Die afrikanischen Wälder verschwinden - mit Folgen für das globale Klima
Dr. Alexander von Paleske --- 11.8. 2015 --- Im Jahre 1993 fuhr ich auf dem Weg nach Malawi durch den Tete-Korridor in Mosambik. Der Bürgerkrieg in diesem Land war vorbei, der Korridor wurde von UN-Soldaten aus Botswana bewacht. Von 1975 bis 1992 hatte die Renamo hier einen Guerillakrieg gegen die Regierung geführt.
Mosambik
Dichte Bewaldung
Das erste, was sofort auffiel: Die dichte Bewaldung mit afrikanischen Harthölzern.
Am Strassenrand bot die lokale Bevölkerung selbst hergestellte Beistelltische und Kerzenständer an. Auch ich kaufte, und der kleine Beistelltisch steht heute immer noch in meiner Praxis.
Die Lastwagen, denen wir unterwegs begegneten, transportierten Güter nach Malawi. Keinerlei Holztransporte waren zu sehen. Abholzung sahen wir nur im Umkreis der Provinzhauptstadt Tete, für Feuerholz und zum Bau von Hütten und Häusern.
Ich stellte mir damals die Frage: wird dieser afrikanische Urwald wohl noch Bestand haben, wenn erst einmal die internationalen Holzkonzerne in Mosambik auftauchen?
Nur noch wenige Jahre
Heute, 22 Jahre später, ist die Frage beantwortet: Es sind nur noch wenige Jahre.
In einem investigativen Bericht in der Wochenzeitung Mail & Guardian vom 20.März 2015 wird die skrupellose Abholzung dort geschildert, bei der mittlerweile chinesische Firmen führend beteiligt sind:
Einheimische fällen die Bäume mit Kettensägen, die sie mit Krediten der Holzfirmen erwerben. Die bettelarmen lokalen Holzfäller machen sich dann an die Arbeit. Pro Baum bekommen sie umgerechnet zwischen 4 und 8 US Dollar. Die ausländischen Aufkäufer, die einmal pro Woche anrücken, verdienen mehr als das Hundertfache daran.
Illegale Holzfällerei in Mosambik
Abtransport der gestohlenen Stämme
Über Beira nach China
Der Transport geht vorwiegend in die im Norden gelegene Hafenstadt Beira, von dort aus wird das Holz verschifft, grösstenteils nach China. Überall auf den Strassen zur Hafenstadt sind jetzt Lastkraftwagen zu sehen, die Holz geladen haben-
Das Fällen der Bäume , die allesamt, wie auch das Land, Eigentum des Staates sind, ist ohne staatliche Genehmigung illegal.
Legal, illegal, völlig egal
Zunächst einmal ist eine Lizenz erforderlich, die Menge der zu fällenden Bäume ist begrenzt, und ausserdem müssen neue Bäume als Ersatz für die gefällten gepflanzt werden.
Kaum jemand schert sich um Genehmigungen. Das wurde ja auf die Profitrate drücken. Stattdessen werden Polizei, lokale Behörden und Politiker bestochen.
So wird geschätzt, dass mehr als 90% der Holzfällerei in Mosambik illegal ist.
Die lokale Bevölkerung, abgesehen von dem Hungerlohn der Holzfäller, verdient nichts an diesem dreckigen Geschäft, das sie ihrer Ressourcen beraubt und die Zukunft nimmt.
Ironie: In China ist die kommerzielle Holzfällerei seit 1998 verboten.
Welche globalen und lokalen Konsequenzen diese Raub-Waldrodung hat, dass der Urwald gleichzeitig Regenpuffer und Lunge ist, verstehen die Einheimischen vielleicht, aber ihnen gehören die Bäume ohnehin nicht, die gehören dem Staat , und ihnen geht es ums nackte Überleben. Erst kommt das Essen und dann die Moral. Sie sehen ausserdem eher die Chance, mehr Ackerland zu gewinnen. Der unbrauchbare Baumbestand wird mit dem Unterholz einfach abgebrannt, Brandrodung ein anderes Wort dafür.
