Premier Gordon Brown und Goldman Sachs-Manager oder: Verachtung ist nur ein Wort
Dr. Alexander von Paleske -- In der nächsten Woche, am 6. Mai, sind Wahlen in England. Zum ersten Mal finden Fernsehdebatten mit den drei Parteivorsitzenden statt, Gordon Brown, Premier und Vorsitzender der Labour Party, David Cameron, Vorsitzender der Konservativen Partei und Nick Clegg, Vorsitzender der Liberaldemokraten.
In Grossbritannien gibt es das Mehrheitswahlrecht, was bedeutet, dass derjenige Abgeordnete gewählt wird, der im jeweiligen Wahlkreis die meisten Stimmen bekommt.
Die Stimmen für die unterlegenen Kandidaten fallen dann, anders als beim Verhältniswahlrecht, unter den Tisch.
Vorzug – bisher –:klare Mehrheiten im Parlament.
Diesmal alles anders
Diesmal ist alles anders, in jeder Hinsicht.
Heute abend findet die letzte der drei Debatten im Fernsehen statt, ein Novum im Vereinigten Königreich, bei uns aber längst selbstverständlich.
Dank des Auftretens in den Debatten haben die Liberaldemokraten in den Meinungsumfragen erheblich zulegen können, sie liegen knapp vorn.
Und erstmalig könnte es im britischen Parlament eine Patt-Situation geben, die zu einer Koalition zwingen würde.
Ungeplante Vorentscheidung
Gestern allerdings fiel – ausserhalb der Debatten – eine wichtige Vorentscheidung, eine ungeplante allerdings.
Gordon Brown, der bis dato immer noch als Premier einer Koalitionsregierung in Frage kam, hat seine Maske fallen lassen, und zu erkennen gegeben, wie sehr er die Wähler in Wirklichkeit verachtet, jedenfalls dann, wenn sie nicht ganz, oder gar nicht, seiner Meinung sind.
Mit dieser Einstellung steht er sicherlich nicht alleine, aber andere Politiker wissen es vermutlich geschickter zu verbergen.
Gestern, auf seiner Wahlkampftournee – das Fernsehen immer dabei - wurde er von einer etwa 50- jährigen Dame namens Gillian Duffy angesprochen, die sich über die Einwanderungspolitik beschwerte. Mit einem fernsehgerechten Lächeln im Gesicht erklärte Brown die Politik der Labour-Regierung.
Dann stieg er in sein Auto ein, nicht bemerkend, dass er nach wie vor das schnurlose Mikrophon mit sich führte, welches ihn mit dem Fernseh-Uebertragungswagen verband.
Und nun liess Brown die Maske fallen. Er schimpfte über diese Frau und bezichnete sie “bigot” nannte ihr Auftreten “ridiculous” und er war empört darüber, dass sein Wahlkampfteam es zugelassen hatte, dass diese Dame ihn überhaupt ansprechen konnte.
Alles wurde schön aufgezeichnet. Die Bombe platzte. Der wahre Gordon hatte sich gezeigt, die sorgsam geplante Wahlkampftour liegt in Trümmern.
Gillian Duffy, von dem Fernsehteam mit Premier Browns Auesserungen konfrontiert, war empört.
Brown, nachdem er mit seinen aufgezeichneten Auesserungen konfrontiert wurde, war entsetzt, Weniger wohl darüber, was er gesagt hatte, als dass es herauskam.
Ihm blieb nicht anderes übrig, als Gillian Duffy, die nach ihren Angaben ihr ganzes Leben immer Labour auf ihrem Stimmzettel angekreuzt hatte, aufzusuchen und sich zu entschuldigen.
Brown dürfte damit erledigt sein.
Die britischen Zeitungen sind heute voll von hämischen Kommentaren. Die Debatte heute abend, auf der Brown noch einmal richtig punkten wollte, angesichts der gestrigen Vorfälle wohl recht bedeutungslos.
Den ganzen Tag wurde wieder und wieder in den britischen Programmen die Szene eingeblendet, und die empörte Gillian Duffy gezeigt.
Tiefe Verachtung
Es ist die tiefe Verachtung gegenüber dem Elektorat, die der britische Premier zum Ausdruck gebracht hat, etwas was viele Wähler bei Politikern durchaus vermutet haben, aber Brown hat es nun gezeigt, öffentlich, überdeutlich.
Wie die Politiker, so die Banker
Aber nicht nur Politiker, auch Banker haben diese Form der Verachtung entwickelt, diesmal gegenüber der eigenen Kundschaft, in diesem Falle bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Aber sicherlich nicht nur dort.
Deren Manager, die Schrottpapiere an ihre Kunden verhökert und gleichzeitig auf den Verfall dieser Papiere gewettet hatten, wir berichteten darüber, mussten . vorgestern vor einem US-Senatsauschuss antreten.
Den Eindruck, den man bei der Anhörung von diesen Herrschaften erhielt, liess spontan Assoziationen zu Begriffen wie "arroganter Lümmel", "notorischer Lügner", "Schnösel" und "Rotznase" aufkommen.
Die internen E-Mails der Bank-Manager enthielten angeblich Fäkalienbegriffe und aus ihnen sprach offenbar eine tiefe Verachtung gegenüber der eigenen Kundschaft bzw. eine Geringschätzung der Produkte, die sie ihrer Kundschaft dann andrehen wollten.
Es ist diese Verachtung, die gesellschaftlich so zerstörerisch wirkt und dem Zynismus in der Gesellschaft Vorschub leistet.
