The da Vinci Code – ein Sakrileg?
Sonja Wenger - Der absolute Traum eines jeden Film-PR-Menschen ist eine öffentliche Kontroverse. Man nehme ein Buch, dass fünfzig Millionen Mal verkauft wurde, einen Autor, der gleichermassen erfolgreich wie medienwirksam einen Plagiatsprozess abgewehrt hat und eine kontroverse Geschichte um «die grösste Vertuschungsaktion der Historie». Wenn es sich noch dazu um das Thema Religion handelt, der Streit praktischerweise zwei Wochen vor Filmstart zeitgleich in allen Medien beginnt und die Gemüter der höchsten Autoritäten erhitzt, dann erhält man eine Publizität und ein Interesse, das nicht mit Gold aufzuwiegen ist. Dafür aber umso mehr Geld einbringt.
Weder gut noch schlecht
Obwohl bei der Premiere in Cannes haushoch durchgefallen und seither in den meisten Fällen mit lauwarmen Kritiken versehen, spielte der Film am ersten Wochenende ein Rekordergebnis ein. Was erstaunlich ist angesichts der Tatsache, dass garantiert kein Zuschauer und keine Zuschauerin sich den Film zweimal ansieht. Der Film ist weder gut noch schlecht. Er hat ein paar nette Bilder, Erwartungshaltung kann nur enttäuscht werden, wer es nicht gelesen hat, verbleibt ratlos über die Aufregung in den Medien.
Die Geschichte um Symbole, Rätsel und kirchliche Verschwörungen funktioniert bestens in einem Buch. Auf der grossen Leinwand wirkt sie langatmig. Der cineastische Einfall, geschichtliche Hintergründe zu verfilmen und sie mit der Erzählung visuell zu verweben, kann als löbliche Absicht der Auflockerung gedeutet werden, aber auch als der ultimative Killer der Phantasie.
Dass die Komplexität der «Schnitzeljagd» auf ächzende zweieinhalb Stunden zusammengestaucht wurde und das Ende aufgesetzt kitschig daherkommt macht es auch nicht besser. Hauptdarsteller Tom Hanks versuchte auf einer Pressekonferenz am Filmfestival in Cannes die Diskussion zu entkräften: «Es handelt sich nicht um einen Dokumentarfilm.» Der einzig «vernünftige» Kommentar kam aber von Ian McKellen, einem Schauspieler, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt: «Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus verheiratet war. Und wenn man bedenkt, welche Probleme die katholische Kirche mit Homosexuellen hat, wäre dies doch der beste Beweis dafür, dass Jesus nicht schwul war.»
Religiöse Themen zu verfilmen ist wohl immer wie ein Stich ins Wespennest. Man mag sich nur um den vergleichbarenHype bei dem Film «The Last Temptation of Christ» von Martin Scorssese aus dem Jahr 1988 erinnern, oder um Mel Gibsons Ver. lmung «The Passion of the Christ» von vor zwei Jahren. Auch damals schlugen die Wellen hoch, auch damals hat man sich im Nachhinein gefragt warum.
Welche Angst haben also die Menschen, die nun demonstrieren und sich landauf-landab in Talkshows und Spezialseminaren zu einigen versuchen, was sie denn über den Film, Opus Dei und vor allem über die Theorie denken sollen, dass Jesus Christus eventuell unter Umständen möglicherweise verheiratet gewesen sein könnte. Und weshalb beginnt die Diskussion erst jetzt hochzukochen, obwohl das Buch bereits seit Jahren auf dem Markt ist? Haben die Gegner und Gegnerinnen vielleicht Angst davor, dass es noch immer viele Menschen gibt, die das für bare Münze halten, was sie in bewegten Bildern sehen? Am besten formulierte es wohl die vatikanische Zeitung «L’Osservatore Romano» wenige Tage vor dem Start des Films in Italien: Die Kirche sei in eine «gigantische Marketing Strategie» hinein manövriert worden und die Filmadaption von Dan Browns Buch sei «Viel Lärm um Nichts».
Wie zu erwarten gab die Produktionsfirma Columbia Pictures bekannt, als nächstes Dan Browns Buch «Illuminati » (Angels and Demons) zu ver. lmen. Quasi das Prequel zu «Sakrileg». Mit der Option auf die gleiche Crew um Regisseur Ron Howard, Darsteller Hanks und die Drehbuchautorin Akiva Goldsmann. Die Geschichte handelt im Vatikan und beinhaltet, salopp formuliert, ein Dutzend ermordete Kardinäle und miese Machenschaften im Umfeld des Papstes. Man darf gespannt sein, mit welchen vergoldeten Engelszungen sich die Produzenten um eine Drehgenehmigung im Vatikan bemühen wollen. Schliesslich will das moderne, mündige Publikum heutzutage echte Bilder sehen. Halleluja.
