Rio de Janeiro: Wird wirklich Militär gegen die Drogenmafia eingesetzt?
Karl Weiss, Rio de Janeiro - Eine Agentur-Meldung ging am 7.März. um die Welt: In Brasilien wird Militär gegen die Drogenmafia eingesetzt. Auf richterliche Anordnung hin seien acht der größten Favelas von Rio de Janeiro vom Militär abgeriegelt und durchsucht worden. Wenn man beim täglichen Weg zur Arbeit an zwei dieser Favelas vorbei kommt, kann man tatsächlich feststellen:. Es stehen dort an einigen der Favela Eingängen Mannschaftstransporter des Heeres und eine Anzahl von Soldaten mit Sturmgewehren. In Wirklichkeit sind die Meldungen aber pure Desinformation.
Was war geschehen? Letzte Woche wurde eine Kaserne in Rio de Janeiro von einem Trupp von Gangstern überfallen. Sie drangen dort ein und stahlen 10 Gewehren und eine Pistole sowie Munition. In der Kaserne wurden sie nicht aufgehalten. Der Verlust wurde überhaupt erst bemerkt, als sie schon geflohen waren mit der Beute.
Diese Geschichte ist höchst verdächtig. Auch in Brasilien werden Kasernen von bewaffneten Soldaten bewacht. Es gibt normalerweise keine Möglichkeit, dort mit Gewalt einzudringen, ohne sich einen Schusswechsel auszusetzen. Es kann also getrost davon ausgegangen werden, dass die Räuber Komplizen in der Kaserne hatten, wahrscheinlich waren einige Soldaten bestochen. Auch die extrem geringe Beute fällt auf. Normalerweise bewegen die kriminellen Mafiaorganisationen Brasiliens wegen lächerlicher zehn Gewehre nicht einmal den kleinen Finger. Sie haben Hunderte und Tausende davon.
Zur Klärung der Sache hätte man dort in der Kaserne suchen müssen. Das tat man aber nicht. Stattdessen wurde angeordnet, dass alle großen Favelas von Rio de Janeiro von Soldaten durchsucht werden sollten, um die Waffen zu finden, nachdem man vorher den kriminellen Organisationen der Favelas zwei Tage Zeit gelassen hatte, um die Waffen und sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Außer kleinen Helfern der Mafia-Organisationen wird man also in den Favelas nichts mehr antreffen. So werden die Durchsuchungsaktionen zu reiner Schikane der Bevölkerung dort. Gleichzeitig will man vor den in diesem Jahr anstehenden Wahlen bei der Bevölkerung außerhalb der Favelas punkten, indem man scheinbar gegen die Mafia-Drogen-Banden vorgeht. In Wirklichkeit sind die staatlichen Autoritäten und die Politik selbst mit diesen Drogenorganisationen verbändelt - und sei es nur, dass sie regelmäßig Geld von dort bekommen, um entsprechende Razzias immer rechtzeitig anzukündigen.
Das Ergebnis der Durchsuchungsaktion ist einmal mehr ein Desaster. Man hat nicht nur die gestohlenen wenigen Waffen nicht gefunden, man hat auch die weit größere Zahl von Waffen, die dort vorher schon gehortet waren, darunter Raketenwerfer, nicht gefunden (weil ja rechtzeitig gewarnt worden war). Aber ein Fünfzehnjähriger wurde von der Polizei erschossen, willkürlich, wie Augenzeugen angeben. Die Polizeiversion ist: Man habe auf die Soldaten geschossen und sie hätten das Feuer erwidert. Dabei sei der Junge getroffen worden. Die Bewohner der Favelas klagen, dass selbst kleine Kinder hochnotpeinlich durchsucht wurden.
Vor der Bevölkerung, die nicht in diesen Favelas wohnt, hat man den starken Mann gezeigt. Irgendetwas erreicht wurde nicht. Die dortigen Bewohner wurden zum x-ten Mal bestraft, anstatt der wirklichen Täter, die man schützt. Es bleibt dabei, dass in Brasilien eine Doppelherrschaft zwischen einerseits dem staatlichen Apparat herrscht, der wesentliche Teile Brasiliens in der Hand hat und andererseits einer Anzahl von Favelas in großen Städten, wo längst die Gesetze der Drogenmafia gelten und Polizisten sich nicht sehen lassen dürfen. (außer zum Abholen ihrer Bestechungsgelder und um Warnungen weiterzugeben).
Inzwischen kontrolliert das Heer auch Fahrzeuge an allen großen Ein- und Ausgangsstraßen Rios, angeblich weil man annimmt, dass die gestohlenen Waffen aus Rio herausgeschafft werden könnten. Nun, auch das wird ausgehen wie das Hornberger Schießen. Die gewarnten Kriminellen haben natürlich nicht nur diese Waffen, sondern auch die bisherigen und sich selbst vorsorglich längst aus der Stadt gebracht, bevor das Militär kam.
