10 Jahre bloggen: warum und für wen? (2)
Dr. Alexander von Paleske ---- 2.11. 2016 ---- (Fortsetzung) Eine ausführliche Darstellung des versuchten Coups im ölreichen Äquatorial Guinea im März 2004 schickte ich ebenfalls an die simbabwesche Wochenzeitung The Standard. Die erschien unter dem Titel:
From fashionable Chelsea to Chikurubi
als zweiteilige Hintergrundreportage.
Die Affäre um den Putsch in Aequatorial-Guinea schien erst einmal abgeschlossen, jedoch nur vorübergehend, wie sich alsbald zeigen sollte.
Eine investigative Zusammenarbeit
Die lokale Wochenzeitung Botswanas, Sunday Standard, hatte ebenfalls Wind von der Sache bekommen, und schickte einen Reporter zu mir ins Princess Marina Krankenhaus.
Knapp zwei Wochen später erschien ein umfangreicher Artikel
How a Gaborone Doctor beat Equatorial Guineas Coup Plotters.
Es war der Beginn einer investigativen Zusammenarbeit die zur Aufdeckung gleich mehrerer Skandale führte:
Skandal Nr. 1
Die halbstaatliche namibische Investment Company „Offshore Development Corporation“ hatte dubiosen Investoren, darunter ein südafrikanischer Professor namens Philip Fourie, die versprachen, auf eingesetztes Kapital 25% Zinsen pro Jahr zu zahlen, 100 Millionen Rand - damals 18 Millionen US Dollar - zugeschanzt.
Vereinbarte Zinsen wurden jedoch nie gezahlt, der Geschäftsführer dieser „Investoren“ war nicht zu erreichen, weder postalisch, noch per Telefon.
Ein Artikel über diesen dreisten Coup erschien auch in der investigativen Wochenzeitung Südafrikas, Mail and Guardian.-
Sunday Standard Chefredakteur Outsa Mokone zeigte mir den Artikel, und da diese „Investmentfirma“namens Great Triangle angeblich in Botswana beheimatet sein sollte, machten wir uns auf die Suche. Outsa Mokone durchforstete die Company Registratur, und machte sich auf zu der angeblichen Adresse in Gaborone. Unter der genannten Adresse gab es keine Firma mit dem Namen Great Triangle. Es handelte sich bei der Adresse vielmehr um ein völlig heruntergekommenes Gebäude im Industriebezirk der Hauptstadt.
Ich kontaktierte den in dem Artikel auf Seiten der ODC eingeschalteten Rechtsanwalt Theunissen in Windhuk. Der gab bereitwillig Auskunft, und faxte mir einen Briefkopf mit Telefonnummern. Die Telefonnummer des Geschäftsführers Fourie war jedoch aus Südafrika, und das Telefon mittlerweile abgemeldet..
Aus meiner anwaltlichen Tätigkeit wusste ich, dass solche Finanzartisten keineswegs aus dem Nichts kommen, sondern oftmals bereits zuvor auffällig geworden waren.
Während die Tageszeitungen Namibias allen voran „The Namibian“ eifrig nach einem Professor Fourie suchten, beschränkte ich mich darauf, den Namen Fourie, zusammen mit den Key Words con artist, fraud, criminal activity in die Google Suchmaschine einzugeben, worauf prompt ein Link zu einem Artikel über einen Riesenskandal angezeigt wurde. Es handelte sich um einen versuchten Betrug im Umfang von 100 Millionen US Dollar.
Der damalige Geschäftsführer der Amatola Wasserwerke in East London (Süafrika) namens Philip Fourie hatte versucht, sämtliche Amatola gehörende Liegenschaften als Sicherheit für einen Bankkredit anzudienen. Sein Plan war, eine Wasserabfüllanlage auf der ägyptischen Halbinsel Sinai in Zusammenarbeit mit einer Firma aus Boston /USA zu errichten – privat versteht sich
Dazu sollte es jedoch nie kommen, denn das Betrugsmanöver flog auf und Fourie musste seinen Hut nehmen.
Dieselbe Person?
Die Frage blieb: Waren diese Personen identisch?
Diese Frage konnte rasch beantwortet werden. Ein Anruf bei den Amatola Wasserwerken durch die von mir eingeschaltete lokale Tageszeitung klärte, dass die auf dem von Great Triangle im Briefkopf angegebene Telefonnummer tatsächlich die des früheren Amatola-Direktors Fourie war. Der Fall war gelöst. Die polizeilichen Ermittlungen konnten starten.
Skandal Nr. 2.
Die Suche nach dem Finanzartisten Fourie brachte mich in Kontakt mit dem Financial Services Board (FSB) von Südafrika, die von Namibia aus bereits kontaktiert worden waren, ohne jedoch weiterhelfen zu können.
Der Abteilungsleiter teilte mir jedoch mit, dass dubiose Broker-Firmen bereits nach Botswana ausgewichen waren, nachdem das FSB ihnen unangemeldete Besuche mit Durchsuchungen abgestattet hatte. Mehrfach hatte das FSB die zuständigen Stellen in Botswana auf die kriminellen Aktivitäten dieser „Boiler Rooms“ hingewiesen – nichts jedoch geschah.
