Jom Kippur-Krieg Nummer 2 – die blutige Eskalation einer Gewaltspirale
Dr. Alexander von Paleske —- 10.10. 2023 —–
Vor 50 Jahren startete Aegypten einen grossen Angriff über den Suez-Kanal hinweg, um im 6-Tage Krieg von 1967 verlorenes Territorrium, die Sinai Halbinsel und die Kontrolle über den Suez-Kanal, zurückzugewinnen. Zum Angriff hattten sich die Planer den höchsten Feiertag im jüdischen Kalender ausgesucht: Yom Kippur, und dieser Feiertag gab dem Krieg auch den Namen.
Israel war völlig überrascht, und so konnten die ägyptischen Truppen zunächst weit auf der Sinai- Halbinsel vorstossen: Israelische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft, und der Mythos der Unbesiegbarkeit Israels löste sich erst einmal in Luft auf.
Unterstützung bekam Aegypten von Syrien, das ebenfalls die von Israel nach dem Sechs-Tage-Krieg besetzten Golan-Höhen zurückerobern wollte, aber vor allem von Saudi-Arabien, das den Oelexport einschränkte, was zu massiven Engpässen in der Treibstoffversorgung sowohl in den USA wie Europa führte. Die Bundesrepublik war gezwungen, autofreie Sonntage einzuführen.
Nach dem Krieg der Frieden
Der Krieg endete – nachdem die Truppen Aegyptens schliesslich zurückgedrängt werden konnten – in einem von US-Aussenminister Henry Kisssinger vemittelten Waffenstillstand. Schliesslich kam es zu einem Friedensschluss, dem Camp David Abkommen, zwischen Anwar As Sadat, dem ägyptischen Präsidenten und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin, vermittelt vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. Israel verpflichtete sich, den Sinai zu räumen, Aegypten erkannte Israel diplomatisch an.
Schwere Vorwürfe
Schwere Vorwürfe wurden in Israel gegen den Sicherheitsapparat, insbesondere den Auslandsgeheimdienst Mossad, erhoben, der ganz offensichtlich die monatelangen Kriegsvorbereitungen Aegyptens verschlafen hatte. Israels Verteidigungsminister Moshe Dayan, der Held des 6-Tage Krieges von 1967, und Ministerpräsidentin Golda Meir, mussten zurücktreten.
Eine Untersuchungskommission stellte später schwere Mängel der Sicherheitsapparate fest, die dann angeblich behoben wurden, und ein ähnliches Versagen in der Zukunft sicher ausschliessen sollten.
„Niemals , niemals dürfen wir unvorbereitet sein“
mahnte Israels Präsident Herzog noch kürzlich.
Neuer Krieg altes Versagen
Vorgestern, nahezu genau 50 Jahren nach Beginn des Yom Kippur Krieges, ein erneuter Angriff auf Israel, diesmal durch Hamas und Islamischer Jihad aus Gaza, der das Land offenbar wieder völlig unvorbereitet traf.
Die Bilanz: eine unfassbare wahllose Tötungsorgie mit mehr als 900 getöteten Israelis, 2600 Verletzten und mehr als Hundert Geiseln, die nach Gaza verschleppt wurden.Wieder haben die Sicherheitsdienste, wie der einstmals legendäre Auslandsgeheimdient Mossad, völlig versagt.
Ueber 1500 Angreifern aus Gaza war es gelungen, die von Israel errichteten „unüberwindbaren“ Sicherheitsanlagen zu überwinden, zum Teil mit Gleitschirmen. Es handelte sich offenbar keineswegs um einen spontanen Angriff, angesichts der eingesetzten Mittel, sondern um eine seit Monaten – wenn nicht noch länger – vorbereitete Aktion, deren Vorbereitung die Sicherheitsdienste Israels ganz offensichlich verschlafen hatten.
War es 1973 der Uebermut der aus dem 6-Tage Krieg so siegreichen israelischen Truppen, so waren es diesmal ganz andere Gründe.