Dieser Artikel erschien im ensuite Kulturmagazin
Weder gut noch schlecht
Obwohl bei der Premiere in Cannes haushoch durchgefallen und seither in den meisten Fällen mit lauwarmen Kritiken versehen, spielte der Film am ersten Wochenende ein Rekordergebnis ein. Was erstaunlich ist angesichts der Tatsache, dass garantiert kein Zuschauer und keine Zuschauerin sich den Film zweimal ansieht. Der Film ist weder gut noch schlecht. Er hat ein paar nette Bilder, Erwartungshaltung kann nur enttäuscht werden, wer es nicht gelesen hat, verbleibt ratlos über die Aufregung in den Medien.
Die Geschichte um Symbole, Rätsel und kirchliche Verschwörungen funktioniert bestens in einem Buch. Auf der grossen Leinwand wirkt sie langatmig. Der cineastische Einfall, geschichtliche Hintergründe zu verfilmen und sie mit der Erzählung visuell zu verweben, kann als löbliche Absicht der Auflockerung gedeutet werden, aber auch als der ultimative Killer der Phantasie.
Dass die Komplexität der «Schnitzeljagd» auf ächzende zweieinhalb Stunden zusammengestaucht wurde und das Ende aufgesetzt kitschig daherkommt macht es auch nicht besser. Hauptdarsteller Tom Hanks versuchte auf einer Pressekonferenz am Filmfestival in Cannes die Diskussion zu entkräften: «Es handelt sich nicht um einen Dokumentarfilm.» Der einzig «vernünftige» Kommentar kam aber von Ian McKellen, einem Schauspieler, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekennt: «Ich kann mir gut vorstellen, dass Jesus verheiratet war. Und wenn man bedenkt, welche Probleme die katholische Kirche mit Homosexuellen hat, wäre dies doch der beste Beweis dafür, dass Jesus nicht schwul war.»
Religiöse Themen zu verfilmen ist wohl immer wie ein Stich ins Wespennest. Man mag sich nur um den vergleichbarenHype bei dem Film «The Last Temptation of Christ» von Martin Scorssese aus dem Jahr 1988 erinnern, oder um Mel Gibsons Ver. lmung «The Passion of the Christ» von vor zwei Jahren. Auch damals schlugen die Wellen hoch, auch damals hat man sich im Nachhinein gefragt warum.
Welche Angst haben also die Menschen, die nun demonstrieren und sich landauf-landab in Talkshows und Spezialseminaren zu einigen versuchen, was sie denn über den Film, Opus Dei und vor allem über die Theorie denken sollen, dass Jesus Christus eventuell unter Umständen möglicherweise verheiratet gewesen sein könnte. Und weshalb beginnt die Diskussion erst jetzt hochzukochen, obwohl das Buch bereits seit Jahren auf dem Markt ist? Haben die Gegner und Gegnerinnen vielleicht Angst davor, dass es noch immer viele Menschen gibt, die das für bare Münze halten, was sie in bewegten Bildern sehen? Am besten formulierte es wohl die vatikanische Zeitung «L’Osservatore Romano» wenige Tage vor dem Start des Films in Italien: Die Kirche sei in eine «gigantische Marketing Strategie» hinein manövriert worden und die Filmadaption von Dan Browns Buch sei «Viel Lärm um Nichts».
Wie zu erwarten gab die Produktionsfirma Columbia Pictures bekannt, als nächstes Dan Browns Buch «Illuminati » (Angels and Demons) zu ver. lmen. Quasi das Prequel zu «Sakrileg». Mit der Option auf die gleiche Crew um Regisseur Ron Howard, Darsteller Hanks und die Drehbuchautorin Akiva Goldsmann. Die Geschichte handelt im Vatikan und beinhaltet, salopp formuliert, ein Dutzend ermordete Kardinäle und miese Machenschaften im Umfeld des Papstes. Man darf gespannt sein, mit welchen vergoldeten Engelszungen sich die Produzenten um eine Drehgenehmigung im Vatikan bemühen wollen. Schliesslich will das moderne, mündige Publikum heutzutage echte Bilder sehen. Halleluja.
Dieser Artikel erschien im ensuite Kulturmagazin
sfux - 6. Jun, 08:12 Article 2411x read