Boiler-Rooms sind Geschäftsräume, wo Finanz-Gangster über Telemarketing wertlose Aktien an nichtsahnende Kunden vertreiben, dargestellt in dem Film „Wolf of Wallstreet.
Eines dieser Offices in Botswana sei von dem Inder Rakesh Saxena von Vancouver in Kanada aus angeleitet.
Der Name Saxena elektrisierte mich sofort, denn dieser Finanzartist, in Kanada unter Hauausarrest, der gleichwohl seine kriminellen Geschäfte weiterführte, hatte seinerzeit dem britischen Söldner Tim Spicer finanziell geholfen, seiner Söldnerfirma Sandline in Sierra Leone Waffen zu beschaffen. Im Gegenzug erwartete er Schürfrechte.
Auch die britische Blair-Regierung knüpfte Kontakte mit dieser Söldnerbande, die von dem vornehmen Chelsea in London aus ihr dreckiges Handwerk betrieb. Mit dabei, wie gehabt, Simon Mann und Tony Buckingham, das führende Mitglied dieses Söldnerkonzerns.
Das Ganze weitete sich später zur Arms to Africa Affäre aus, die beinahe die Blair Regierung zu Fall gebracht hätte: gegen Sierra Leone bestand ein Waffenembargo der UN, um das sich die britische Regierung jedoch nicht scherte – bis die Sache aufflog.
Outsa Mokona machte sich erneut zur Registratur auf, die Akte der Boiler Room Firma fehlte jedoch.
Mit getürkten Telefongespräche und über drei Ecken fanden wir schliesslich heraus, wo sich Gaunerladen befand: im vornehmen Vorort Gaborones, Phakalane, ein Golfplatz gleich in der Nähe.
Ein grosser Artikel über diese kriminellen Machenschaften im Sunday Standard alarmierte schliesslich auch die Polizei.
Unterricht der besonderen Art im Krankenhaus
Der Polizeichef kam ins Krankenhaus und bat mich, einigen seiner höheren Dienstgrade Unterricht zu geben: wie der betrügerische Aktienverkauf über diese Boiler-Rooms betrieben wird.
Ich war einverstanden, und am nächsten Tag nachdem ich meine Stationsarbeit und Sprechstunde abgeschlossen hatte, erschienen mehrere Polizeioffiziere , denen ich diesbezüglichen Unterricht , und gleich ein paar Aktenordner mit einschlägigen Artikeln auf den Weg gab.
Fortsetzung folgt:
Rakesh Saxena und das Spinnenetz , Anan Khashoggi betritt die Bühne, ein Manipulations-Skandal der Deutschen Bank in Kanada mit 350 Millionen Dollar Schaden
From fashionable Chelsea to Chikurubi
als zweiteilige Hintergrundreportage.
Die Affäre um den Putsch in Aequatorial-Guinea schien erst einmal abgeschlossen, jedoch nur vorübergehend, wie sich alsbald zeigen sollte.
Eine investigative Zusammenarbeit
Die lokale Wochenzeitung Botswanas, Sunday Standard, hatte ebenfalls Wind von der Sache bekommen, und schickte einen Reporter zu mir ins Princess Marina Krankenhaus.
Knapp zwei Wochen später erschien ein umfangreicher Artikel
How a Gaborone Doctor beat Equatorial Guineas Coup Plotters.
Es war der Beginn einer investigativen Zusammenarbeit die zur Aufdeckung gleich mehrerer Skandale führte:
Skandal Nr. 1
Die halbstaatliche namibische Investment Company „Offshore Development Corporation“ hatte dubiosen Investoren, darunter ein südafrikanischer Professor namens Philip Fourie, die versprachen, auf eingesetztes Kapital 25% Zinsen pro Jahr zu zahlen, 100 Millionen Rand - damals 18 Millionen US Dollar - zugeschanzt.
Vereinbarte Zinsen wurden jedoch nie gezahlt, der Geschäftsführer dieser „Investoren“ war nicht zu erreichen, weder postalisch, noch per Telefon.
Ein Artikel über diesen dreisten Coup erschien auch in der investigativen Wochenzeitung Südafrikas, Mail and Guardian.-
Sunday Standard Chefredakteur Outsa Mokone zeigte mir den Artikel, und da diese „Investmentfirma“namens Great Triangle angeblich in Botswana beheimatet sein sollte, machten wir uns auf die Suche. Outsa Mokone durchforstete die Company Registratur, und machte sich auf zu der angeblichen Adresse in Gaborone. Unter der genannten Adresse gab es keine Firma mit dem Namen Great Triangle. Es handelte sich bei der Adresse vielmehr um ein völlig heruntergekommenes Gebäude im Industriebezirk der Hauptstadt.
Ich kontaktierte den in dem Artikel auf Seiten der ODC eingeschalteten Rechtsanwalt Theunissen in Windhuk. Der gab bereitwillig Auskunft, und faxte mir einen Briefkopf mit Telefonnummern. Die Telefonnummer des Geschäftsführers Fourie war jedoch aus Südafrika, und das Telefon mittlerweile abgemeldet..