Tiefe Spaltung der israelischen Gesellschaft
Israel war vor dem Angriff aus Gaza tief gespalten durch die von Ministerpräsident Netanyahu und seinen Koalitionspartnern aus dem rechten und ulrarechten Spektrum einschliesslich Vertretern der rassistischen Siedler in der besetzten Westbank und ultraorthodoxen Juden vorangetriebenen Justizreform. Diese sah eine Entmachtung des Obersten Gerichts vor, dessen Entscheidungen zukünftig durch einfache Mehrheit vom Parlament überstimmt werden durften – eine demokratiewidrige Aufhebung der Gewaltenteilung.
Das Oberste Gericht war diesen Rechtskonservativen ein Dorn im Auge wegen seiner liberalen und streng rechtsstaatlichen Entscheidungen. Es fungierte so auch als eine Art Verfassungsgericht, obwohl Israel keine festgeschriebene Verfassung hat, sondern vom Obersten Gericht fortgeschriebenes Verfassungsrecht.
Mit dieser demokratieverachtenden Reform sollte das aggressive Siedlerprogramm in der Westbank ungehindert weiter fortgesetzt , und bestimmte orthodoxe Riten wie Trennung von Frauen und Männern beim Gebet, strikte Einhaltung des Sabbat etc, der Mehrheit der Israelis aufoktroyiert werden.
Die Konsequenz waren monatelange Massendemonstrationen gegen diese Reform, die auch das Militär und die Sicherheitsdienste, in der weit überwiegenden Mehrheit nicht streng religiös, mit einbezogen.
Versuch des politischen Ueberlebens
Netanyahu hatte sich diese rechtsextremen Parteien ins Koalitionsboot geholt, um sein eigenes politisches Ueberleben, und Straffreiheit vor Korruptionsanklagen, zu sichern.
Terrorkampagne wie seit Jahren nicht mehr
Die neue Koalition begann eine Terrorkampagne gegen die Palästinenser, wie sie seit Jahren nicht gesehen worden war.
Bis zum 19 September diesen Jahres wurden 227 Palästinenser durch die Israelische Armee und Siedler, die das Recht einfach in die eigene Hand nahmen, und Angst, Schrecken und Zerstörung verbreiteten – und verbreiten – getötet, davon 189 in der besetzten West Bank. Im gleichen Zeitraum wurden 29 Israelis von Palästinensern getötet. Im einzelnen:
- Bereits 2022 wurde Shireen Abu Akleh,eine Reporterin von Al Jazeera, amerikanische Staatsangehörige, die 2022 einen Einsatz in der West Bank filmte, von israelischen Soldaten getötet, obgleich sie klar als Reporterin zu erkennen war. Israel weigerte sich, die Schuldigen zu benennen oder gar zu bestrafen.
- Das Jahr 2023 begann mit einer Militäroperation in Flüchtlingslager Jenin, wobei am 26.. Januar 6 Palästinenser erschossen wurden. Am Tag darauf eröffnete ein Palästinenser das Feuer auf eine Synagoge in Ost Jerusalem,und tötete 7 Israelis.
- Die Spannungen erreichten ihren Höhepunkt, nachdem Israel mehrere weitere Attacken auf das Flüchtlingslager Jenin unternommen hatte, wobei das Flüchtlingslager einfach zum Terrornest erklärt wurde.. So griffen die Israelis am 19 Juni Jenin erneut an und töteten 9 Palästinenser und stationierten nach Art einer Besatzungsmacht 5 Militärhubschrauber in der Westbank.
- Im Juli dann erneuter Angriff auf Jenin mit 1000 israelischen Soldaten. Ergebnis: 8 Tote und 80 Verletze auf palästinensischer Seite. Gerechtfertigt wurde dieser Angrriff mit angeblich dort vorhandenen Palästinensischen Kommandozentralen. Tatsächlich aber handelte es sich jedoch um einen reinen Terrorangriff, bei dem auch Infrastruktur wie Strassen zerstört wurden..
