12, teils schwerverletzte Bundeswehr-Soldaten – ist Mali das Afghanistan 2.0?
Dr. Alexander von Paleske —— 29.6. 2021 ——-
12 Bundeswehrsoldaten sind bei einem Terroranschlag der Islamisten in Mali z.T. schwer verletzt worden. Wird – oder ist bereits – Mali jetzt Afghanistan 2.O?
Der Afghanistan Einsatz ist – nicht unerwartet – total gescheitert: er hat 59 Bundeswehr- Soldaten das Leben gekostet, Hunderte sind physisch und/oder psychisch traumatisiert zurückgekehrt.
Der ehemalige Bundeswehr General Domröse, Chef des Stabes der ISAF-Truppe in Afghanistan von 2008-2009, erklärte gegenünber Der BILD-Zeitung am Freitag vergangener Woche:
„Wir sind wieder am Punkt Null. Unsere Bemühungen haben nicht gereicht.”
Nicht gereicht?
Wie bitte? Nicht gereicht? Punkt Null? Und was heisst hier nicht gereicht? Der Afghanistankrieg hätte spätestens mit der Vertreibung der Al Qaida enden müssen. Das war bereits ein Jahr nach Kriegsbeginn. Aber man wollte den Afghanen ja auch beibringen, wie Demokratie so zu laufen hat – ohne allerdings auf ihre gewachsenen Traditionen und ihre Geschichte Rücksicht zu nehmen – mit katastrophalen Folgen einschliesslich massiver Korruption.
Nicht eingestanden
Bis heute haben weder die SPD und Grüne, damals in einer Koalitionsregierung, noch die anderen Parteien, die diesem Himmelfahrtskommando seinerzeit - und dann immer wieder - zugestimmt haben, diese Entscheidung als krasse Fehlentscheidung eingestanden.
Hier wurde seit 2009 immer wieder gegen den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch angeschrieben. Der Krieg dauerte immerhin 20 Jahre, von 2001 – 2021 und kostete mehr als 1 Billion(!) US-Dollar. Zeit genug also, schon viel früher diese Fehlentscheidung zu korrigieren, und aus Afghanistan abzuziehen..
Der Einsatz in Mali ähnlich?
Nun ist der Bundeswehreinsatz in Mali nach dem Attentat wieder ins Blickfeld gerückt. Dort hatten Radikalislamisten 2013 grosse Teile des Landes besetzt, und damit auch die wirtschaftlichen Interessen, vor allem Frankreichs, gefährdet. Malis Reichtum sind seine Rohstoffe:
- Drittgrößter Goldproduzent Afrikas nach Südafrika und Ghana. Jährlich werden bis zu 50 Tonnen Gold gewonnen;[die Reserven werden auf 800 Tonnen geschätzt.
- Uran, geschätzte Reserven 500 Tonnen.
- Phosphate, 40 Millionen Tonnen
- Kalk, 53 Millionen Tonnen
- Steinsalz, 1,2 Milliarden Tonnen
- Bauxit, 2 Milliarden Tonnen
- Eisenerz, 10 Millionen Tonnen
- Mangan, 10 Milliarden Tonnen
- Ölschiefer, 60 Millionen Tonnen
- Marmor,
- Blei und Zink 1,7 Millionen Tonnen
Nur teilweise wurden diese Rohstoffe aber bisher gefördert.
In die tiefen Taschen
Frankreich, ehemalige Kolonialmacht, und Bergbau-Multis wie Anglogold, Ashanti, Iamgold oder Randgold Resources beuten bzw. wollen diese Rohstoffe ausbeuten. Die Einkünfte aus der Vergabe der Schürflizenzen landem aber zum nicht geringen Teil in den tiefen Taschen einer hochgradig korrupten Elite, bestehend aus Militärs und Politikern, die sich untereinander die Beute streitig machen, bzw. auch an die Beute kommen wollen, sodass, Putsch und Gegenputsch in stetigem Wechsel stattfinden .
Die Bevölkerung Malis profitiert kaum von dem Reichtum des Landes, ganz im Gegenteil: Den Minenbetreibern wird vorgeworfen, Umwelt und Lebensgrundlage der Bevölkerung zu zerstören, Arbeitskräfte auszubeuten, den Dorfgemeinschaften jedoch keine Vorteile zu bringen, wie in so vielen Rohstoffländern der 3. Welt. Weniger als 10.000 Arbeitsplätze wurden geschaffen, leitende Positionen mit Ausländern besetzt.
