10 Jahre bloggen: warum und für wen?
Dr. Alexander von Paleskel ---- 30.10.2016
Vor 10 Jahren erreichte mich die Mail eines eines schweizer Journalisten, der auf einen Artikel aufmerksam geworden war, den ich auf der offenen Website Indymedia veröffentlicht hatte:
Söldner Gauner Waffen und Rohstoffe.
Es handelte sich einen investigativen Artikel über das Spinnennetz von Waffenhändlern, Söldnern, Bankern und Gaunern.
Was hat ein leitender Arzt – damals in Botswana - damit zu tun?
Antwort: Interesse an Hintergründen, die oftmals in den Medien nur höchst unzureichend aufgearbeitet werden, ohne sich dabei in Verschwörungstheorien zu ergehen. Und ein vermutetes Interesse von Lesern daran.
Wie alles anfing: ein Putschversuch in Afrika, und eine deutsche Luftfrachtfirma
Während meiner Zeit in Botswana (2001-2009) hatte ich schon gelegentlich Artikel an die lokale Tageszeitung Mmegi geschickt, die sich insbesondere mit der politischen Lage im Nachbarland Simbabwe beschäftigten.
Der fehlgeschlagene Putschversuch in Äquatorial-Guinea (2004) weckte sofort mein Interesse an investigativer Recherche, zumal darin offensichtlich auch noch eine Offenbacher Luftfrachtfirma verwickelt war, deren Frachtmaschinen Waffen und Söldner zum Putsch in den ölreichen Staat Westafrikas bringen sollten.
Ein Putschversuch, an dem auch Sir Mark Thatcher, der missratene Sohn der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher beteiligt war, ebenso wie der Spross einer britischen Bierbrauerfamilie, der zunächst als Offizier der britischen Spezialeinheit SAS diente, aber schliesslich bei der Söldnerfirma Executive Outcomes, bzw, später dann bei der britischen Söldnerfirma Sandline landete: Die Rede ist von Simon Mann.
Während in der deutschen Presse kaum etwas über diesen fehlgeschlagenen Putschversuch - trotz der deutschen Beteiligungsschiene - zu lesen war, wurde hier im südlichen Afrika ausführlich berichtet, auch über den Deutschen Gerhard Eugen Merz, Angestellter der Offenbacher Luftfrachtfirma, der in der Hauptstadt Äquatorial-Guineas, Malabo, verhaftet worden war, und nach weniger als zwei Wochen im berüchtigten Black Beach Gefängnis verstarb.
Die Recherche beginnt
Wer war dieser Deutsche, und was hatte diese deutsche Flugfrachtfirma damit zu tun?. Das waren unbeantwortete Fragen, die mein Interesse weckten. Um Näheres zu erfahren, kontaktierte ich den mir bekannten ehemaligen deutschen Botschafter, Dr. Werner Kilian, und bat ihn , im Auswärtigen Amt nachzufragen. Jedoch Fehlanzeige. Dort war über diesen Putschisten angeblich nichts bekannt.
Auch der damalige Leiter der Afrika Abteilung, den Dr. Kilian wenig später bei einem Treffen ehemaliger Botschafter traf, wusste angeblich von nichts.
Ich schlug daraufhin einen anderen Weg ein, um Licht in diese Affäre zu bringen:
Ich kontaktierte den damaligen Generalstaatswalt in Berlin, Dr. Hansjürgen Karge und stellte Strafanzeige gegen unbekannt.
Dr. Karge war 1974 mein Ausbilder bei der Staatsanwaltschaft in Darmstadt, und war über mehrere Zwischenstationen schliesslich zum Generalstaatsanwalt am Landgericht Moabit aufgestiegen.
In mein Stationszeugnis schrieb er als Resultat vieler Debatten in der von ihm geleiteten Referendararbeitsgemeinschaft:
„Bei Herrn von Paleske war die Grenze zwischen kritischen Rechtsdenken und Rechtsfeindschaft nicht immer klar zu erkennen gewesen“.
Wenn etwas Dr. Karge besonders auszeichnete, dann war es, dass er keinerlei politische Rücksichtnahmen kannte, wenn es um die Verfolgung strafbaren Verhaltens ging. So wurde unter seiner Regie auch der Medienstar Michel Friedman wegen eines Drogendelikts vor Gericht gebracht und verurteilt.