- Zuvor hatten israelische Sicherheitskräfte einen 14-jährigen auf einem Fahrrad getötet
- Hinzu kamen Angriffe auf muslimische Gläubige nahe der und dann die Erstürmung der Al Aqsa Moschee in Ost Jerusalem unter Eisatz von Gummigeschossen, Tränengas und Verprügeln von Gläubigen.
- Ausserdem Luftangriffe auf Gaza , bei denen Kommandeure des Islamischen Jihad aber auch Zivilisten, darunter 4 Frauen und 4 Kinder getötet wurden..Vorausgegangen waren Abschüsse von Raketen aus Gaza.
Diese Auflistung zeigt, dass es offenbar Netanyahus Plan war, mit der neuen rechtsgerichteten Koalition den Druck auf, und den Terror gegen die Palästinenser zu erhöhen.
Dass es zu einer neuen sehr blutigen Eskalationsstufe kam, kann deshalb kaum überraschend sein. Ganz offensichtlich hatten die israelischen Verantwortlichen geglaubt, der Terror habe die Palästinenser eingeschüchtert, und die Gefahr von deren Seite sei nun geringer, sodass Netanjahu mit seinem Werk der „Reform“ der Demokratie in Israel fortfahren könne.
Davon kann aber jetzt erst einmal keine Rede mehr sein.
Furchtbare Rache
Als Racheantwort wird Netanyahu erneut zu dem Mittel greifen, was er schon vorher eingesetzt hat: Gewalt. Die Rache der Israelis für die mehr als 900 getöteten Israelis dürfte alles übersteigen, was wir bisher dort gesehen haben. Bereits jetzt, nach Luftschlägen, und vor Beginn der Bodenoffensive, haben in Gaza rund 600 Menschen ihr Leben verloren.
Zweierlei wird die bevorstehende Bodenoffensive nicht bringen:
1. Die Befreiung der Geiseln, deren Schicksal damit besiegelt wäre.
2. Dauerhaften Frieden. Das ist der grosse Unterschied zum Yom Kippur Krieg vor 50 Jahren: Frieden schaffen wollten Sadat und Begin, und den haben sie zwischen Aegypten und Israel erreicht. Sadat hat ihn mit dem Leben bezahlt. Später mit dem Oslo Abkommen wollten Yitzhak Rabin und Jassir Arafat Frieden schaffen mit einer Zwei-Staaten Lösung. Rabin wurde dafür von einem radikalen israelischen Siedler erschossen.
Nicht interessiert
An einem gerechten Frieden mit den Palästinensern war und ist Rabin-Nachfolger Netanyahu nicht interessiert, Er kennt nur eine Strategie: die der Gewalt, glaubte und glaubt damit durchzukommen. Diese Strategie bedeutete jedoch Hoffnungslosigkeit und Armut für die Masse der Palästinenser, ob in Gaza oder der Westbank, welche die jungen Männer in die Arme der Radikalislamisten trieb.
Potential für Ausweitung
Dieser Krieg hat jetzt das Potential, andere Länder mit hineinzuziehen, zuvorderst den Libanon, aber auch den Iran.
Länder wie Saudi-Arabien, die auf dem Wege zu einer Art Friedensschluss mit Israel waren, werden diesen Weg bis auf weiteres nicht fortsetzen können, aus Angst vor der eigenen Bevölkerung, die dafür jetzt keinerlei Verständnis mehr hätte.
Der Nahe und Mittlere Osten werden erneut zu einem Riesen-Konfliktherd.
Premier Netanyahu, verantwortlich für eine völlig irregeleitete, auf Gewalt ausgerichtete Politik, wird diesen Krieg politisch nicht überleben, wegen des Versagens des Sicherheitsapparates, da braucht man kein Prophet zu sein. Ein schwacher Trost.
