Immobilien Milliardär René Benko, seine Signa, und jede Menge Pleiten
Dr. Alexander von Paleske ---- 14.12. 2023 -
Im Tagestakt melden Unternehmen der verschachtelten Signa-Gruppe des austrischen Immobilien-Investors,Tausendsassas und Milliardärs René Benko Insolvenz an.
Benkos Reich
Zu dessen Imperium, das nun offenbar wie ein Kartenhaus zusammenfällt, gehören nicht nur Immobilien wie das Chrysler Hochhaus in New York, das bestenfalls halbfertige Elbtower-Hochhaus in Hamburg, ein paar mittlerweile stillgelegte Baustellen in Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, und Hamburg, sondern auch die Kaufhäuser Galeria-Karstadt-Kaufhof, dazu Luxuskaufhäuser wie das Selfridges in London und das KaDeWe in Berlin. Ausserdem noch Sportgeschäfte und österreichische Tageszeitungen..
Selbst der mumifizierte Jungsteinzeitmann Oetzi sollte mit Benkos Hilfe eine würdige und - nicht zu vergessen – lukrative letzte Aufbahrungsstelle bekommen, eine Art modernes Mausoleum Jetzt gilt es aber erst einmal eine „Aufbahrungsstelle“ für Benkos Reich zu finden.
Fünf Milliarden Euro Miese
Bis Ende September hatte Benkos Signa Holding offenbar Schulden in Höhe von fünf Milliarden Euro angehäuft, den Großteil davon angeblich erst in den vergangenen neun Monaten davor. Die Signa Holding konnte ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen, und stellte im vergangenen Monat einen Antrag auf Insolvenz.
Ein letzter Versuch zu retten was noch zu retten war mit Hilfe eines „Geierfonds“ namens Elliott, über den hier schon mehrfach berichtet wurde, scheiterte. Vielleicht war für den „Fonds-Geier“ nicht ausreichend viel zu holen, nachdem der „Pleitegeier“ sich schon im Anflug auf Benkos Reich befand. .
Alles muss raus
Die Insolvenz der Signa und ihrer Verschachtelungen könnte nach dem Slogan abgewickelt werden, der an vielen vor der Schliessung stehenden Galeria Kaufhof Karstadt Kaufhäusern zu finden war: „Alles muss raus“.
Benko will offenbar sogar seine 40 Millionen Euro Yacht Roma verkaufen, auf der er viele seiner Gäste aus der Hochfinanz, Unternehmer und Politiker begrüssen und bewirten durfte , und mit seinen Reichtümern, wozu auch ein Picasso Gemälde gehört, angeben konnte. . Nun musste Immobilien-René auch selbst raus aus der Signa-Geschäftsführung.
Tiefer Fall
Ein tiefer Fall nachdem es bisher für Benko bisher immer hiess: Grösser, höher und weiter, bis dann allerdings die Krise auf dem Immobilienmarkt, die explodierenden Baukosten und die steigenden Zinsen ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machten.
Jahrelang hatten sich selbst erfahrene Kaufleute wie der Logistik-Unternehmer Klaus Michael Kühne und STRABAG Gruender Hans-Peter Haselsteiner, aber auch Banken und Versicherungen von diesem Selfmade-Mann beeindrucken lassen, der seit seiner Kindheit den in Dukaten schwimmenden Dagobert Duck sich zum Vorbild genommen hatte.
Der später vor Plänen für neue Bauprojekte nur so strotzte, und satte Gewinne versprach – und hielt zunächst das Versprechen – in einer Zeit, wo das Lagern von Bargeld auf dem Bankkonto nur Negativzinsen einbrachte.
Immer hatte Benko offenbar präzise Zahlen über Investitionskosten, Meiteinahmen Wertzuwachs etc parat, sehr beeindruckend - bis sich zeigte, dass diese Pläne nicht „winterfest“waren,
Winter gekommen
Der Finanz-Winter ist jetzt eingezogen, und schon steht Benko mit seinen Untenehmen in der Kälte und Kreide da: statt hektischer Aktivität auf seinen zahlreichen Baustellen Grabesstille. Weiteres Schicksal: höchst ungewiss..
Nicht nur Benko steht jetzt in der Kälte, sondern auch seine Kreditgeber und die Käufer seiner Anteilsscheine, die jetzt angeblich Ramschstatus geniessen.