Zwei Jahre zuvor hatte ich nach einem Artikel in der ZEIT wieder Kontakt mit ihm aufgenommen, und ihn an seine damalige Beurteilung erinnert. "Ja", meinte er, "das waren damals harte Zeiten", als der Kammergerichtspräsident von Drenkmann ermordet und die Prozesse in Stuttgart Stammheim liefen.
Dr. Karge eröffnete auf meine Anzeige hin sofort ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt mit dem Kommentar an mich: "das Auswärtige Amt wird uns nicht ernst nehmen, aber wir und die Berliner Polizei werden unser Möglichstes tun, um den Sachverhalt aufzuklären". Er musste aber das Verfahren schliesslich abgeben, weil bereits ein Todesermittlungsverfahren von der Staatsanwaltschaft in Frankfurt eingeleitet worden war.
Mittlerweile hatte sich das Auswärtige Amt dann bei dem ehemaligen Botschafter Kilian gemeldet: Natürlich war der Vorgang in Äquatorial-Guinea bekannt, zumal der dringende Verdacht bestand, dass auch der Bundesnachrichtendienst – wie auch nachgewiesenermassen das britische Foreign Office - bestens über den geplanten Putsch vorab informiert worden war.
Später erfuhr ich dann von einem deutschen Botschaftsarzt, der im benachbarten Kamerun stationiert war, und die deutschen Botschaften im südlichen Afrika besuchte, während seines Besuchs in Bostwana bei einem Abendessen, dass das Deutsche Auswärtige Amt sofort nach der Festnahme von Gerhard Eugen Merz ein Fernschreiben an die für Äquatorial Guinea zuständige Deutsche Botschaft im Kamerun geschickt hatte, mit Details über den Hintergrund von Merz.
Ein unglaublicher Hintergrund
Und dieser Hintergrund war nicht ohne.
Im Internet war so gut wie nichts über ihn zu finden.
Schliesslich landete ich bei meiner Hintergrundsuche im Archiv der südafrikanischen investigativen Wochenzeitung „Mail and Guardian“. Die hatte drei Jahre zuvor über einen israelischen Grossbetrüger namens Moshe Regev-Regenstreich berichtet, der südafrikanische Nationalparks in Zusammenarbeit mit korrupten Staatsbediensteten hypothekarisch belasten wollte. Der Betrug flog auf, Regenstreich floh aus Südafrika in die USA, und wurde schliesslich in die Schweiz ausgeliefert, auch dort hatte er Betrügereien im Grossmasstab begangen.
In dem Bericht der Wochenzeitung Mail and Guardian wurde erwähnt, dass dieser Herr, zusammen mit einem Gerhard Merz, Rohstoffe für die Herstellung von Massenvernichtungswaffen (Sarin und Senfgas) samt Blaupausen für die Konstruktion einer Fabrik zu deren Herstellung von China in den Iran befördert hatte, und zwar in den Jahren 1991-1993, also nach dem Ende des ersten Golfkriegs, als im Nachbarland Irak fieberhaft hach genau diesen Massenvernichtungswaffen gesucht wurde.
Das verschlug mir erst einmal die Sprache, stellte sich aber alles als zutreffend heraus. Darüber hatte auch die linksliberale Tageszeitung Israels Haaretz berichtet, und zwar über einen weiteren israelischen Lieferanten von Massenvernichtungswaffen von China in den Iran namens Nahum Manbar in Zusammenarbeit mit dem Mi6-Agenten Richard Tomlinson.
Der investigative Journalist Yossi Melman den ich dann von Botswana aus kontaktierte, zeichnete für die Reportage verantwortlich.
Moshe Regenstreich-Regev und Gerhard Merz betrieben das Geschäft von Bad Homburg aus über eine Firma Mainway, was prompt eine Banning-Order des US Präsidenten Bill Clinton zur Folge hatte .
Yossi Melman sprang förmlich auf diese Geschichte, und 10 Tage später erschien ein langer Artikel in der Wochenendausgabe der Haaretz am 14.4. 2005, der der mit den Worten begann:
Ten days ago my phone rang in the middle of the night. My name is Dr. Alexander von Paleske and I am calling you from Gaborone”
Fortsetzung demnächst
Die investigative Zusammenarbeit mit einer Wochenzeitung. Die Aufdeckung mehrerer Grosskandale. Die Polizei Botswanas kommt ins Krankenhaus - zum Unterricht über Machenschaften internationaler Betrüger.