Vor 50 Jahren startete Aegypten einen grossen Angriff über den Suez-Kanal hinweg, um im 6-Tage Krieg von 1967 verlorenes Territorrium, die Sinai Halbinsel und die Kontrolle über den Suez-Kanal, zurückzugewinnen. Zum Angriff hattten sich die Planer den höchsten Feiertag im jüdischen Kalender ausgesucht: Yom Kippur, und dieser Feiertag gab dem Krieg auch den Namen.
Israel war völlig überrascht, und so konnten die ägyptischen Truppen zunächst weit auf der Sinai- Halbinsel vorstossen: Israelische Soldaten gerieten in Kriegsgefangenschaft, und der Mythos der Unbesiegbarkeit Israels löste sich erst einmal in Luft auf.
Unterstützung bekam Aegypten von Syrien, das ebenfalls die von Israel nach dem Sechs-Tage-Krieg besetzten Golan-Höhen zurückerobern wollte, aber vor allem von Saudi-Arabien, das den Oelexport einschränkte, was zu massiven Engpässen in der Treibstoffversorgung sowohl in den USA wie Europa führte. Die Bundesrepublik war gezwungen, autofreie Sonntage einzuführen.
Nach dem Krieg der Frieden
Der Krieg endete – nachdem die Truppen Aegyptens schliesslich zurückgedrängt werden konnten – in einem von US-Aussenminister Henry Kisssinger vemittelten Waffenstillstand. Schliesslich kam es zu einem Friedensschluss, dem Camp David Abkommen, zwischen Anwar As Sadat, dem ägyptischen Präsidenten und dem israelischen Ministerpräsidenten Menachem Begin, vermittelt vom damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. Israel verpflichtete sich, den Sinai zu räumen, Aegypten erkannte Israel diplomatisch an.
Schwere Vorwürfe
Schwere Vorwürfe wurden in Israel gegen den Sicherheitsapparat, insbesondere den Auslandsgeheimdienst Mossad, erhoben, der ganz offensichtlich die monatelangen Kriegsvorbereitungen Aegyptens verschlafen hatte. Israels Verteidigungsminister Moshe Dayan, der Held des 6-Tage Krieges von 1967, und Ministerpräsidentin Golda Meir, mussten zurücktreten.
Eine Untersuchungskommission stellte später schwere Mängel der Sicherheitsapparate fest, die dann angeblich behoben wurden, und ein ähnliches Versagen in der Zukunft sicher ausschliessen sollten.
„Niemals , niemals dürfen wir unvorbereitet sein“
mahnte Israels Präsident Herzog noch kürzlich.
Neuer Krieg altes Versagen
Vorgestern, nahezu genau 50 Jahren nach Beginn des Yom Kippur Krieges, ein erneuter Angriff auf Israel, diesmal durch Hamas und Islamischer Jihad aus Gaza, der das Land offenbar wieder völlig unvorbereitet traf.
Die Bilanz: eine unfassbare wahllose Tötungsorgie mit mehr als 900 getöteten Israelis, 2600 Verletzten und mehr als Hundert Geiseln, die nach Gaza verschleppt wurden.Wieder haben die Sicherheitsdienste, wie der einstmals legendäre Auslandsgeheimdient Mossad, völlig versagt.
Ueber 1500 Angreifern aus Gaza war es gelungen, die von Israel errichteten „unüberwindbaren“ Sicherheitsanlagen zu überwinden, zum Teil mit Gleitschirmen. Es handelte sich offenbar keineswegs um einen spontanen Angriff, angesichts der eingesetzten Mittel, sondern um eine seit Monaten – wenn nicht noch länger – vorbereitete Aktion, deren Vorbereitung die Sicherheitsdienste Israels ganz offensichlich verschlafen hatten.
War es 1973 der Uebermut der aus dem 6-Tage Krieg so siegreichen israelischen Truppen, so waren es diesmal ganz andere Gründe.