Al Qaida kreuzt auf
Die islamistische Terrororganisation Al Qaida setzte sich bereits um das Jahr 2000 in der Sahelzone Afrikas fest. Zu diesem Gebiet gehören die Länder Mali, Niger, Burkina Faso, der Norden der Elefenbeinküste, und der Norden Nigerias. Die selbsternannten Gotteskrieger fanden dort einen idealen Boden für ihre Heilslehre: Armut, Unterdrückung, Korruption – alles XXXL.Die Islamterroristen versprachen mit Einführung der Scharia würde sich alles zum Besseren wenden, die göttliche Gerechtigkeit Einzug halten.
Ein Journalist recherchiert und warnt
Basierend auf seinen Erfahrungen als Korrespondent der Wahington Post in Westafrika von 2000-2003, beschreibt der Journalist Douglas Farah in seinem Buch “Blood from Stones” das dortige, zum damaligen Zeitpunkt bereits umfangreiche Netzwerk der Terror-Islamisten..
Farah erregte mit seinen Berichten grosses Aufsehen – und unfreundliche Reaktionen seitens des US-Geheimdienstes CIA. Der hatte, wie sich herausstellte, keine Ahnung davon, wie sich das Al Qaida Netzwerk – die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gab es damals noch nicht – bereits in Westafrika festgesetzt hatte. Die “Schlapphüte” des Bundesnachrichtendienstes dürften wohl kaum mehr gewusst haben. Die USA”kümmerten” sich stattdessen um den Irak, wo es angeblich Basen der Al Qaida und Massenvernichtungswaffen gab – alles erlogen – um den Einmarsch im Jahre 2003 in das ölreiche Land zu rechtfertigen.
Formidables Terrornetzwerk
Aus diesen Terror-Anfängen ist mittlerweile ein formidables Netzwek brutalen Terrors entstanden, quer durch Afrika: von der Westküste mit Senegal und Mauretanien, bis zur Ostküste mit Mosambik. Staaten wie Niger, Burkina Faso, Mali, Nigeria und Tschad, und zuletzt nun auch Mosambik, wurden Operationsgebiet der Terroristen, die mit ihren brutalen Ueberfällen und Selbstmordattentaten eine tiefe Blutspur hinterliessen. Insbesondere in Nigeria mit der Terrorgruppe Boko Haram, über die wir hier schon mehrfach berichtet haben, die bisher schon mehr als 20.000 Menschen, zumeist Moslems, getötet und Unzählige zum Teil schwer verletzt hat.
Im Jahre 2013 schliesslich brachten diese Terrorkrieger die Hälfte von Mali unter ihre Kontrolle, verbündeten sich auch mit Bevölkerungsgruppen wie den Tuareg im Norden des Landes, die von der im Süden gelegenen Regierung in der Hauptstadt Bamako unterdrückt worden waren, und deshalb einen eigenen Staat anstrebten.
Die Tuareg-Rebellen der MNLA eroberten schliesslich alle Städte der Region Azawad, und erklärten am 6. April 2012 die einseitige Unabhängigkeit. Zwischen Januar und Juli 2012 flüchteten über 250.000 Malier infolge der politischen Instabilität, der unsicheren Lage und des mangelhaften Zugangs zu Nahrungsmitteln und Wasser in die armen Nachbarländer Burkina Faso, Mauretanien und Niger.
Frankreich greift ein
Frankreich griff jetzt ein, schickte Truppen, welche die ‘Gotteskrieger” aus den Städten vertrieben, auch aus Timbuktu, wo sie vor allem damit beschäftigt waren kostbare Jahrhunderte alte Zeugnisse islamischer Kultur zu zerstören, und ihr Terrorregime zu etablieren
Im Dezember 2012 stimmten die Vereinten Nationen einer Resolution zu, die den Weg zu einer militärischen Intervention frei machte.
– Zunächst die UN Mission Minusma,die einen ausgehandelten Friedenskompromiss durchsetzen, und die Bevölkerung vor dem Terrorismus schützen sollte.. Die Bundeswehr ist mit rund 1000 Soldaten und Soldatinnen dabei.Das Ziel wurde bestenfalls teilweise erreicht, wie die Zunahme der Terrorangriffe nur allzu deutlich belegt.