Vor 10 Jahren erreichte mich die Mail eines eines schweizer Journalisten, der auf einen Artikel aufmerksam geworden war, den ich auf der offenen Website Indymedia veröffentlicht hatte:
Söldner Gauner Waffen und Rohstoffe.
Es handelte sich einen investigativen Artikel über das Spinnennetz von Waffenhändlern, Söldnern, Bankern und Gaunern.
Was hat ein leitender Arzt – damals in Botswana - damit zu tun?
Antwort: Interesse an Hintergründen, die oftmals in den Medien nur höchst unzureichend aufgearbeitet werden, ohne sich dabei in Verschwörungstheorien zu ergehen. Und ein vermutetes Interesse von Lesern daran.
Wie alles anfing: ein Putschversuch in Afrika, und eine deutsche Luftfrachtfirma
Während meiner Zeit in Botswana (2001-2009) hatte ich schon gelegentlich Artikel an die lokale Tageszeitung Mmegi geschickt, die sich insbesondere mit der politischen Lage im Nachbarland Simbabwe beschäftigten.
Der fehlgeschlagene Putschversuch in Äquatorial-Guinea (2004) weckte sofort mein Interesse an investigativer Recherche, zumal darin offensichtlich auch noch eine Offenbacher Luftfrachtfirma verwickelt war, deren Frachtmaschinen Waffen und Söldner zum Putsch in den ölreichen Staat Westafrikas bringen sollten.
Ein Putschversuch, an dem auch Sir Mark Thatcher, der missratene Sohn der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher beteiligt war, ebenso wie der Spross einer britischen Bierbrauerfamilie, der zunächst als Offizier der britischen Spezialeinheit SAS diente, aber schliesslich bei der Söldnerfirma Executive Outcomes, bzw, später dann bei der britischen Söldnerfirma Sandline landete: Die Rede ist von Simon Mann.
Während in der deutschen Presse kaum etwas über diesen fehlgeschlagenen Putschversuch - trotz der deutschen Beteiligungsschiene - zu lesen war, wurde hier im südlichen Afrika ausführlich berichtet, auch über den Deutschen Gerhard Eugen Merz, Angestellter der Offenbacher Luftfrachtfirma, der in der Hauptstadt Äquatorial-Guineas, Malabo, verhaftet worden war, und nach weniger als zwei Wochen im berüchtigten Black Beach Gefängnis verstarb.
Die Recherche beginnt
Wer war dieser Deutsche, und was hatte diese deutsche Flugfrachtfirma damit zu tun?. Das waren unbeantwortete Fragen, die mein Interesse weckten. Um Näheres zu erfahren, kontaktierte ich den mir bekannten ehemaligen deutschen Botschafter, Dr. Werner Kilian, und bat ihn , im Auswärtigen Amt nachzufragen. Jedoch Fehlanzeige. Dort war über diesen Putschisten angeblich nichts bekannt.
Auch der damalige Leiter der Afrika Abteilung, den Dr. Kilian wenig später bei einem Treffen ehemaliger Botschafter traf, wusste angeblich von nichts.
Ich schlug daraufhin einen anderen Weg ein, um Licht in diese Affäre zu bringen:
Ich kontaktierte den damaligen Generalstaatswalt in Berlin, Dr. Hansjürgen Karge und stellte Strafanzeige gegen unbekannt.
Dr. Karge war 1974 mein Ausbilder bei der Staatsanwaltschaft in Darmstadt, und war über mehrere Zwischenstationen schliesslich zum Generalstaatsanwalt am Landgericht Moabit aufgestiegen.
In mein Stationszeugnis schrieb er als Resultat vieler Debatten in der von ihm geleiteten Referendararbeitsgemeinschaft:
„Bei Herrn von Paleske war die Grenze zwischen kritischen Rechtsdenken und Rechtsfeindschaft nicht immer klar zu erkennen gewesen“.
Wenn etwas Dr. Karge besonders auszeichnete, dann war es, dass er keinerlei politische Rücksichtnahmen kannte, wenn es um die Verfolgung strafbaren Verhaltens ging. So wurde unter seiner Regie auch der Medienstar Michel Friedman wegen eines Drogendelikts vor Gericht gebracht und verurteilt.