Tiefe Spaltung der israelischen Gesellschaft
Israel war vor dem Angriff aus Gaza tief gespalten durch die von Ministerpräsident Netanyahu und seinen Koalitionspartnern aus dem rechten und ulrarechten Spektrum einschliesslich Vertretern der rassistischen Siedler in der besetzten Westbank und ultraorthodoxen Juden vorangetriebenen Justizreform. Diese sah eine Entmachtung des Obersten Gerichts vor, dessen Entscheidungen zukünftig durch einfache Mehrheit vom Parlament überstimmt werden durften – eine demokratiewidrige Aufhebung der Gewaltenteilung.
Das Oberste Gericht war diesen Rechtskonservativen ein Dorn im Auge wegen seiner liberalen und streng rechtsstaatlichen Entscheidungen. Es fungierte so auch als eine Art Verfassungsgericht, obwohl Israel keine festgeschriebene Verfassung hat, sondern vom Obersten Gericht fortgeschriebenes Verfassungsrecht.
Mit dieser demokratieverachtenden Reform sollte das aggressive Siedlerprogramm in der Westbank ungehindert weiter fortgesetzt , und bestimmte orthodoxe Riten wie Trennung von Frauen und Männern beim Gebet, strikte Einhaltung des Sabbat etc, der Mehrheit der Israelis aufoktroyiert werden.
Die Konsequenz waren monatelange Massendemonstrationen gegen diese Reform, die auch das Militär und die Sicherheitsdienste, in der weit überwiegenden Mehrheit nicht streng religiös, mit einbezogen.
Versuch des politischen Ueberlebens
Netanyahu hatte sich diese rechtsextremen Parteien ins Koalitionsboot geholt, um sein eigenes politisches Ueberleben, und Straffreiheit vor Korruptionsanklagen, zu sichern.
Terrorkampagne wie seit Jahren nicht mehr
Die neue Koalition begann eine Terrorkampagne gegen die Palästinenser, wie sie seit Jahren nicht gesehen worden war.
Bis zum 19 September diesen Jahres wurden 227 Palästinenser durch die Israelische Armee und Siedler, die das Recht einfach in die eigene Hand nahmen, und Angst, Schrecken und Zerstörung verbreiteten – und verbreiten – getötet, davon 189 in der besetzten West Bank. Im gleichen Zeitraum wurden 29 Israelis von Palästinensern getötet. Im einzelnen:
- Bereits 2022 wurde Shireen Abu Akleh,eine Reporterin von Al Jazeera, amerikanische Staatsangehörige, die 2022 einen Einsatz in der West Bank filmte, von israelischen Soldaten getötet, obgleich sie klar als Reporterin zu erkennen war. Israel weigerte sich, die Schuldigen zu benennen oder gar zu bestrafen.
- Das Jahr 2023 begann mit einer Militäroperation in Flüchtlingslager Jenin, wobei am 26.. Januar 6 Palästinenser erschossen wurden. Am Tag darauf eröffnete ein Palästinenser das Feuer auf eine Synagoge in Ost Jerusalem,und tötete 7 Israelis.
- Die Spannungen erreichten ihren Höhepunkt, nachdem Israel mehrere weitere Attacken auf das Flüchtlingslager Jenin unternommen hatte, wobei das Flüchtlingslager einfach zum Terrornest erklärt wurde.. So griffen die Israelis am 19 Juni Jenin erneut an und töteten 9 Palästinenser und stationierten nach Art einer Besatzungsmacht 5 Militärhubschrauber in der Westbank.
- Im Juli dann erneuter Angriff auf Jenin mit 1000 israelischen Soldaten. Ergebnis: 8 Tote und 80 Verletze auf palästinensischer Seite. Gerechtfertigt wurde dieser Angrriff mit angeblich dort vorhandenen Palästinensischen Kommandozentralen. Tatsächlich aber handelte es sich jedoch um einen reinen Terrorangriff, bei dem auch Infrastruktur wie Strassen zerstört wurden..