Aus meiner anwaltlichen Tätigkeit wusste ich, dass solche Finanzartisten keineswegs aus dem Nichts kommen, sondern oftmals bereits zuvor auffällig geworden waren.
Während die Tageszeitungen Namibias allen voran „The Namibian“ eifrig nach einem Professor Fourie suchten, beschränkte ich mich darauf, den Namen Fourie, zusammen mit den Key Words con artist, fraud, criminal activity in die Google Suchmaschine einzugeben, worauf prompt ein Link zu einem Artikel über einen Riesenskandal angezeigt wurde. Es handelte sich um einen versuchten Betrug im Umfang von 100 Millionen US Dollar.
Der damalige Geschäftsführer der Amatola Wasserwerke in East London (Süafrika) namens Philip Fourie hatte versucht, sämtliche Amatola gehörende Liegenschaften als Sicherheit für einen Bankkredit anzudienen. Sein Plan war, eine Wasserabfüllanlage auf der ägyptischen Halbinsel Sinai in Zusammenarbeit mit einer Firma aus Boston /USA zu errichten – privat versteht sich
Dazu sollte es jedoch nie kommen, denn das Betrugsmanöver flog auf und Fourie musste seinen Hut nehmen.
Dieselbe Person?
Die Frage blieb: Waren diese Personen identisch?
Diese Frage konnte rasch beantwortet werden. Ein Anruf bei den Amatola Wasserwerken durch die von mir eingeschaltete lokale Tageszeitung klärte, dass die auf dem von Great Triangle im Briefkopf angegebene Telefonnummer tatsächlich die des früheren Amatola-Direktors Fourie war. Der Fall war gelöst. Die polizeilichen Ermittlungen konnten starten.
Skandal Nr. 2.
Die Suche nach dem Finanzartisten Fourie brachte mich in Kontakt mit dem Financial Services Board (FSB) von Südafrika, die von Namibia aus bereits kontaktiert worden waren, ohne jedoch weiterhelfen zu können.
Der Abteilungsleiter teilte mir jedoch mit, dass dubiose Broker-Firmen bereits nach Botswana ausgewichen waren, nachdem das FSB ihnen unangemeldete Besuche mit Durchsuchungen abgestattet hatte. Mehrfach hatte das FSB die zuständigen Stellen in Botswana auf die kriminellen Aktivitäten dieser „Boiler Rooms“ hingewiesen – nichts jedoch geschah.
Boiler-Rooms sind Geschäftsräume, wo Finanz-Gangster über Telemarketing wertlose Aktien an nichtsahnende Kunden vertreiben, dargestellt in dem Film „Wolf of Wallstreet.
Eines dieser Offices in Botswana sei von dem Inder Rakesh Saxena von Vancouver in Kanada aus angeleitet.
Der Name Saxena elektrisierte mich sofort, denn dieser Finanzartist, in Kanada unter Hauausarrest, der gleichwohl seine kriminellen Geschäfte weiterführte, hatte seinerzeit dem britischen Söldner Tim Spicer finanziell geholfen, seiner Söldnerfirma Sandline in Sierra Leone Waffen zu beschaffen. Im Gegenzug erwartete er Schürfrechte.
Auch die britische Blair-Regierung knüpfte Kontakte mit dieser Söldnerbande, die von dem vornehmen Chelsea in London aus ihr dreckiges Handwerk betrieb. Mit dabei, wie gehabt, Simon Mann und Tony Buckingham, das führende Mitglied dieses Söldnerkonzerns.
Das Ganze weitete sich später zur Arms to Africa Affäre aus, die beinahe die Blair Regierung zu Fall gebracht hätte: gegen Sierra Leone bestand ein Waffenembargo der UN, um das sich die britische Regierung jedoch nicht scherte – bis die Sache aufflog.
Outsa Mokona machte sich erneut zur Registratur auf, die Akte der Boiler Room Firma fehlte jedoch.
Mit getürkten Telefongespräche und über drei Ecken fanden wir schliesslich heraus, wo sich Gaunerladen befand: im vornehmen Vorort Gaborones, Phakalane, ein Golfplatz gleich in der Nähe.
Ein grosser Artikel über diese kriminellen Machenschaften im Sunday Standard alarmierte schliesslich auch die Polizei.
Unterricht der besonderen Art im Krankenhaus
Der Polizeichef kam ins Krankenhaus und bat mich, einigen seiner höheren Dienstgrade Unterricht zu geben: wie der betrügerische Aktienverkauf über diese Boiler-Rooms betrieben wird.
Ich war einverstanden, und am nächsten Tag nachdem ich meine Stationsarbeit und Sprechstunde abgeschlossen hatte, erschienen mehrere Polizeioffiziere , denen ich diesbezüglichen Unterricht , und gleich ein paar Aktenordner mit einschlägigen Artikeln auf den Weg gab.
Fortsetzung folgt:
Rakesh Saxena und das Spinnenetz , Anan Khashoggi betritt die Bühne, ein Manipulations-Skandal der Deutschen Bank in Kanada mit 350 Millionen Dollar Schaden
onlinedienst - 2. Nov, 20:49 Article 5622x read