Immer wieder werden Basen auch der UN-Friedenstruppe von motorisierten islamistischen Milizen angegriffen. Die UN-Truppen wurden bereits kurz nach ihrem Eintreffen zum Ziel sunnitischer Extremisten. Die UN-Einheiten – auch die Bundeswehr – waren nicht auf einen Anti-Terror-Einsatz vorbereitet und erlitten durch ungeeignete Ausrüstung und unzureichende Eigensicherung Verluste durch Autobomben und Sprengfallen. 2015 stellte eine Expertenkommission der UN fest, dass Friedenstruppen nicht für Anti-Terror-Operationen geeignet seien.Die Blauhelm-Mission in Mali gilt als derzeit gefährlichster UN-Einsatz. Seit ihrem Beginn 2013 wurden mehr als 240 Blauhelme getötet. Frankreich verlor 70 Soldaten bei Einsätzen in Mali.
– Dann die Mission European Union Training Mission EUTM mit der Aufgabe, malische Soldaten auszubilden – an Holzgewehren – aus Angst vor islamistischen Elementen unter den Auszubildenden. Eine höchst undankbare Aufgabe in einem Land, wo die Korruption blüht, und die Armee schlecht bezahlt wird. Die Bundeswehr ist mit 600 Soldatinnen und Soldaten dabei.
Das Resultat: Ein Teil der auch mit Hilfe der Bundeswehr ausgebildten Soldaten lief zu den Islamisten über. Trotzdem: Die Beteiligung der Bundeswehr an der Mission EUTM wurde immer wieder vom Bundestag verlängert.
Mittlerweile hat auch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) – wie zuvor auch schon Afghanistan – und die vergeblich versucht hatte, in Syrien und Irak ein sunnitisch- islamistisches Terror-Kalifat zu errichten, den Sahel – und insbesondere Mali – zu ihrem Operationsgeboiet erkoren. In der Region um Gao, also dort, wo der jüngste Bombenanschlag gegen die Bundeswehr stattfand, baut sie bereits eine Parallelregierung auf.
Das vorläufige Fazit:
Der Einsatz der UN ist nicht in der Lage, die Terroristen dauerhaft zurückzudrängen. Die Regierungssoldaten zeichnen sich durch Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung aus, und sind nicht in der Lage, die Bevölkerung vor den Terrorangriffen zu schützen. Die Ausbildungsmission EUTM ist daher ebenfalls bisher weitgehend erfolglos.So ist auch das Attentat auf den Bundeswehrkonvoi kaum eine Ueberraschung,
Welche Einkommensquellen haben die Terroristen?
Lukrative Einkommensquellen der Terroristen sind Drogentransporte, Migranten-“Service” und Entführungen
- Die Drogentransporte aus Südamerika benutzen Westafrika als Durchgangsstation
- Durch die Sahara führen die Migrationsrouten aus Ländern südlich der Sahara über Libyen nach Europa. Insbesondere der Niger spielt hier mittlerweile eine zentrale Rolle. Die Migrationsrouten werden von den Terror-Milizen kontrolliert und die Migranten abkassiert. Jeder neue Migrant, für den der Weg nach Libyen und anschliessende Ueberfahrt mehrere Tausend Euro kostet, zusammengekrazt von der Familie daheim und Verwandten, die bereits in westlichen Ländern leben, fördert damit – ungewollt – auch noch die Ausbreitung der Terrorismus.
- Kidnapping von ausländischen Minenarbeitern
Was tun?
Was müsste also getan werden, um dem Terrorismus dort effektiv zu begenen?
– Soziale Reformen
– effektive Bekämpfung der Korruption,
– die Rohstoffeinnahmen der Bevölkerung zukommen lassen,
– Ende der Diskriminierung der Tuareg.
– Die Armee professionalisieren, wozu auch das Ende der Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere die Tuareg, gehört.
– Die Schlepper- und Drogenrouten quer durch die Sahara nach Libyen schliessen
– Die Migranten, die dort stranden, in ihre Heimatländer zurückbringen
Davon wird entweder nichts, oder wenn, nur völlig unzureichend angepackt. Stattdessen ein Putsch nach dem anderen. Der UN- Einsatz – und auch die Ausbildungsmission – werden daher so enden, wie das Afghanistanabenteuer: Mit vielen Toten und ohne durchgreifende Erfolge in der Terrorismusbekämpfung.
