Rio: Bürgerkrieg in den Favelas
Karl Weiss, Rio de Janeiro - Am Montag, den 10. April frühmorgens wurde man durch den Widerhall von Schußwechseln geweckt, wenn man, wie der Autor, in der Nordzone der Stadt Rio wohnt, in der Nähe des Maracanã-Stadions. Eine der Favelas dort wurde durch die kriminelle Mafia-Organisation der Nachbarfavela überfallen, weil man die lukrativen Verkaufspunkte für Drogen in jener Favela erobern wollte.
Die Favelas werden seit neuestem ‘comunidades’ (Communities) genannt. Das Rezept, das Politiker der cleveren Sorte (Typ Schröder) immer wieder anwenden: Wenn man schon die Wirklichkeit nicht verändern will, verändert man stattdessen den Namen. So wurden aus den Fremdarbeitern die „Gastarbeiter" und aus Bombenkriegsopfern „Lateralschäden", na und so macht man aus Favelas eben „Communities".
Tod durch die Mafia
In der „Community" Morro de São Carlos (der Hügel Karls des Großen) war vor einer Woche der Anführer der dort herrschenden Unterabteilung einer der Mafia-Drogenbanden, Aritana, ermordet worden. Nun versucht die Unterabteilung einer anderen Bande, die den benachbarten Hügel Morro da Mineira (Hügel der Frau aus Minas) terrorisiert, diesen Hügel im Sturmlauf zu erobern, während die dort sitzende Terrorbande ihn verteidigt. Man konnte deutlich die Bewaffnung unterscheiden. Zum Teil werden Maschinenpistolen verwendet, die zwar einen Feuerschutz bieten, aber kaum zum gezielten Treffen in Entfernung zu gebrauchen sind. Dazwischen hört man immer wieder Gewehrschüsse, wenn gezielt versucht wird zu töten. Dagegen erscheinen die dumpfen Pistolenschüsse eher wie Platzpatronen.
Nachdem die Kämpfe über Stunden andauerten und die Polizei abwartete, wer gewinnen würde, war der Krieg gegen 10 Uhr morgens beendet und die Polizei besetzte den Hügel.
Es wird einmal mehr deutlich, daß es mitten in der Großstadt Rio (mit den angrenzenden Städten 10 Millionen Einwohner) „No-go"-Bereiche existieren, die allein von Drogenbanden beherrscht werden und in die sich die Polizei bestenfalls hineintraut wenn alles vorüber ist.
Wiederum wurden unbeteiligte Zivilisten verletzt und es gab eine noch nicht genau feststehende Zahl von Toten. Die Polizei ließ weder verlauten, ob die Toten Zivilisten oder Bandenmitglieder sind, noch, wer gewonnen hat. Naja, für die Polizeioberen sind alle Favelabewohner Bandenmitglieder. In Wirklichkeit terrorisiert eine kleine bis an die Zähne bewaffnete Clique diese Bewohner, die von der Polizei keinerlei Hilfe mehr empfangen, nur noch Kugeln.
Tief fliegende Kugeln
Am gleichen Tag hörte der Autor, was einem Bekannten von ihm letzte Woche passiert war. Er fuhr auf der „linha vermelha", einer der wichtigsten Stadtautobahnen, mit seinem Auto an der Favela „Complexo da maré" vorbei („Gezeiten-Komplex"), als plötzlich eine Kugel sein Auto traf. Zum Glück wurde nur eine hintere Seitenscheibe pulverisiert. Zehntelsekunden vorher hätte es ihn getroffen. Man weiß nicht, ob es einfach eine verirrte Kugel war oder ob sich jemand ein Vergnügen daraus machte, aus der Ferne auf vorbeifahrende Autos zu schießen.
Das sind die Zustände, wie sie sich auch in den noch immer naserümpfenden Metropolen der Industriestaaten entwickeln werden, wenn es uns nicht gelingt, den Kapitalismus zum Teufel zu schicken. In Deutschland z.B. ist fast jegliche Verfolgung der organisierten Kriminalität bereits eingestellt worden. Im Frankfurter Bahnhofsviertel z.B., aber auch an manch anderen Orten, beginnen sich schon langsam die ersten Anzeichen solcher Strukturen herauszubilden. Die kapitalistische Barbarei winkt aus dem Süden!