Erstaunlich schon die pure Zahl der Geschäftsleute, Banken und Versicherungen, die ihm Geld hinterherwarfen, und jetzt ihrem guten Geld nachjagen oder gar nachtrauern müssen, wie z.B. die Schweizer Privatbank Julius Bär, feine Adreese für sehr Vermögende, die fürchten muss, 600 Millionen abschreiben zu müssen.
War dies alles nicht absehbar? Hatte die Gier nach Gewinnen die Investoren geblendet?
Ein Blick zurück
Am Anfang sah ja alles ganz gut aus: Benko, Schulabbrecher, der einst als „Drücker“an der Haustür Maschmeyer-Investment-Papiere verkaufte, der Dachstühle renovierte, schaffte es, auf dem Immobilienmarkt zu landen. Karl Kovarik, mit dem Verkauf der Stroh-Tankstellen an die OMV zu einem grossen Vermögen gekommen vertraute Benko Geld an, das er in die Errichtung von Arztzentren investierte - ein gutes Geschäft für beide Seiten, Benkos Gesellenstück sozusagen.
Dann ging es in der Innsbrucker Innenstadt richtig los mit dem Kauftempel Tyrol.
Als Anschubfinanzierer stiegen nun der umstrittene griechische Reeder Economou und der Kongo-Plünderer Beny Steinmetz mit ins Boot.
Benko suchte auch die Nähe des umstrittenen korrupten kroatischen Regierungschefs Ivo Sanader den er zu bestechen versuchte,. was ihm eine strafrechtliche Verurteilung einbrachte. Sanader dem auch vorgworfen wird, für die Ermordung des kroatischen Journalisten Pukanic verantwortlich zu sein, war sicherlei eine gute Adresse für Bestechung, nicht aber für seriöse Geschaefte.
Sollen schweigen
Wer später auf diesen Fleck in der Vita des Immobilien-Gurus Benko aufmerksam machte, dem schickte Benko seine Anwälte in Haus. So geschehen beim SPIEGEL und dem Verfasser dieses Artikels, siehe hier.
Auch zu einem späteren Zeitpunkt wurden gegen Benko Bestechungsvorwürfe gegenüber Finanzbeamten in Oesterreich erhoben, die Ermittlungen laufen noch. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bestrafte Ignoranz
Die Investoren ignorierten das alles offenbar: Zu gross der bisherige Erfolg des Selfmade-Milliardärs, der mittlerweile auch bei Luxuskaufhäusern zugeschlagen hatte, so beim KaDeWe in Berlin und dem Oberpollinger in München.
Die Investoren liessen sich beeindrucken, zumal Benko sich auch noch eine vorzeigbare Reputation verschaffte, indem er Personen wie den ehemaligen SPÖ Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit ins Boot holte, und den ehemaligen Porsche Chef Wendelin Wiedeking
Wer zählt die Namen und die Verluste?
Wer waren die Investoren, die sich jetzt die Wunden lecken, und was sind die Auswirkungen dieser Insolvenzen?
Eine stattliche Zahl von Kreditgebern und Käufern von Anteilsscheinen ist da zusammengekommen. Ein Ueberblick:
- Nach einem Bericht in der englischen Wirtschaftszeitung Financial Times hat die gesamte deutsche Versicherungs-Branche Benkos Signa samt Verschachtelungen insgesamt drei Milliarden Euro geliehen. Ein beträchtlicher Teil soll nicht durch Sicherheiten gedeckt sein.
Da sind einmal Deutsche Versicherungskonzerne wie Allianz und deren Tochter Ergo (700 Millionen) aber auch die Münchener Rückversicherung (Munich Re) (500 Millionen Euro) . Weiter die R+V Versicherungen, viertgrößter Versicherungskonzern, und die in Dortmund beheimatete Signal Iduna, mit angeblich fast einer Milliarde Euro, wobei unklar ist, inweiweit die Kredite z.B. durch Hypotheken besichert waren.
- Dann die Banken, die z.T. enorme Beträge - längst nicht alle besichert - verliehen oder Anteile an Benkos Imperium kauften, darunter: die schweizer Privatbank Julius Bär mit 500 Millionen Euro: die beiden oesterreichischen Institute Raiffeisenbank International ( Unicreditbank) Bank Austria und Raiffeisenbank Oberoesterreich. Kreditvolumen: ca. 2,2 Milliarden Euro.