Endresultat: Überschwemmungen und Klimaveränderung
Das Endresultat lässt sich im Nachbarstaat Malawi besichtigen, dort sind die Wälder grösstenteils verschwunden, die Folge der Nachfrage nach Feuerholz. Nicht nur für Haushalte, sondern gerade auch zur Trocknung und Räucherung der Tabakblätter.
Die Überschwemmungen in Mosambik und Malawi, gerade wieder letztes Jahr, sind die Konsequenz der globalen Klimaveränderung und des lokalen Wegfalls der Wasserpufferung. Sie werden mit der andauernden illegalen Holzfällerei noch weiter zunehmen.
Auch in anderen Ländern
Mosambik und Malawi stehen keineswegs allein da: Illegale Waldrodung findet in ähnlicher Weise in Kongo-Brazzaville, der Demokratischen Republik Kongo, Guinea-Bissau, Kamerun, Gambia, Madagaskar und der Zentralafrikanischen Republik statt, aber auch in Brasilien, Indonesien, Myanmar, Laos und Vietnam, mit verheerenden Konsequenzen für Klima, Regenfälle und Artenvielfalt. Und es sind keineswegs nur die Chinesen.
In der vom Bürgerkrieg geschüttelten Zentralafrikanischen Republik mästeten sich die marodierenden Milizen durch „Lizenzgebühren“ zur ungehinderten Raubrodung, was wiederum half, den Bürgerkrieg weiter am laufen zu halten.
Abtransport der Baumstämme in der Zentralafrikanischen Republik
Wie im Amazonas auch: Die Raubrodung wird erst dann nachlassen, wenn der Import dieser Hölzer weitgehend gestoppt wird, und zwar von allen Ländern.
Solange der Riesenhunger nach Hartholz global weiterbesteht, wird auch die Abholzung weitergehen.
Es gibt nur eine Antwort: den Bedarf nach Hartholz global drastisch zu senken, und das Holz lokal zu verarbeiten.
.
Ein versandeter Fluss und eine Beerdigung in Simbabwe
Mosambik
Dichte Bewaldung
Das erste, was sofort auffiel: Die dichte Bewaldung mit afrikanischen Harthölzern.
Am Strassenrand bot die lokale Bevölkerung selbst hergestellte Beistelltische und Kerzenständer an. Auch ich kaufte, und der kleine Beistelltisch steht heute immer noch in meiner Praxis.
Die Lastwagen, denen wir unterwegs begegneten, transportierten Güter nach Malawi. Keinerlei Holztransporte waren zu sehen. Abholzung sahen wir nur im Umkreis der Provinzhauptstadt Tete, für Feuerholz und zum Bau von Hütten und Häusern.
Ich stellte mir damals die Frage: wird dieser afrikanische Urwald wohl noch Bestand haben, wenn erst einmal die internationalen Holzkonzerne in Mosambik auftauchen?
Nur noch wenige Jahre
Heute, 22 Jahre später, ist die Frage beantwortet: Es sind nur noch wenige Jahre.
In einem investigativen Bericht in der Wochenzeitung Mail & Guardian vom 20.März 2015 wird die skrupellose Abholzung dort geschildert, bei der mittlerweile chinesische Firmen führend beteiligt sind:
Einheimische fällen die Bäume mit Kettensägen, die sie mit Krediten der Holzfirmen erwerben. Die bettelarmen lokalen Holzfäller machen sich dann an die Arbeit. Pro Baum bekommen sie umgerechnet zwischen 4 und 8 US Dollar. Die ausländischen Aufkäufer, die einmal pro Woche anrücken, verdienen mehr als das Hundertfache daran.
