Abwerbung von afrikanischen Krankenschwestern
Dr. Alexander von Paleske - --- 7.7. 2006 --- Die Abwerbung von afrikanischen Krankenschwestern durch Agenturen nach England, Australien und Saudi-Arabien und die sich ergebenden Folgen für den lokalen Gesundheitsdienst.
Kürzlich erschien ein Trupp von Mitarbeitern einer Personalagentur namens MMA-Recruiting, aus dem britischen Ort Reading hier in Gaborone, um Krankenschwestern und -Pfleger nach Australien und England zu vermitteln. Diese Abwerbungstätigkeit ist das Resultat eines eklatanten Mangels an Krankenhauspersonal in den genannten Ländern.
Mangel an Pflegepersonal besteht praktisch in allen Ländern, die zur EU gehören. Der Grund liegt keineswegs in den unzureichenden Ausbildungsplätzen, sondern in den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung. Viele verlassen nach Abschluss der Ausbildung und kurzer Tätigkeit im Kankenhaus die Arbeitsstelle, um sich nach einer anderen Beschäftigung umzusehen. Anstatt die Arbeitsbedinguungen und Bezahlung attraktiver zu gestalten, wird stattdessen Pflegepersonal aus Ländern der Dritten Welt angeworben.
In diesem globalen Wettbewerb können Länder der Dritten Welt nicht mithalten. Gleichwohl wird gerade dort das lokal unter grossem finanziellem Aufwand ausgebildete Krankenhauspersonal am dringendsten gebraucht.
Stephen Bach vom King's College in London stellt in einem Bericht zutreffend fest, dass die Migration des Pflegepersonals eine Gefahr für das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern bedeutet.
Auch hier in Botswana.
Es besteht zur Zeit ein Mangel an Pflegepersonal der noch zunehmen wird, weil Botswana sich zum Ziel gesetzt hat, alle Patienten, die an HIV/AIDS erkrankt sind, kostenlos mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln.
Südafrika hat während der vergangenen zehn Jahre rund 4000 Krankenschwestern und Pfleger durch Migration verloren, die meisten gingen nach England, Australien und Saudi-Arabien.
Etwa 13000 ausländische Krankenschwestern und Pfleger sind in Grossbritannien registriert.
Ghana verlor 500 Krankenschwstern in Jahre 2000 schreibt Roxane Nelson in der britischen Medizinerzeitung "The Lancet" im Jahre 2004. Eine Krankenschwester verdient in Ghana umgerechnet 75 US Dollar pro Monat, in Botswana sind es umgerechnet 500 US Dollar, aber immer kein Vergleich zu den Gehältern, die in Europa geboten werden.
Ähnliches gilt für Ärzte.
Was tun? Die Gehälter lassen sich in Dritte Welt Ländern nicht steigern, so dass sie konkurrenzfähig werden mit Gehältern, die z.B in Europa gezahlt werden, allerdings lassen sich die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal in Europa attraktiver gestalten, sodass Abwerbungen unnötig werden. Und generell sollte die Abwerbung von Pflegepersonal und Ärzten aus Entwicklungsländern nicht zugelassen werden, jedenfalls dann nicht, wenn dort ein Mangel an Pflegepersonal und Ärzten besteht.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
Kürzlich erschien ein Trupp von Mitarbeitern einer Personalagentur namens MMA-Recruiting, aus dem britischen Ort Reading hier in Gaborone, um Krankenschwestern und -Pfleger nach Australien und England zu vermitteln. Diese Abwerbungstätigkeit ist das Resultat eines eklatanten Mangels an Krankenhauspersonal in den genannten Ländern.
Mangel an Pflegepersonal besteht praktisch in allen Ländern, die zur EU gehören. Der Grund liegt keineswegs in den unzureichenden Ausbildungsplätzen, sondern in den Arbeitsbedingungen und der Bezahlung. Viele verlassen nach Abschluss der Ausbildung und kurzer Tätigkeit im Kankenhaus die Arbeitsstelle, um sich nach einer anderen Beschäftigung umzusehen. Anstatt die Arbeitsbedinguungen und Bezahlung attraktiver zu gestalten, wird stattdessen Pflegepersonal aus Ländern der Dritten Welt angeworben.