Nach Recherchen von Bloomberg sollen auch mindestens neun Sparkassen in Deutschland zu den Kreditgebern zählen. Demnach räumte die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen den Sporthäusern der ebenfalls insolventen Tochter Signa Sports United gemeinsam mit anderen Banken eine Kreditlinie ein. Gläubiger der Signa Holding sind dem Bericht zufolge auch die Kreissparkassen Göppinge, die Stadtsparkasse Düsseldorf, sowie die Sparkassen Leipzig, Merzig-Wadern, Rhein-Nahe, Siegen, Südwestpfalz und Südliche Weinstraße (jetzt Sparkasse Südpfalz).
Hinzu kommen mehrere Landesbanken wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die BayernLB .... und die hessisch-thüringische Helaba, mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Eine Bank, die schon in den 70er Jahren einen Immobilienskandal im Milliardenbereich hinter sich gebracht hat. Details zu dem Skandal siehe hier. Die Katze lässt offenbar das mausen nicht
- Da sind die Privatinvestoren wie der Logistik-Milliardär Klaus Michael Kühne, oder der Bauunternehmer (STRABAG) Haselsteiner, ebenso der Unternehmensberater Roland Berger und nicht zu vergessen: die Kohle-Gesellschaft RAG.
- Und da darf der Deutsche Staat natürlich nicht fehlen: der hatte zwar nicht bei Signa investiert, aber versucht, den Niedergang von Galeria Karstadt Kaufhof aufzuhalten: mit einer Kreditspritze von 630 Millionen Euro – für ein überholtes Geschäftsmodell – um Arbeitsplätze zu retten. Auf die erste Insolvenz folgte trotz der Staatsknete die zweite.. Mittlerweile droht die dritte - und damit wohl dann endgültige - Insolvenz, denn Benko müsste im Februar 2024 vertraglich zugesicherte 50 Millionen Euro zuschiessen – eher fraglich angesichts der vielen Insolvenzen. Für die nach zwei Insolvenzen immerhin noch verbliebenen 13.800 Beschäftigten in deutlich weniger übrig gebliebenen Galeria Karstadt Kaufhof Filialen - nach den vorangegangenen Insolvenzen mit Lohneinbussen - eine unerquickliche Perspektive.
Dass der Staatskredit auch noch völlig unzureichend besichert wurde, rundet das Bild ab. Ein Totalverlust von 630 Millionen Euro ist daher möglich und erher wahrscheinlich geworden..
-
Weitreichende Auswirkungen?
Welche Auiswirkungen die Signa-Insolvenzen auf die beteiligten Baufirmen haben werden, ist unklar. Möglich, dass eine Reihe von Baufirmen als Folge von offenen Rechnungen - angesichts der ohnehin desolaten Lage auf dem Bausektor - ebenfalls in die Insolvenz rutschen könnten.
Welche Auswirkungen ggf. faule Signa-Kredite bzw. ggf. wertlose Anteilsscheine auf die beteiligten Banken haben, ob es gar zu Banken-Insolvenzen kommt, ist ebenfalls unklar, denn die Banken werden in den nächsten Monaten ohnehin von einer Firmen-Insolvenzwelle überrollt werden. Eine Welle, die durch die jetzt - dank des gestern verkündeten Haushaltskompromisses - zu erwartenden deutlich erhöhten Preise für Strom und Gas noch einmal beschleunigt werden dürfte.
Jürgen Schneider lässt grüssen
In den 90er Jahren gab es schon einmal einen Immobilien-Investor-Skandal im Grossformat. Der Name des Investors: Jürgen Schneider, dem die Banken Geld hinterherwarfen, und dessen Millionen-DM-Verbindlichkeiten der Deutsche Bank-Vorstand Hilmar Kopper nach der Insolvenz als Peanuts bezeichnete. Von Peanuts kann im Falle Signa-Benko jedoch keine Rede mehr sein.
Einer für jede
Für jede Insolvenz der vielen Benko-Firmen muss jetzt ein Insolvenzverwalter bestellt werden. Wie da ein koodiniertes Vorgehen zur Rettung wenigstens der vorhandenen Vermögenswerte zur Befriedigung der Gläubiger funktionieren soll, ist schwer vorstellbar.
Es wird ungemütlich für viele, nicht nur wegen des Winters.