12 Bundeswehrsoldaten sind bei einem Terroranschlag der Islamisten in Mali z.T. schwer verletzt worden. Wird – oder ist bereits – Mali jetzt Afghanistan 2.O?
Der Afghanistan Einsatz ist – nicht unerwartet – total gescheitert: er hat 59 Bundeswehr- Soldaten das Leben gekostet, Hunderte sind physisch und/oder psychisch traumatisiert zurückgekehrt.
Der ehemalige Bundeswehr General Domröse, Chef des Stabes der ISAF-Truppe in Afghanistan von 2008-2009, erklärte gegenünber Der BILD-Zeitung am Freitag vergangener Woche:
„Wir sind wieder am Punkt Null. Unsere Bemühungen haben nicht gereicht.”
Nicht gereicht?
Wie bitte? Nicht gereicht? Punkt Null? Und was heisst hier nicht gereicht? Der Afghanistankrieg hätte spätestens mit der Vertreibung der Al Qaida enden müssen. Das war bereits ein Jahr nach Kriegsbeginn. Aber man wollte den Afghanen ja auch beibringen, wie Demokratie so zu laufen hat – ohne allerdings auf ihre gewachsenen Traditionen und ihre Geschichte Rücksicht zu nehmen – mit katastrophalen Folgen einschliesslich massiver Korruption.
Nicht eingestanden
Bis heute haben weder die SPD und Grüne, damals in einer Koalitionsregierung, noch die anderen Parteien, die diesem Himmelfahrtskommando seinerzeit - und dann immer wieder - zugestimmt haben, diese Entscheidung als krasse Fehlentscheidung eingestanden.
Hier wurde seit 2009 immer wieder gegen den Einsatz der Bundeswehr am Hindukusch angeschrieben. Der Krieg dauerte immerhin 20 Jahre, von 2001 – 2021 und kostete mehr als 1 Billion(!) US-Dollar. Zeit genug also, schon viel früher diese Fehlentscheidung zu korrigieren, und aus Afghanistan abzuziehen..
Der Einsatz in Mali ähnlich?
Nun ist der Bundeswehreinsatz in Mali nach dem Attentat wieder ins Blickfeld gerückt. Dort hatten Radikalislamisten 2013 grosse Teile des Landes besetzt, und damit auch die wirtschaftlichen Interessen, vor allem Frankreichs, gefährdet. Malis Reichtum sind seine Rohstoffe:
- Drittgrößter Goldproduzent Afrikas nach Südafrika und Ghana. Jährlich werden bis zu 50 Tonnen Gold gewonnen;[die Reserven werden auf 800 Tonnen geschätzt.
- Uran, geschätzte Reserven 500 Tonnen.
- Phosphate, 40 Millionen Tonnen
- Kalk, 53 Millionen Tonnen
- Steinsalz, 1,2 Milliarden Tonnen
- Bauxit, 2 Milliarden Tonnen
- Eisenerz, 10 Millionen Tonnen
- Mangan, 10 Milliarden Tonnen
- Ölschiefer, 60 Millionen Tonnen
- Marmor,
- Blei und Zink 1,7 Millionen Tonnen
Nur teilweise wurden diese Rohstoffe aber bisher gefördert.
In die tiefen Taschen
Frankreich, ehemalige Kolonialmacht, und Bergbau-Multis wie Anglogold, Ashanti, Iamgold oder Randgold Resources beuten bzw. wollen diese Rohstoffe ausbeuten. Die Einkünfte aus der Vergabe der Schürflizenzen landem aber zum nicht geringen Teil in den tiefen Taschen einer hochgradig korrupten Elite, bestehend aus Militärs und Politikern, die sich untereinander die Beute streitig machen, bzw. auch an die Beute kommen wollen, sodass, Putsch und Gegenputsch in stetigem Wechsel stattfinden .
Die Bevölkerung Malis profitiert kaum von dem Reichtum des Landes, ganz im Gegenteil: Den Minenbetreibern wird vorgeworfen, Umwelt und Lebensgrundlage der Bevölkerung zu zerstören, Arbeitskräfte auszubeuten, den Dorfgemeinschaften jedoch keine Vorteile zu bringen, wie in so vielen Rohstoffländern der 3. Welt. Weniger als 10.000 Arbeitsplätze wurden geschaffen, leitende Positionen mit Ausländern besetzt.