In diesem globalen Wettbewerb können Länder der Dritten Welt nicht mithalten. Gleichwohl wird gerade dort das lokal unter grossem finanziellem Aufwand ausgebildete Krankenhauspersonal am dringendsten gebraucht.
Stephen Bach vom King's College in London stellt in einem Bericht zutreffend fest, dass die Migration des Pflegepersonals eine Gefahr für das Gesundheitswesen in Entwicklungsländern bedeutet.
Auch hier in Botswana.
Es besteht zur Zeit ein Mangel an Pflegepersonal der noch zunehmen wird, weil Botswana sich zum Ziel gesetzt hat, alle Patienten, die an HIV/AIDS erkrankt sind, kostenlos mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln.
Südafrika hat während der vergangenen zehn Jahre rund 4000 Krankenschwestern und Pfleger durch Migration verloren, die meisten gingen nach England, Australien und Saudi-Arabien.
Etwa 13000 ausländische Krankenschwestern und Pfleger sind in Grossbritannien registriert.
Ghana verlor 500 Krankenschwstern in Jahre 2000 schreibt Roxane Nelson in der britischen Medizinerzeitung "The Lancet" im Jahre 2004. Eine Krankenschwester verdient in Ghana umgerechnet 75 US Dollar pro Monat, in Botswana sind es umgerechnet 500 US Dollar, aber immer kein Vergleich zu den Gehältern, die in Europa geboten werden.
Ähnliches gilt für Ärzte.
Was tun? Die Gehälter lassen sich in Dritte Welt Ländern nicht steigern, so dass sie konkurrenzfähig werden mit Gehältern, die z.B in Europa gezahlt werden, allerdings lassen sich die Arbeitsbedingungen für das Pflegepersonal in Europa attraktiver gestalten, sodass Abwerbungen unnötig werden. Und generell sollte die Abwerbung von Pflegepersonal und Ärzten aus Entwicklungsländern nicht zugelassen werden, jedenfalls dann nicht, wenn dort ein Mangel an Pflegepersonal und Ärzten besteht.
Dr. Alexander von Paleske ist Arzt für Innere Medizin - Haematologie und Head des Department of Oncology am Princess Marina Hospital im afrikanischen Gabarone in Botswana. Herr Dr. von Paleske ist ehemaliger Rechtsanwalt beim Landgericht Frankfurt (M).
sfux - 7. Jul, 09:14 Article 4998x read
Med. Versorgung in Botsw. 2006
zunächst meinen Dank das Sie Zeit und Muße finden journalistisch aus dem uns fernen und unvertrauten Botswana zu berichten. Zum zweiten meine Anerkennung, das Sie an dem Krankenhaus Princess Marina Ihren schwierigen Dienst verrichten. Es gibt sicherlich private Krankenhäuser im südlichen Afrika, an denen es anders zu arbeiten wäre.
Bis zum Jahre 1999 durfte ich selber die Situation in Ramotswa, Mochudi und Gaborone vor Ort miterleben. Ich bin erstaunt und erfreut über solche Wandlungen in Personalfragen zu hören.
Früher warf man der Regierung Botswanas vor, Krankenschwestern aus Zimbabwe und Ärzte aus Kuba mit (im Vergleich zu dortigen) Spitzengehältern abzuwerben. Ausländische Fachärzte wurden zudem mit ausländischen Gehältern, mit Steuerbefreiungen und Wohnprivilegien geködert.
Da nun britische Firmen in Botswana ködern, muß es die Regierung endlich geschafft haben, eigene Krankenschwestern und Ärzte auszubilden und im Lande zu halten!
Zu meiner Zeit wollten die wenigen Stipendiaten aus Botswana nicht aus UK zurückkehren, wie hat es die Regierung endlich geschafft ihre fertig ausgebildeten Ärzte heim zu holen?
Liebe Grüße, ein Botswanafan