Im Tagestakt melden Unternehmen der verschachtelten Signa-Gruppe des austrischen Immobilien-Investors,Tausendsassas und Milliardärs René Benko Insolvenz an.
Benkos Reich
Zu dessen Imperium, das nun offenbar wie ein Kartenhaus zusammenfällt, gehören nicht nur Immobilien wie das Chrysler Hochhaus in New York, das bestenfalls halbfertige Elbtower-Hochhaus in Hamburg, ein paar mittlerweile stillgelegte Baustellen in Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, und Hamburg, sondern auch die Kaufhäuser Galeria-Karstadt-Kaufhof, dazu Luxuskaufhäuser wie das Selfridges in London und das KaDeWe in Berlin. Ausserdem noch Sportgeschäfte und österreichische Tageszeitungen..
Selbst der mumifizierte Jungsteinzeitmann Oetzi sollte mit Benkos Hilfe eine würdige und - nicht zu vergessen – lukrative letzte Aufbahrungsstelle bekommen, eine Art modernes Mausoleum Jetzt gilt es aber erst einmal eine „Aufbahrungsstelle“ für Benkos Reich zu finden.
Fünf Milliarden Euro Miese
Bis Ende September hatte Benkos Signa Holding offenbar Schulden in Höhe von fünf Milliarden Euro angehäuft, den Großteil davon angeblich erst in den vergangenen neun Monaten davor. Die Signa Holding konnte ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen, und stellte im vergangenen Monat einen Antrag auf Insolvenz.
Ein letzter Versuch zu retten was noch zu retten war mit Hilfe eines „Geierfonds“ namens Elliott, über den hier schon mehrfach berichtet wurde, scheiterte. Vielleicht war für den „Fonds-Geier“ nicht ausreichend viel zu holen, nachdem der „Pleitegeier“ sich schon im Anflug auf Benkos Reich befand. .
Alles muss raus
Die Insolvenz der Signa und ihrer Verschachtelungen könnte nach dem Slogan abgewickelt werden, der an vielen vor der Schliessung stehenden Galeria Kaufhof Karstadt Kaufhäusern zu finden war: „Alles muss raus“.
Benko will offenbar sogar seine 40 Millionen Euro Yacht Roma verkaufen, auf der er viele seiner Gäste aus der Hochfinanz, Unternehmer und Politiker begrüssen und bewirten durfte , und mit seinen Reichtümern, wozu auch ein Picasso Gemälde gehört, angeben konnte. . Nun musste Immobilien-René auch selbst raus aus der Signa-Geschäftsführung.
Tiefer Fall
Ein tiefer Fall nachdem es bisher für Benko bisher immer hiess: Grösser, höher und weiter, bis dann allerdings die Krise auf dem Immobilienmarkt, die explodierenden Baukosten und die steigenden Zinsen ihm einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machten.
Jahrelang hatten sich selbst erfahrene Kaufleute wie der Logistik-Unternehmer Klaus Michael Kühne und STRABAG Gruender Hans-Peter Haselsteiner, aber auch Banken und Versicherungen von diesem Selfmade-Mann beeindrucken lassen, der seit seiner Kindheit den in Dukaten schwimmenden Dagobert Duck sich zum Vorbild genommen hatte.
Der später vor Plänen für neue Bauprojekte nur so strotzte, und satte Gewinne versprach – und hielt zunächst das Versprechen – in einer Zeit, wo das Lagern von Bargeld auf dem Bankkonto nur Negativzinsen einbrachte.
Immer hatte Benko offenbar präzise Zahlen über Investitionskosten, Meiteinahmen Wertzuwachs etc parat, sehr beeindruckend - bis sich zeigte, dass diese Pläne nicht „winterfest“waren,
Winter gekommen
Der Finanz-Winter ist jetzt eingezogen, und schon steht Benko mit seinen Untenehmen in der Kälte und Kreide da: statt hektischer Aktivität auf seinen zahlreichen Baustellen Grabesstille. Weiteres Schicksal: höchst ungewiss..
Nicht nur Benko steht jetzt in der Kälte, sondern auch seine Kreditgeber und die Käufer seiner Anteilsscheine, die jetzt angeblich Ramschstatus geniessen.
