Das Gift der PET-Flaschen
Harald Haack – PET-Flaschen wurden Verbrauchern von der Industrie als gesundheitlich unbedenklich untergejubelt. Als Vorteile gelten immer noch die Bruchsicherheit und das leichte Gewicht. Doch ein Nachteil überwiegt gravierend, und was Skeptiker schon seit längerem ahnten, konnten Umweltgeochemiker von der Universität Heidelberg nun beweisen.
PET-Flasche: Giftiger als ihr Ruf
Normalerweise untersuchen sie Torf-, Eis- und Schneeproben, in denen sich Staub aus der Atmosphäre abgelagert hat. Dass sie nun den Beweis dafür liefern können, dass Antimon, das ähnlich giftig ist wie Arsen, aus dem Kunststoff Polyethylenterephthalat von PET-Flaschen an den flüssigen Inhalt abgegeben wird, ist mehr als ein beiläufiges Ergebnis. Bei ihren Messungen fanden sie Antimonspuren in Mineralwasser. Um ganz sicher zu gehen, füllten die Wissenschafter reines Wasser, von dem sie den Antomon-Wert kannten, in handelsübliche PET-Flaschen. Die natürliche Konzentration von Antimon in dem aus einer kanadischen Quelle beträgt 2 Nanogramm pro Liter; nach einem halben Jahr Lagerung in PET-Flaschen hatte sich die Konzentration um den Faktor 250 auf etwa 0,5 Mikrogramm Antimon pro Liter erhöht. Auch aus einer kommerziell genutzten Quelle in Deutschland entnahmen die Wissenschafter Proben. Dieses Wasser enthält natürlicherweise rund 4 Nanogramm Antimon pro Liter. Kauft man es aber im Supermarkt in PET- Flaschen, weist es fast die 100fache Menge auf, nach einer dreimonatigen Lagerung sogar die 200 fache. Untersucht wurden bislang noch keine PET-Flaschen, die Fruchtsäfte, Limonaden und andere säurehaltigen Getränke enthalten. Die Heidelberger Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass solche Getränke vermutlich noch mehr Antimon aus dem Polyethylenterephthalat herauslösen als Wasser. Und es ist so gesehen möglich, dass alkoholische Getränke wie Bier oder besonders Alcopops extrem ungeeignet sind für den Vertrieb in PET-Flaschen.
Bei der PET-Herstellung dient Antimontrioxid als Katalysator. Es wird dabei teilweise in den Kunststoff eingebunden. Pro Kilogramm PET enthalten einige hundert Milligramm Antimon. Der Kunststoff setzt das Gift nach und nach frei.
So dürfte der Wert, der von den Heidelberger Wissenschaftlern jetzt gemessen wurde, und der mit einem Mikrogramm pro Liter Wasser und dem Grenzwert der EU-Trinkwasserverordnung 5 Mikrogramm pro Liter lag, irrelevant sein und sollte nicht dazu dienen, die Gefahr herunter zu spielen. Besonders Verbraucher sollten nicht auf die Idee kommen und selbst hergestellte Limonaden in PET-Flaschen aufbewahren, schon gar nicht über längere Zeit darin lagern.
sfux - 10. Feb, 08:15 Article 8726x read