Es wäre vielleicht wirklich ein Schritt gegen die Drogenbanden, die jene Favelas terrorisieren, wenn das Militär auf Dauer dort bleiben würde. So könnte vielleicht weitgehend die Rückkehr der Anführer mit Tross und Waffen verhindert werden. Aber jeder Kenner brasilianischer Verhältnisse wettet darauf, dass das Militär bald wieder abzieht und sich die kriminellen Drogenbanden einen Ast lachen, noch viel mehr ihre Hintermänner in der brasilianischen Oligarchie.
Was war geschehen? Letzte Woche wurde eine Kaserne in Rio de Janeiro von einem Trupp von Gangstern überfallen. Sie drangen dort ein und stahlen 10 Gewehren und eine Pistole sowie Munition. In der Kaserne wurden sie nicht aufgehalten. Der Verlust wurde überhaupt erst bemerkt, als sie schon geflohen waren mit der Beute.
Diese Geschichte ist höchst verdächtig. Auch in Brasilien werden Kasernen von bewaffneten Soldaten bewacht. Es gibt normalerweise keine Möglichkeit, dort mit Gewalt einzudringen, ohne sich einen Schusswechsel auszusetzen. Es kann also getrost davon ausgegangen werden, dass die Räuber Komplizen in der Kaserne hatten, wahrscheinlich waren einige Soldaten bestochen. Auch die extrem geringe Beute fällt auf. Normalerweise bewegen die kriminellen Mafiaorganisationen Brasiliens wegen lächerlicher zehn Gewehre nicht einmal den kleinen Finger. Sie haben Hunderte und Tausende davon.
Zur Klärung der Sache hätte man dort in der Kaserne suchen müssen. Das tat man aber nicht. Stattdessen wurde angeordnet, dass alle großen Favelas von Rio de Janeiro von Soldaten durchsucht werden sollten, um die Waffen zu finden, nachdem man vorher den kriminellen Organisationen der Favelas zwei Tage Zeit gelassen hatte, um die Waffen und sich selbst in Sicherheit zu bringen.
Außer kleinen Helfern der Mafia-Organisationen wird man also in den Favelas nichts mehr antreffen. So werden die Durchsuchungsaktionen zu reiner Schikane der Bevölkerung dort. Gleichzeitig will man vor den in diesem Jahr anstehenden Wahlen bei der Bevölkerung außerhalb der Favelas punkten, indem man scheinbar gegen die Mafia-Drogen-Banden vorgeht. In Wirklichkeit sind die staatlichen Autoritäten und die Politik selbst mit diesen Drogenorganisationen verbändelt - und sei es nur, dass sie regelmäßig Geld von dort bekommen, um entsprechende Razzias immer rechtzeitig anzukündigen.
Das Ergebnis der Durchsuchungsaktion ist einmal mehr ein Desaster. Man hat nicht nur die gestohlenen wenigen Waffen nicht gefunden, man hat auch die weit größere Zahl von Waffen, die dort vorher schon gehortet waren, darunter Raketenwerfer, nicht gefunden (weil ja rechtzeitig gewarnt worden war). Aber ein Fünfzehnjähriger wurde von der Polizei erschossen, willkürlich, wie Augenzeugen angeben. Die Polizeiversion ist: Man habe auf die Soldaten geschossen und sie hätten das Feuer erwidert. Dabei sei der Junge getroffen worden. Die Bewohner der Favelas klagen, dass selbst kleine Kinder hochnotpeinlich durchsucht wurden.
Vor der Bevölkerung, die nicht in diesen Favelas wohnt, hat man den starken Mann gezeigt. Irgendetwas erreicht wurde nicht. Die dortigen Bewohner wurden zum x-ten Mal bestraft, anstatt der wirklichen Täter, die man schützt. Es bleibt dabei, dass in Brasilien eine Doppelherrschaft zwischen einerseits dem staatlichen Apparat herrscht, der wesentliche Teile Brasiliens in der Hand hat und andererseits einer Anzahl von Favelas in großen Städten, wo längst die Gesetze der Drogenmafia gelten und Polizisten sich nicht sehen lassen dürfen. (außer zum Abholen ihrer Bestechungsgelder und um Warnungen weiterzugeben).
Inzwischen kontrolliert das Heer auch Fahrzeuge an allen großen Ein- und Ausgangsstraßen Rios, angeblich weil man annimmt, dass die gestohlenen Waffen aus Rio herausgeschafft werden könnten. Nun, auch das wird ausgehen wie das Hornberger Schießen. Die gewarnten Kriminellen haben natürlich nicht nur diese Waffen, sondern auch die bisherigen und sich selbst vorsorglich längst aus der Stadt gebracht, bevor das Militär kam.
Es wäre vielleicht wirklich ein Schritt gegen die Drogenbanden, die jene Favelas terrorisieren, wenn das Militär auf Dauer dort bleiben würde. So könnte vielleicht weitgehend die Rückkehr der Anführer mit Tross und Waffen verhindert werden. Aber jeder Kenner brasilianischer Verhältnisse wettet darauf, dass das Militär bald wieder abzieht und sich die kriminellen Drogenbanden einen Ast lachen, noch viel mehr ihre Hintermänner in der brasilianischen Oligarchie.
sfux - 13. Mär, 08:35 Article 2256x read