Erstaunlich schon die pure Zahl der Geschäftsleute, Banken und Versicherungen, die ihm Geld hinterherwarfen, und jetzt ihrem guten Geld nachjagen oder gar nachtrauern müssen, wie z.B. die Schweizer Privatbank Julius Bär, feine Adreese für sehr Vermögende, die fürchten muss, 600 Millionen abschreiben zu müssen.
War dies alles nicht absehbar? Hatte die Gier nach Gewinnen die Investoren geblendet?
Ein Blick zurück
Am Anfang sah ja alles ganz gut aus: Benko, Schulabbrecher, der einst als „Drücker“an der Haustür Maschmeyer-Investment-Papiere verkaufte, der Dachstühle renovierte, schaffte es, auf dem Immobilienmarkt zu landen. Karl Kovarik, mit dem Verkauf der Stroh-Tankstellen an die OMV zu einem grossen Vermögen gekommen vertraute Benko Geld an, das er in die Errichtung von Arztzentren investierte - ein gutes Geschäft für beide Seiten, Benkos Gesellenstück sozusagen.
Dann ging es in der Innsbrucker Innenstadt richtig los mit dem Kauftempel Tyrol.
Als Anschubfinanzierer stiegen nun der umstrittene griechische Reeder Economou und der Kongo-Plünderer Beny Steinmetz mit ins Boot.
Benko suchte auch die Nähe des umstrittenen korrupten kroatischen Regierungschefs Ivo Sanader den er zu bestechen versuchte,. was ihm eine strafrechtliche Verurteilung einbrachte. Sanader dem auch vorgworfen wird, für die Ermordung des kroatischen Journalisten Pukanic verantwortlich zu sein, war sicherlei eine gute Adresse für Bestechung, nicht aber für seriöse Geschaefte.
Sollen schweigen
Wer später auf diesen Fleck in der Vita des Immobilien-Gurus Benko aufmerksam machte, dem schickte Benko seine Anwälte in Haus. So geschehen beim SPIEGEL und dem Verfasser dieses Artikels, siehe hier.
Auch zu einem späteren Zeitpunkt wurden gegen Benko Bestechungsvorwürfe gegenüber Finanzbeamten in Oesterreich erhoben, die Ermittlungen laufen noch. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Bestrafte Ignoranz
Die Investoren ignorierten das alles offenbar: Zu gross der bisherige Erfolg des Selfmade-Milliardärs, der mittlerweile auch bei Luxuskaufhäusern zugeschlagen hatte, so beim KaDeWe in Berlin und dem Oberpollinger in München.
Die Investoren liessen sich beeindrucken, zumal Benko sich auch noch eine vorzeigbare Reputation verschaffte, indem er Personen wie den ehemaligen SPÖ Bundeskanzler Alfred Gusenbauer mit ins Boot holte, und den ehemaligen Porsche Chef Wendelin Wiedeking
Wer zählt die Namen und die Verluste?
Wer waren die Investoren, die sich jetzt die Wunden lecken, und was sind die Auswirkungen dieser Insolvenzen?
Eine stattliche Zahl von Kreditgebern und Käufern von Anteilsscheinen ist da zusammengekommen. Ein Ueberblick:
- Nach einem Bericht in der englischen Wirtschaftszeitung Financial Times hat die gesamte deutsche Versicherungs-Branche Benkos Signa samt Verschachtelungen insgesamt drei Milliarden Euro geliehen. Ein beträchtlicher Teil soll nicht durch Sicherheiten gedeckt sein.
Da sind einmal Deutsche Versicherungskonzerne wie Allianz und deren Tochter Ergo (700 Millionen) aber auch die Münchener Rückversicherung (Munich Re) (500 Millionen Euro) . Weiter die R+V Versicherungen, viertgrößter Versicherungskonzern, und die in Dortmund beheimatete Signal Iduna, mit angeblich fast einer Milliarde Euro, wobei unklar ist, inweiweit die Kredite z.B. durch Hypotheken besichert waren.
- Dann die Banken, die z.T. enorme Beträge - längst nicht alle besichert - verliehen oder Anteile an Benkos Imperium kauften, darunter: die schweizer Privatbank Julius Bär mit 500 Millionen Euro: die beiden oesterreichischen Institute Raiffeisenbank International ( Unicreditbank) Bank Austria und Raiffeisenbank Oberoesterreich. Kreditvolumen: ca. 2,2 Milliarden Euro.