Die Akteure kümmert das offensichtlich herzlich wenig. Sie stritten alle Anschuldigungen ab. Für sie gilt vermutlich das 11. Gebot "Don't get caught" -- Lass dich nicht erwischen.
Goldman Sachs, Industriekreditbank (IKB) und Schrottpapiere
Gute Nachrichten aus der Bankenwelt
In Grossbritannien gibt es das Mehrheitswahlrecht, was bedeutet, dass derjenige Abgeordnete gewählt wird, der im jeweiligen Wahlkreis die meisten Stimmen bekommt.
Die Stimmen für die unterlegenen Kandidaten fallen dann, anders als beim Verhältniswahlrecht, unter den Tisch.
Vorzug – bisher –:klare Mehrheiten im Parlament.
Diesmal alles anders
Diesmal ist alles anders, in jeder Hinsicht.
Heute abend findet die letzte der drei Debatten im Fernsehen statt, ein Novum im Vereinigten Königreich, bei uns aber längst selbstverständlich.
Dank des Auftretens in den Debatten haben die Liberaldemokraten in den Meinungsumfragen erheblich zulegen können, sie liegen knapp vorn.
Und erstmalig könnte es im britischen Parlament eine Patt-Situation geben, die zu einer Koalition zwingen würde.
Ungeplante Vorentscheidung
Gestern allerdings fiel – ausserhalb der Debatten – eine wichtige Vorentscheidung, eine ungeplante allerdings.
Gordon Brown, der bis dato immer noch als Premier einer Koalitionsregierung in Frage kam, hat seine Maske fallen lassen, und zu erkennen gegeben, wie sehr er die Wähler in Wirklichkeit verachtet, jedenfalls dann, wenn sie nicht ganz, oder gar nicht, seiner Meinung sind.
Mit dieser Einstellung steht er sicherlich nicht alleine, aber andere Politiker wissen es vermutlich geschickter zu verbergen.
Gestern, auf seiner Wahlkampftournee – das Fernsehen immer dabei - wurde er von einer etwa 50- jährigen Dame namens Gillian Duffy angesprochen, die sich über die Einwanderungspolitik beschwerte. Mit einem fernsehgerechten Lächeln im Gesicht erklärte Brown die Politik der Labour-Regierung.
Dann stieg er in sein Auto ein, nicht bemerkend, dass er nach wie vor das schnurlose Mikrophon mit sich führte, welches ihn mit dem Fernseh-Uebertragungswagen verband.
Und nun liess Brown die Maske fallen. Er schimpfte über diese Frau und bezichnete sie “bigot” nannte ihr Auftreten “ridiculous” und er war empört darüber, dass sein Wahlkampfteam es zugelassen hatte, dass diese Dame ihn überhaupt ansprechen konnte.
Alles wurde schön aufgezeichnet. Die Bombe platzte. Der wahre Gordon hatte sich gezeigt, die sorgsam geplante Wahlkampftour liegt in Trümmern.
Gillian Duffy, von dem Fernsehteam mit Premier Browns Auesserungen konfrontiert, war empört.
Brown, nachdem er mit seinen aufgezeichneten Auesserungen konfrontiert wurde, war entsetzt, Weniger wohl darüber, was er gesagt hatte, als dass es herauskam.
Ihm blieb nicht anderes übrig, als Gillian Duffy, die nach ihren Angaben ihr ganzes Leben immer Labour auf ihrem Stimmzettel angekreuzt hatte, aufzusuchen und sich zu entschuldigen.
Brown dürfte damit erledigt sein.
Die britischen Zeitungen sind heute voll von hämischen Kommentaren. Die Debatte heute abend, auf der Brown noch einmal richtig punkten wollte, angesichts der gestrigen Vorfälle wohl recht bedeutungslos.
Den ganzen Tag wurde wieder und wieder in den britischen Programmen die Szene eingeblendet, und die empörte Gillian Duffy gezeigt.
Tiefe Verachtung
Es ist die tiefe Verachtung gegenüber dem Elektorat, die der britische Premier zum Ausdruck gebracht hat, etwas was viele Wähler bei Politikern durchaus vermutet haben, aber Brown hat es nun gezeigt, öffentlich, überdeutlich.
Wie die Politiker, so die Banker
Aber nicht nur Politiker, auch Banker haben diese Form der Verachtung entwickelt, diesmal gegenüber der eigenen Kundschaft, in diesem Falle bei der US-Investmentbank Goldman Sachs. Aber sicherlich nicht nur dort.
Deren Manager, die Schrottpapiere an ihre Kunden verhökert und gleichzeitig auf den Verfall dieser Papiere gewettet hatten, wir berichteten darüber, mussten . vorgestern vor einem US-Senatsauschuss antreten.
Den Eindruck, den man bei der Anhörung von diesen Herrschaften erhielt, liess spontan Assoziationen zu Begriffen wie "arroganter Lümmel", "notorischer Lügner", "Schnösel" und "Rotznase" aufkommen.
Die internen E-Mails der Bank-Manager enthielten angeblich Fäkalienbegriffe und aus ihnen sprach offenbar eine tiefe Verachtung gegenüber der eigenen Kundschaft bzw. eine Geringschätzung der Produkte, die sie ihrer Kundschaft dann andrehen wollten.
Es ist diese Verachtung, die gesellschaftlich so zerstörerisch wirkt und dem Zynismus in der Gesellschaft Vorschub leistet.
Die Akteure kümmert das offensichtlich herzlich wenig. Sie stritten alle Anschuldigungen ab. Für sie gilt vermutlich das 11. Gebot "Don't get caught" -- Lass dich nicht erwischen.


onlinedienst - 29. Apr, 16:58 Article 3355x read