Südafrika: Nach der Fussball-WM die Migrantenhatz?

Dr. Alexander von Paleske Grenzübergang Plumtree zwischen Botswana und Simbabwe gestern nachmittag:
Wir haben für die Rückfahrt von einem Besuch in Francistown/Botswana mit wenigen Autos und kurzen Wartezeiten gerechnet. Das Gegenteil war jedoch der Fall: Der Grenzübergang war verstopft von Autos mit Anhängern, auf denen Haushaltsgeräte, Betten und Kühlschränke sich befanden, keineswegs neu, sondern gebraucht, wie bei einem Umzug.

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Einer von Vielen - Kurz hinter der Grenze

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... und noch einer. Fotos: Dr. v. Paleske

Auf Nachfrage stellt sich heraus, dass es sich um Simbabwer handelt, die den Umweg über Botswana gewählt haben, weil der einzige Grenzübergang zwischen Südafrika und Simbabwe bei Beitbridge völlig verstopft ist, wie sonst nur in der Vorweihnachtszeit.

Angst vor Ausschreitungen
Der Grund: Die Angst vor neuen Ausschreitungen gegen Migranten in den südafrikanischen Townships , wie sie im Jahre 2008 stattfanden.

Damals wurden die Habseligkeiten der Ausländer zerstört bzw. geplündert, etliche Menschen fanden den Tod.
Die jetzige Furcht vor Ausschreitungen ist keineswegs unbegründet. Die ersten Anzeichen gibt es bereits. Viele rechnen damit, dass es nach dem Ende der Fussball WM so richtig losgehen wird.

Der Hintergrund des sozialen Konflikts: Simbabwer, Mozambikaner, Sambier, Kongolesen und selbst Nigerianer, wegen der wirtschaftlichen und/oder politischen Probleme daheim, werden von dem "Powerhouse" Südafrika magisch angezogen. Sie sind nur zu oft bereit, zu den erbärmlichsten Bedingungen, hart und zuverlässig zu arbeiten. Zu Bedingungen, die von den Südafrikanern aus guten Gründen abgelehnt werden.

Und wirken damit gleichzeitig als Lohndrücker. Das schafft notwendigerweise Konfliktstoff mit lohnabhängigen Südafrikanern.

Die oftmals ohne Papiere illegal über die Grenze gekommenen Migranten werden zum Freiwild skupelloser Ausbeuter. So werden beispielsweise Kellner nicht selten als „Tagelöhner“ eingestellt auf Trinkgeldbasis.

Besuch in einem Restaurant in einer Shopping -Mall in Johannesburg vor 5 Wochen: Alle Kellner kommen aus Zimbabwe.

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Restaurant in Südafrika: Arbeiten für ein Trinkgeld. Foto: Dr. v. Paleske

Zu den Arbeitsbedingungen wollten sie sich auf Nachfrage nicht äussern, aus Angst.

Von diesem Hungerlohn wird dann oftmals auch noch Geld zur Unterstützung der Familien nach Hause geschickt.

Makwerekwere, wie die Ausländer verächtlich von Südafrikanern genannt werden, sind bereits wieder Opfer von Uebergriffen geworden, wie die südafrikanische investigative Wochenzeitung Mail and Guardian in ihrer neuesten Ausgabe berichtet.

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Mail and Guardian diese Woche. Das Bild zeigt Simbabwer, wartend auf Transport, an der Nationalstrasse 1 von Kapstadt nach Johannesburg, mit ihren Habseligkeiten, auf dem Weg nach Hause

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.......und in der Woche davor

Während der Regierungszeit des Präsidenten Thabo Mbeki von 1999 bis 2008 wurde nicht nur den HIV-Aids-Leugnern Gehör geschenkt, mit katastrophalen Folgen, sondern auch nichts unternommen, um die Verhältnisse in den Nachbarländern, insbesondere Simbabwe, zu verbessern, also Druck auf Robert Mugabe auszuüben.

Das Resultat: Zwischen zwei und vier Millionen Simbabwer, genaue Zahlen gibt es nicht, arbeiten mittlerweile in Südafrika, leben grösstenteils in den Townships der grossen Städte, wie Johannesburg, Pretoria, Kapstadt und Durban. Townships, die mittlerweile aus allen aus den Nähten platzen, und müssen sich jetzt wieder Drohungen anhören, dass die „Nächte der langen Messer“ bevorstehen.

Und so versuchen viele Migranten ihr Hab und Gut zu retten, erst einmal in ihren Heimatländern Schutz zu suchen, und abzuwarten, was sich in Südafrika weiter tut.

Mittlerweile hat Nelson Mandela wie auch Südafrikas Präsident Jacob Zuma die Bevölkerung aufgefordert, keine Gewalt gegen Ausländer zu verüben. Ob derartige Appelle, die in der Vergangenheit wenig Gehör fanden, etwas bewirken, wird sich zeigen


linkSüdafrika: Der politische Bankrott des Präsidenten Mbeki
linkKrisenrepublik Südafrika – 42 Tote und 15.000 interne Flüchtlinge
linkSüdafrika: Krieg in den Townships
onlinedienst - 11. Jul, 10:53 Article 2156x read
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Sascha (Gast) - 13. Jul, 02:45

WM-Stadien

Haben sich die Milliarden von Rand zur Finanizierung der Fifa-WM gelohnt? Die Fifa hat ordentliche Gewinne eingefahren. Wie sieht es mit Suedafrika aus? Werden die neuen Stadien die Lage des Landes veraendern? Haette man das Geld fuer die neuen Stadien nicht sinnvoller einsetzen koennen? Was hat das suedafrikanische Volk davon wenn die Welt weiss das es eine WM der korrupten Fifa austragen kann? Vom Nationalstolz kann man auch kein Brot kaufen.

Die Simbabwer sind fleissig und wollen immer gute Arbeitsleistungen erbringen, so meine Erfahrung.
Teilweise gehen sie von Haus zu Haus um zu fragen ob sie ihre Arbeitskraft anbieten koennen um etwas am Haus oder Grundstueck zu verbessern. Sie bieten sich und ihre koerperliche Arbeitskraft an, um z.B. den Zaun neu zu streichen fuer eine Mahlzeit. Sie wollen arbeiten und zeigen das sie es koennen. Das macht wohl viele sauer. Andere Einheimische warten bis was passiert. Sie lebten in der Apartheid und warten jetzt bis ein job in den Schoss faellt.

In SA arbeiten auch sehr viele Restaurantangestellte aus Pakistan.

Tanzbär (Gast) - 16. Jan, 12:45

Riesenverlust

[i]Der Image-Gewinn war groß, die Verluste noch größer: Südafrika hat mit der Fußball-WM viel Geld verloren. Nur ein Zehntel der Kosten hat das Land wieder hereingeholt. Afrikanische Unternehmen profitierten kaum von der gigantischen Sportveranstaltung.[/i]
Quelle: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,733961,00.html

Empfehlung: Trafficking.ch / Menschenhandel in der Schweiz

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