Al Qaida kreuzt auf
Die islamistische Terrororganisation Al Qaida setzte sich bereits um das Jahr 2000 in der Sahelzone Afrikas fest. Zu diesem Gebiet gehören die Länder Mali, Niger, Burkina Faso, der Norden der Elefenbeinküste, und der Norden Nigerias. Die selbsternannten Gotteskrieger fanden dort einen idealen Boden für ihre Heilslehre: Armut, Unterdrückung, Korruption – alles XXXL.Die Islamterroristen versprachen mit Einführung der Scharia würde sich alles zum Besseren wenden, die göttliche Gerechtigkeit Einzug halten.
Ein Journalist recherchiert und warnt
Basierend auf seinen Erfahrungen als Korrespondent der Wahington Post in Westafrika von 2000-2003, beschreibt der Journalist Douglas Farah in seinem Buch “Blood from Stones” das dortige, zum damaligen Zeitpunkt bereits umfangreiche Netzwerk der Terror-Islamisten..
Farah erregte mit seinen Berichten grosses Aufsehen – und unfreundliche Reaktionen seitens des US-Geheimdienstes CIA. Der hatte, wie sich herausstellte, keine Ahnung davon, wie sich das Al Qaida Netzwerk – die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) gab es damals noch nicht – bereits in Westafrika festgesetzt hatte. Die “Schlapphüte” des Bundesnachrichtendienstes dürften wohl kaum mehr gewusst haben. Die USA”kümmerten” sich stattdessen um den Irak, wo es angeblich Basen der Al Qaida und Massenvernichtungswaffen gab – alles erlogen – um den Einmarsch im Jahre 2003 in das ölreiche Land zu rechtfertigen.
Formidables Terrornetzwerk
Aus diesen Terror-Anfängen ist mittlerweile ein formidables Netzwek brutalen Terrors entstanden, quer durch Afrika: von der Westküste mit Senegal und Mauretanien, bis zur Ostküste mit Mosambik. Staaten wie Niger, Burkina Faso, Mali, Nigeria und Tschad, und zuletzt nun auch Mosambik, wurden Operationsgebiet der Terroristen, die mit ihren brutalen Ueberfällen und Selbstmordattentaten eine tiefe Blutspur hinterliessen. Insbesondere in Nigeria mit der Terrorgruppe Boko Haram, über die wir hier schon mehrfach berichtet haben, die bisher schon mehr als 20.000 Menschen, zumeist Moslems, getötet und Unzählige zum Teil schwer verletzt hat.
Im Jahre 2013 schliesslich brachten diese Terrorkrieger die Hälfte von Mali unter ihre Kontrolle, verbündeten sich auch mit Bevölkerungsgruppen wie den Tuareg im Norden des Landes, die von der im Süden gelegenen Regierung in der Hauptstadt Bamako unterdrückt worden waren, und deshalb einen eigenen Staat anstrebten.
Die Tuareg-Rebellen der MNLA eroberten schliesslich alle Städte der Region Azawad, und erklärten am 6. April 2012 die einseitige Unabhängigkeit. Zwischen Januar und Juli 2012 flüchteten über 250.000 Malier infolge der politischen Instabilität, der unsicheren Lage und des mangelhaften Zugangs zu Nahrungsmitteln und Wasser in die armen Nachbarländer Burkina Faso, Mauretanien und Niger.
Frankreich greift ein
Frankreich griff jetzt ein, schickte Truppen, welche die ‘Gotteskrieger” aus den Städten vertrieben, auch aus Timbuktu, wo sie vor allem damit beschäftigt waren kostbare Jahrhunderte alte Zeugnisse islamischer Kultur zu zerstören, und ihr Terrorregime zu etablieren
Im Dezember 2012 stimmten die Vereinten Nationen einer Resolution zu, die den Weg zu einer militärischen Intervention frei machte.
– Zunächst die UN Mission Minusma,die einen ausgehandelten Friedenskompromiss durchsetzen, und die Bevölkerung vor dem Terrorismus schützen sollte.. Die Bundeswehr ist mit rund 1000 Soldaten und Soldatinnen dabei.Das Ziel wurde bestenfalls teilweise erreicht, wie die Zunahme der Terrorangriffe nur allzu deutlich belegt.
