Syriana
Sonja Wenger - Syriana» bedeutet im Fachjargon der amerikanischen Politik ein fiktives Staatsgebilde im Nahen Osten, welches nach westlichen Vorstellung geformt und kontrolliert werden kann. Basierend auf diesem Gedanken ist der Film «Syriana» eine lockeres Geflecht von über acht Handlungssträngen, die aber genau so passieren könnten oder vielleicht in diesem Moment gerade zu Realität werden.

Politischer Film der unter die Haut geht
Regisseur/Drehbuchautor Steven Gaghan («Traf. c»), hat zusammen mit dem Produzenten Steven Soderbergh («Erin Brockovich») und dem Schauspieler/Produzenten George Clooney («Ocean’s Eleven», «Three Kings») einen politischen Film geschaffen, der unter die Haut geht. Basierend auf dem Buch des ehemaligen Geheimdienstlers Robert Baer «Der Niedergang der CIA» geht es um die Verstrickungen der US-amerikanischen Öl-Interessen im Nahen Osten. Clooney ging es jedoch nicht in erster Linie darum, einen politischen Film zu machen, sondern um die Debatte darüber: «Filme können bestenfalls Diskussionen anregen.» Und der Regisseur fügt hinzu: «Die grösste Sucht, unter der wir heute in den USA leiden, ist die Abhängigkeit von billigem Öl aus dem Ausland.»
Diese Abhängigkeit wird aufgezeigt durch die Vernetzung der Geschichten um den Zusammenschluss zweier US-Ölkonzerne, dessen Kontrolle durch das amerikanische Justizministerium, einer Anwaltskanzlei und einem arabisches Emirat. Dessen Königshaus wird aufgerieben zwischen den Interessenskonflikten um den Ausverkauf seiner Ressourcen.
Der Bogen zieht sich weiter über einen Wirtschaftsberater, einen desillusionierten Agenten der CIA, der Hisbollah in Beirut bis hin zu den pakistanischen Gastarbeitern im Emirat, welche am untersten Ende der Nahrungskette die Konsequenzen der politischen Entscheidungen zu tragen haben. Hinter jedem dieser Handlungsstränge steht ein Mensch mit seinem Alltag, seinen Bedürfnissen, seiner Familie und genau dieser Erzählstil bringt den Film dem Publikum so nahe, macht ihn nachvollziehbar.

«Syriana» ist keine leichte Kost und die Hoffnungsträger gewinnen nicht.
Aber auch die Details in Ausstattung und Kostümen, der Dreh zum Teil an Originalschauplätzen, die Konsistenz der Sprachen (Clooney als Farsi sprechender Agent ist absolut glaubwürdig) tragen zur Authentizität des Films bei. Zudem ist es eine Ensemblestück für grosse Schauspieler und Schauspielerinnen, der Film ist bis zu den kleinsten Nebenrollen treffend besetzt. Neben George Clooney sieht man unter anderen Chris Cooper («Adaption»), Jeffrey Wright (Titelrolle in «Basquiat»), Christopher Plummer («The Insider»), Matt Damon («The Bourne Identiy»), Alexander Siddig («Star Trek: Deep Space Nine»), Amanda Peet («Something’s Gotta Give»), William Hurt («Broadcast News») und in seinem Kinodebüt Mazhar Munir («Doctors» auf BBC) als ein junger pakistanischer Gastarbeiter.
Es ist diese Geschichte eines jungen Pakistani, die alles miteinander verbindet und einen besonderen Nachklang hat. Beinahe zum ersten Mal kann man mitverfolgen, wie «ein Mensch von den Fundamentalisten vereinnahmt und mit dem Terror in Berührung kommen kann.» Die unheilvolle Spirale aus Armut, Diskriminierung und Hoffnungslosigkeit soll «keine Entschuldigung sein, aber Schubladendenken funktioniert hier eben nicht mehr.»
Eine weitere Schlüsselszene des Films handelt von der Korruption. Sie sei «die Einmischung des Staates in die Selbstregulierung des Marktes durch gesetzliche Bestimmungen.” Und weiter: «Gesetze gegen die Korruption sind doch nur dazu da, um sie florieren zu lassen. Korruption schütz uns, sie hält uns warm. Korruption bedeutet, dass wir am Ende immer gewinnen.» «Syriana» ist keine leichte Kost und die Hoffnungsträger gewinnen nicht. Doch der Film dämonisiert, pauschalisiert oder urteilt nicht, denn keine der dargestellten Personen sind nur Opfer oder Täter. Allerdings gibt er auch keine Antworten auf die brennenden Fragen, und vor allem keine «netten kleinen Lektionen fürs Leben ». Keine Rede also von der vielbesungenen Ignoranz der USA, sondern vielmehr ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Realitäten.
Es ist wohltuend intelligentes Kino, kurzweilig und topaktuell. Es gehört zu jener Sorte Geschichten, die man sich wünscht, wenn man wieder einmal an der Komplexität der Welt, ihren unüberschaubaren Verknüpfungen oder an einer Überdosis CNN zu scheitern droht.
Diese Filmkritik erschien Berner ensuite kulturmagazin.