- Zuvor hatten israelische Sicherheitskräfte einen 14-jährigen auf einem Fahrrad getötet
- Hinzu kamen Angriffe auf muslimische Gläubige nahe der und dann die Erstürmung der Al Aqsa Moschee in Ost Jerusalem unter Eisatz von Gummigeschossen, Tränengas und Verprügeln von Gläubigen.
- Ausserdem Luftangriffe auf Gaza , bei denen Kommandeure des Islamischen Jihad aber auch Zivilisten, darunter 4 Frauen und 4 Kinder getötet wurden..Vorausgegangen waren Abschüsse von Raketen aus Gaza.
Diese Auflistung zeigt, dass es offenbar Netanyahus Plan war, mit der neuen rechtsgerichteten Koalition den Druck auf, und den Terror gegen die Palästinenser zu erhöhen.
Dass es zu einer neuen sehr blutigen Eskalationsstufe kam, kann deshalb kaum überraschend sein. Ganz offensichtlich hatten die israelischen Verantwortlichen geglaubt, der Terror habe die Palästinenser eingeschüchtert, und die Gefahr von deren Seite sei nun geringer, sodass Netanjahu mit seinem Werk der „Reform“ der Demokratie in Israel fortfahren könne.
Davon kann aber jetzt erst einmal keine Rede mehr sein.
Furchtbare Rache
Als Racheantwort wird Netanyahu erneut zu dem Mittel greifen, was er schon vorher eingesetzt hat: Gewalt. Die Rache der Israelis für die mehr als 900 getöteten Israelis dürfte alles übersteigen, was wir bisher dort gesehen haben. Bereits jetzt, nach Luftschlägen, und vor Beginn der Bodenoffensive, haben in Gaza rund 600 Menschen ihr Leben verloren.
Zweierlei wird die bevorstehende Bodenoffensive nicht bringen:
1. Die Befreiung der Geiseln, deren Schicksal damit besiegelt wäre.
2. Dauerhaften Frieden. Das ist der grosse Unterschied zum Yom Kippur Krieg vor 50 Jahren: Frieden schaffen wollten Sadat und Begin, und den haben sie zwischen Aegypten und Israel erreicht. Sadat hat ihn mit dem Leben bezahlt. Später mit dem Oslo Abkommen wollten Yitzhak Rabin und Jassir Arafat Frieden schaffen mit einer Zwei-Staaten Lösung. Rabin wurde dafür von einem radikalen israelischen Siedler erschossen.
Nicht interessiert
An einem gerechten Frieden mit den Palästinensern war und ist Rabin-Nachfolger Netanyahu nicht interessiert, Er kennt nur eine Strategie: die der Gewalt, glaubte und glaubt damit durchzukommen. Diese Strategie bedeutete jedoch Hoffnungslosigkeit und Armut für die Masse der Palästinenser, ob in Gaza oder der Westbank, welche die jungen Männer in die Arme der Radikalislamisten trieb.
Potential für Ausweitung
Dieser Krieg hat jetzt das Potential, andere Länder mit hineinzuziehen, zuvorderst den Libanon, aber auch den Iran.
Länder wie Saudi-Arabien, die auf dem Wege zu einer Art Friedensschluss mit Israel waren, werden diesen Weg bis auf weiteres nicht fortsetzen können, aus Angst vor der eigenen Bevölkerung, die dafür jetzt keinerlei Verständnis mehr hätte.
Der Nahe und Mittlere Osten werden erneut zu einem Riesen-Konfliktherd.
Premier Netanyahu, verantwortlich für eine völlig irregeleitete, auf Gewalt ausgerichtete Politik, wird diesen Krieg politisch nicht überleben, wegen des Versagens des Sicherheitsapparates, da braucht man kein Prophet zu sein. Ein schwacher Trost.
onlinedienst - 10. Okt, 16:28 Article 924x read