Illegale Holzfällerei in Mosambik
Abtransport der gestohlenen Stämme
Über Beira nach China
Der Transport geht vorwiegend in die im Norden gelegene Hafenstadt Beira, von dort aus wird das Holz verschifft, grösstenteils nach China. Überall auf den Strassen zur Hafenstadt sind jetzt Lastkraftwagen zu sehen, die Holz geladen haben-
Das Fällen der Bäume , die allesamt, wie auch das Land, Eigentum des Staates sind, ist ohne staatliche Genehmigung illegal.
Legal, illegal, völlig egal
Zunächst einmal ist eine Lizenz erforderlich, die Menge der zu fällenden Bäume ist begrenzt, und ausserdem müssen neue Bäume als Ersatz für die gefällten gepflanzt werden.
Kaum jemand schert sich um Genehmigungen. Das wurde ja auf die Profitrate drücken. Stattdessen werden Polizei, lokale Behörden und Politiker bestochen.
So wird geschätzt, dass mehr als 90% der Holzfällerei in Mosambik illegal ist.
Die lokale Bevölkerung, abgesehen von dem Hungerlohn der Holzfäller, verdient nichts an diesem dreckigen Geschäft, das sie ihrer Ressourcen beraubt und die Zukunft nimmt.
Ironie: In China ist die kommerzielle Holzfällerei seit 1998 verboten.
Welche globalen und lokalen Konsequenzen diese Raub-Waldrodung hat, dass der Urwald gleichzeitig Regenpuffer und Lunge ist, verstehen die Einheimischen vielleicht, aber ihnen gehören die Bäume ohnehin nicht, die gehören dem Staat , und ihnen geht es ums nackte Überleben. Erst kommt das Essen und dann die Moral. Sie sehen ausserdem eher die Chance, mehr Ackerland zu gewinnen. Der unbrauchbare Baumbestand wird mit dem Unterholz einfach abgebrannt, Brandrodung ein anderes Wort dafür.
Endresultat: Überschwemmungen und Klimaveränderung
Das Endresultat lässt sich im Nachbarstaat Malawi besichtigen, dort sind die Wälder grösstenteils verschwunden, die Folge der Nachfrage nach Feuerholz. Nicht nur für Haushalte, sondern gerade auch zur Trocknung und Räucherung der Tabakblätter.
Die Überschwemmungen in Mosambik und Malawi, gerade wieder letztes Jahr, sind die Konsequenz der globalen Klimaveränderung und des lokalen Wegfalls der Wasserpufferung. Sie werden mit der andauernden illegalen Holzfällerei noch weiter zunehmen.
Auch in anderen Ländern
Mosambik und Malawi stehen keineswegs allein da: Illegale Waldrodung findet in ähnlicher Weise in Kongo-Brazzaville, der Demokratischen Republik Kongo, Guinea-Bissau, Kamerun, Gambia, Madagaskar und der Zentralafrikanischen Republik statt, aber auch in Brasilien, Indonesien, Myanmar, Laos und Vietnam, mit verheerenden Konsequenzen für Klima, Regenfälle und Artenvielfalt. Und es sind keineswegs nur die Chinesen.
In der vom Bürgerkrieg geschüttelten Zentralafrikanischen Republik mästeten sich die marodierenden Milizen durch „Lizenzgebühren“ zur ungehinderten Raubrodung, was wiederum half, den Bürgerkrieg weiter am laufen zu halten.
Abtransport der Baumstämme in der Zentralafrikanischen Republik
Wie im Amazonas auch: Die Raubrodung wird erst dann nachlassen, wenn der Import dieser Hölzer weitgehend gestoppt wird, und zwar von allen Ländern.
Solange der Riesenhunger nach Hartholz global weiterbesteht, wird auch die Abholzung weitergehen.
Es gibt nur eine Antwort: den Bedarf nach Hartholz global drastisch zu senken, und das Holz lokal zu verarbeiten.
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Ein versandeter Fluss und eine Beerdigung in Simbabwe
onlinedienst - 11. Aug, 19:07 Article 4537x read