Politischer Film der unter die Haut geht
Regisseur/Drehbuchautor Steven Gaghan («Traf. c»), hat zusammen mit dem Produzenten Steven Soderbergh («Erin Brockovich») und dem Schauspieler/Produzenten George Clooney («Ocean’s Eleven», «Three Kings») einen politischen Film geschaffen, der unter die Haut geht. Basierend auf dem Buch des ehemaligen Geheimdienstlers Robert Baer «Der Niedergang der CIA» geht es um die Verstrickungen der US-amerikanischen Öl-Interessen im Nahen Osten. Clooney ging es jedoch nicht in erster Linie darum, einen politischen Film zu machen, sondern um die Debatte darüber: «Filme können bestenfalls Diskussionen anregen.» Und der Regisseur fügt hinzu: «Die grösste Sucht, unter der wir heute in den USA leiden, ist die Abhängigkeit von billigem Öl aus dem Ausland.»
Diese Abhängigkeit wird aufgezeigt durch die Vernetzung der Geschichten um den Zusammenschluss zweier US-Ölkonzerne, dessen Kontrolle durch das amerikanische Justizministerium, einer Anwaltskanzlei und einem arabisches Emirat. Dessen Königshaus wird aufgerieben zwischen den Interessenskonflikten um den Ausverkauf seiner Ressourcen.
Der Bogen zieht sich weiter über einen Wirtschaftsberater, einen desillusionierten Agenten der CIA, der Hisbollah in Beirut bis hin zu den pakistanischen Gastarbeitern im Emirat, welche am untersten Ende der Nahrungskette die Konsequenzen der politischen Entscheidungen zu tragen haben. Hinter jedem dieser Handlungsstränge steht ein Mensch mit seinem Alltag, seinen Bedürfnissen, seiner Familie und genau dieser Erzählstil bringt den Film dem Publikum so nahe, macht ihn nachvollziehbar.

«Syriana» ist keine leichte Kost und die Hoffnungsträger gewinnen nicht.
Aber auch die Details in Ausstattung und Kostümen, der Dreh zum Teil an Originalschauplätzen, die Konsistenz der Sprachen (Clooney als Farsi sprechender Agent ist absolut glaubwürdig) tragen zur Authentizität des Films bei. Zudem ist es eine Ensemblestück für grosse Schauspieler und Schauspielerinnen, der Film ist bis zu den kleinsten Nebenrollen treffend besetzt. Neben George Clooney sieht man unter anderen Chris Cooper («Adaption»), Jeffrey Wright (Titelrolle in «Basquiat»), Christopher Plummer («The Insider»), Matt Damon («The Bourne Identiy»), Alexander Siddig («Star Trek: Deep Space Nine»), Amanda Peet («Something’s Gotta Give»), William Hurt («Broadcast News») und in seinem Kinodebüt Mazhar Munir («Doctors» auf BBC) als ein junger pakistanischer Gastarbeiter.
Es ist diese Geschichte eines jungen Pakistani, die alles miteinander verbindet und einen besonderen Nachklang hat. Beinahe zum ersten Mal kann man mitverfolgen, wie «ein Mensch von den Fundamentalisten vereinnahmt und mit dem Terror in Berührung kommen kann.» Die unheilvolle Spirale aus Armut, Diskriminierung und Hoffnungslosigkeit soll «keine Entschuldigung sein, aber Schubladendenken funktioniert hier eben nicht mehr.»
Eine weitere Schlüsselszene des Films handelt von der Korruption. Sie sei «die Einmischung des Staates in die Selbstregulierung des Marktes durch gesetzliche Bestimmungen.” Und weiter: «Gesetze gegen die Korruption sind doch nur dazu da, um sie florieren zu lassen. Korruption schütz uns, sie hält uns warm. Korruption bedeutet, dass wir am Ende immer gewinnen.» «Syriana» ist keine leichte Kost und die Hoffnungsträger gewinnen nicht. Doch der Film dämonisiert, pauschalisiert oder urteilt nicht, denn keine der dargestellten Personen sind nur Opfer oder Täter. Allerdings gibt er auch keine Antworten auf die brennenden Fragen, und vor allem keine «netten kleinen Lektionen fürs Leben ». Keine Rede also von der vielbesungenen Ignoranz der USA, sondern vielmehr ein Spiegelbild der wirtschaftlichen Realitäten.
Es ist wohltuend intelligentes Kino, kurzweilig und topaktuell. Es gehört zu jener Sorte Geschichten, die man sich wünscht, wenn man wieder einmal an der Komplexität der Welt, ihren unüberschaubaren Verknüpfungen oder an einer Überdosis CNN zu scheitern droht.

sfux - 6. Mär, 08:45 Article 2873x read