem Land mit einem katastrophal unsozialen Gesundheitswesen – nach seinem Medizinstudium zum Gesundheitsökonomen weitergebildet, will er jetzt offenbar zeigen, was er dort alles gelernt hat: Die Krankenhäuser sollen im Wettbewerb gegeneinander antreten, in einem völlig ungleichen Wettkampf, und am Ende entscheidet dann Lauterbach und sein Team, wer das Rennen gemacht hat.
Die Transparenzlisten sollen also nicht nur transparent sein, sondern auch eine Bewertung entalten.Aber: was sind die Kriterien? Zahl der Todesfälle? Zahl der Prozesse gegen das Krankenhaus? Zahl der Komplikationen?
Man kann jetzt schon vorhersagen: Die Sieger werden – ganz gleich was die Bewertungskriterien sind – die Grossen Krankenhäuser sein, aber auch bestimmte Spezialkliniken, die nur ganz wenige Krankheiten behandeln. Dort wollen die Patienten nach Studium der Lauterbach-Liste behandelt werden, aber dort sind natürlich, als Folge von Lauterbachs Reformen, die Wartelisten lang, ebenso die Wartezeiten,. Dort können zudem die Patienten ausgesucht werden, welche die besten Behandlungsergenisse erwarten lassen, und so am wenigsten die Bilanz verhageln.
Für die anderen Krankenhaeuser bleibt der Rest, darunter auch Hochrisikopatienten.
Der Druck auf Aerzte und Pflegepersonal in allen Krankenhäusern wird – als Folge der Liste – weiter zunehmen.
Lauterbachs Scheinrevolution
Revolution nennt Lauterbach das, was er jetzt vorhat, obwohl es eher nach Destruktion aussieht. Destruktion des Gesundheitswesens, wie wir es bisher noch nicht erlebt haben, auch nicht mit der Fallpauschale.
Es regt sich Widerstand
Aber es regt sich Widerstand. So ist am 20. September ein bundesweiter Protesttag geplant, mit einer Kundgebung in Berlin.
In einem offenen Brief des renommierten Krankenhauses in Dernbach heisst es:
"Die aktuelle Situation führt bei einer Mehrheit von Krankenhausträgern zu hohen Defiziten und treibt manche in die Insolvenz. Die aus solcher Not heraus geborenen Lösungen, wie die Zusammenlegung von Standorten, der Verkauf an grössere Trägergesellschaften, oder die Schliessung von Einrichtungen, führen oft nur zu einer kurzfristigen Verbesserung der Situation, zumal sich erst nach Verabschiedung der Krankenhausreform beurteilen lässt,. welche Parameter für eine Entscheidung über die Zukunft der jeweiligen Krankenhäuser herangezogen werden sollen.,,,,,,,Die Krankenhäuser fordern stattdessen eine auskoemmliche Finanzierung der tatsächlichen Betriebskosten…".
Es ist zweifelhaft, ob der Gesundheitsminister sich von diesen Protesten beeindrucken, und von seinen Plänen abbringen lässt.. Mit dem Schlimmsten muss daher gerechnet werden.
Fazit:
Die „englische Krankheit im Gesundheitswesen“ wird Deutschland wohl bald fest im Griff haben.
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onlinedienst - 14. Sep, 10:49 Article 791x read