Zwei Jahre zuvor hatte ich nach einem Artikel in der ZEIT wieder Kontakt mit ihm aufgenommen, und ihn an seine damalige Beurteilung erinnert. "Ja", meinte er, "das waren damals harte Zeiten", als der Kammergerichtspräsident von Drenkmann ermordet und die Prozesse in Stuttgart Stammheim liefen.
Dr. Karge eröffnete auf meine Anzeige hin sofort ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt mit dem Kommentar an mich: "das Auswärtige Amt wird uns nicht ernst nehmen, aber wir und die Berliner Polizei werden unser Möglichstes tun, um den Sachverhalt aufzuklären". Er musste aber das Verfahren schliesslich abgeben, weil bereits ein Todesermittlungsverfahren von der Staatsanwaltschaft in Frankfurt eingeleitet worden war.
Mittlerweile hatte sich das Auswärtige Amt dann bei dem ehemaligen Botschafter Kilian gemeldet: Natürlich war der Vorgang in Äquatorial-Guinea bekannt, zumal der dringende Verdacht bestand, dass auch der Bundesnachrichtendienst – wie auch nachgewiesenermassen das britische Foreign Office - bestens über den geplanten Putsch vorab informiert worden war.
Später erfuhr ich dann von einem deutschen Botschaftsarzt, der im benachbarten Kamerun stationiert war, und die deutschen Botschaften im südlichen Afrika besuchte, während seines Besuchs in Bostwana bei einem Abendessen, dass das Deutsche Auswärtige Amt sofort nach der Festnahme von Gerhard Eugen Merz ein Fernschreiben an die für Äquatorial Guinea zuständige Deutsche Botschaft im Kamerun geschickt hatte, mit Details über den Hintergrund von Merz.
Ein unglaublicher Hintergrund
Und dieser Hintergrund war nicht ohne.
Im Internet war so gut wie nichts über ihn zu finden.
Schliesslich landete ich bei meiner Hintergrundsuche im Archiv der südafrikanischen investigativen Wochenzeitung „Mail and Guardian“. Die hatte drei Jahre zuvor über einen israelischen Grossbetrüger namens Moshe Regev-Regenstreich berichtet, der südafrikanische Nationalparks in Zusammenarbeit mit korrupten Staatsbediensteten hypothekarisch belasten wollte. Der Betrug flog auf, Regenstreich floh aus Südafrika in die USA, und wurde schliesslich in die Schweiz ausgeliefert, auch dort hatte er Betrügereien im Grossmasstab begangen.
In dem Bericht der Wochenzeitung Mail and Guardian wurde erwähnt, dass dieser Herr, zusammen mit einem Gerhard Merz, Rohstoffe für die Herstellung von Massenvernichtungswaffen (Sarin und Senfgas) samt Blaupausen für die Konstruktion einer Fabrik zu deren Herstellung von China in den Iran befördert hatte, und zwar in den Jahren 1991-1993, also nach dem Ende des ersten Golfkriegs, als im Nachbarland Irak fieberhaft hach genau diesen Massenvernichtungswaffen gesucht wurde.
Das verschlug mir erst einmal die Sprache, stellte sich aber alles als zutreffend heraus. Darüber hatte auch die linksliberale Tageszeitung Israels Haaretz berichtet, und zwar über einen weiteren israelischen Lieferanten von Massenvernichtungswaffen von China in den Iran namens Nahum Manbar in Zusammenarbeit mit dem Mi6-Agenten Richard Tomlinson.
Der investigative Journalist Yossi Melman den ich dann von Botswana aus kontaktierte, zeichnete für die Reportage verantwortlich.
Moshe Regenstreich-Regev und Gerhard Merz betrieben das Geschäft von Bad Homburg aus über eine Firma Mainway, was prompt eine Banning-Order des US Präsidenten Bill Clinton zur Folge hatte .
Yossi Melman sprang förmlich auf diese Geschichte, und 10 Tage später erschien ein langer Artikel in der Wochenendausgabe der Haaretz am 14.4. 2005, der der mit den Worten begann:
Ten days ago my phone rang in the middle of the night. My name is Dr. Alexander von Paleske and I am calling you from Gaborone”
Fortsetzung demnächst
Die investigative Zusammenarbeit mit einer Wochenzeitung. Die Aufdeckung mehrerer Grosskandale. Die Polizei Botswanas kommt ins Krankenhaus - zum Unterricht über Machenschaften internationaler Betrüger.
onlinedienst - 30. Okt, 17:35 Article 6398x read
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Dr. v. Paleske