Immer wieder werden Basen auch der UN-Friedenstruppe von motorisierten islamistischen Milizen angegriffen. Die UN-Truppen wurden bereits kurz nach ihrem Eintreffen zum Ziel sunnitischer Extremisten. Die UN-Einheiten – auch die Bundeswehr – waren nicht auf einen Anti-Terror-Einsatz vorbereitet und erlitten durch ungeeignete Ausrüstung und unzureichende Eigensicherung Verluste durch Autobomben und Sprengfallen. 2015 stellte eine Expertenkommission der UN fest, dass Friedenstruppen nicht für Anti-Terror-Operationen geeignet seien.Die Blauhelm-Mission in Mali gilt als derzeit gefährlichster UN-Einsatz. Seit ihrem Beginn 2013 wurden mehr als 240 Blauhelme getötet. Frankreich verlor 70 Soldaten bei Einsätzen in Mali.
– Dann die Mission European Union Training Mission EUTM mit der Aufgabe, malische Soldaten auszubilden – an Holzgewehren – aus Angst vor islamistischen Elementen unter den Auszubildenden. Eine höchst undankbare Aufgabe in einem Land, wo die Korruption blüht, und die Armee schlecht bezahlt wird. Die Bundeswehr ist mit 600 Soldatinnen und Soldaten dabei.
Das Resultat: Ein Teil der auch mit Hilfe der Bundeswehr ausgebildten Soldaten lief zu den Islamisten über. Trotzdem: Die Beteiligung der Bundeswehr an der Mission EUTM wurde immer wieder vom Bundestag verlängert.
Mittlerweile hat auch die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) – wie zuvor auch schon Afghanistan – und die vergeblich versucht hatte, in Syrien und Irak ein sunnitisch- islamistisches Terror-Kalifat zu errichten, den Sahel – und insbesondere Mali – zu ihrem Operationsgeboiet erkoren. In der Region um Gao, also dort, wo der jüngste Bombenanschlag gegen die Bundeswehr stattfand, baut sie bereits eine Parallelregierung auf.
Das vorläufige Fazit:
Der Einsatz der UN ist nicht in der Lage, die Terroristen dauerhaft zurückzudrängen. Die Regierungssoldaten zeichnen sich durch Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung aus, und sind nicht in der Lage, die Bevölkerung vor den Terrorangriffen zu schützen. Die Ausbildungsmission EUTM ist daher ebenfalls bisher weitgehend erfolglos.So ist auch das Attentat auf den Bundeswehrkonvoi kaum eine Ueberraschung,
Welche Einkommensquellen haben die Terroristen?
Lukrative Einkommensquellen der Terroristen sind Drogentransporte, Migranten-“Service” und Entführungen
- Die Drogentransporte aus Südamerika benutzen Westafrika als Durchgangsstation
- Durch die Sahara führen die Migrationsrouten aus Ländern südlich der Sahara über Libyen nach Europa. Insbesondere der Niger spielt hier mittlerweile eine zentrale Rolle. Die Migrationsrouten werden von den Terror-Milizen kontrolliert und die Migranten abkassiert. Jeder neue Migrant, für den der Weg nach Libyen und anschliessende Ueberfahrt mehrere Tausend Euro kostet, zusammengekrazt von der Familie daheim und Verwandten, die bereits in westlichen Ländern leben, fördert damit – ungewollt – auch noch die Ausbreitung der Terrorismus.
- Kidnapping von ausländischen Minenarbeitern
Was tun?
Was müsste also getan werden, um dem Terrorismus dort effektiv zu begenen?
– Soziale Reformen
– effektive Bekämpfung der Korruption,
– die Rohstoffeinnahmen der Bevölkerung zukommen lassen,
– Ende der Diskriminierung der Tuareg.
– Die Armee professionalisieren, wozu auch das Ende der Gewalttaten gegen die Zivilbevölkerung, insbesondere die Tuareg, gehört.
– Die Schlepper- und Drogenrouten quer durch die Sahara nach Libyen schliessen
– Die Migranten, die dort stranden, in ihre Heimatländer zurückbringen
Davon wird entweder nichts, oder wenn, nur völlig unzureichend angepackt. Stattdessen ein Putsch nach dem anderen. Der UN- Einsatz – und auch die Ausbildungsmission – werden daher so enden, wie das Afghanistanabenteuer: Mit vielen Toten und ohne durchgreifende Erfolge in der Terrorismusbekämpfung.
onlinedienst - 29. Jun, 14:37 Article 1185x read