Die Favelas werden seit neuestem ‘comunidades’ (Communities) genannt. Das Rezept, das Politiker der cleveren Sorte (Typ Schröder) immer wieder anwenden: Wenn man schon die Wirklichkeit nicht verändern will, verändert man stattdessen den Namen. So wurden aus den Fremdarbeitern die „Gastarbeiter" und aus Bombenkriegsopfern „Lateralschäden", na und so macht man aus Favelas eben „Communities".
Tod durch die Mafia
In der „Community" Morro de São Carlos (der Hügel Karls des Großen) war vor einer Woche der Anführer der dort herrschenden Unterabteilung einer der Mafia-Drogenbanden, Aritana, ermordet worden. Nun versucht die Unterabteilung einer anderen Bande, die den benachbarten Hügel Morro da Mineira (Hügel der Frau aus Minas) terrorisiert, diesen Hügel im Sturmlauf zu erobern, während die dort sitzende Terrorbande ihn verteidigt. Man konnte deutlich die Bewaffnung unterscheiden. Zum Teil werden Maschinenpistolen verwendet, die zwar einen Feuerschutz bieten, aber kaum zum gezielten Treffen in Entfernung zu gebrauchen sind. Dazwischen hört man immer wieder Gewehrschüsse, wenn gezielt versucht wird zu töten. Dagegen erscheinen die dumpfen Pistolenschüsse eher wie Platzpatronen.
Nachdem die Kämpfe über Stunden andauerten und die Polizei abwartete, wer gewinnen würde, war der Krieg gegen 10 Uhr morgens beendet und die Polizei besetzte den Hügel.
Es wird einmal mehr deutlich, daß es mitten in der Großstadt Rio (mit den angrenzenden Städten 10 Millionen Einwohner) „No-go"-Bereiche existieren, die allein von Drogenbanden beherrscht werden und in die sich die Polizei bestenfalls hineintraut wenn alles vorüber ist.
Wiederum wurden unbeteiligte Zivilisten verletzt und es gab eine noch nicht genau feststehende Zahl von Toten. Die Polizei ließ weder verlauten, ob die Toten Zivilisten oder Bandenmitglieder sind, noch, wer gewonnen hat. Naja, für die Polizeioberen sind alle Favelabewohner Bandenmitglieder. In Wirklichkeit terrorisiert eine kleine bis an die Zähne bewaffnete Clique diese Bewohner, die von der Polizei keinerlei Hilfe mehr empfangen, nur noch Kugeln.
Tief fliegende Kugeln
Am gleichen Tag hörte der Autor, was einem Bekannten von ihm letzte Woche passiert war. Er fuhr auf der „linha vermelha", einer der wichtigsten Stadtautobahnen, mit seinem Auto an der Favela „Complexo da maré" vorbei („Gezeiten-Komplex"), als plötzlich eine Kugel sein Auto traf. Zum Glück wurde nur eine hintere Seitenscheibe pulverisiert. Zehntelsekunden vorher hätte es ihn getroffen. Man weiß nicht, ob es einfach eine verirrte Kugel war oder ob sich jemand ein Vergnügen daraus machte, aus der Ferne auf vorbeifahrende Autos zu schießen.
Das sind die Zustände, wie sie sich auch in den noch immer naserümpfenden Metropolen der Industriestaaten entwickeln werden, wenn es uns nicht gelingt, den Kapitalismus zum Teufel zu schicken. In Deutschland z.B. ist fast jegliche Verfolgung der organisierten Kriminalität bereits eingestellt worden. Im Frankfurter Bahnhofsviertel z.B., aber auch an manch anderen Orten, beginnen sich schon langsam die ersten Anzeichen solcher Strukturen herauszubilden. Die kapitalistische Barbarei winkt aus dem Süden!
sfux - 18. Apr, 08:33 Article 2728x read