Nach Recherchen von Bloomberg sollen auch mindestens neun Sparkassen in Deutschland zu den Kreditgebern zählen. Demnach räumte die Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen den Sporthäusern der ebenfalls insolventen Tochter Signa Sports United gemeinsam mit anderen Banken eine Kreditlinie ein. Gläubiger der Signa Holding sind dem Bericht zufolge auch die Kreissparkassen Göppinge, die Stadtsparkasse Düsseldorf, sowie die Sparkassen Leipzig, Merzig-Wadern, Rhein-Nahe, Siegen, Südwestpfalz und Südliche Weinstraße (jetzt Sparkasse Südpfalz).
Hinzu kommen mehrere Landesbanken wie die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) und die BayernLB .... und die hessisch-thüringische Helaba, mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Eine Bank, die schon in den 70er Jahren einen Immobilienskandal im Milliardenbereich hinter sich gebracht hat. Details zu dem Skandal siehe hier. Die Katze lässt offenbar das mausen nicht
- Da sind die Privatinvestoren wie der Logistik-Milliardär Klaus Michael Kühne, oder der Bauunternehmer (STRABAG) Haselsteiner, ebenso der Unternehmensberater Roland Berger und nicht zu vergessen: die Kohle-Gesellschaft RAG.
- Und da darf der Deutsche Staat natürlich nicht fehlen: der hatte zwar nicht bei Signa investiert, aber versucht, den Niedergang von Galeria Karstadt Kaufhof aufzuhalten: mit einer Kreditspritze von 630 Millionen Euro – für ein überholtes Geschäftsmodell – um Arbeitsplätze zu retten. Auf die erste Insolvenz folgte trotz der Staatsknete die zweite.. Mittlerweile droht die dritte - und damit wohl dann endgültige - Insolvenz, denn Benko müsste im Februar 2024 vertraglich zugesicherte 50 Millionen Euro zuschiessen – eher fraglich angesichts der vielen Insolvenzen. Für die nach zwei Insolvenzen immerhin noch verbliebenen 13.800 Beschäftigten in deutlich weniger übrig gebliebenen Galeria Karstadt Kaufhof Filialen - nach den vorangegangenen Insolvenzen mit Lohneinbussen - eine unerquickliche Perspektive.
Dass der Staatskredit auch noch völlig unzureichend besichert wurde, rundet das Bild ab. Ein Totalverlust von 630 Millionen Euro ist daher möglich und erher wahrscheinlich geworden..
-
Weitreichende Auswirkungen?
Welche Auiswirkungen die Signa-Insolvenzen auf die beteiligten Baufirmen haben werden, ist unklar. Möglich, dass eine Reihe von Baufirmen als Folge von offenen Rechnungen - angesichts der ohnehin desolaten Lage auf dem Bausektor - ebenfalls in die Insolvenz rutschen könnten.
Welche Auswirkungen ggf. faule Signa-Kredite bzw. ggf. wertlose Anteilsscheine auf die beteiligten Banken haben, ob es gar zu Banken-Insolvenzen kommt, ist ebenfalls unklar, denn die Banken werden in den nächsten Monaten ohnehin von einer Firmen-Insolvenzwelle überrollt werden. Eine Welle, die durch die jetzt - dank des gestern verkündeten Haushaltskompromisses - zu erwartenden deutlich erhöhten Preise für Strom und Gas noch einmal beschleunigt werden dürfte.
Jürgen Schneider lässt grüssen
In den 90er Jahren gab es schon einmal einen Immobilien-Investor-Skandal im Grossformat. Der Name des Investors: Jürgen Schneider, dem die Banken Geld hinterherwarfen, und dessen Millionen-DM-Verbindlichkeiten der Deutsche Bank-Vorstand Hilmar Kopper nach der Insolvenz als Peanuts bezeichnete. Von Peanuts kann im Falle Signa-Benko jedoch keine Rede mehr sein.
Einer für jede
Für jede Insolvenz der vielen Benko-Firmen muss jetzt ein Insolvenzverwalter bestellt werden. Wie da ein koodiniertes Vorgehen zur Rettung wenigstens der vorhandenen Vermögenswerte zur Befriedigung der Gläubiger funktionieren soll, ist schwer vorstellbar.
Es wird ungemütlich für viele, nicht nur wegen des Winters.
onlinedienst - 14. Dez, 11:35 Article 1277x read